PANDORIUM – The Eye Of The Beholder

Band: Pandorium
Album: The Eye Of The Beholder
Spielzeit: 53:27 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Roll The Bones Records
Veröffentlichung: 23.02.2019
Homepage: www.pandoriumband.com

Aus der Reihe “Vorteile des Rezensentendaseins” heute: Man kann als Single am Valentinstag die neue PANDORIUM hören und kommt auf diese Weise trotz seines Beziehungsstatus‘ noch in den Genuss, ordentlich zu bangen. Nicht unbedingt in einem regelmäßigen Rhythmus, dafür aber ziemlich hart und über 50 Minuten, mit atemberaubendem Fingereinsatz.
Die Produktion des zweiten Albums der Truppe aus dem deutschen Minden ist erdig, etwas holzig aber mit dem Stil der Jungs absolut vereinbar. Besagter Stil ist eine einigermaßen spektakuläre Mischung aus aggressivem Thrash Metal mit progressiven Einflüssen und, eigenen Angaben zufolge, klassisch-orientalisch angehauchten Melodien. Die sind in den meisten Fällen innerhalb der Gitarren zu finden, besonders offensichtlich auf “Hyperbolical”, aber doch meistens eher im Hintergrund. Virtuosität, Komplexität und Brutalität stehen im Vordergrund, gewürzt mit einer angemessenen Prise Melodiösität, wobei auch harmonischere Parts gerne durch disharmonische Klänge durchbrochen werden.
“The Eye Of The Beholder” ist kein Wohlfühl-Album. Wer in seinen Songs Harmonie und klare 4/4tel-Takt-Strukturen benötigt, kann die Platte getrost vergessen. Bis auf das ruhige Drei-Minuten-Instrumental “The Essence Of Inner Freedom” und das mäßig inspirierte Standard-Intro gönnen PANDORIUM ihren Hörern keine Verschnaufpause, frickeln stattdessen innerhalb der einzelnen Songs außerordentlich fixe Gitarren- und Drumpassagen runter, arbeiten mit Tempo- und Taktwechseln und smart komponierten Gitarrenlines, von all denen an dieser Stelle die von “From Individual To Entirety” exemplarisch empfohlen seien (Der Song beinhaltet gegen Ende auch tatsächlich ’nen ruhigeren Part). Darauf kommt die Vocals von Sänger Fadil, der zwischen thrashigem Geshoute, ein wenig Gegrowle, seltenem Klargesang und bösem Erzählerknurren variiert und seine Sache dabei ziemlich gut macht.
Das ganze klug geschriebene Highspeed-Gedresche gipfelt im Drei-Track-Opus “The Tower”. Wer Freund von progressivem Metal, dabei jedoch melodieorientierter unterwegs ist, der mag wohl am ehesten mit “The Tower” einen Einstieg in “The Eye Of The Beholder” finden (Mehrdeutigkeit in Bezug auf den Eingangsgag der Rezension durchaus nicht unbeabsichtigt), aber generell ist die Scheibe wohl eher denen zu empfehlen, für die Keyboards im Metal mit Vorsicht einzusetzen sind und Brutalität obligatorisch ist. Jene Hörer werden über die 53 Minuten Spieldauer sowohl von der kompositorischen Komplexität, als auch vom Können der Band beeindruckt sein. Erfreulicherweise kann man “The Eye Of The Beholder” wahlweise nebenbei beim erbarmungslosen Bügeln oder konzentriert mit Booklet in der Hand genießen. Der progressive Charakter der Platte ist zwar offensichtlich, fügt sich in die Songs jedoch sehr harmonisch ein und wirkt somit nicht als Fremdkörper, der unablässig die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Anspieltipps:
Die “The Tower”-Songs, “Cacophony Of Thoughts” und “From Individual To Entirety”

Fazit:
Obgleich ich eigentlich eher in melodiöseren Gefilden unterwegs und bei Thrash Metal sehr wählerisch bin, kann ich “The Eye Of The Beholder” mehr als nur einen Achtungsapplaus abgewinnen. PANDORIUM haben mit dem Ding ein unbarmherziges wie ausgeklügeltes Album vorgelegt, das wohl noch einige Male meinen CD-Player von innen sehen wird – wenn die Bahn Verspätung hatte, Bitburger ausverkauft war oder der Besuch bei Freunden mal wieder darauf hinauslief, den Hardstyle-Remix der Schokoladenverkäuferfolge von Spongebob in Dauerschleife anzumachen. „The Eye Of The Beholder” ist ein äußerst gelungener Schlag ins Gesicht, nach dem man ganz im Sinne der Bergpredigt gerne gewillt ist, die andere Wange für Album Nr. 3 hinzuhalten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Single Cause Fallacy
02. Via Negativa
03. Maze Of Traits
04. From Individual To Entirety
05. Cacophony Of Thoughts
06. Contradictions
07. The Tower, Act 1: Hyperbolical
08. The Tower, Act 1: The Essence Of Inner Freedom
09. The Tower, Act 1: Infinite Mind

Jannis

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