Band: Primal Fear
Album: Metal Commando
Spielzeit: 57:04 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 17.07.2020
Homepage: www.primalfear.de
Es gibt kaum eine Band, bei der man sich bei Ankunft der Promo so entspannt und völlig ohne Angst vor Mittelmaß auf ein eh geiles Album einrichten kann, wie PRIMAL FEAR, die man wohl niemandem mehr vorstellen muss und die unter anderem mit jüngst hier rezensiertem Magnus Karlsson und seit neustem auch mit Michael Ehré (GAMMA RAY, THE UNITY) an den Drums unterwegs ist. Jetzt das 13. Album da, “Metal Commando”, mit einer knappen Stunde Laufzeit und einem guten Cocktail aus allem, was man von den süddeutschen Herren gewohnt ist.
Das ist zuerst mal der absolut einwandfreie Sound, den sich Jacob Hansen auf den Lebenslauf schreiben darf. Da sind die starken Vocals von Ralf Scheepers, die um hervorragende Backing Vocals ergänzt wurden und da sind kaum Keyboards. Und dann ist da die klassische schöne Mischung aus Heavy Metal und Power Metal, dank der teils hohen Vocals immer mal wieder an PRIEST erinnernd. Aber eben lange nicht nur. “I Am Alive” demonstriert als Opener, dass Eier und Hirn immer noch an ihrem Platz sind, schön knackig und mit geilem, nicht unmodernen Chorus. “Along Came The Devil” ist langsamer und etwas truerer \m/ Metal \m/ und wird vom sehr cheesigen wie gelungenen Power-Metal-Track “Halo” edel kontrastiert. “Hear Me Calling” gestaltet sich etwas rockig-ruhiger aber durchgängig eindrücklich, während “The Lost & The Forgotten” klarstellt, dass man sowas wie eingängige Ohrwurmmelodien aber eigentlich auch nicht immer nötig hat. Straight, trocken, simpel wirkend aber mit was auf dem Kasten, und mit feinem melodischen Gitarrenmotiv. “My Name Is Fear” klingt nach angepissten Hamburgern (aber nicht nach denen auf dem Bürgersteig am Sonntag um vier Uhr morgens) und gibt stellenweise ordentlich Doublebase-Druck, und “I Will Be Gone” ist eine doch sehr gefühlvolle Ballade, die man PRIMAL FEAR gerne durchgehen lässt.
Das Schema zeichnet sich ab: Es gibt keins. Jeder Song überzeugt mit individuellem Charakter, auch wenn, wie so häufig bei solch vielseitigen Alben zwei, drei Tracks dann doch Individualität (nicht Qualität) etwas mehr missen lassen, da man den Stil eines Songs doch zwangsläufig irgendwann im Verlauf mal ein bisschen wiederholt.
Hab ich was vergessen? Jap, den Endtrack “Infinity”. Dieses Gitarrenmotiv, dieser Chorus – Freunde, was ein Volltreffer und locker einer meiner Favoriten-Tracks des Jahres. Gut, eigentlich ist er nicht 13 sondern zehn Minuten lang, auf die ein dreiminütiger Outrotrack-Anhang folgt, den man sich vielleicht hätte sparen können, weil der Hauptsong als finales Statement eine wahre Macht gewesen wäre, aber Herrgott. Ach ja, und wie bei einigen anderen Bands sind die Lyrics jetzt nicht der Knaller (Rise Infinity Forever, I’m walking through the night – wer kennt diesen Gedanken nicht?), fallen aber wesentlich weniger unangenehm auf als die so mancher Landsmetaller. Und der Kritikpunkt ist auch nur der Vollständigkeit halber drin, das machen die anderen Faktoren des Albums locker wett.
Fazit:
Wir Metaller sind ja ein düsteres Völkchen. Warum also nicht das Album mit der Unglückszahl 13 nehmen und zu einem absoluten Brett machen? Mir fiele kein Grund ein, PRIMAL FEAR offensichtlich auch nicht. Traditionell, jung geblieben und ohne Abnutzungserscheinungen. “Metal Commando” kann man seinen Radio-Freunden locker als Heavy-Metal-Crashkurs vorlegen, und seinen Metaller-Freunden als hochgradigen Leckerbissen!
Anspieltipps:
„Infinity“, „Halo“ und „I Am Alive“
WERTUNG:
Trackliste:
01. I Am Alive
02. Along Came The Devil
03. Halo
04. Hear Me Calling
05. The Lost & The Forgotten
06. My Name Is Fear
07. I Will Be Gone
08. Raise Your Fists
09. Howl Of The Banshee
10. Afterlife
11. Infinity
Poah. Ihr wisst, was ich meine, oder?
Jannis