Band: Rough Cutt
Album: Rough Cutt / Rough Cutt Wants You! (Re-Releases)
Spielzeit: 42:55 min / 37:41 min
Stilrichtung: Melodic Heavy Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records Records
Veröffentlichung: 11.05.2016
Homepage: www.rockcandyrecords.co.uk
Warum sich die 80er Bands immer wie bunt lackiete Pudel haben ablichten lassen, dann Jahre später aber immer alle unisono in die Interview-Mikrofone seufzen sie seien damals völlig missverstanden worden, hätten eigentlich gar nicht zu der Hair-Metal Szene gehört und seien überhaupt musikalisch ganz anders unterwegs gewesen als alle anderen Bands hat sich mir noch nie erschlossen. Auch ROUGH CUTT, das Baby von Ausnahmesänger Paul Shortino, passt perfekt in diese Schublade. Mit tatkräftiger Unterstützung hinter den Kulissen von niemand geringerem als dem grossen Dio tüteten die Jungs 2 sehr brauchbare Melodic Metal Scheiben ein, bevor Bandkopf Shortino das sinkende Schiff ohne Vorwarnung in Richtung Quiet Riot verliess und den Rest der Mannschaft in den Untergang schippern liess. Soviel zum Thema, 5 Freunde sollt ihr sein … So richtig in die Gänge kam ROUGH CUTT erst, als die Anfang der 80er von Shortino gegründete Band den Posten des zweiten Gitarristen (zuvor von Jake E. Lee ausgefüllt) mit dem Jungen Flitzefinger Amir Derakh besetzen konnten.
Rough Cutt (1984)
Für das Debüt Album konnte die Band keinen Geringeren als Tom Allom verpflichten, der zuvor bereits solche Juwlen wie Screaming for Vengeance von Judas Priest oder On Through the Night von Def Leopard veredelt hatte und zusammen mit dem Quitett das legendäre Studio The Record Plant in Beschlag nahm. Tja, damals gab es noch Budgets, grosse Studios, externe Produzenten und ein echtes Interesse der Labels an einem Qualitätsprodukt … wo sind die Zeiten hin? Als die Band einige Wochen später das selbstbetitelte Album dann frisch in den Händen hielt, war die Ernüchterung ob des etwas albernen Covers zwar durchaus berechtigt. Die Musik konnte sich aber sehen lassen und musste sich, zumindest damals gemessen an der Konkurrenz auch soundtechnisch, nicht verstecken. Zwischen den arg aufgeblähten Gitarrenwänden, fetten Drums und einer heftigen Dosis-80er-Hall schafften es Shortino & Co. mit „Take Her“, den beiden Cover Songs „Piece Of My Heart“ und „Never Gonna Die“ und „Kids Will Rock“ gute, mitreissende Rock-Kost zu servieren. Mit dem ungewöhnlichen „Black Widow“ sowie dem starken „Dreamin‘ Again“ waren sogar zwei Tracks vetreten, die die Band als ein wqenig mutiger zeigten. Auch das stand ROUGH CUTT gut zu Gesicht. Schon auf dem Erstling war aber klar erkennbar, dass Shortino das einzig wirklich schlagende Argument war, ohne den der Rest der Jungs wie jede weitere Kapelle des Strip geklungen hätten. Es kam wie es so oft kommen sollte: wenig Rotation bei MTV, keine Unterstzützung von Seiten des Labels, etc. – der erhoffte Erfolg der Band verpuffte ohne sich je wirklich zu manifestieren und ROUGH CUTT mussten Kollegen wie RATT, die nach Ihnen zu Plattendeals gekommen waren, enttäuscht nachsehen.
Rough Cutt Wants You! (1986)
Aber damals bekamen Bands ja noch eine zweite Chance. Und um dem Glück ein wenig mehr auf die Sprünge zu helfen wurde als Peoduzent Jack Douglas ins Boot geholt. Jener Jack Douglas der unter anderem Toys in the Attic oder Rocks von Aerosmith verantwortlich gezeichnet hatte. Ebenfalls keine schlechte Hausnummer der gute Mann. Was sich in einem gesetzteren, weniger plakativen und erdigeren Sound niederschlug. Wobei eine Bezeichnung wie „erdig“ hier nicht mit den staubtrockenen Poduktionen diverser Retro bands heutiger Tage zu verwechseln ist. „Rough Cut Wants You!“ klang, auch aufgrund der Tatsache dass die Band weniger ungestüm zu Werke ging und Douglas ein leitendes Händchen in Sachen Songwriting beisteuerte, im Vergleich zum Vorgänger deutlich reifer. Allerdings auch abgeklärter, was man dann auch wieder etwas bemängeln kann. Denn das jugendlich, forsche von „Rough Cutt“ sucht man auf „Rough Cut Wants You!“ vergeblich. Stattdessen gibt es solche Klischee-Hymnen wie „Rock The USA“ oder „We Like It Loud“ auf die Ohren. Alles fachmännisch profduziert, von Shortino ein ums andere mal mit Bravour vorgetragen und von der Band ohne Fehlk und Tadel eingespielt. Was dem Album an Charme fehlt wird durch ein gutes Mass an neu hinzugewonnener Routine (vor unter hiner dem Mischpult) wettgemacht. Wenn auch nich tganz so energisch und mitreissend wie das Debüt, so ist „Rough Cutt Wants You!“ dennoch ein starkes zweites Album, das in der gut sortierten Melodic Metal Sammlung seinen Platz verdient.
Beide Alben wurden wie bei Rock Candy Records gewohnt kompetent remastered und mit ausführlichen, informativen leinernotes bestückt. Von dem Zusatz auf der CD „Mastered in High Definition / Audiophile Recording“ sollte man sich allerdigs nicht zuviel erwarten. Beide Alben, allen voran das Debüt, wurden damals wenig zeitlos produziert und klingen mit 30 Jahren Abstand doch etwas aus der Zeit gefallen. Während das von Jack Douglas relativ trocken und gesetzter in Szene gesetzte „Rough Cut Wants You!“ noch relativ gut aus den Boxen quirlt, ist „Rough Cutt“ vor allem soundtechnisch etwas antquitiert. Aber das macht ja auch wieder einen Teil des Charmes der Platten aus dieser Zeit aus …
WERTUNG:
Trackliste:
Rough Cutt (1984)
01. Take Her
02. Piece Of My Heart
03. Never Gonna Die
04. Dreamin‘ Again
05. Cutt Your Heart Out
06. Black Widow
07. You Keep Breaking My Heart
08. Kids Will Rock
09. Dressed To Kill
10. She’s Too Hott
Rough Cutt Wants You! (1986)
01. Rock The USA
02. Bad Reputation
03. Don’t Settle For Less
04. Hot ‚N‘ Heavy
05. Take A Chance
06. We Like It Loud
07. Double Trouble
08. You Wanna Be A Star
09. Let ‚Em Talk
10. The Night Cries Out (For You)
Mario