Band: Sebastien
Album: Act Of Creation
Spielzeit: 63:19 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 23.02.2018
Homepage: www.sebastienofficial.com
Irgendwie sieht SEBASTIEN auf den ersten Blick so aus, als sei es ein Soloprojekt eines leicht selbstverliebten Berufsmusikers mit Metal-Affinität namens Sebastien. Tatsächlich ist SEBASTIEN jedoch eine fünfköpfige Power-Metal-Band aus Tschechien – und eine der wenigen tschechischen Metalbands, die sich international einen gewissen Namen erarbeitet haben. Jetzt steht, versehen mit einem ziemlich edlen Coverartwork, das dritte unter dem jetzigen Bandnamen zusammengeschraubte Album, “Act Of Creation”, vor der Tür. Wie es sich für Bands wie SEBASTIEN gehört, ist die Produktion höchst professionell gelungen, absolut zeitgemäß, klar, knallend und ausgewogen. Dafür schonmal ein kleiner Finger nach oben.
Auf musikalischer Ebene machen SEBASTIEN das, was man wohl als New Wave of Power Metal bezeichnen könnte: Eingängige, manchmal poppige Melodien, leichte progressive Einflüsse, moderne Synthesizer, ein Mix aus beachtlicher Härte und weniger Hartem Geseiche und ein gewisser Hang dazu, das Ganze mit kleinen Club-Music-Einflüssen aufzupeppen. Wenn man auf sowas Bock hat, sollte man an “Act Of Creation” über mehr als eine Stunde Spieldauer seine Freude haben. Schon der Opener und Titeltrack gibt als einer der schnelleren Songs des Albums erstmal auf die 12, erinnert hinsichtlich des durchweg erfreulichen Gesangs und der Melodieführung partiell an KAMELOT und überzeugt durchweg mit tollen Melodien. Man hätte sich lediglich die tausendste Wiederholung des Refrains am Ende trotz seiner Grandiosität vielleicht sparen können, Egal, gelungener Einstieg, läuft.
“Wake Up” entpuppt sich als Midtempo-Stampfer mit deutlicher Hard-Rock-Attitüde im Stil von AXEL RUDI PELL und einer grausamen Aussprache des Wortes “Legacy” (Le Gässi), bevor es mit “Amy” etwas melancholischer (und am Ende des Songs extrem intensiv) wird. Refrain wieder Oberklasse.
Mit “Queen From The Stars” und “Hero” sind zwei belanglose Balladen am Start, die im 6/8-Takt, mit Akustikgitarren-Geschrammel, epischen Orchestralsynths und sehr großen, obgleich auch sehr nebensächlich dahinplätschernden Melodien daherkommen. Nichts gegen gute Balladen, aber bitte mit etwas mehr Substanz. Und weniger Flötensoli. Und nicht nochmal als Bonustrack auf tschechisch.
“Heal My Soul” und “Promises” sind beide eher ruhig gestaltete, etwas zurückhaltendere Power-Metal-Songs, beide mit leichtem Hang zum Kitsch, aber durchaus gelungen.
Wer sich nun sorgt, dass der Härte- und Partyfaktor auf “Act Of Creation” zu kurz kommen könnten: Ruhig bleiben, schließlich gibt es immer noch den großartig spaßigen Disco-Metal-Track “Winner”, eine Mischung aus Wodka-O und HELLOWEEN, das verhältnismäßig harte und im hervorragenden Refrain leicht SABATONische “Full Moon Child”, und das fette “Die In Me”.
Ja, die Balladen hätte man sich sparen können. Ja, ein bisschen mehr Härte hätte einigen der Strophen gut getan. Aber abgesehen davon ist “Act Of Creation” ein erstklassiges, modernes Power-Metal-Album geworden, das nicht, wie so viele andere Bands in diesem Untergenre, mangelnde Kreativität in Sachen Komposition hinter fetten Keyboards verstecken muss, sondern gute, durchgängig unterhaltende Komposition und fette Keyboards einfach kombiniert. Das Ganze gut gespielt, gut gesungen, gut produziert. So muss das!
Anspieltipps:
“Act Of Creation”, “Amy”, “Winner”, “Die In Me” und “Full Moon Child”
Fazit:
Man muss diese sehr perfektionistisch produzierte, manchmal zu Kitsch tendierende und mit Synths, die man eher in der nächsten Disco erwarten würde, angereicherte Art von Power Metal, schon mögen, um an SEBASTIEN Gefallen zu finden. Wenn man das tut, macht “Act Of Creation” jedenfalls einen Heidenspaß. Zeigefinger auch noch hoch!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Act Of Creation
02. No Destination
03. Wake Up
04. Amy
05. Evermore
06. My Empire
07. Queen From The Stars
08. Winner
09. Heal My Soul
10. Promises
11. Die In Me
12. Full Moon Child
13. Hero
14. V síti þtÏstí
Jannis