DONNA CANNONE – Donna Cannone

Trackliste:

01. Cross The Line
02. Look Around You
03. Nothing To Do
04. Whatever Comes Your Way
05. Is It True
06. Pushed
07. Lost City’s Long Lost Friend
08. Message To Tomorrow
09. The North
10. Why Am I Here

 

Spielzeit: 35:02 min – Genre: Hard Rock – Label: Despotz Records – VÖ: 27.05.2022 – Page: www.facebook.com/donnacannoneofficial

 

Andere Bands haben als Maskottchen gruselige Monster, fantastische Warriors oder andere düster-coole Gestalten. DONNA CANNONE haben so eine Kollegin, die sich aus einer Kanone durch die Luft schießen lässt. Kein Witz, aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ein durchaus einflussreiches Bandmitglied des schwedischen Quartetts Bjorn Strid ist, dessen Band NIGHT FLIGHT ORCHESTRA als Maskottchen halt eine Stewardess hat. Irgendwas hat der gute Mann mit Frauen, die durch die Luft fliegen.
Doch nicht nur der Bjorn ist dabei, auch Giorgia Carteri und Tilda Nilke Nordlund von THUNDERMOTHER, und das verspricht eine spaßige Kombination; ein Versprechen, das souverän eingehalten wird. Gut, mit seinen 35 Minuten ist das nach der Band benannte Debutalbum kürzer als so manche liebevoll bestückte EP, redet dafür aber auch nicht lange um den heißen Brei rum. Zehn Songs, zehnmal gut produzierter sauber-dreckiger (ist komisch, ich weiß, aber vielleicht wird’s beim Reinhören nachvollziehbar) kraftvoller Rock mit ordentlich Spaß hinter der Binde, keiner davon über fünf Minuten und ein guter Teil unter vier. Aber Herrgott, Kurzweiligkeit ist halt auch ein künstlerisches Kriterium.
Musikalisch setzt man hin und wieder auf konstruktiven Einsatz von Tasteninstrumenten (z.B. das schöne Synth im Opener oder das Klavier in „Whatever Comes Your Way“), bedient sich mal an klassischerem Hard Rock („Pushed“), gönnt sich zwischendurch die großen Stadionmelodien mit etwas Kitsch und Akustikgitarre (neben natürlich E-Gitarre) bei „Is It True“, packt eine große Dose High-School-Rock aus („Nothing To Do“), wird ab und an aber auch mal ernster und etwas nachdenklich-melancholischer, wenngleich nicht besonders häufig. Spaßig zudem die gelegentlichen Female Backing Vocals, nicht selten in Form von Gruppenshouts, die wirken, als stammten sie von einem Chor junger Frauen aus Anfang-2000er-High-School-Filmen, die allesamt blond sind, gut Make-Up tragen, Kaugummi kauen und mit einer Haarsträhne spielen (man könnte den Style dieser Vocals als „frech“ bezeichnen, es ist schwer zu beschreiben), die dem Album eine gelungene unkonventionelle stilistische Konstante geben.
Melodietechnisch nicht besonders komplex, aber erfrischend und sehr passend zum Sound der Truppe – „Donna Cannone“ ist eine kurze schmerzfreie unterhaltsame Platte, die sich praktisch keine Fehler leistet und deren kleiner Punkteabzug nur darauf zurückzuführen ist, dass der letztendliche Push von „unterhaltsam geil“ zu „beeindruckend unterhaltsam geil“ ausgeblieben ist.

Fazit:
Die Platte ist ein leichtgängiges Sommeralbum ohne großes Drama, mit schönen Melodieideen und absolut professioneller Umsetzung, das zwei interessante Bands zusammenführt und damit doch ein bisschen außergewöhnlicher ist, als das normale Sommeralbum dieser Art. Hervorragender Kandidat für den Zeitpunkt, an dem man nicht weiß, was man hören soll; „Donna Cannone“ ist kein Meisterwerk, aber eines dieser Alben, die eigentlich immer gehen. Und das ist auch wichtig!

Anspieltipps:
„Look Around You“, „Is It True“, „The North“ und „Why Am I Here“

Jannis