STEVEN WILSON – The Raven That Refused To Sing

Band: Steven Wilson
Album: The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)
Spielzeit: 54:03 min
Plattenfirma: Kscope
Veröffentlichung: 25.02.0213
Homepage: www.stevenwilsonhq.com

Ah, Steven Wilson, der Heilsbringer des mordernen Prog-Rock. Die Ikone aller verkopften Art-Rock Nerds. Ich muss zugeben, dass ich ein gespaltenes Verhältnis zum Werk des introvertierten Briten und dem maßlosen Hype um seine Person und Schaffen habe. Während mir einige der Porcupine Tree Alben außerordentlich gut gefallen, so tue ich mich doch mit einem Großteil seines Outputs schwer. Der Tiefpunkt war für mich mit den beiden letzten Alben erreicht, die Wilson zusammen mit Mikael Akerfeldt ausgeheckt hatte (Opeth’s Totalunfall „Heritage“ und das selbstbetitelte „Storm Corrosion“ Album). Too much, too little. WILSON’s letztes Solo Album (der Doppeldecker „Grace For Drowning“ aus dem Jahr 2011) konnte bei mir dann auch keine Begeisterungsstürme auslösen. Entsprechend skeptisch habe ich also den nunmehr dritten Solostreich in den Player geladen und siehe da – „The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)” hat mich gelinde gesagt vom Hocker gehauen. Auch wenn ich noch nen Stapel andere CDs auf Halde liegen habe die unbedingt gehört werden müssen … ich kann einfach nicht anders als „The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)“ immer wieder einzulegen.

WILSON macht hier endlich mal alles richtig und legt ein Album vor, das von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nimmt: die Spieldauer ist genau richtig bemessen und nicht zu ausufernd, der Chef hält sich selber dezent zurück, steuert zwar wie immer einen Großteil der Instrumente bei, lässt seiner fantastischen Band aber genügend Raum und Möglichkeiten Ihre Stärken auszuspielen und ist sich auch nicht zu schade den technischen Aspekt der Aufnahmen in externe Hände zu geben. Herausgekommen ist ein Album das herrlich entspannt und abgebrüht klingt. Auch wenn es sich um ein Solowerk handelt, so klingt das Resultat nach echter Band, was wohl nicht zuletzt an der Klasse der beteiligten Musiker liegt (das britische Gitarrenwunderkind Guthrie Govan steuert einige seiner wunderbar fließenden Linien bei) und dem Umstand, dass so ziemlich alles live eingespielt wurde. Wer den Drummer Marco Minnemann von den Videos zu den Dream Theater Auditions in Erinnerung hat, kann sich vorstellen mit welch breitem Grinsen er die anspruchsvollen Tracks eingezimmert hat. Zu jedem Moment ist die unbändige Spielfreude aller Beteiligten zu spüren. Einen enorm wichtigen Aspekt stellt für mich auch die Tatsache dar, dass WILSON das Album zwar produziert und gemischt, das Engineering der Aufnahmen aber in die erfahrenen Hände von Alan Parsons gelegt hat. Die Scheibe klingt einfach fantastisch und herrlich „echt“.

Der vertrackte Opener „Luminol“ verbindet Ian Anderson inspirierte Flöten mit treibenden Rhythmen, psychelischen Mellotron-Sounds, abgefahrenen Leadlines, federleichten Pianolinien und vielschichtigen Gesangsharmonien. Klingt verrückt und dennoch völlig logisch. „Drive Home“ und „The Pin Drop“ trumpfen mit entwaffnend effektiven Melodien auf und „The Watchmaker“ lädt zum wiederholten Eintauchen in die verflochtenen Akustikgitarrenarrangements ein. Zu den einzelnen Tracks Genaueres zu sagen wäre müßig, entfaltet das Album doch erst über die gesamte Spieldauer seinen eigenwilligen Reiz.

Interessant finde ich, dass mehr als einmal Parallelen zu Opeth (u.a. in „Drive Home“) zu entdecken sind, was wohl auf die gemeinsamen Einflüsse und Inspirationen von WILSON und Akerfeld zurückzuführen ist. Ich vermute mal, dass „The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)” dem ziemlich nahe kommt, was Akerfeld mit Opeth’s „Heritage“ versucht hat und sich dabei (in meinen Augen) gründlich verhoben hat. WILSON serviert eine elegante Prog-Rock Scheibe in der Tradition der großen Klassiker, bar jeglicher Selbstbeweihräucherung oder selbstverliebter Egotrips, sondern randvoll mit grandiosen Songs, eingespielt von einem sympathischen Dream-Team und verpackt in ein zeitloses Soundgewand.

Das Album ist auf CD, VINYL, BLU-RAY und CD plus DVD (mit sehr gelungenem 5.1 Mix und Making-Of) im Digibook erschienen.

WERTUNG: 

 Trackliste:

01. Luminol
02. Drive Home
03. The Holy Drinker
04. The Pin Drop
05. The Watchmaker
06. The Raven That Refused to Sing

Mario

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.