Band: Rebellion
Album: We Are The People
Spielzeit: 54:11 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.facebook.com/rebellionmetal
Hier sitze ich nun einmal wieder vor der Rezension zu einem Album, das ich etwas schwächer finde als die meisten meiner Kollegen bei anderen Magazinen. Daher zu Anfang der Rat an alle Leser, die sich nach der Rezension nun denken “Ach, okay, dann geb ich mir die Platte vielleicht eher nicht”, ruhig mal noch eine zweite und dritte Meinung einzuholen, denn man will ja niemandem von einem Album abraten, dem andere Leute mit Ahnung begründet gute Bewertungen geben.
“We Are The People” ist klanglich das, was man als Teutonic Heavy Metal der Marke ACCEPT und GRAVE DIGGER kennt, mit oft äußerst rauen Vocals von Michael Seifert, die teils, gerade in so einigen Strophen, komplett unmelodisch ausfallen, aber auch bei Klargesangsstellen funktionieren und so in an sich melodischem Metal eben selten vorkommen; was ein positives Alleinstellungsmerkmal ist.
Die Gitarrenfraktion pendelt zwischen feiner trockener Riffarbeit und leider auch dem ein oder anderen uninspirierten Moment, gerade bei den Refrains wäre hier etwas mehr drin gewesen als die so oft auftauchenden, lang gehaltenen Powerchords.
Klangtechnisch geht “We Are The People” schon klar, leidet ein wenig unter einem etwas zu matschigen Bass und dem fehlenden finalen Bisschen Druck.
Kompositorisch hat “We Are The People” einige spannende Momente und einiges an Durchschnitt, der ein roh gehaltenes Album zu transportieren vermag, dabei aber nicht allzu viel Eindruck hinterlässt. Die spannenden Momente finden sich beispielsweise in einigen doch eher ungewöhnlichen Harmoniefolgen, wie beim Chorus zu “Risorgimento (Tear Down The Walls)”, in der Verschmelzung von Kriegssounddesign und Drums am Anfang von “Verdun” oder im vorsichtig optimistischen Songwriting des Titeltracks. Und ab und an ist halt auch mal ein kleiner Fehltritt dabei, wie der Einsatz der deutschen Nationalhymne als Chorus von “Vaterland”, der ja an sich in Kombination mit einem nationalismuskritischen Text eine echt gute Idee ist, aber im musikalischen Kontext des ruhigen Prechorus einfach seltsam und zu bemüht anmutet.
Ein Kritikpunkt muss noch, und der geht an die Lyrics. Wenn man sich Rassismus- und Nationalismuskritik als Thema für ein komplettes Album raussucht und über die Tracks hinweg quasi historisch betrachtet, bietet das verdammt viel Potenzial für tiefgehende, mitnehmende Lyrics. Die auf “We Are The People” beschränken sich jedoch leider auf das typische Metal-Vokabular und kommen selten darüber hinweg, Geschehnisse und Situationen über Doku-Niveau zu erzählen, mit Jahreszahlen, Orts- und Personennennungen und einigen dramatischen Catchphrases. Hier hätte es andere Herangehensweisen benötigt, vielleicht andere Erzählperspektiven und mehr Subtilität, die einem Song mit viel Textpotenzial wie “Shoa (It Could Have Been Me)” dienlicher gewesen wären als Lines wie “Were they possessed by some demon? Or was it just a human game?”.
Fazit:
Das war jetzt viel Kritik, daher sollte an dieser Stelle noch einmal gesagt werden, was “We Are The People” auch ist: ein klassisches Teutonic-Heavy-Metal-Album mit so manchen Melodien und Riffs, die erfreulich unausgelutscht sind, angenehm roh und unpoliert und ambitioniert, sich im Songwriting etwas abzusetzen und inhaltlich die Welt ein bisschen besser zu machen. Was es nicht ist: das, was es hätte sein können, wenn man soundtechnisch und kompositorisch an durchschnittlicheren Stellen etwas mehr Arbeit investiert und textlich mehr die ausgetretenen Pfade verlassen hätte.
Anspeltipps:
“Sweet Dreams”, “Gods Of War”, “Shoa (It Could Have Been Me)” und “We Are The People”
WERTUNG:
Trackliste:
01. Voices Of War
02. Risorgimento (Tear Down The Walls)
03. Liberté, Egailté, Fraternité
04. Sweet Dreams
05. Vaterland
06. Verdun
07. Ashes To Light
08. Gods Of War
09. Shoa (It Could Have Been Me)
10. World War II
11. All In Ruins
12. We Are The People
Jannis