Nach dem tollen Debütalbum „The Fire Within“ aus dem Jahre 2016 der Jungs von ETERNITY`S END welches von der Presse und den Fans tierisch abgefeiert wurde kommt nun der zweite Silberling mit dem Namen „Unyelding“ um die Ecke. Ich sprach mit Gitarrist und Mastermind Christian Muenzner um mehr über die zurückliegenden Jahre und die neuste Veröffentlichung zu erfahren.
J.P: Hallo Christian, vielen Dank das du mir Frage und Antwort stehst zu der Veröffentlichung eures neuen Albums!
Lass uns doch mal kurz zurückblicken auf das Debütalbum. Wie ist es für euch gelaufen, wie zufrieden seid ihr mit dem ersten Album rückblickend vor allem nach dem ersten Labelärger, euer erstes Label Power Prog ging ja glaube ich insolvent oder?
C.M.: Musikalisch bin ich mit dem ersten Album nach wie vor sehr zufrieden und würde eigentlich nichts daran ändern wollen, es war genau das, was ich zu diesem Zeitpunkt machen wollte, auch wenn es sich stilistisch etwas von unserem neuen Album unterscheidet. Lediglich die Produktion ist mir aus heutiger Sicht etwas zu steril und trocken bzw. zu modern. Die Situation mit dem Label war aber in der Tat sehr unglücklich. Der Besitzer des Labels hatte damals einen akuten Burn Out und ist knapp 2 oder 3 Monate nach der Veröffentlichung des Albums untergetaucht und war nicht mehr aufzufinden, hat weder auf e-mails noch Whats App geantwortet und ist auch komplett von Facebook verschwunden. Ein Mitarbeiter von ihm sollte dann das Insolvenzverfahren abwickeln und den Bands die noch offenen Beträge auszahlen, was dann aber nie passiert ist. Die entsprechende Person hat nach kurzer Zeit aber ebenfalls alle Kontaktversuche ignoriert. Daher vielen die Rechte für das erste Album an uns zurück und ich hoffe, dass es demnächst durch unser aktuelles Label eine Wiederveröffentlichung geben wird. Zudem gab es damals aufgrund der akuten Situation keinerlei Promotion abgesehen von ein paar Facebook und Youtube Posts für das Album, weshalb es leider seinerzeit sehr untergegangen ist. Das einzig Gute war, dass durch Power Prog kurz vor dem Ende der Kontakt und der Lizenzdeal mit Avalon/Marquee zustande gekommen ist, die einen super Job gemacht haben. In Japan läuft es daher am besten für uns.
J.P: Personell ist die Band ja etwas runderneuert. Gib uns doch mal einen Überblick wer ist neu an Bord und vor allem warum, standen die alten Mitglieder nicht mehr zur Verfügung?
C.M.: Neu an Bord sind Sänger Iuri Sanson, Gitarrist und 2. Songschreiber Phil Tougas (First Fragment) und Bassist Mike LePond (Symphony X), vom Line Up der ersten Platte sind neben mir noch Keyboarder Jimmy Pitts und Schlagzeuger Hannes Grossmann übrig. Als erstes kam Phil neu dazu, ich habe das erste Album ja alleine komponiert und auch alle Gitarren alleine eingespielt, aber eigentlich waren die Songs von Eternity’s End schon immer für 2 Gitarren gedacht, spätestens in einer live Situation hätten wir einen 2. Gitarristen gebraucht. In meinem Freundeskreis gibt es viele sehr gute Gitarristen die unser Material spielen könnten, aber ich wollte jemanden, der genau meine Vision teilt und einen besonderen Stil hat und auch sich vor allem auch gut ins Songwriting einbringen kann. Phil und ich haben sehr viele gemeinsame Einflüsse und er ist ein unfassbar gute Komponist, wir haben das neue Album zu fast gleichen Anteilen komponiert und das hat uns als Band schon nochmal eine Ecke weitergebracht. Der Sängerwechsel hatte verschiedene Gründe, ich liebe Ian’s Stimme und wir sind nach wie vor befreundet und er hat auf The Fire Within einen unfassbar guten Job abgeliefert, aber für ihn hatte Eternity’s End zum einen eher Projektcharakter und er wäre nicht für Live Aktivitäten zur Verfügung gestanden wie wir das in Zukunft geplant haben, zudem kommt er eher aus der AOR/Hard Rock/Prog Ecke, das macht er ja auch auf seinen Soloalben. Unser erstes Album hatte noch diesen Einschlag, die Musik auf Unyielding entwickelte sich jedoch eine andere Richtung, mit deutlichen German Speed und US Power/Thrash Anleihen die auch nach einem etwas anderen Gesangsstil verlangte. Mit Linus sind wir ebenfalls noch super befreundet, er spielt ja auch mit Hannes und mir noch bei Alkaloid, aber er ist halt mit Obscura sehr stark eingebunden und hat mir gesagt, dass das für ihn immer Priorität haben wird und alles andere nur Projektcharakter hat, und ich wollte mit Eternity’s End auch aus dem Obscura Side Projekt Stigma heraus. Phil und ich hatten sogar zwischenzeitlich überlegt, ob wir einfach als komplett neue Band mit einem neuen Namen starten, aber es ist ja nach wie vor Power Metal, es ist ja nicht so dass wir jetzt auf einmal Funeral Doom oder sowas spielen, und die Vorarbeit mit dem ersten Album wäre sonst ja umsonst gewesen, außerdem finden wir nach wie vor den Namen cool, der ja von dem Opening Track auf Joey Tafolla’s Out Of The Sun Album stammt, was für uns die ultimative Gitarrenbibel ist.
J.P: Gerade auf euren neuen Sänger Iuri Sanson (HIBRIA) war man gespannt. Wie kam der Kontakt zu Stande und ist Iuri weiterhin Mitglied bei HIBRIA?
C.M.: Nein, er ist nicht mehr bei Hibria, das hat aber nichts mit uns zu tun. Er war schon immer einer meiner absoluten Lieblingssänger, seit ich das 2004er Hibria Debutalbum „Defying The Rules“ zum ersten mal gehört habe. Phil ist ebenfalls großer Fan. Er wäre zwar unser Nr. 1 Wunschkandidat gewesen, aber wir hatten als er noch bei Hibria war gar nicht in Erwägung gezogen, ihn überhaupt zu fragen. Irgendwann hat mir Phil dann geschrieben, dass bei Hibria alle Mitglieder bis auf den Gitarristen ausgestiegen sind. Daraufhin haben wir Iuri sofort kontaktiert, das lief glaube ich damals tatsächlich über Instagram. Er wollte dann erst mal ein paar Demos hören, aber nachdem er die ersten Songs gehört hatte, war er sofort Feuer und Flamme für die Band.
J.P: So, jetzt blicken wir aber mal auf euer neues Album „Unyelding“. Der Albumtitel lässt auf ein Konzept oder eine Geschichte dahinter vermuten. Was hat es mit dem Titel auf sich und von was handeln die Stücke? Gibt es eine Verbindung zum Vorgängeralbum?
C.M.: Das Album ist in der Tat ein Konzeptalbum, hat aber mit dem ersten Album eigentlich nichts zu tun. Die Geschichte spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der ein Raumschiff einer hochentwickelten Zivilisation auf der Erde des 11. Jahrhunderts abstürzt. Die Menschen dieses Zeitalters, in welchem noch das Gesetz des Schwertes regiert und die noch sehr barbarisch geprägt sind, machen sich die hochentwickelte Technik des Raumschiffes zu eigen und erreichen in unnatürlich kurzer Zeit ein extrem hohes technisches Niveau, ohne aber die soziale Reife zu besitzen, die Technik zu kontrollieren und verantwortungsvoll mit der daraus resultierenden Macht umgehen zu können. Diese hochentwickelten Barbaren besitzen nun die Technik, in andere Sternensysteme zu reisen und stiften Unruhe und Verwüstung in der Galaxie. Die Schöpfer des abgestürzten Raumschiffes, eine hochentwickelte Rasse namens Pryarus, machen sich, alarmiert durch ein Signal aus dem abgestürzten Schiff, auf den Weg, um der Menschheit den Krieg zu erklären und das interkosmische Gleichgewicht wieder herzustellen, woraus ein 900 Jahre andauernder interstellarer Konflikt entsteht. Man kann das in vielerlei Hinsicht metaphorisch sehen. Zum einen kann es eine Warnung vor dem Umgang mit destruktiver, hochentwickelter Technologie sein, ich finde zum Beispiel die Vorstellung, dass sich Nationen, die sich noch wegen unterschiedlicher Götterbilder gegenseitig die Köpfe einschlagen, sich im Besitz von Nuklearwaffen befinden durchaus beunruhigend. Der Titelsong Unyielding beschreibt eine Situation, in welcher der Hauptcharakter der Geschichte seine Armee in die Schlacht gegen die Pryarus führt, eine eigentlich ausweglose Situation. Das sowie den Albumtitel kann man metaphorisch sehen, es soll innere Stärke und Selbstbewusstsein repräsentieren, dass man auch in schwierigen Situationen standhaft bleibt, den Mut nicht verliert, die nötigen Opfer bringt, um wieder herauszukommen. Das ist die einzige Brücke, die man zur Thematik der ersten Platte schlagen könnte, die Texte auf The Fire Within handeln zum großen Teil von heroischer Selbsterhabenheit und den Glauben an das Ich. Das bezieht sich auch darauf, dass wir trotz der schwierigen Situation am Anfang weiterhin an unsere Band und Musik glauben und unnachgiebig (Unyielding) zu 500% dahinter stehen.
J.P: Von wann bis wann ist denn das Album genau entstanden? War es eine Gemeinschaftsarbeit im Studio oder haben auch einige Mitglieder ihre Parts im stillen Kämmerlein eingesungen/eingespielt?
C.M.: Den ältesten Song des Albums, Blood Brothers (The Oath) habe ich bereits 2015 geschrieben, noch bevor unser erstes Album überhaupt veröffentlicht wurde. 2 ein halb weitere sind dann im Sommer 2016 entstanden, dann gab es eine längere Pause. Phil ist dann im März oder April 2017 eingestiegen und hat mir seine ersten Ideen geschickt. Richtig intensiv fertiggestellt und ausgearbeitet haben wir die Kompositionen dann zwischen Oktober 2017 und März 2018. Der Aufnahmeprozess hat dann zwischen April und August 2018 stattgefunden. Tatsächlich waren wir nie gemeinsam im Studio, da das logistisch einfach nicht möglich war, da wir ja aus allen möglichen unterschiedlichen Ländern kommen. Es hat jeder bei sich zu Hause oder bei einem Studio bei sich in der Nähe seine Parts eingespielt. Das war dann manchmal etwas schwierig zu koordinieren, beispielsweise musste Iuri nochmal 1-2 Parts bei sich im Studio in Brasilien korrigieren, weil es nicht mit Piet’s Chören gepasst hat, dann kommen die diversen Zeitverschiebungen hinzu und so weiter, das war schon ein bisschen eine logistische und organisatorische Herausforderung, aber ich bin mit dem Endergebnis sehr zufrieden, auch wenn es natürlich toll wäre, als Band eine lange Zeit gemeinsam im Studio zu sein und alle relevanten Entscheidungen gemeinsam zu treffen, das war aber unmöglich, weder logistisch, terminlich noch finanziell.
J.P: Vergleich doch mal bitte das neue Album mit eurem Debüt. Was glaubst du ist anders, bzw. was wolltet ihr verbessern? Ich tue mich etwas schwer, auch aufgrund des Sängerwechsels Vergleiche zu ziehen.
C.M.: Ich stimme dir zu, man kann die beiden Alben nicht wirklich vergleichen, nicht nur aufgrund des Sängerwechsels, sie sind auch stilistisch und von den Kompositionen her unterschiedlich. Das erste Album habe ich wie gesagt alleine komponiert und es war sehr stark in der Yngwie Malmsteen/Symphony X Tradition, neoklassischer Prog/Power Metal mit Einflüssen aus dem Hard Rock und AOR Bereich hier und da, allerdings teilweise auch schon deutlich schneller, härter und Riff orientierter als viele andere Bands in dem Bereich. Ian’s Gesang war eher in der Tradition von Sänger wie David Coverdale oder Ronnie James Dio, was dem Ganzen eben auch ein bisschen den Hard Rock Touch verliehen hat. Es war schon ein bisschen so etwas wie mein Soloprojekt oder Labor haha. Das neue Album ist viel eher ein Band Effort, da ich wie gesagt einen Großteil der Musik mit Phil zusammen komponiert habe und sich auch Iuri sehr stark eingebracht hat bei den Gesangslinien. Das neue Album hat zwar immer noch die neoklassischen Elemente und Einflüsse die wir auch schon auf dem Debut hatten, aber es ist ein deutlich stärkerer Einfluss von deutschen Power/Speed Metal Bands wie Iron Savior, Running Wild oder alten Blind Guardian, sowie Einflüsse von US Bands wie Helstar, Crimson Glory, Apocrypha oder auch Forbidden dabei, um nur einige zu nennen, bedeutet also, es gibt noch mehr schnelle Songs und intensiveres Riffing, Iuri’s Gesangsstil ist sehr anders als Ian’s, er ist eher in der Tradition eines Rob Halford, Midnight, Mike Vescera oder Michael Kiske, was besser zu den neuen Kompositionen passt. Außerdem ist ein sehr starker Focus auf dem Twin Gitarren Element, da Phil und ich sehr viele Harmonien zu zweit spielen wie es damals in den 80ern Bands wie Racer X oder Cacophony gemacht haben, es gibt viele Trade Offs, dennoch haben wir auch nach wie vor die ganzen Keyboard Soli, die auch schon auf dem ersten Album stark vertreten waren. Die neuen Songs sind etwas straighter und aggressiver, dafür aber mit meiner Meinung nach noch stärkeren und epischeren Melodien, die Refrains find ich deutlich größer als auf dem ersten Album, was natürlich nicht zuletzt auch an Piet Sielck’s genialen Chören liegt. Auch von der Produktion her wollten wir diesmal bewusst einen etwas rauheren, aggressiveren Sound, eher in der Tradition der 90er Jahre Produktionen, das erste Album war schon sehr modern was die Soundästhetik angeht, ich denke, unser neuer Sound passt besser zu unserer Musik.
J.P: Wer hat das tolle Cover entworfen? Hat ein bisschen Ähnlichkeit zum ersten Cover, auf der anderen Seite ist aber auch irgendwie ganz anders und sieht mehr künstlerisch aus.
C.M.: Das Cover stammt von dem amerikanischen Künstler Adam Burke, der das Cover direkt nach unseren Vorgaben und unserem Konzept entworfen hat. Es ist komplett handgemalt, da ist nichts digitales oder bearbeitetes daran, das war uns sehr wichtig. Adam Burke hat unter anderem für Bands wie Vektor oder Pagan Altar Cover entworfen. Das Cover stellt eine Situation aus der Geschichte des Albums dar. Wir wollten die Sword and Sorcery Ästhetik mit 80er Science Fiction verbinden, ich denke das ist ganz gut gelungen. Das Cover des ersten Albums wurde uns durch unser damaliges Label bereitgestellt, die das Cover bereits vorher von einem Grafiker bekommen hatten, um es für eventuell kommende Releases zu verwenden, und dann ist es eben bei uns gelandet. Ich find das Cover des ersten Albums ok, aber nichts zu besonderes, es ist mir etwas zu symmetrisch und glatt.
J.P: Christian bist du aktuell noch in anderen Bands unterwegs bzw. kann man dich auf anderen Alben in der Zukunft auch hören? Was steht für dich persönlich in der nächsten Zeit an?
C.M.: Ich war in letzter Zeit als Gastsolist auf einigen Veröffentlichungen zu hören, die neuesten waren das letzte Album von Dire Peril und das Album von Equipoise, auch auf dem kommenden Album einer neuen technischen Death/Black Metal Band namens Warforged wird ein Solo von mir zu hören sein. Mein Band neben Eternity’s End ist Alkaloid, da stehen jetzt im Sommer Festival Shows an, und ich werde im Sommer eine neue instrumentale Solo EP veröffentlichen. Natürlich sammeln wir schon wieder fleißig Riffs für die nächste Eternity’s End Platte.
J.P: Habt ihr eine Tour in Planung? Ich glaube live seid ihr bislang nicht sonderlich präsent gewesen oder?
C.M.: Wir bisher leider tatsächlich noch nie live gespielt mit Eternity’s End. Das ist jetzt das nächste große Ziel, so dass wir auch endlich als Band wahrgenommen werden und von diesem Projektcharakter wegkommen. Wir arbeiten gerade an einer Europatour Anfang nächsten Jahres, ich hoffe, das klappt.
J.P: Eine Frage zur Labelsituation. Ihr seid ja nun bei dem deutschen Newcomer Label Ram it Down Records unter Vertrag. Seid ihr zufrieden mit eurer Wahl und habt ihr vor die Kooperation noch über mehrere Alben weiterzuführen? Wie kam es zu dem Labelwechsel bzw. wie entstand der Kontakt?
C.M.: Unser Management hat diverse Labels kontaktiert als wir mit dem Album fertig waren, da unser altes Label ja nicht mehr existent war. Nur in Japan hatten wir bereits einen Deal über Avalon/Marquee, weshalb das Album dort auch etwas früher erschienen ist als im Rest der Welt. Der Inhaber von Ram it down kannte mich auch indirekt durch meine Tätigkeit mit Paradox und Serious Black, da er auch bei AFM arbeitet, bei denen wir aber stilistisch nicht ganz ins Ratser gepasst haben. Er fand unser Album super und die Firma hat auch den souveränsten Eindruck gemacht, und wir haben es nicht bereut. Es gab jetzt schon ein vielfaches an Promotion als wir beim ersten Album jemals gesehen haben, gute Features und Announcements auch in den Printmedien, super Vertrieb und sehr relaxte, stressfreie, ehrliche Zusammenarbeit, so wie es sein muss, aber leider oft nicht ist. Es wäre durchaus wünschenswert auch in Zukunft weiter zusammen zu arbeiten.
J.P: Vielen Dank Christian für deine Zeit und die interessanten Antworten im Zuge dieses Interview! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft, die letzten Worte gehören natürlich dir.
C.M.: Ich danke euch für dieses Interview und die Promotion und allen, die das hier lesen, unser Album gekauft haben oder etwas nettes über uns gesagt haben und geholfen haben, dass man auf uns aufmerksam geworden ist. Wir hoffen, euch alle bald auf Tour zu sehen.
Julian