ALTARIA – Wisdom

Trackliste:

01. Wisdom
02. Diablo Rojo
03. Without Warning
04. Kissed By The Flames
05. Power To Heal
06. Sometimes
07. Victory Of Winter
08. History Of Times To Come (2022)
09. Lost In Time
10. Crimson Rain
11. Kingdom Of The Night (Bonus, 2022)

Spielzeit: 51:15 min – Genre: Melodic Hard Rock – Label: Reaper Entertainment – VÖ: 08.07.2022 – Page: www.facebook.com/altariaofficial

 

Von ALTARIA durfte ich bereits vor einiger Zeit den Re-Release ihres 2004er Albums „Divinity“ rezensieren und hatte damals eine ziemlich positive Meinung zu der Angelegenheit – die sich bis heute hält, auch wenn ich bei erneutem Hören der Platte zwei Jahre später vielleicht 0,5 oder einen Punkt weniger gegeben hätte. Dennoch gut, weshalb ich auch die Rezension für „Wisdom“, das sechste Album der Finnen, übernahm.
Als Melodic Metal wird der Stil der Truppe im Promotext verortet. Dem hätte ich bei „Divinity“ noch Recht gegeben, inzwischen muss man hier wohl aber eher von Melodic Hard Rock mit AOR-Einflüssen reden, denn mit Metal hat die Sache nicht mehr wirklich was zu tun. Lediglich „Power To Heal“ und bei freundlicher Einschätzung „History Of Times To Come“ (und das ist ursprünglich vom 2003er „Invitation“-Album) kann man irgendwo über Midtempo verorten, der Rest ist klassisches Midtempo, dessen Geschwindigkeit um nicht mehr als 10 BPM variiert. Was spätestens zu Beginn von Track 4 Ermüdungserscheinungen hervorruft, denn es wirkt schlicht, als käme das Album nicht in die Gänge. Und auch die beiden besagten Songs können nicht darüber hinweghelfen, dass diese Ermüdung auf Albumlänge bleibt.
Melodisch sind die einzelnen Songs allesamt klassischer Synth-unterstützter Hard Rock mit den gängigen Melodiewendungen, die auch praktisch alle für sich funktionieren, in der Menge vergleichbarer Songs auf dem Album jedoch ihre Individualität nicht halten können. Dabei ist auch nicht von Vorteil, dass die Menge an Details und vor allem unterschiedlichen Stimmungen im Vergleich zu „Divinity“ stark nachgelassen hat. Mal ein Song, der außergewöhnlich fröhlich oder im Sinne des Genres klar düster ausfällt, existiert auf „Wisdom“ einfach nicht, was eine emotionale Einfühlung in die Platte verhindert. Müsste ich seine Wirkung auf mich mit einer Phrase beschreiben, wäre es „angenehm für nebenbei“ – und das ist es auf professioneller Basis – aber spannend, unvorhersehbar, fordernd, überraschend ist es kaum. Dafür verlässt man sich zu sehr auf das Lehrbuch, arbeitet zu routiniert und liefert im Endeffekt ein Album ab, bei dem man Mitnicken kann, das eine gute Gesangs- und Instrumentalleistung sowie vertraute Harmonien und klassische Songstrukturen bietet, aber eben auch nur wenig mehr.

Fazit:
Sauber im handwerklichen Sinne, unproblematisch im kompositorischen, aber ansonsten doch die Basic-Variante eines Hard-Rock-Albums: „Wisdom“ beim netten Abend mit ein paar Freunden im Hintergrund auf Spotify anzuschmeißen ist mit Sicherheit nicht falsch. Wer mehr musikalischen Tiefgang, etwas mehr Metal und mehr Inspiration und Leidenschaft möchte, dem sei an dieser Stelle allerdings (da ich nur die beiden Alben der Band kenne) empfohlen, stattdessen auf „Divinity“ zurückzugreifen.

Jannis

ALTARIA – DIVINITY (Re-Release)

Band: Altaria
Album: Divinity
Spielzeit: 46:13 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Reaper Entertainment Europe
Veröffentlichung: 27.03.2020
Homepage: www.altariaofficial.com

Blick auf das Cover, Blick auf den Bandnamen, Blick auf den Albumtitel – jap, das wird wieder so ein Album. Alleine das IA am Ende des Bandnamens ist fast schon ein Garant für Power Metal mit halbpenetranter Synthesizeruntermalung, großen Retortenemotionen und Standard-Power-Metal-Wendungen. Dann hört man das Album, findet es eigentlich echt gut und stellt dann fest, dass es ein remasterter Re-Release einer 16 Jahre alten Platte ist und man seine Standpunkte umsortieren muss.
Ich habe von ALTARIA bislang nichts gehört (glaube ich), aber hier mal für Kenner der Band: Es handelt sich um das originale Songmaterial, nicht neu eingespielt, mit einem starken Sound. Keys sind nicht zu präsent, kommen aber durch und klingen, beispielsweise bei “Discovery”, hammergeil. Taage Laihos Vocals sind prototypisch finnische Power-Metal Vocals, ebenso stark produziert und mit stimmigen Backing Vocals versehen. Auch ansonsten knallt der Sound der Platte gut. Der Bass ist zweckdienlich, die Gitarren können zeitweise ziemlich böse braten und die Drums haben mächtig Druck hinter der Haube. Dennoch ist “Divinity” nicht überproduziert, lässt Platz für die Menge an Ecken und Kanten, die auch ein sauber-harmonisches Power-Metal-Album braucht, um interessant zu bleiben. Wer das Original mochte, sollte in den Re-Release auf jeden Fall sowieso reinhören.
Für die ALTARIA-Neulinge: “Divinity” ist ohne Frage gut gealtert. Im modernen Soundgewand klingt die Scheibe, als sei sie in den letzten zwei Jahren erdacht worden. Die typischen Markenzeichen finnischen Power Metals sind drin: klare Vocals, Keyboardteppiche und Glöckchensynthesizer, ruhige erste Hälften von ersten Strophen und härtere zweite Hälften, viele Konsonanzen.
Dazu kommen bei ALTARIA einige Abweichungen vom klassischen 4er-Takt, die sich entweder in kompletten Songs zeigen (das im 6/8el-Takt gehaltene „Haven“, das vergleichsweise abgespeckt und schön beschwingt ist) oder in einzelnen, dadurch leicht progressiv anmutenden Songparts (zum Beispiel beim liebevoll komponierten “Darkened Highlight”, das zwischen düsterer Strophe und positivem Refrain variiert). Die Menge an Midtempo-Songs gibt dem Album zudem ein leichtes Hard-Rock-Feeling. So erinnert “Try To Remember” teilweise an hard-rockigere BATTLE BEAST.
Bezüglich der kompositorischen Qualität: Es gibt doch mehr düstere bzw. nicht explizit fröhliche Parts in dem Album, als ich anhand der äußeren Umstände gedacht hätte. Und auch wenn dieses Genre sehr feststehende Melodiewendungen und Songstrukturen beinhaltet, schaffen es ALTARIA doch, die Melodien über Power-Metal-Standard zu halten.

Fazit:
“Divinity” ist ein klassisches Power-Metal-Album, aber unter seinesgleichen ist es eins der guten, das mit vielen Tracks aufwarten kann, die trotz Einhaltung der Genre-Normen eigenständig und interessant ausfallen. Vielleicht auch gerade weil seine Komposition bereits 16 Jahre zurückliegt.

Favoriten:
“Darkened Highlight”, “Unchain The Rain” und “Haven”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unchain The Rain
02. Will To Live
03. Prophet Of Pestilence
04. Darkened Hightlight
05. Discovery
06. Falling Again
07. Divine
08. Haven
09. Try To Remember
10. Stain On The Switchblade
11. Enemy
12. Final Warning

Jannis