Band: Stonecast
Album: I Earther
Spielzeit: 47:26 min.
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 08.03.2019
Homepage: www.facebook.com/stonecastmetal
STONECAST. Nie von gehört, muss ich zu meiner Schande zugeben. Auf jeden Fall Franzosen, haben mit „I Earther“ ihr drittes Album just vom Stapel gelassen und machen melodischen Heavy Metal beziehungsweise Power Metal ohne Keyboards. Fast ohne Keyboards. Gemixt wurde der Spaß von einer recht großen Nummer im Biz, Roy Z, der seit einem Vierteljahrhundert für Größen wie BRUCE DICKINSON, HELLOWEEN oder JUDAS PRIEST die Knöpfchen schiebt, die Produktion sollte also souverän sitzen.
Sollte, trotzdem muss man sich gerade bei der Produktion der Vocals mal wieder fragen, was da eigentlich passiert ist. Die ersten Töne von Franck Ghirardi sind der typische volumen-, hall- und echofreie Garagensound, der des Rezensenten Tonne regelmäßig mit Platten füllt. Über das Album hinweg stellt sich dann allerdings heraus, dass Franck ein vielseitiger und kompetenter Sänger ist, der in diversen Gesangsmodi überzeugen kann, dabei auch gut klingt und nur zu gewissen Zeiten unvorteilhaft produziert wurde. Kann man drüber hinwegsehen, der Rest der Produktion sitzt auch, aber warum man regelmäßig einen Sänger in einen Schuhkarton setzt und da dann Tonstudio draufschreibt, erschließt sich mir nicht.
Dann zur Musik. Ein Teil der Tracks auf „I Earther“ ist in gängigen Song-Strukturen geschrieben worden, so zum Beispiel der Midtempo-Banger „Precipice To Hell“ mit seinem intensiven Refrain und seinem umso fetteren Endpart und der finale Track „Stainless“, der ein unerwartet fettes Ende dieses in seiner Qualität in seinem Verlauf leicht aufbauenden Albums darstellt. Andere sind etwas freier gestaltet, beispielsweise die einvernehmenden Über-sieben-Minuten-Tracks „The Cherokee“ und „Resistence“. All diese Tracks verbindet der Gedanke, dass es etwas musikalisch Höheres gibt als „Hail And Kill“. Die Songs auf „I Earther“ sind nicht unbedingt eingängig, werden vermutlich selten auf der Straße gepfiffen – aber sie sind musikalisch, insbesondere hinsichtlich der einzelnen Instrumentenspuren und des Skills der jeweiligen Musiker, auf unauffällige Weise sehr vielseitig. STONECAST sind durchaus eine Band, die man nebenbei und unkonzentriert hören kann, ohne sich von ihr abgelenkt oder gestört zu fühlen. Doch hört man diesem, in seinem Gesamtklang doch recht konventionellen, Metalalbum genauer zu, so wird man die Liebe, die in seine Komposition gesteckt wurde, deutlich hören können, sei es beim smoothen Intro und Mittelteil von „Stainless“, dem wunderschönen kurzen „Forevermore“-Intermezzo oder dem insgesamt fast soft klingenden während fix abgehenden „Goddess Of Rain“.
Nicht alle Ideen sind dabei gut. An mancher Stelle ist der Gesang unangenehm, an mancher entsteht trotz aller Bemühungen ein 08/15-Part, den man sich hätte sparen können. Im Endeffekt ist „I Earther“ ein Album, dem man ein paar Entscheidungen nicht übel nehmen darf, dafür aber am gesamten Werk eine Menge Freude haben kann. Zum zehnjährigen Albumjubiläum empfehle ich eine Neuaufnahme oder zumindest eine remasterte Version. Verdient hätte es die Platte auf jeden Fall, und es ließe sich womöglich noch ein Punkt damit rausholen.
Anspieltipps:
“Goddess Of Rain”, “Precipice To Hell”, “Resistence” und “Stainless”
Fazit:
Man mag „I Earther“ mit leichter (oder schwererer) Skepsis beginnen. Doch lässt man sich auf die Platte ein und verzeiht ihr ein paar Fehler, so offenbart sich ihr Potenzial und sorgt dafür, dass man am Ende des letzten Tracks den zweifelnden Blick durch ein beeindrucktes Nicken eingetauscht haben wird. STONECAST sind keine der 1000 Bands, die die gleiche Art von charakterlosem Power Metal spielen. Sie sind vielleicht auch keine Band, die langfristig mit großer Bekanntheit rechnen kann, dazu fehlt der SABATON-Faktor – aber verdient hätten sie es, spätestens, wenn sie bei Album Nr. 4 ein paar Probleme in den Griff gekriegt haben und die Rock Garage mit quietschenden Reifen und entspannten 9 Punkten minimum verlassen.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Captors Of Insanity
02. Goddess Of Rain
03. The Cherokee
04. The Earther
05. Animal Reign
06. Forevermore
07. Precipice To Hell
08. Resistence
09. Stainless
Jannis