KÄRBHOLZ News

Neues Video zum Album „Kontra.“

Wer bisher dachte, KÄRBHOLZ können nur Party, sollte sich unbedingt die neueste Videosingle „Der schwarze Schwan“ aus dem kommenden Album „Kontra.“ anschauen.

O-Ton: Der Schwarze Schwan erzählt davon, was passiert, wenn Trauer zu Wut, Wut zu Zorn, Zorn zu Aggression und Aggression zur Tragödie wird. Was lässt Rassismus, Ausgrenzung und Missachtung in Menschen keimen? Und was erwächst aus diesem Keim?

Gänsehaut pur. Nicht nur der Song, auch das Video ist mega geworden.

„Kontra.“ erscheint am 26.03.2021, das Review dazu findet ihr demnächst in eurer Rock Garage \m/

 

 

 

KÄRBHOLZ – News

Albumstart von „Kontra.“ verschiebt sich um 4 Wochen

Traurige Nachricht von Familie Holz. Das für den 26. Februar geplante Album „Kontra.“ verschiebt sich leider auf den 26. März. Lt. einem Statement der Band gibt es Pandemie- und Lockdown-bedingt einfach zu viele logistische Schwierigkeiten, die es leider unmöglich machen, das Album wie geplant in den Handel zu bringen. Als kleinen Trost veröffentlichen KÄRBHOLZ diesen Freitag immerhin die nächste Single aus „Kontra.“ um den Fans das Wochenende wenigstens noch etwas zu versüßen.

 

HERZLOS – Babylon

Band: Herzlos
Album: Babylon
Spielzeit: 40:41 min
Stilrichtung: Deutschrock
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 29.01.2021
Homepage: www.facebook.com/herzlos.offiziell

 

Die eher als Partymacher bekannte Band HERZLOS beglücken uns am 29.01.2021 mit ihrem fünten Studioalbum „Babylon“. Und um es vorweg zu nehmen, Party ist auch heute noch dabei, aber die Jungens sind deutlich gereifter und auch die ernsten Töne finden sich hier und da öfter wieder als auf den Vorgängern. Und ich kann euch sagen, das gefällt.
Schon der erste Track, das Titelgebende „Babylon“, zeigt sich kraft- und eindrucksvoll. „…diese halbverbrannte Welt braucht nicht noch einen Partysong!“. Ja, auch diese Zeile stammt aus der Feder von HERZLOS. Der Song taucht passend dazu in die Abgründe der Welt ein. Reiche, die immer reicher werden, Hungernde, die immer mehr hungern. Eine eindringliche Botschaft, die mit den passenden Riffs hart und schnell unterlegt werden, dazu Sänger Marvins rauchig-rotzige Stimme. Direkt ein Brett zum Anfang.
Auch die nächsten Songs lassen einen aufhorchen. Texte, die zum Feiern und zum Nachdenken anregen. Dazu nochmal eine Spur metallischer, eine ziemlich perfekte Mische. Während „Treibstoff Deiner Träume“ dazu aufruft, endlich den Arsch von der Couch zu hieven um seine Träume zu verwirklichen und dazu noch mit eingängigen Refrains aufwartet, lockt uns der „Influencer“ mit typischen HERZLOS-Sound, welcher aber schön metallisch aufgehübscht wurde und gnadenlos den „Beruf“ des Influencers auseinandernimmt.
Herrlich ironisch kommt dann noch „Radiotauglich“ daher, auch das darf natürlich nicht fehlen. Gut zu wissen, dass HERZLOS noch ihre Ecken und Kanten haben und nicht „Radiotauglich“ im Mainstream gelandet sind. Überhaupt sind HERZLOS ehrlich, herrlich und unbequem, das merkt man auch auf „Babylon“. Kritische, ironische Texte wechseln sich mit Feierlaune und Dosenbier ab.
Und Abwechslung wird hier auf jeden Fall geboten. Brachial und hemmungslos wie in „Beiß Mich!“ wechselt sich mit dem genialen Crossover Song „Die Nacht Ist Mein Grabstein“ ab, für den die Jungs sich Unterstützung bei Hip Hopper GORREST FUMB geholt haben.
Mit „Für Dich Und Dein Leben“ haben es auch die ruhigen Töne auf das Album geschafft. Eine gefühlvolle Ballade, die zeigt, wie weit die Jungs in den letzten 12 Jahren gekommen sind. Qualitativ und emotional top, ein Träumchen. Die Ballade leitet letztendlich das Finale ein. Mit der Singleauskopplung „Seuche Dder Segen“, „Taub, Stumm, Blind“ und „Viel Länger Tot“ wird dem Hörer nochmal einiges zum Abschluss geboten. Schnell, hart und auf den Punkt gebracht. Vor allem textlich holen HERZLOS nochmal alles raus, was in ihnen brodelt. Es tut so gut, zuzuhören. Wer hier bewegungs- und emotionslos sitzen bleibt, kann einem nur leid tun. Leider, leider ist es dann nach 11 Songs und knapp 40 Minuten schon vorbei, aber zum Glück gibt es die Repeat All Taste.

Fazit: Was HERZLOS hier geschaffen haben, ist ein abwechslungsreiches Album, qualitativ hochwertig und mit der Seele der Band verwachsen. „Babylon“ bietet alles, was man sich von HERZLOS wünscht und braucht. Die Pfälzer sind definitiv ihren Kinderschuhen entwachsen und haben ihre 12-jährige Banderfahrung eingebracht, ohne alt oder altbacken zu wirken. Vielen Dank für die kurzweilige Unterhaltung, Jungs und immer weiter so.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Babylon
02. Treibstoff Deiner Träume
03. Influencer
04. Beiß mich!
05. Radiotauglich
06. Antiserum
07. Die Nacht Ist Mein Grabstein (Feat. Gorrest Fumb)
08. Auf Dich Und Dein Leben
09. Seuche Oder Segen
10. Taub, Stumm, Blind
11. Viel Länger Tot

Tänski

HERZLOS „Antiserum“ – reinhören und genießen

NEUROTOX – News

NEUROTOX: Neue Single „Mein Comeback“

„Ich feier mein Comeback einfach jeden Morgen neu!“ Ehrlich, laut und frech und dabei immer auf den Punkt gebracht…

NEURTOX hauen ihre neue Single „Mein Comeback“ vom kommenden Album „Egal was kommt“ (VÖ 29.01.2021) raus. Unterstützt werden die Jungens aus Rheinberg von keinem geringeren als ARTEFUCKT Sänger Andre Donay. Ein geiles Teil, genießt es!

Das Review zum Album findet Ihr wie gewohnt in Kürze bei Eurer Rock Garage \m/

 

UNHERZ – Mainstream

Band: Unherz
Album: Mainstream
Spielzeit: 65:52 min
Stilrichtung: Deutschrock / Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 10.01.2020
Homepage: www.unherz.com

UNHERZ veröffentlichen ihr mittlerweile 8. Studioalbum mit dem bezeichnenden Titel „Mainstream“. Wollen die Jungs aus Worms jetzt sichergehen, dass jeder den Inhalt des Albums versteht oder soll es sich doch um versteckte Gesellschaftskritik handeln? Wir werden sehen.
Musikalisch ist das Quartett zwar um einiges härter als die Urgesteine BOEHSE ONKELZ oder die unsäglichen FREI.WILD, aber textlich unterscheidet sich – bis auf die stellenweisen eingeschobenen englischsprachigen Passagen – nicht viel. Schon der Titeltrack „Mainstream“ lässt den geneigten Hörer nicht unbedingt aufhorchen, eher gefällig als nachdenklich stimmend. In diesem Stil geht es dann auch weiter. Mit „Beichtstuhl oder Sündenpfahl“ wird die x-te Version von Religionskritik vorgetragen, ein Song, der leider auch musikalisch nicht wirklich hängen bleibt. „König ohne Krone“ ist da schon eingängiger, aber auch hier fehlt die Tiefe für einen wirklich guten Song.
Wie auf jedem UNHERZ-Album darf eine Ballade nicht fehlen. Die Ballade diesen Albums ist „Leben am Limit“, ein doch eher radiotaugliches Stück und daher genau dem entsprechend, was man nicht sein will – „Mainstream“. Die eingeschobenen englischen Zeilen nerven hier etwas und der Text lässt mich innerlich dann doch eher aufheulen. „Leben am Limit – this is my way of life. My fucking way of life…” Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen. Doro kann die Verknüpfung von Deutsch und Englisch definitiv besser.
Was mir auf „Mainstream“ fehlt, ist ein kleiner Lichtblick, irgendetwas positives. Und wenn es nur mal ein richtiges Trinklied ist. Denn auch der nächste Song „Ihr wisst es nicht“ versucht wieder kritisch zu sein, aber textlich ist es einfach platt. Leider wird es auch in der zweiten Hälfte nicht wirklich besser. „Hornhaut am Arsch“ hätte wunderbar auch von den ONKELZ kommen können, was es jetzt nicht unbedingt besser macht. Vor 25 Jahren wäre so ein Song noch ein Novum gewesen, 2020 ist es eher banal.
Mit „F.I.F.A.“ sprechen UNHERZ mal ein Thema an, welches doch eher selten den Weg auf eine Deutschrock-Platte finden. Ein kleiner Lichtblick immerhin.
Den Abschluss bilden das rockige „Fluch der Zeit“, welches einen schon leicht versöhnlich stimmen kann. Vor allem musikalisch geht es mal wieder voran und auch textlich klingt es schon optimistischer als die vorherigen düsteren Songs. Mit „Marie“ gibt es dann endlich mal eine richtig geile Mitgröhl-Hymmne, die einen zum abfeiern einlädt und bei dem endlich mal so richtig fett angestoßen werden kann. Leider kommt dieser Song zu spät und es hätte mehr davon geben sollen.

Fazit: Fans der Band werden auf Ihre Kosten kommen, denn UNHERZ haben sich nicht viel verändert. Live werden sie vermutlich auch wieder auf die Kacke hauen und eine mitgehende Performance abliefern, aber für mich fehlt auf „Mainstream“ einfach zu viel, um hier eine gute Bewertung abzugeben. Die Texte sind stellenweise zu platt und klingen so, als hätte man es so oder so ähnlich schon bei x-beliebigen anderen Bands gehört. Vielleicht haben sich UNHERZ mit 8 Alben in nur 11 Jahren nicht unbedingt einen Gefallen getan. Auch die unzähligen Gastmusiker (z.B. Steffen Kiederer von KING KONGS DEOROLLER oder Jörn Rüter von den KNEIPENTERRORISTEN) als Verstärkung hauen es nicht mehr raus.
Sorry Jungs, mehr als 5 gut gemeinte Sterne von 10 sind hier leider nicht drin.

WERTUNG:

 

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Mainstream
03. Beichtstuhl oder Sündenpfuhl
04. König ohne Krone
05. Schreie in der Nacht
06. Hänsel und der Nachbar
07. Leben am Limit
08. Ihr wisst es nicht
09. Unsere Art
10. Hornhaut am Arsch
11. F.I.F.A.
12. Eigene Legende
13. Drachenflügel
14. Fluch der Zeit
15. Marie

Tänski

KÄRBHOLZ – Viel Herz, viel Verstand und viel Alkohol

An einem sonnigen Tag treffe ich die 4 Jungs von KÄRBHOLZ in bester Plauderlaune an…
Was Familie Holz mit Sänger Torben Höffgen (TH), Gitarrist Adrian Kühn (AK), Bassist Stefan Wirths (SW) und Schlagzeuger Henning Münch (HM) im tollsten Backstage-Bereich aller Zeiten zum aktuellen Album „Herz & Verstand“, zur Tour, zum Heimspiel und vom Spaß an KÄRBHOLZ zu sagen hatten, könnt ihr hier lesen:

Rockgarage (RG): Wie war die Zeit im Studio? Herz und Verstand wirkt viel gefühlvoller und hat mehr Seelenstriptease als die vorherigen Alben. Hat sich das auch so im Studio bemerkbar gemacht?
AK: Hat es. Also, ich habe die Texte geschrieben und tatsächlich ist es sehr autobiographisch. Großes Danke nochmal an die Jungs, dass sie es zulassen und ich mein Seelenleben so preisgebe. Aber du kamst ja auf die Arbeit im Studio.
Es geht ja nicht um das, was ich eigentlich dabei empfunden habe, als ich den Text geschrieben habe, sondern was derjenige, der es hört, daraus macht. So war es eigentlich schon immer und ich glaube, das ist auch eine gute Art und Weise bei Musik. Keinen interessiert, ob es jetzt meine Freundin ist, die da gemeint ist oder ob ich grad kein Geld habe und mir Sorgen mache. Es geht darum, was denkst DU dir denn dabei?
Und das war interessant, grad bei Torben (Höffgen, Sänger Anm.d.Red.). Wir sprechen natürlich darüber „Ey, ist das ein Thema wo du auch Zugang hast zu hast, weil du den Text nicht geschrieben hast?“. Und das ist wichtig, weil Torben derjenige ist, der es singt und es auch transportieren muss.
Im Studio kam dann oft raus, wenn wir über die Texte gesprochen haben, dass er eine ganz andere Idee davon hatte, worum es da geht. Also, ein ganz anderes Gefühl, aber es war ein Gefühl da. Und dann haben wir total viel Zeit darin investiert, dass das rüberkommt. Nämlich so: „Ey Torben, stell dir das mal vor… Ich habe doch das im Kopf und das ist total gut gesungen, aber jetzt mal mit dem Bild im Kopf…“. Und plötzlich geht da die Sonne auf, weil da auch so ein Gefühl rüberkommt.
Ja, und das war viel Zeit, viel Energie, die dieses Mal geflossen ist. Gerade im Gesang auch um diese Stimmung herauszukitzeln.
RG: War das bei euch anderen auch so?
Rest der Truppe. Jaaaaa, auf jeden Fall!!

RG: Frage an Adrian: Schreibst du die Songs immer alleine oder haben die anderen noch ein Mitspracherecht?
HM: Tja, Adrian ist halt einfach der Kreativste, was das angeht. Die Songs selber mit der Musik entwickeln wir zusammen im Proberaum. Wenn es dann irgendwo eine Melodie gibt, dann setzen wir uns zu zweit oder dritt oder auch zu viert zusammen und arbeiten dann die Musik aus.
Aber Texte schreiben darf jeder. Da haben wir nicht, nur der muss und die anderen dürfen nicht. Aber Adrian ist uns da halt immer schnell voraus, der kleine Schlingel.
AK: Aber wir sind da total demokratisch und alles muss mit 100%iger Zustimmung sein. Wenn einer sagt, „Nee, das gefällt mir nicht“, dann ist das raus. Es muss jeder seinen Zugang haben.
TH: Auch wenn man das nicht sieht auf einer Platte, man fühlt es aber extrem. Gerade beim Gesang ist das eine ganz gravierende Sache. Stell dir die Situation vor oder versuch mal in diesen Moment einzutauchen. Man selber merkt es nicht und wenn der Produzent dann sagt: „Ja, das ist alles geil, aber mach doch mal so und so…“ Und in dem Moment hörst du es ganz krasser und es klingt so anders. Das sind für mich wie 2 Welten in dem Moment. Das ist schon… ne… verrückt.
AK: Wir hatten einen Song hier „Ich möchte zurück ans Meer“ und ich nehm dich mit und will zurück…
Und ich fand das voll geil und hatte voll Fernweh. Und der Torben auf einmal so „Ich will nicht ans Meer.“.
Gelächter der Gruppe
TH: Das war so 08/15 (lacht)
HM: Und ich komme gerade aus dem Urlaub…
AK: Das war dann raus.. (lacht)

RG: Nach dem ersten Hören war mein erster Gedanke ‚Joar, is anders‘. Und ich wusste nicht, ob es noch Kärbholz ist, wie ich es kenne. Nach dem zweiten Durchgang war es schon anders und dann war ich Feuer und Flamme. Bei Facebook habe ich gesehen, dass die Resonanz auf das neue Album auch sehr unterschiedlich war. Wie habt ihr das so wahrgenommen?
TH: Ja, genauso. Und das ist auch gut so.
HM: Für uns war das eine logische Weiterentwicklung, der logische nächste Schritt der musikalischen Entwicklung. Wir haben irgendwann tatsächlich auch mal angefangen, an uns zu arbeiten, musikalisch.
TH: Wir könnten ja vielleicht noch besser werden.
HM: Noch besser? (lacht)
RG: Schwer… aber möglich!
HM: Wir haben es aber tatsächlich viel härter als die Vorherigen empfunden und dachten „Boah, das ist mal wieder richtig hart“. Dann kamen dann so Stimmen „Oh, voll weich….“ und so. Und wir alle so „Waaaaas?“
TH: Du hast es ganz gut auf den Punkt gebracht. Es kommt einem so vor, weil es aufgeräumter ist. Textlich ist es ne ganz andere Welt als die Alben davor. Und wir dachten, es ist richtig hart geworden. Aber so unterschiedlich nimmt man es auf.
AK: Aber die Schere ist auch viel weiter auseinandergegangen. Es gab viel mehr Stimmen, die gesagt haben „Ey, da find ich erstmal keinen Zugang zu“ oder „Boah, seid ihr scheiße“. Und ich bin da richtig gut drin, vorm Rechner zu sitzen und richtig wütend zu werden. Aber es gab auch viel mehr Stimmen, die gesagt haben „Ey, wahnsinn“ und uns über alles gelobt haben. Die gesagt haben „Ich finde mich in den Texten wieder“, die richtig emotional waren.
Es gab von beiden Seiten, also von beiden Extremen, viel mehr als vorher. Uns da merkt man, das es sehr viel mehr bewegt. Entweder pisst es dich richtig an und du bist wirklich sauer, wie scheiße wir sind oder du bist richtig glücklich und denkst ‚Boah, das geht mir richtig nah‘. Also, es bewegt irgendwas.
Zustimmendes Nicken und Gemurmel von allen.
TH: Und dass was du vorher gesagt hast, was bei den Alben vorher passiert ist. Nämlich, dass die Leute auch geschrieben haben. Es gab tatsächlich auch welche, die geschrieben haben und es auch online gestellt haben „ Boah, voll weich, voll der Kack“. Und dann kam wirklich so zwei Wochen später ‚bearbeiteter Beitrag‘: „Ich muss meine Meinung ändern, ist doch ganz geil.“ Ist ja auch häufig so, dass du manche Alben erst 2-3mal hören muss. Ging mir beim neuen Rammstein-Album genauso. Beim ersten Mal dachte ich noch ‚Ach du Scheiße, was ist das denn?‘. Beim zweiten Mal fand ich es schon sehr geil und jetzt höre ich es nur noch.
RG: Ja, ging mir beim ersten Durchgang auch so, das habt ihr ja bestimmt im Rock-Garage Review gelesen? Und ihr habt bestimmt die Facebook-Seite abonniert?
Alle ganz hastig: Natürlich (Gelächter)
RG: Und ich habe tatsächlich 9 von 10 Sternen gegeben (und einen Fanpunkt abgezogen, wäre sonst unfair), nachdem ich es mehrfach gehört hatte.
Alle: Kurzer Applaus und Gejohle.

RG: Um nochmal auf „Herz und Verstand“ zurückzukommen. Ihr habt da auch den Song „Falsche Alternativen“, damit zeigt ihr ja schon politisch klare Kante und das ist auch nicht das erste Mal, wenn ich da z.B. an „Timmy, halt‘s Maul“ denke (vom Album „100%“, Anm.d.Red.). Wie wichtig ist Politik für euch persönlich und als Band.
HM: Als Band ist es für eher unwichtig. Aber, und das hat Adrian auf der Tour auch immer wieder deutlich gemacht, es gibt halt einfach Sachen und Zustände, die dann so gravierend sind, dass du dann einfach nicht mehr die Fresse halten kannst. Vordergründig ist Musik für uns wirklich einfach nur ne gute Zeit, Spaß haben, Emotionen und all sowas. Es ist kein politisches Instrument, aber es gibt halt auch einfach manche Sachen, die sind es dann leider wert, angesprochen zu werden bzw. das man darauf aufmerksam macht oder halt darüber spricht. Nicht, dass wir uns mit dem Zeigefinger hinstellen oder oberlehrerhaft sagen „Du, du, du… Wir haben jetzt die Lösung“. Weil, die haben wir nicht. Aber halt einfach auch die Leute anzuregen, mal darüber nachzudenken und mal darüber zu sprechen.
AK: Und das war jetzt auch schon genug politisch. Wenn wir in den Texten politisch werden, dann geht es nicht darum zu sagen „So, DAS ist jetzt die Wahrheit und ihr liegt alle falsch. Macht das so und ihr seid alle richtig“. Das maßen wir uns gar nicht an. Wir sagen höchstens „Ey, nehmt das nicht für bare Münze und nehmt das nicht so kritiklos an. Schwimmt nicht mit den Leuten, die euch Angst machen und euch mit euren Ängsten und Sorgen triggern, um auf deren Karren mitzufahren. Das ist eben genau das, was solche Parteien machen, solche Verbände, die ne ganz klare politische Idee haben, die sie verfolgen, also eine Extreme und die ködern die Leute mit ihren Ängsten. Da ist es auch egal, ob es die Linken oder die Rechten sind, das ist genau die Masche. Wenn du am Ende des Tages in dich gehst und darüber nachdenkst, was dir auf dieser Welt wichtig ist, was für dich selber wichtig ist und du wählst dann die NPD dann bist du in meinen Augen ein Vollidiot. Aber du hast dir wenigstens Gedanken gemacht. Und ich glaube, dass 99 von 100, die sich tatsächlich Gedanken machen, dann nicht auf so einer Karre mitfahren. Und mehr würde ich nicht machen wollen an Politik. Das steht uns auch nicht.
HM: Wenn ich Politik machen wollen würde, würde ich in die Politik gehen. Deshalb bin ich ja in ner Band.

RG: Ihr habt bei „Herz und Verstand“ – wie auch schon bei „Überdosis Leben“ – die Ska- und Reggae-Elemente, die auf Karma noch deutlich zu hören waren, weggelassen. Gehört das auch zu eurer Weiterentwicklung oder gab es andere Gründe? Und wird es nochmal wiederkommen?
AK: Wir sind ja jetzt schon wieder sehr kreativ und wir können jetzt schon nur sagen, dass das nächste Album wieder ganz ganz ganz anders werden wird als „Herz & Verstand“. Und ich glaube auch ganz fest, dass solche Elemente auch wieder kommen werden. Also, 100%, weil die machen Spass zum Spielen.
TH: Aber es hat hier einfach nicht richtig gepasst.
AK: Und wir spielen es ja auch noch live und wir haben extrem viel Spaß, die Sachen auch live zu spielen.
HM: Und es war auch nicht so, dass wir gesagt haben „Oooch nö, damit wollen wir überhaupt nix zu tun haben“. Wir hören es selbst ja auch noch gern.
TH: Wir haben ja auch schon ganz früh angefangen, unsere Hörerschaft zu erziehen. Dahingehend, das wir alles machen können.
AK: Wir haben ja so ein bisschen Country da, so ein bisschen Ska da, ab und zu dann mal ein paar Rock’n’roll Nummern mit nur 3 Akkorden. Metal haben wir auch mal versucht. Und wir habend das von Anfang an gemacht, so dass uns nie einer böse sein konnte, wenn wir was versucht haben. Und jetzt haben wir es halt mal weggelassen – aber nicht böse sein (lacht).
TH: Im nächsten Album ist dann wieder alles offen.

RG: Eure Albumcover passen immer perfekt zu den Alben. Auch dieses Mal wieder, Herz (Hahn) und Verstand (Schlange), die sich gegenseitig umwinden und gegeneinander kämpfen um die Oberhand zu gewinnen. Wer zeichnet sich für die Cover verantwortlich, wer hat die Ideen?
Noch während ich die Frage stelle, zeigen schon alle auf Adrian…
TH: Wir haben da schon echt viel diskutiert über das letzte Albumcover.
AK: So emsig haben wir noch nie über ein Cover diskutiert.
HM: Und über den Titel.
AK: Ja, da kam auf einmal die Blitzidee… „Herz & Verstand“. Dann war einmal „Herztier“ ganz groß im Rennen.
HM: Also, bei 50%
Alle lachen.
AK: Wir beide (zeigt auf Torben und sich) bei „Herztier“ sofort „Ey, das ist voll geil, mega“ und gleich ne WhatsApp an die Jungs geschickt „Wir hatten gerade den Megaeinfall. „Herztier“!
SW: Hömma, du hast das gerade voll aus dem Kontext gerissen.
HM: Also es begab sich noch zu Studiozeiten, Stefan und ich waren schon zuhause, denn wir waren schon fertig und Torben war da gerade in Hamburg mit Adrian im Studio. Und dann kommt diese Nachricht und Stefan und ich so „Wir wissen ganz genau, wie das abgelaufen ist. Die waren fertig und haben sich einen gepitscht und dann „Alter, voll die geile Idee…“ Und wir beide so „Alter, voll kacke.“
Alle lachen.
TH: Naja, wenn du im Studio bist, biste halt in so einem Flow drin, in ner eigenen Welt und da kommen dir die geilsten Dinger. Und wir waren sowas von überzeugt davon (lacht). Nichts geht über diesen Namen. Und auch Eike unseren Produzenten voll mitgerissen, also alle im Studio „Boah, das ist echt voll geil“. Und dann gibt es da die Öffentlichkeit, die gerade so gar nicht im Studioflow ist. Und die kommen dann halt mit „Mhmhmhm, das ist voll Scheiße“. (lacht)
HM: Und wir haben da richtig, richtig diskutiert. Und ich bin echt voll happy und sehr, sehr zufrieden mit dem, was rausgekommen ist.
AK: Aber, wegen der Cover, die zum Inhalt passen. Ich finde es total wichtig. Ich meine, man hat nicht mehr soviel Platz wie bei Vinyl. Und zu Zeiten, wo es noch auf Vinyl war, ist es halt echt ne Kunstform gewesen. Du hast viel Platz auf so einem Plattencover. Und das ist ja auch nochmal ne Ebene drauf. Ein Cover ist ja etwas, was über der Musik steht. Das repräsentiert den Inhalt, aber kann ja auch nochmal eine Geschichte erzählen. Genau wie jetzt, es ist die Versinnbildlichung von Herz und Verstand, also diese zwei Tiere deren Eigenschaften so gut passen zu Herz und Verstand, die mit einander kämpfen. Und das so gut repräsentieren, was der Albumtitel eigentlich bedeutet und aussagt. Und das wiederum hat ja wieder Bezug auf die einzelnen Kapitel und Songs. D.h. du hast dann noch ne dritte Ebene drüber. Und ich finde es ganz spannend, wenn das funktioniert. Es sind ja nicht einfach nur Symbole, die überhaupt nichts zu sagen haben.
HM: Warum Adrian da überhaupt so kreativ ist, er ist gelernter Grafiker. Da hat man natürlich alles aus einer Hand und das ist für uns ein Riesenvorteil.
AK: Aber ich muss zugeben, ich habe das nicht selber gezeichnet. Ich bin da mit 2 Tätowierern ins Gespräch gekommen, weil das überhaupt nicht mein Stil iat. Dieses Mandala, das ist von einer Tätowiererin hier aus Rosbach und mein Freund Patrick, der uns schon ewig tätowiert, der macht so Old-School Sachen. Ja, und dann hab ich die beiden zusammengebracht. Herz und Verstand und Schlange und so weiter und gefragt, ob die da was zeichnen können. Und das war ne total coole Zusammenarbeit. Wir haben da so ein bisschen zusammen gebrainstormt.
HM: Und das wichtigste dabei, es muss tätowierbar sein (lacht). Das ist ganz entscheidend bei uns.
Alle lachen.
HM: Und die tätowieren sich das dann auch alle (lacht). Aber wir ja auch…
(Alle lachen)

RG: Nach „Herz und Verstand“ folgt die „Herbst und Verstand-Tour“, wie schafft ihr das alles? Ihr seid ja nicht hauptberuflich Musiker, ihr habt ja noch eure Jobs nebenher. Wie lässt sich das alles mit Familie und Beruf vereinbaren?
HM: Wir schlafen nicht und koksen viel.
Alle lachen.
HM: Noch lässt sich das alles sehr gut unter einen Hut bringen. Familiär gesehen hat natürlich Torben mit 4 Kids… und Frau und Haus und Hof und Hund. Das Pferd ist leider tot. Aber klar, manchmal ist es natürlich stressig. Ne, nicht stressig, es macht ja Spaß. Es ist fordernd. Aber es lässt sich alles noch vereinbaren.
TH: Es ist alles auch eine Sache der Organisation. Die Termine und Konzerte, das ist ja manchmal ein Jahr im Voraus. Dann weißt du, wann du wo bist. Dementsprechend lege ich mir dann meine Aufträge. Aber klar, wenn du ein Album rausbringst, dann musst du halt echt springen können. Dann kann es sein, dass du eben mal nach Köln musst oder mal kurz nach München, Interviews und sonstige Sachen machen. Dann ist es schonmal etwas stressig, aber irgendwie kriegen wir das bis jetzt alles noch ganz gut gemeistert.
AK: Und es ist ja auch viel Spaß. Sonst würden wir das alles gar nicht machen. Darum geht es ja doch. Und das wir mittlerweile Erfolg haben, bedeutet ja auch noch mehr Spaß. Und dann ist das natürlich eine sehr gute Art und Weise, seine Zeit zu verbringen.

RG: Apropos Spaß, wann wird die Live-DVD von Köln veröffentlicht? (Siehe Konzertbericht Köln, Anm.d.Red.)
TH: Das haben wir jeden Abend erzählt, damit die Stimmung immer perfekt ist. (lacht)
AK: Die Sachen sind schon gemischt, der Schnitt ist zugange. Und wenn alles gut geht, noch vor der Herbst & Verstand-Tour.
RG: Ist die VÖ dann auch wieder als Package mit netten Gimmicks geplant?
AK: Package weiß ich jetzt so gar nicht, aber es wird es auf alle Fälle auch als Vinyl geben.

Die Live-DVD wurde am 27.09. veröffentlicht (Anm.d.Red.)

RG: Nach dem Album ist vor dem Album… Macht ihr euch jetzt schon Gedanken um Album Nummer 11 oder lasst ihr es eher ruhig auf euch zukommen?
AK: Ich hab mir jetzt einen Verstärker für zuhause gekauft und hab da meine Gitarre liegen. Ich habe den vor drei Tagen aufgebaut und seitdem habe ich ungefähr 64 Aufnahmen gemacht.
HM: Die nächsten drei Alben hat er da schon gemacht.
AK: Und als wir hier geprobt haben, haben wir schon überlegt, ob wir nicht mal wieder was neues machen wollen. (lacht).
TH: Alles olle Kamellen. Für uns ist das Album ja auch schon älter, wir kennen das ja schon länger. Schon die letzten zwei Jahre haben wir ja damit zu tun. Durch die Zeit im Studio, das Proben sind das ja für uns olle Kamellen (lacht). Aber endlich können wir es ja mal jemandem zeigen.
RG: Wollt ihr dann auch wieder den 2-Jahres Rhythmus beibehalten? Oder haut ihr es einfach raus, wenn es fertig ist, auch wenn es vielleicht nur ein Jahr Abstand ist?
AK: Wir haben uns da keinen Zeitplan auferlegt. Das Einzige, was wir uns auferlegt haben, ist das wir damit zufrieden sind und sein müssen.
TH: Und wenn es dann 3 Jahre dauert, dann dauert es 3 Jahre. Soll ja vernünftig sein. Aber ich glaube nicht, dass es solange dauert.
HM: Das ist ja auch der Vorteil, dass wir alle nebenbei noch arbeiten und uns dann die Zeit dafür nehmen können. Wir haben den Druck nicht, dass wir sagen, wir müssen jetzt was rausbringen, sonst habe ich morgen kein Brot mehr unter der Butter.

RG: Torben, du sagtest vorhin, dass Rammstein eines der Alben ist, die du als letztes gehört hattest. Wie sieht es denn allgemein mit euren musikalischen Vorbildern aus? Ihr habt ja auch so als Coverband angefangen.
TH: Wir haben alles querbeet gecovert.
AK: Irgendwo musst du ja anfangen, Musik zu machen.
TH: Du hättest mal unsere Version von CRANBERRIES „Zombie“ oder „Warriors oft he World“ hören sollen.
RG: Liegen eure musikalischen Vorbilder eher im Deutschrock oder ist das auch eher Querbeet?
TH: Völlig querbeet.
AK: Ich persönlich höre gar keinen Deutschrock. Wenn du selber Deutschrock machst, musst du dir deine Inspiration nicht von anderen Deutschrock-Kapellen holen. Ich höre eigentlich nur Country und Metal.
AK: Jeder hat so seine eigenen Vorlieben. Wir vier haben auch eine große Schnittmenge was so die Musik angeht. Was, glaube ich auch wichtig ist, sonst würde das gar nicht so gut funktionieren.
Es gibt bei jedem aber auch so echte Extreme. Torben hört auch gerne Schlager.
TH: Ja, zum Feiern kann ich das gut, zum Partymachen brauch ich das.
AK: Ich höre gerne Country, Metal. Auch mal Techno.
TH: Ich steh im Moment total auf Parkway Drive. Das ist total verrück, Schlager und Parkway Drive (lacht).

RG: Wie ist die Idee zum Heimspiel entstanden, welches ja mittlerweile zum 14. Mal stattfindet? Was ist für euch aufregender/entspannter? Eine Tour oder 2 Tage Heimspiel?
(Es gibt Unstimmigkeiten, wann tatsächlich das erste Heimspiel stattfand. Die Jungs haben sich auf „das Heimspiel gibt es schon ewig“ geeinigt).
AK: Das erste Mal haben wir in Ruppichteroth bei einem Sportfest gespielt. In einem ganz kleinen Zelt, da waren so 40 Leute. Sportwoche, „Spiele ohne Grenzen“. Da gab es irgendwie lustige Spiele, wo du dich auf die Fresse legst und ein bisschen betrunken dabei bist. Und dann haben wir da gespielt. Und so hat das angefangen. Und dann haben wir gedacht, das können wir nochmal machen, ist ja unser Heimspiel.
TH: Hieß dann auch gleich Heimspiel.
AK: Ja, und dann ist das zu dem krassen Scheiß geworden, der es jetzt ist.
TH: Jo, ist dann noch ein bisschen weiter gewachsen, das ganze Ding.

RG: Wie finden das die Leute hier so, wenn 2 Tage laute Musik, viele Menschen und viel Krach ist? Gab es schon Probleme?
TH: Ist ein kleines Miniaturwacken geworden (lacht). Aber die ziehen hier echt alle mit im Dorf. Die ersten Jahre hatten wir immer so zwei Stänkerer im Dorf, die sich „über den Scheiß“ aufgeregt haben, aber seit vier Jahren oder so ist alles cool hier
AK: Ja, wir machen das mit dem SV Rosbach zusammen, dem Fußballverein hier und die Leute merken auch, dass das auch was total Gutes für den Ort ist. Man muss einfach sagen, dass die Spielvereinigung hier auch ne Menge Kohle macht, wo es bei den Sportvereinen ja immer dran mangelt. D.h. aber auch, dass die ganze Jugendarbeit hier funktioniert. Die müssen sich keine Gedanken machen, dass es mal keine neuen Trikots gibt, oder so. Das funktioniert hier alles. Die Leute haben ihre Kinder hier im Sportverein. Die merken halt, dass es nicht irgendeine Band aus dem Nachbardorf ist, die hier alles verdrängen und nur Geld machen wollen. Die Leute bringen sich ein, die helfen hier mit. Es bringt was für den örtlichen Verein. Eben auch für die eigenen Kinder und Enkelkinder. Die ganzen Pensionen sind ausgebucht, die Leute profitieren hier davon. Sie lernen sich kennen. Wir haben hier Leute im Dorf, die haben vor drei Jahren noch gedacht „Oh Mensch, die haben ja alle schwarze T-Shirts an. Oh ne, die Kinder“. Und stehen jetzt mittlerweile dabei, trinken ein Bier und freuen sich auf die Metaller, die jedes Jahr hierherkommen. Und die Geschäfte profitieren ja auch davon. Der Bäcker macht extra Kärbholz-Brötchen mit Äxten drauf oder Amerikaner mit Äxten drauf. Der Metzger macht eine Kärbholz-Wurst.
TH: Dann gibt es hier einen Klamottenladen, da steht vorne dran „Kärbholz-Fans, Herzlich Willkommen“ und so was alles. Total cool, die ziehen hier alle mit.
HM: Das hat sich total verselbständigt. Wir haben da auch keinen Einfluss drauf oder nehmen Einfluss, dass machen die Leute von alleine. Wir mussten gestern noch was besorgen und sind an dem Klamottenladen vorbeigefahren und da war dann die große Werbung da drauf. Total mega. Der Supermarkt stellt sein Sortiment um, es gibt dann natürlich mehr Bier, mehr Kohle, mehr Fleisch (lacht). Im ersten Jahr war das noch ein Problem, da war das Bier alle und wir mussten überlegen, wo wir noch Bier herbekommen.
TH: Oder die Apotheke, die hatten im ersten Jahr kein Aspirin mehr, keine Tabletten gegen Durchfall. Die haben selbst die Apotheke ausverkauft (lacht). Herrlich.

RG: Was war euer skurrilstes Erlebnis als Band? (Ich hatte da auf ein paar lustige Geschichten á la „Wir haben Torben mal an der Tanke vergessen“ oder sowas spekuliert, aber irgendwie drehte sich hier alles um Alkohol…)
AK: Bei uns ist jeder Tag skurril.
(alle lachen)
AK: Also, ich habe schonmal einen ganzen Song lang versucht, meine Gitarre aufzuheben. In Meinerzhagen. Ich weiß es noch ganz genau.
TH: Jahahaha, stimmt.
AK: Ich hab da mit der Band vorher Pfeffi getrunken. Und dann ist mir beim Auftritt der Gurt abgegangen und dann lag sie da. In meinem Kopf war ich noch ganz klar, ich wär noch Motocross gefahren. Ich war total fokussiert, mein Körper überhaupt nicht. Und ich habe tatsächlich einen ganzen Song lang versucht, diese Gitarre aufzuheben. Und das war mir sooo peinlich. Das war einer der peinlichsten Momente überhaupt.
RG: Und das ist dir dann nie wieder passiert?
AK: Nenene, nie wieder (lacht). Jeder von uns hatte schonmal so ne Zitronennummer. Du in München, du in Oberhausen. Haha, und du auch in Oberhausen.
(Alle lachen)
AK: Ja, in Meinerzhagen. Da haben wir dann gesagt „Du, da kommen Leute und bezahlen echt Geld um uns zu sehen. Das ist total peinlich.“
HM: Ja, vielleicht 3-4 Pfeffi weniger (lacht).
HM: Naja, und meine Nummer in Oberhausen fanden wir drei ja auch cool. Torben fand es nicht so gut (lacht).
AK: Ja, Torben so „Boah, habt ihr alle ne Macke, oder was?“.
TH: Haha, das weiß ich gar nicht mehr.
HM: Das war eines unserer ersten Konzerte. Und der Veranstalter, das war so eine Sau. Der hat mich abgefüllt mit Jägermeister vorher. Ich war ähnlich wie Adrian, im Kopf noch voll klar. Die Stützen vom Drumhocker haben sich nach oben geschoben und ich bin mitten im Konzert aufgestanden. Und dann ist der Drumhocker umgefallen. Und ich so „WOOOOOOOAH“. Und dann sind wir von der Bühne runter und wir alle so „Ja Mann, geiles Konzert und so“. Und Torben kommt von der Bühne runter „Was? Das war voll scheiße …“.
TH: Oh mann, das hab ich komplett verdrängt.
AK: Und in Oberhausen, das war auch das Konzert, da hat Stefan komplett nur A gespielt. 1 ½ Std. lang nur A gespielt. Und dann sind wir danach rausgegangen und haben Bier getrunken und der Stefan so „Ey, wann spielen wir?“
(alle lachen)
AK: Torben hat seine Nummer in München gehabt, da haben wir uns vorher mit ein paar Fans im Biergarten getroffen, das war voll super.
TH: Hirschgarten war das.
AK: Ja, Hirschgarten (lacht). Wir haben uns richtig den Arsch… Also, voll waren wir. Und Torben am meisten eigentlich. Der hat dann noch mit so einen St. Patrick Luftballon rumgeknutscht. Hat alles gegeben. Und dann auf der Bühne… aber er hat es durchgezogen.
TH: Ja, aber ich weiß nicht ob es gut war. Ich hab mich gefühlt… total beschissen. Und ich wusste gar nicht, was ich da tue. Hab mich gefühlt wie auf dem Präsentierteller und alle denken „Boah, guck mal, der Besoffski“. So kam ich mir da vor (lacht). Ich hab gedacht, lass es ganz schnell vorbei sein, ist gerade ganz schlimm was hier passiert. Das war, glaub ich, der erste Tourtag als es passierte.
AK: Torben ist dann ganz schnell von der Bühne verschwunden und wir alles so „Wo ist Torben denn hin?“ Dann haben wir dann irgendwann backstage gefunden, auf einer Couch. Komplett kaputt (lacht).

RG: Wie ich so rausgehört habe, ist euch Fannähe auch ganz wichtig. Und ihr seid ja anscheinend öfter mit euren Fans am Trinken. Dich (Adrian) habe ich ja vorhin ja auch schon in der Menge gesehen. Und ihr macht ja auch immer den Fassanstich beim Heimspiel. So ohne Fannähe könnt ihr ja auch nicht, oder?
Alle: Nö…
AK: Wir machen die Musik für uns quasi, weil wir Bock drauf haben, aber es sind ja die Fans, die das dann hören. Die Leute, die dann irgendwie so ein Festival ausverkaufen. Das können wir ja auch nur, weil uns die Leute hören. Klar, es gibt nervige Menschen, aber die hast du immer auch im alltäglichen Umgang miteinander. Aber ich verstehe auch manche Bands nicht, die sich dann für was besseres halten. Wir sind nichts besseres, wir machen einfach Musik und das Hören dann viele Leute. Wir schaffen es nicht, zu jedem hinzugehen und die Hand zu schütteln und Danke zu sagen. Dann könnten wir Heimspiel drei Wochen machen (lacht).
Aber, klar, das ist halt auch immer witzig. Es gibt Menschen, die begleiten uns seit Jahren, es gibt auch echt viele Menschen, die kommen zu extrem vielen Konzerten auf der Tour und so. Und ich bin für sowas extrem dankbar. Und ich find es auch einfach lustig. Gestern Abend haben wir auch schon schön uns mit den Fans einen gebechert. Erstmal haben wir den Alkohol ja umsonst (lacht), aber es macht auch extrem viel Spaß.
HM: Ja, und wenn wir das nicht so machen würden, hätte ich viele Freunde weniger. Ich lerne ja auch viele tolle Menschen dadurch kennen. Und das machst du nicht, wenn du in diesem unfassbar geilen Backstage Bereich hier abhängst und dir die ganze Zeit mantramäßig vorhältst, was für ein geiler Typ du bist.

RG: Was ist eigentlich so eure meistgehasste Interviewfrage? Gibt es da eine?
Alle schweigen…
HM: Naja, das ist schwierig. Es gibt Fragen, die sich häufig decken bei einem neuen Album oder einer neuen Tour. Es gibt aber auch immer wieder individuelle Fragen. Es gab mal ein Interview und die Interviewerin war dann so nach dem Motto unterwegs „Ah, ich spreche jetzt hier mit Stars“ und meinte, sie müsste einem dann erstmal einen vor den Latz knallen mit „Ich finde andere Bands ja eigentlich viel geiler und ihr seid ja eigentlich recht doof“ und so was. Ja, das fand ich dann auch komisch. Warum machst du das dann? Das war dann so nach dem Motto „Hi, du bist ein Arschloch. Darf ich dir ein paar Fragen stellen?“ „Nöö, lass mal irgendwie.“ (lacht).
Aber meistgehasste Frage, nö. Da fällt mir keine ein.

RG: Wenn ihr euch selbst interviewen würdet, was würde ihr euch mal für eine Frage stellen? Gibt es da eine Frage, auf die ihr immer schonmal gehofft habt, die aber nie gestellt wurde?
AK: Adrian, wo hast du dieses geile Hemd her? (Alle lachen)
AK: Das kann ich dir beantworten. Ich habe mit unserer großartigen Vorband Mustasch auf der Tour im Brausebrand mit David dem Gitarristen einen Shirttausch veranstaltet.
Aber schön, dass du gefragt hast (lacht). Er hat jetzt mein altes, geliebtes Motörhead T-Shirt und ich habe mein mittlerweile sehr liebgewonnenes Orangen-Shirt.
RG: Ja, das ist auch sehr stylisch (lacht)
AK: Und gut, dass ich das jetzt mal unterbringen konnte.
HM: Sowas kann auch nur Adrian tragen. Bei uns sähe das einfach scheiße aus. (lacht)
RG: Und wie ist das bei euch anderen so?
HM: Hm, naja. So Fragen, die halt einfach immer ausbleiben. Zum Beispiel, „warum seid ihr eigentlich so unfassbar attraktiv“ und sowas.
AK: Du wirst alt, du redest nur noch Schwachsinn.
(Alle lachen)
HM: Gebt mir nicht so eine Gelegenheit, ich ergreife sie (lacht).
AK: Vor unserem Kochstudio haben wir draußen gestanden und hatten natürlich schon 3 Flaschen Wein getrunken mit dem Koch. Und dann kommt er und meint zu mir, „Ich muss jetzt echt aufpassen, dass ich nicht zu läbsch werde“.
HM: Ja, und dann habe ich natürlich in den ersten 5 Minuten schon gleich einen so richtig bescheuerten Spruch rausgehauen, wo ich dann auch so dachte „Mhmmm… Woooow, das hat ja gut geklappt“. (lacht)
AK: Und er hat gehobelt wie ein Weltmeister.
HM: Süßkartoffelhobelmeisterschaft. Wer es nicht gesehen hat, MediaMarkt Kochshow. Wir wussten gar nicht, was uns da erwartet. Aber nach 3 Flaschen Wein war alles okay. Und dann gab es so einen Prominenten-Süßkartoffel-Hobel-Wettbewerb und ich habe uns auf einen stolzen 4. Platz gehobelt.
RG: Von wievielen? Von 4?
HM: Von 5.000 (lacht). Ne, wieviele waren das so? 15 oder?
AK: Ne, das waren schon 67.
HM: Siehste, da war ich mit 5.000 ja ganz nah dran.

RG: Ja, ich bin auch tatsächlich schon am Ende und habe alles, was ich wissen wollte, von euch beantwortet bekommen. Dafür erstmal vielen Dank. Vor allem, nach dem Desaster von gestern Nacht als euch Teile eures Equipments gestohlen wurde. Von daher doppelt und dreifach Danke, dass ihr euch trotzdem noch die Zeit für die Rock Garage genommen habt.
AK: Naja, als wir vorhin am Bierpilz standen und angezapft haben, kam auch einer und fragte, ob wir jetzt so richtig sauer sind. Ich mein, na klar, das ist halt echt scheiße. Aber hier sind 3.000 Fans und die haben halt Bock auf uns. Und ein, zwei oder drei Leute haben Scheiße gebaut, wenn das überhaupt Fans waren. Warum sollen wir uns davon jetzt die Laune verderben lassen? Und dass dann auch noch auf ein beschissenes Konzert übertragen? Das Festival läuft.
TH: Wir haben ja auch noch Gitarren da, können noch spielen.
AK: Ja, scheiße ist halt bei meiner Gitarre, die ist schon 12 oder 15 Jahre alt. Komplett abgehobelt. Aber das ist meine Klampfe. Die wollte ich in 30 Jahren immer noch haben. Die hätte ich nie weggetan. Und jetzt ist die bei irgendeinem Typ und liegt da rum und der weiß die nicht zu schätzen. Er oder sie kann die eh nicht verkaufen. Das Ding ist ein Einzelstück. Das ist keine teure Gitarre, das ist ne Gibson Standard, für 860 Euro. Aber die ist eingespielt. Und derjenige, der sie jetzt hat, hat da keinen Bezug zu und kriegt die für maximal 40 Euro los, weil er die ja sowieso nicht bei eBay reinstellen kann.
HM: Der ideelle Schaden ist halt echt groß. Aber davon lassen wir uns definitiv nicht die Laune verhobeln.
AK: Henning hobelt den Schmerz weg.
(Alle lachen)

RG: Danke für das tolle Schlusswort und die Zeit, die ihr euch genommen habt!

Kärbholzland…

Kärbholz und The Rebel Tell Band

Man beachte Adrians Shirt…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tänski

Konzertbericht Kärbholz

Kärbholz – Herz und Verstand Tour in Köln

Samstag, 20.04.2019 – KÄRBHOLZ haben nach Köln geladen und wir sind dem Aufruf gefolgt. Ursprünglich sollte es ins E-Werk gehen, aber nach dem rasanten Kartenvorverkauf wurde das Konzert ins nebenan gelegene Palladium hochverlegt. Trotz des Upgrades war es doch recht kuschelig, aber das ist man als Hölzer ja gewohnt.
Nach den ersten Bierchen ging es dann auch schon zackig los. MUSTASCH aus Schweden haben das Haus gerockt. Mir noch unbekannt, haben sich die Jungs aber sehr schnell in mein Herz gespielt. Mit ihrem Mix aus Metallica-lastigem Metal und Hard Rock, garniert mit einer Flasche Jacky, hat das Quartett aus Göteborg den perfekt rockigen Einheizer für KÄRBHOLZ gegeben. Ich freue mich, wenn ich MUSTASCH auf dem diesjährigen Summer Breeze wiedersehen darf.

Und dann ging es endlich los… Nach einem kurzen Intro wurde die Halle schon direkt mit „Keiner Befiehlt“ auf Betriebstemperatur gebracht. Die zweite Singleauskopplung mit dem mehr als genial Video leitete das Kölner „Heimspiel“ der Jungs aus Ruppichteroth ein. Jeder, der beim aktuellen Album „Herz und Verstand“ noch leichte Bauchschmerzen mit dem doch leicht leiseren Stil hatte, wird hier eines Besseren belehrt. Live geht das Ding ordentlich ab. Zudem ist KÄRBHOLZ immer ein Garant für Spaß, gute Laune, Bier und unendlich viel Rock. Direkt vor uns startete schon eine Pogo-Gruppe, der Rest – inklusive mir – hüpfte glücklich und laut mitsingend auf und ab.
Mit „Überdosis Leben“ vom Vorgängeralbum „Überdosis Leben“ kam dann direkt der nächste Kracher und es sollte fast den ganzen Abend nicht mehr ruhiger werden. Mit einer guten Mischung aus neuen und alten Songs haben KÄRBHOLZ das Palladium befeuert, also ob es kein Morgen mehr gäbe. Wer sich hier nicht hat austoben können, war an dem Abend definitiv auf dem falschen Konzert. Sogar mein all-time-favourite „Fallen & Fliegen“ hat wieder den Weg in die Setlist gefunden, ein guter Grund mal wieder eine Runde zu pogen.
Mittlerweile absolut nicht mehr wegzudenken ist die Dorfkind-Hymmne „Kind aus Hinterwald“. Der Mitgröhl-Faktor war hier definitiv am größten und ich bin mir sicher, auch die Stadtkinder kennen das Lied mittlerweile in- und auswendig.
Mit „Falsche Alternativen“ durfte natürlich auch die politische Ansage nicht fehlen und schon gings mit Hennings obligatorischen Drumsolo weiter. Untermalt von Lichtblitzen hat er auch dieses Mal zur Freude des Publikums wieder alles gegeben.
Während Henning sich an den Drums ausgetobt hat, haben sich Sänger Torben und Gitarrist Adrian heimlich in die Mitte des Saals geschlichen, um für den Gänsehaut-Moment des Abends zu sorgen. Zwischen den Mischpulten stehend und nur mit einer Gitarre bewaffnet, haben die zwei Jungs „Alle meine Narben“ und „Hier!“ als Akustik-Version dargeboten. Emotion pur, verstohlen wischt man sich das Pipi aus den Augen.
Doch die Verschnaufpause dauerte nicht lange und mit „Tabula Rasa“ wurde sofort wieder mit dem Abriss der Halle weiter gemacht. Auf das Trinkerlied „Nacht ohne Sterne“ folgte direkt das Karnevaleske „Alle Systeme auf Vollgas“, eine gute Gelegenheit sich nochmal zuzuprosten. Auch wenn ich nicht mit diesem Lied gerechnet hätte, gefreut hat es uns allemal.
Aber leider ist irgendwann auch die schönste Party vorbei und „Mein Weg“ hat – wie schon so oft – das Ende eingeläutet. Nach der aus vier Songs bestehenden Zugabe war es dann tatsächlich vorbei und leicht benommen, verschwitzt, etwas betrunken aber glücklich steht man dann im Palladium und freut sich schon auf das nächste Mal KÄRBHOLZ.

Fazit: KÄRBHOLZ-Konzerte fühlen sich immer wie Ankommen an. Es gibt hier keine auf hochglanzpolierten Bühnenshows oder an Seilen hängende und durch den Raum fliegende Menschen. Es gibt nur KÄRBHOLZ, eine Familie, eine Lebenseinstellung und unglaublich viel Spaß an Rock’n’Roll. Und auch der Gig in Köln hat genau das verkörpert. Vier bodenständige Jungs und ihre Liebe zur Musik und zu den Fans. KÄRBHOLZ haben sich durch ihre Ehrlichkeit und ihre Echtheit eine große Fangemeinde geschaffen. Und das diese verdient ist, hat der Abend in Köln nur noch untermauert.

Es war ein geiler Abend mit einer geilen Band und einem geilen Publikum. Danke dafür an Familie Holz und definitiv bis zum nächsten Mal!

Setlist Köln

01. Intro
02. Keiner befiehlt
03. Überdosis Leben
04. Ich kann es nicht ändern
05. Herztier
06. Fallen & Fliegen
07. Du bist König
08. Mutmacher
09. Musizin
10. Sink oder schwimm(Sink oder Spring)
11. Kind aus Hinterwald
12. Das hier ist ewig
13. Falsche Alternativen
14. Drum Solo
15. All meine Narben(Duett Adrian and Torben)
16. Hier!(nur Gesang und Gitarren Adrian und Torben)
17. Tabula Rasa
18. Nacht ohne Sterne
19. Alle Systeme auf Vollgas
20. Stein & Sand
21. Feuerräder
22. Mein Weg

Zugabe
24. Tiefflieger
25. Mein persönlicher Krieg
26. In Flammen stehen
27. Lauter!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text und Fotos: Tänski

KÄRBHOLZ – Herz & Verstand

Band: Kärbholz
Album: Herz & Verstand
Spielzeit: 49:32 min
Stilrichtung: Rock, Deutschrock
Plattenfirma: METALVILLE
Veröffentlichung: 08.03.2019
Homepage: www.kaerbholz.de

„Herz & Verstand“ ist das mittlerweile achte Studioalbum einer mittlerweile gar nicht mehr so unbekannten Band. KÄRBHOLZ legen mir ihrem neusten Dreher einen nach und das ganz ordentlich.
Die vier Jungs aus Ruppichteroth (ja, diese „Stadt“ gibt es wirklich) mischen schon seit 2003 die Deutschrock-Szene auf und werden tatsächlich mit jedem Album besser. Schon mit dem 2013er Album „Rastlos“ haben es KÄRBHOLZ auf Platz 16 der deutschen Album-Charts geschafft, mit dem Nachfolger „Karma“ stiegen die Jungs dann schon auf Platz 7 ein und mit dem letzten Album „Überdosis Leben“ haben sie mit Platz 2 nur knapp die Poleposition verpasst. Es würde mich nicht wundern, wenn „Herz & Verstand“ direkt auf Nummer 1 geht. Verdient hätten sie es allemal, KÄRBHOLZ haben ein Hammerteil aufgelegt.
Wer KÄRBHOLZ kennt, weiß, dass man hier keine philosophischen Ergüsse in geschwurbelter Sprache zu erwarten hat. Im Gegenteil, KÄRBHOLZ bringen es immer auf den Punkt, manchmal hart, manchmal lustig, manchmal schmerzhaft, aber immer mit viel „Herz & Verstand“. Man kann die Musik fühlen, vor allem die Liebe und Freundschaft die dahinter steckt. Liebe zur Musik und zu den Fans und die Freundschaft der 4 Jungs, die KÄRBHOLZ so echt werden lassen. Musikalisch irgendwo zwischen Punk und Metal, dabei aber immer dem Rock verpflichtet, so ist KÄRBHOLZ nunmal. Auch wenn das aktuelle Album gefühlt ein Ticken ruhiger ausfällt, versprüht es doch die gleiche Energie, die auch die rockigeren Vorgänger hatten. Keine Schönfärberei, sondern ehrliche Texte. Die raue Gitarre von Gitarrist und Songwriter Adrian Kühn ergibt zusammen mit dem Bass von Stefan Wirths, Drummer Henning Münch und der kratzigen Stimme von Torben Höffgen die perfekte Mischung für ‚Vollgas Rock’n’Roll‘. Man merkt deutlich, dass für die Produktion alte Amps und alte Gitarren aufgebaut wurden, um den für KÄRBHOLZ so typischen Sound auf Vinyl und CD zu packen.
Schon mit dem ersten Song „Tabula Rasa“, der zwar langsam beginnt, aber dafür umso rockiger endet, wird man in diesen typischen KÄRBHOLZ-Sound entführt. Knackiger Rock mit punkiger Attitüde, eingängige Refrains und der Aufruf, endlich den Neuanfang zu starten. Ein mitreißender Einstieg, der schon direkt ins Ohr geht und einfach nur Spaß macht. „Tabula Rasa“ ist die dritte Singleauskopplung, zu der es auch ein Lyric Video zu sehen gibt.
Weiter geht es mit „Musizin“, eine rockige Musiktherapie, die dem Vorgängertrack in nichts nachsteht und mit einem absoluten Mitsing-Refrain überzeugt.
Mit „Keiner Befiehlt“ folgt die zweite Singleauskopplung. Ein harter Rocksong, der den heutigen Umgang mit den sozialen Medien kritisch beleuchtet. Absolut sehenswert ist auch das Musikvideo dazu.
Das folgende „Mutmacher“ ist die erste Singleauskopplung. Wie „Alle Meine Narben“ ein eher ruhiger Song und soll – wie der Name schon sagt – Mut machen. Ein Plädoyer fürs Leben und die Liebe zu sich selbst. Wunderbar leicht und motivierend. „Herztier“ ist der eigentliche Titeltrack auf „Herz & Verstand“. ‚Ein Herztier macht immer nur das, was das Herz sagt‘, dieser Kernsatz von „Herztier“ ist gleichzeitig auch die Kernaussage des gesamten Albums. Auch die folgenden Songs „Stein & Sand“ und „Mein persönlicher Krieg“ gehen ins Eingemachte. Während sich ersterer Song mit Depressionen und Angstzuständen beschäftigt, geht es bei „Mein persönlicher Krieg“ um den alltäglichen Druck, sich hingebungsvoll um geliebte Menschen zu kümmern ohne sich selbst dabei zu verlieren. Das direkte Gegenteil folgt dann bierschwer mit „Alle Systeme Auf Vollgas“. Ein absolut faschingstaugliches Trinklied, hier kommt die Kölsche Nähe deutlich zu tragen. „Frei Sein“ dagegen erzeugt leichte Lagerfeuerstimmung und erzählt von der persönlichen Freiheit überzeugt auch hier mit absolutem Mitsing-Effekt.
Politisch wird es – wie man dem Titel schon entnehmen kann – mit „Falsche Alternativen“. Punkig geben KÄRBHOLZ hier ihr politisches Statement ab und rufen dazu auf, besser alles kritisch zu hinterfragen, also so manche falsche Wahrheiten und falsche Alternativen gedankenlos hinzunehmen.
Mit „Zwischen Uns“ folgt eines meiner Highlights auf „Herz & Verstand“. Obwohl glücklich verheiratet, treibt mir dieser Song jedes Mal ‚Pipi in die Augen‘. Jeder kennt dieses Gefühl, dieses Gefühl, wenn eine Beziehung scheitert und man sich dennoch nicht lösen kann. Musikalisch komplett anders als die übrigen Songs überzeugen hier der zweistimmige Gesang und die Akustikgitarre. Gänsehaut pur. Ein Seelenstriptease der besonderen Art.
Zum Glück folgt mit „Gewitter“ wieder ein Kärbholz-typischerer Song, der uns wieder auf fröhlichere Bahnen lenkt. Mit leichtem Augenzwinkern wird hier auf rockige Art und Weise jemand beschrieben, der nur von Pech und Unglück verfolgt wird, aber trotzdem niemals aufgibt. Irgendwie kennt auch das jeder von uns…
„Meine Melodie“ geht in die ähnliche Richtung wie „Musizin“. Die Musik als solche wird hier besungen, wobei Musik hier als lebensnotwendige Droge und nicht als Medizin besungen wird. Ein würdiger Abschluss für „Herz & Verstand“, in dem nochmal das gesamte musikalische Geschütz abgefeuert wird. ‚Das ist meine Melodie!‘

Ja, KÄRBHOLZ sind reifer geworden, aber nicht erwachsen. Und mit „Herz & Verstand“ haben sie deutlich gezeigt, dass sie eben nicht zum typischen Deutschrock-Einheitsbrei mit häufig assig-prolliger Musik ohne Sinn gehören. Obwohl mit stellenweise leicht windschiefem Gesang – der wie ein Markenzeichen die Echtheit der Band unterstreicht – wachsen die Jungs aus dem beschaulichen Ruppichteroth mit jedem Album. „Herz & Verstand“ zeigt deutlich die kontinuierliche Weiterentwicklung der Band, ohne dabei die Wurzeln zu verlieren. KÄRBHOLZ leben das, was sie singen und singen über das, was sie lieben.
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WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Tabula Rasa
02. Musizin
03. Keiner befiehlt
04. Mutmacher
05. All meine Narben
06. Herztier
07. Stein & Sand
08. Mein persönlicher Krieg
09. Alle Systeme auf Vollgas
10. Frei sein
11. Falsche Alternativen
12. Zwischen uns
13. Gewitter
14. Meine Melodie

Tänski

Betontod – 1000x Live

Band: Betontod
Album: 1000x live
Spielzeit: 66:34 min
Stilrichtung: Punkrock, Deutschrock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 17.11.2017
Homepage: www.betontod.de

„Der Mainstream wird uns niemals mögen weil wir anders sind. Anders als dieser Einheitsbrei, den sie täglich servieren. Nicht Aalglatt, mit Ecken und Kanten… und das ist auch gut so!“ Mit diesem Statement beschreibt Songwriter und Gitarrist Frank Vohwinkel die mehr als 25-jährige Bandgeschichte von BETONTOD. Und er hat nicht Unrecht. BETONTOD passen in eine keine Schublade, wechseln spielerisch zwischen Punk, Metal und Rock und haben auch nach einem Vierteljahrhundert noch lange nicht genug. Unter Beweis gestellt wird dies mit dem Live-Album „1000x live“, welches am 17.12.2016 beim 1.000 Konzert in der Mitsubishi Electric Hall aufgenommen und ein knappes Jahr später veröffentlicht wurde. Randvoll gepackt mit 23 Songs in knapp 89 Minuten Spielzeit kommt beim Hören wahres Konzertfeeling auf. Das Album enthält die Essenz von 7 Studioalben und ist ein perfekter Querschnitt der Bandgeschichte. Angefangen hat diese 1990, als 5 Freunde aus dem nordrhein-westfälischen Rheinberg beschlossen, eine Band zu gründen. Nach einigen Umbenennungen war dann schließlich BETONTOD geboren, bereit Deutschland zu erobern. Oliver Meisters unverwechselbare Stimme gibt der Band dabei ihren eigenen Charakter. Unterstützt von den Gitarrenjongleuren Frank Vohwinkel und Mario Schmelz sowie Basser Adam Dera und dem Trommelwirbler Maik Feldmann ist der Fünfer aktuell perfekt besetzt. In Eigenregie wurden über 1.000 Konzerte organisiert, 7 Studio- und 3 Live-Alben produziert. Auftritte in Wacken, beim With Full Force oder Rockharz Open Air folgten. Mit „1000x Live“ wurde zwar nicht das erste Live-Album aufgelegt, aber das vollständigste Werk. Alle kleinen und großen Hits sind auf dem Dreher zu finden und begeistern die Fan-Welt. Schon das Intro aus dem Vorgänger Album „Revolution“ wird von den anwesenden 3.500 Fans abgefeiert. Und Abfeiern ist das richtige Stichwort. Jeder Song wird frenetisch mitgesungen, mitgegröhlt, mitgemacht. Die Scheibe erzeugt Gänsehautmomente, wenn die Fans mitsingen („Viva Punk!“, „Glück auf“) und es ist für jeden BETONTOD-Geschmack und -Fan etwas dabei. Obwohl es vor allem Stücke der neueren Alben gibt, ist die Auswahl nahezu perfekt. Eines der Highlights ist für mich „Kinder des Zorns“. Dramatisch eingeleitet werden die Fäuste geballt um nach einem wirklich passenden Statement der Band (welches wieder einmal zeigt, wofür BETONTOD stehen und welches zum Glück nicht der Schere zum Opfer fiel) geht es direkt passenderweise mit „Dagegenstehen“ weiter. Einer der vielen Höhepunkte auf „1000x live“. Und natürlich dürfen auch Spaßsongs wie „Glück Auf“ nicht fehlen. Unter Aufhören-Rufen wird den Massen befohlen, ja nicht weniger zu trinken (was auch gerne lautstark umgesetzt wird).
Mit „Im Himmel“ – dem letzten Song – gibt es noch einen sehr schönen ruhigen Moment mit der Band, ein wirklich schöner Abschluss eines tollen Konzerts und eines tollen Live-Albums.
„1000x Live“ ist ein absolut stimmiges Werk, welches ein gelungenes Konzert und einen tollen Abend perfekt zusammenfasst. Die Produktion ist astrein und das Live-Gefühl ist nicht verloren gegangen. Energie, Leidenschaft, Liebe, es ist alles vorhanden. Ergänzt um die Spielfreude und Natürlichkeit der Band – die den Jungs auch nach 26 Jahren nicht abhanden gekommen ist – ein wunderbares Album zum Abfeiern und Genießen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Keine Popsongs
03. Flügel aus Stahl
04. Küss mich
05. Nacht im Ghetto
06. Generation X
07. Alles
08. Schwarzes Blut
09. Feuer frei!
10. Nebel
11. 7 Schuss
12. Mein letzter Tag
13. Freiheit in Ketten
14. Kinder des Zorns
15. Dagegenstehen
16. Ihr könnt mich!
17. Halt mich
18. Traum von Freiheit
19. Glück auf
20. Ich nehme dich mit
21. Freunde
22. Viva Punk!
23. Im Himmel

Tänski