Band: Schlagwerk
Album: Schlagwerk
Spielzeit: 40:51 min
Plattenfirma: Golden Core Records/ZYX
Veröffentlichung: 27.01.2012
Homepage: www.schlagwerk.cc
Neue Deutsche Härte (NDH) – für viele ein rotes Tuch. Und doch gibt es Kapellen, die nicht auf Teufel komm raus RAMMSTEIN kopieren und somit schon ihre Daseinsberechtigung haben. SCHLAGWERK aus Heilbronn sind so eine Band, die sich musikalisch zwischen viele Stühle setzt. Natürlich sind die Ausbruchsmöglichkeiten aus dem generellen NDH-Korsett begrenzt, aber unterm Strich sind SCHLAGWERK mit Abstand die experimentierfreudigste Combo, die ich seit langem gehört habe.
Ihr Image setzen sie perfekt in Szene, denn Der Prediger (v.), Das Kind (k.), Der Wächter (b.) und Der Vollstrecker (g.) haben neben ihren Pseudonymen auch eine düstere Geschichte um ihre Band gehüllt. So wie es sich für NDH eben gehört. Für die Drums war Randy Black (ANNIHILATOR, PRIMAL FEAR) zuständig, allerdings nur als Session-Musiker. Als fester Schlagzeuger ist mittlerweile Der Heiler dabei. Für ihr Debüt, das bereits zwischen 2009 und 2010 entstanden ist, haben sie keinen Geringeren als Tommy Newton als Produzenten gewinnen können – und es hat sich gelohnt, denn „Schlagwerk“ tönt hart, trotzig und doch atmosphärisch.
Mit „Kaltes Herz“ beginnt die Platte mit harten Stakkatto-Riffs, der Song erinnert in den Grundzügen an CREMATORY. Allerdings klingt die Stimme von Ralph Barthelmess hier etwas gepresst. „Kopf oder Zahl“ ist ein hartes, rohes Stück Metall mit typischem NDH-Text. „Tanz“ beginnt mit opernhaftem Intro und tendiert musikalisch wieder etwas in Richtung CREMATORY. „Wo bist Du?“ kann den Standard nicht halten – spricht mich gar nicht an. Das sehr melodische „Kinder der Sterne“ läuft da schon eher rein. Hier lichtet sich die tiefe Dunkelheit etwas, manchmal hört man etwas PIERROT raus – geiler Song. Generell ist die Nähe zu dieser Band, die ja später unter HAMMERSCHMITT firmierte, in den melodischen Passagen ziemlich present. „Nabel“ beginnt mit Keyboards, die die Anfänge in den 90gern reflektieren, denn auch Bands wie CLAWFINGER oder DIE KRUPPS gehören anscheinend zu den Einflüssen der Heilbronner. Abgerundet wird das alles von einer Prise WHITE ZOMBIE. Ihr seht, die Mischung ist ziemlich weit gestreut, das ist auch ein Pluspunkt dieser Platte. Aber manche Kompositionen („Gott“, „Angst st Macht“) kommen gar nicht aus den Pötten und langweilen einfach nur. Die Ballade „Schließ die Augen“ kann mit seiner balladesken Ausrichtung allerdings gefallen. Ein Highlight.
Kommen wir zum Fazit: auf „Schlagwerk“ wechseln sich Licht und Schatten ab, legen aber auch öfter das Talent des Fünfers frei. Auch wenn ich nicht unbedingt auf diese Musikrichtung stehe, gibt es für diesen gelungenen Stilmix gute 7 Punkte mit der Hoffnung, dass sich diverse Punkte wie die teilweise etwas drucklose Stimme oder der ein oder andere Füller in Zukunft noch verbessern lassen. Für Leute, die neben RAMMSTEIN gerne MEGAHERZ und Konsorten hören durchaus empfehlenswert.
WERTUNG:
Trackliste:
1.Kaltes Herz
2.Kopf oder Zahl
3.Tanz
4.Wo bist Du?
5.Kinder der Sterne
6.Sei was Du bist
7.Nabel
8.Schließ die Augen
9.Fleisch ist Sex
10.Angst ist Macht
11.Gott
Stefan