PLEONEXIA – Break All Chains

Band : Pleonexia
Album : Break All Chains
Spielzeit : 46:53 min
Genre : Heavy Metal
Plattenfirma : Pure Underground Records
Veröffentlichung : 17.01.2014
Homepage : www.facebook.com/thepleonexia?

Die Turiner Heavy Metal Frischlinge PLEONEXIA nennen Ihren Stil keck „Philosophic Metal“ – oha! Da rudert selbst das Label zurück und platziert den Sound auf dem Debüt Album irgendwo zwischen klassischem (epischem) Heavy Metal und Hardrock. Da fallen natürlich spontan Manowar oder von mir aus auch Iron Maiden als Ideengeber ein. Dass die 10 Tracks des Sextetts mit einer enormen Kauz-Schlagseite (im Stile von Cirith Ungol oder Manilla Road) daherkommen, sollte allerdings ebenfalls vorangeschickt werden … das Label „Pure Underground Records“ passt wie die Faust aufs Auge.

In der Tat ist das, was uns auf „Break All Chains“ vorgesetzt wird, auf den ersten Blick so voller Widersprüche, Ungereimtheiten und, ja, diverser Schenkelklopfer, dass eine objektive Besprechung schwer fällt. Auf der einen Seite klingt das Ganze nämlich durchgehend nach Talentwettbewerb in der Schulaula (so gucken die Bengel auf den Promopics nebenbei bemerkt auch aus der Wäsche), auf der anderen Seite fällt es einfach verdammt schwer bei dem ein oder anderen Track ein breites Grinsen und/oder einen wippenden Nacken zu unterdrücken. Wie gesagt, die Grundvoraussetzung für das übliche, bestensfalls durchschnittliche Rumpel-Album sind da: die Produktion ist schwachbrüstig, die englischen Texte (sowie deren Aussprache) holprig, das Gitarrenriffing bemüht bereits 1000mal durchgekaute Stereotypen, die Leadgitarren flimmern oft gehörig neben dem Timing durch die Bude, die Drums knuppen schön gerade aber eben auch nur auf besserem Musikvereinniveau durch die Botanik und Sänger / Bandkopf Michele da Pina (der nebenbei noch Gitarre und Keyboards spielt) kann einem mit seiner quäkigen Stimme durchaus gehörig auf den Senkel gehen. Dennoch können Songs wie „Pleonexia”, “I Don’t Care” oder “All Dead To Me” zumindest kurzzeitig für Unterhaltung und, aufgrund der durchaus vorhandenen Eingängigkeit der Refrains, für Mitgröhlreflexe sorgen. Dem gegenüber steht ein  Stinker wie das völlig überflüssige „Freigeist“ oder das lachhafte „We Just Want More“. Wirklich internationales Niveau haben die Jungs beim besten Willen nicht, die Attitüde und die Richtung stimmen aber schonmal.

Besondere Erwähnung verdienen die Keyboards: ich habe selten solche unfassbar billigen, völlig aus der Zeit gefallenen Keyboardsounds gehört wie bei PLEONEXIA. Das ist eigentlich eine ruchlose Beleidigung eines jeden ernsthaften Knöpfchendrehers und Tastenstreichlers der was auf sich und seine Maschine hält und klingt wie die nächstbeste Bontempi-Orgel die unter einer dicken Staubschicht auf dem Dachboden gefunden wurde. Wenn in dem Track “ Iron Will“ das Hauptriff einsetzt (und ich will hier mal gar nicht näher darauf eingehen, dass dies einer der durchgeknalltesten, wirrsten Rip-Offs eines weltbekannten Multiplatin-Hits ist, den ich jemals gehört habe), dann bleibt kein Auge trocken. Von den in bester Mambo Kurt Tradition aufgefahrenen Fanfaren im abschließenden „We Just Want More“ mal ganz zu schweigen. Da fragt man sich schon, ist das denen ernst gemeint oder steckt da nicht doch kaltes Kalkül dahinter um den anvisierten Underground zu ködern? Im Endeffekt kann uns das aber auch geraderecht wurscht sein, denn was zählt ist, dass das Album (zumindest mir) teilweise trotz oder womöglich gerade wegen der Unzulänglichkeiten gefällt. Denn, so indiskutabel so manche Passage auch sein mag (hört euch mal den Gesang im Outro von „Everything You Said“ an, das nenn‘ ich mal mutig), die Musik erfüllt zumindest seinen Zweck als vergnügsame Unterhaltung.

Ob das allerdings reicht um als Band eine robuste Basis für die Zukunft zu legen wage ich mal dezent zu bezweifeln. Fans von kauzigem Underground Metal mit einer Prise frühem Iron Maiden Spirit und den hehren Ambitionen alter Manowar können aber mal ein Ohr riskieren.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Pleonexia
02. I Don’t Care
03. Iron Will
04. Everything You Said
05. All Dead To Me
06. Use Your Mind
07. Break All Chains
08. We’re Not The Same
09. Freigeist
10. We Just Want More

Mario

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