SOILWORK – The Living Infinite

Band: Soilwork
Album: The Living Infinite
Spielzeit: 84:32 min
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 01.03.2013
Homepage: www.soilwork.org

Wie begegnet man dem (erneuten) Weggang des Hauptsongschreibers (in diesem Fall Gründungsmitglied Peter Wichers) am besten? Genau, indem man nicht sofort eine neue Platte schreibt, sondern gleich derer zwei. SOILWORK’s neuestes Opus „The Living Infinite“ kommt als Doppeldecker daher und wurde, wie bereits der Vorgänger, von dem für seine exzellenten Arbeiten im Hartwurst-Sektor bekannten Jens Bogren soundtechnisch hervorragend in Szene gesetzt. Nach dem Erfolg seines Projekts „The Night Flight Orchestra“ aus dem vergangenen Jahr scheint der hyperaktive Björn “Speed” Strid ein dickes Pfund an Selbstbewusstsein zugelegt zu haben und präsentiert sich auf Album Nummer 9 seiner Stammformation in absoluter Bestform. Mit grosser Selbstverständlichkeit wandelt er zwischen brutalem Geshoute und kompetentem Gesang hin und her. Die TNFO Erfahrung scheint einen befreienden Einfluss gehabt zu haben. Für den ausgestiegenen Gitarristen Wichers wurde der ebenfalls bei TNFO engagierte David Andersson mit ins Mutterschiff übernommen, der auf dem neuen Album einige interessante Akzente setzen kann und neue Klangfarben einbringt.

20 Songs in knapp 85 Minuten – bereits die Eckdaten machen klar, dass hier keine Kompromisse eingegangen werden. Die auf „The Panic Broadcast“ aus dem Jahr 2010 dezent neu justierten Parameter sind beibehalten worden und während der Vorgänger noch etwas unausgegoren und ziellos durch die Botanik knüppelte, klingt das neue Machwerk wie aus einem Guss. Das liegt zum einen an der nun konsequenten Umsetzung des Bandsounds aber auch, und insbesondere, an der Mannschaftsleistung: was die Gitarren und der vollkommen wahnsinnige Drummer Dirk Verbeuren hier an Ihren Instrumenten anstellen ist nicht von dieser Welt. SOILWORK beweisen einmal mehr, dass Mathcore artiges Griffbrettgefrickel (à la Protest The Hero), rasende Blastbeat Attacken und tonnenschwere Riffs nicht automatisch ausgefeilte Songstrukturen, Breiwand-Melodien und Spannungsbögen ausschließen. Im Gegenteil, beinahe jeder Track ist mit einem gelungenen Chorus ausgestattet und geht sofort ins Ohr. Tracks wie das fast schon poppige „Tongue“, „This Momentary Bliss“, „Leech“, „Drowning With Silence“ oder „Antidotes In Passing“ verbinden gnadenlose Härte mit grandiosen Melodien. Der im Metalcore allgegenwärtigen Uniformität setzen SOILWORK immer wieder gekonnt unerwartete Arrangements und instrumentale Passagen entgegen. Ich möchte, auch nach dem xten Durchhören, eigentlich keinen einzigen Song missen. Einige Tracks sind zwar „nur“ durchschnittlich („The Living Infinite II“, „Parasite Blues“), richtig schwach ist aber tatsächlich Nichts an der Scheibe.

Wer mit der kommerzielleren Ausrichtung von „The Panic Broadcast“ bereits seine Probleme hatte, macht um „The Living Infinite“ am besten einen ganz weiten Bogen. Im Vergleich zum Vorgänger machen SOILWORK 2013 aber so ziemlich alles richtig, in erster Linie weil man sich bedingungslos zum eingeschlagenen Weg bekennt und so befreit loszocken kann. Eine absolut überzeugende Vorstellung.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Spectrum Of Eternity
02. Memories Confined
03. This Momentary Bliss
04. Tongue
05. The Living Infinite I
06. Let The First Wave Rise
07. Vesta
08. Realm Of The Wasted
09. The Windswept Mercy
10. Whispers And Lights
11. Entering Aeons
12. Long Live The Misanthrope
13. Drowning With Silence
14. Antidotes In Passing
15. Leech
16. The Living Infinite II
17. Loyal Shadow
18. Rise Above The Sentiment
19. Parasite Blues
20. Owls Predict Oracles Stand Guard

Mario

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