Band: Volster
Album: Arise
Spielzeit: 53:43 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: ROAR! – Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.facebook.com/volsterband
Als VOLSTER 2018 ihr Debutalbum veröffentlichten, waren sie bereits eine kleine Überraschung. In ihrem satten Rock doch gar nicht mal anfängerhaft klingend, mit netten kleinen Experimenten, durchgängig unterhaltsam, auch wenn der eigene Stil vielleicht noch nicht so ganz gefunden war.
Letzteres hat sich 2020 offensichtlich geändert (und ich rede hier nicht von der POWERWOLFschen Art der Stagnation auf einer guten Stilidee). Aber von vorne: VOLSTER sind ein schwedisches Duo, bestehend aus Sänger und Gitarrist Ulf Anderson und Bassist Henrik Lundberg, zeitweise unterstützt von Andreas Langen (Gitarren) und Drummer Mattias Erikson. VOLSTER sind außerdem ziemlich gute Soundmixer und Bekannte von Thomas “Plec” Johansson, der sehr gut mastern kann. Nicht zuletzt haben VOLSTER Gitarrenmusik mit der Muttermilch aufgenommen und haben. Richtig. Bock.
Bock auf Weiterentwicklung, Bock auf Etablierung eines eigenen Stils und Sounds, und das haben sie auf ihrem jüngst releasten zweiten Streich “Arise” absolut geschafft. Glücklicherweise lebt der eigene Stil/Sound allerdings durch seine Vielseitigkeit und Unvorhersehbarkeit innerhalb des gewählten, melodieorientierten Grundstils. Weggefallen sind die Stoner-Nuancen, die auf dem Vorgänger insbesondere bei “Babylon” zum Vorschein kamen. Neu hinzugekommen sind hingegen Prog- und (hinhören, liebe Garagen-Freunde), AOR-Akzente. Gut, AOR kann jeder, der die vier immer gleichen Grundakkorde kennt und die dicken Synth-Chords parat hat, die einzigen Zutaten so manchen AOR-Albums. Prog kann jeder mit ’nem Orgelsound, der in seinen Track nachträglich einen Schlag pro Takt mehr reinpackt. VOLSTER reichen die Basics allerdings nicht, wie sich bereits beim Opener “Revolution” zeigt. Ja, der Chorus ist fröhlich und tendiert ziemlich gen AOR, überzeugt allerdings mit smarter Harmoniefolge, und die Strophe ist straight rockig gehalten mit wenig Cheese und stärkerer Modern-Rock-Schlagseite.”Arise” schlägt anschließend in die Prog-Kontrastkerbe, mit E-Orgel (jahaa…) und einem Stil, den ich persönlich instinktiv mit SYMPHONY X‘ “V – Mythology Suite” vergleichen würde. Plus starker Solopart. “Hanging On” liefert elektronisch-melodischen AOR, abermals mit guten Melodien, Glöckchensynths und “Mad World”-Gedenkstrophe, bevor “Come Undone” das Haarspray über einem freshen Hard-Rock-Track verteilt. “Gravity” bestätigt erneut, dass VOLSTER keine der Bands ist, die sich bei Strophenkompositionen denkt “Ach scheiß drauf, machen wir auf einem Ton und denken uns dann frühestens im Prechorus was Interessantes aus” und “I Wish” kommt mit ganz guter Laune, 7er-Takt und schöön kraftvollem Chorus – und ohne explizit auf den Text zu achten, habe ich sympathischerweise doch die Worte “Midlife crisis” vernommen. Angesichts der zunehmenden Länge hier ein Verzicht auf die Beschreibung der restlichen Tracks, die man sich genauso gut einfach selbst anhören könnte, ohne Verschwendung seiner Zeit zu riskieren.
Fazit:
Warum auch? “Arise” ist ein Album geworden, mit dem sich seine Erschaffer hörbar einfach arschwohl fühlen. Und man kann es ihnen nicht verübeln. Entertainend, schlüssig, derweil ungezwungen vielseitig: Die Jungs machen die Musik, die sie mögen – sehr gut, nebenbei – und werden vermutlich keinen Freund melodischen Rocks enttäuschen. Empfehlung? Absolut. Und nochmal mehr für die Rock-Garage-Community!
Anspieltipps:
“Arise”, “I Wish”, “Turn The Tide” und “Come Undone”
WERTUNG:
Trackliste:
01. Revolution
02. Arise
03. Hanging On
04. Come Undone
05. Turn The Tide
06. End Of The World
07. Gravity
08. I Wish
09. Follow You
10. Signs Of The Times
11. Highroad To Nowhere
12. Till The End Of Time
Jannis