QUEENSRYCHE – Queensryche

Band: Queensrÿche
Album: Queensrÿche
Spielzeit: 35:03 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 24.06.2013
Homepage: www.queensrycheofficial.com

QUEENSRŸCHE 2013, die Zweite.

Nachdem Geoff Tate mit seinem lauwarmen Schnellschuss „Frequency Unknown“ reichlich Schiffbruch erlitten hat, schicken sich seine ehemaligen Mitstreiter an dem Namen QUEENSRŸCHE ein wenig der alten Würde wiederzugeben, die in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben ist. Der Neue in der Bühnenmitte hört auf den Namen Todd La Torre und ist, nach einem kurzzeitigen Engagement bei Crimson Glory, seit Tate’s Rauswurf Mitte 2012 Mitglied der Seattle Institution. Die Eckdaten für das neue, selbstbetitelte Album sind auf den ersten Blick vielversprechend: für die Produktion wurde Jim Barton engagiert, der bereits die beiden Karrierehighlights „Operation: Mindcrime“ und „Empire“ soundtechnisch veredelt hatte, die Band ist zum großen Teil noch in der Originalbesetzung zusammen und bestens eingespielt und, last but not least, hat man sich peinliche, bzw. plakative Querverweise auf den streitbaren Ex-Fronter gespart. Natürlich kann man bei der vollmundigen Ankündigung, dass die neuen Songs wieder den alten Stil der Band aufgreifen sollen sowie der unüberhörbaren Tatsache, dass Sänger La Torre sich stark am Gesangsstil seines Vorgängers orientiert, die Befürchtung kriegen es mit einem (zum Scheitern verurteilten) Aufwärmen der alten Erfolge zu tun zu haben. Nostalgia-Act also? Nope. Jegliche Zweifel stellen sich bereits nach wenigen Durchläufen als völlig unbegründet heraus: während sich Tate und seine ständig wechselnden Sidekicks auf „Frequency Unknown“ müde durch eine Ansammlung von austauschbaren Songhülsen quälen, die rein gar nichts mit dem unverwechselbaren QUEENSRŸCHE-Sound zu tun haben, klingt die neue Scheibe der „echten“ QUEENSRŸCHE erfreulich homogen, hungrig, frisch und bietet einen gelungenen Mix aus (einigen wenigen) alten Elementen und dezent eingestreuten modernen Einflüssen. Egal wie man die aktuelle stilistische Ausrichtung auch einordnen will – es klingt, und das ist doch die einzig wirklich wichtige Nachricht, endlich wieder zu 100% nach QUEENSRŸCHE. 

Was sofort auffällt ist der unheimlich fulminante, edle Sound, der „Frequency Unknown“ im direkten Vergleich wie einen flachen Witz erklingen lässt. Allerdings ist das Album recht brachial gemastert, was nicht auf gänzlich ungeteilte Freude stoßen dürfte – mir ist‘s jedenfalls stellenweise etwas zu dick aufgetragen. Die wuchtigen Drums, der QR-typische Knurrbass und die fetten Gitarren legen ein breites Fundament auf dem sich La Torre völlig frei austoben kann. Und diese Gelegenheit packt der Neue konsequent beim Schopfe. Was La Torre vielleicht an Charisma oder Individualität in der Stimme (im Vergleich zu seinem Vorgänger) fehlt, macht er doppelt und dreifach durch sein wunderbares Gespür für hymnische Melodien wieder wett: der sperrige Opener „Where Dreams Go to Die“ transportiert neu gewonnene Spielfreude und ausufernde Melodiebögen, das entspannte „In This Light“ glänzt mit einem unweigerlich mitreißenden Refrain, das herrlich nach vorne knüppelnde „Vindication“ kombiniert Härte und Epik und zum Abschluss macht das melancholische „Open Road” noch mal klar, was die Band vor so langer Zeit von der Konkurrenz abgehoben hat: ein sofort wiedererkennbarer Sound und einzigartiges Songwriting. Eigentlich gibt es bei jedem Songs unzählige Details zu entdecken und kaum ist die Scheibe vorbei, möchte man schon wieder von vorne beginnen. 

Natürlich ist auch hier nicht alles eitel Sonnenschein: 2 kurze instrumental Tracks („X2“ und „Midnight Lullaby”) und 9 reguläre Songs heben das Material mal so gerade eben, bei einer Spielzeit von knappen 35 Minuten, auf Album-Niveau. Auch „Queensrÿche” hängt daher ein wenig der Hauch eines hastig zusammengeschraubten Kompromissalbums an und die Band macht auch keinen Hehl daraus, dass die Scheibe in einem sehr eng gesetzten Zeitrahmen fertig sein musste und der Aufnahmeprozess alles andere als entspannt war. Den Songs hört man dies allerdings zu keiner Sekunde an – unter den 9 abwechslungsreichen Kompositionen ist kein Stinker auszumachen. Wie bereits erwähnt ist das laute, heutzutage leider übliche Mastering Geschmacksache. Das ist aber, bei der erfreulich hohen Qualität der Songs und der spürbaren Spielfreude der Band, mehr als verschmerzbar. Es bleibt abzuwarten ob die Vinyl Ausgabe, die neben der CD und dem Digitalen Download erhältlich sein wird, hier etwas entspannter umgesetzt wurde.

Als Fazit kann ich nur sagen: Danke, QUEENSRŸCHE, für ein richtig starkes Album das ich endlich wieder mit Stolz und Freude neben die alten Klassiker ins Regal stellen kann! Meine (recht hohen) Erwartungen wurden nicht enttäuscht, auch wenn ich glaube, dass die aktuelle Besetzung beim nächsten Mal, mit etwas mehr Zeit fürs Feintuning, noch einen drauf setzen kann.

WERTUNG:





Trackliste:

01. X2 
02. Where Dreams Go to Die
03. Spore
04. In This Light
05. Redemption
06. Vindication
07. Midnight Lullaby 
08. A World Without
09. Don’t Look Back
10. Fallout
11. Open Road

Mario

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