DOPPELBOCK – So Schön

Band: Doppelbock
Album: So Schön
Spielzeit: 35:42 min
Stilrichtung: Folk Rock / Folk Punk
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 28.05.2021
Homepage: www.facebook.com/Doppelbockk

Der 28.05.2021 wird DOPPELBOCK wahrscheinlich ewig im Gedächtnis bleiben, ist es doch das Datum, an dem das Debüt „So Schön“ das Licht der Welt erblickt und auf die geneigte Hörerschaft losgelassen wird. Immerhin arbeitet die Band nach eigenen Angaben schon mehrere Jahre an ihrem Erstlingswerk und jetzt endlich ist es soweit. Doch kann es auch vor den Ohren diverser Kritiker und Fans und noch nicht Fans auch bestehen? Soviel sei schon mal verraten, verkehrt gemacht haben die Buben aus Hessen nicht viel.
Gegründet hat sich das Quartett bereits im Jahre 2014 und besteht aktuell aus Sänger und Gitarrist Bruno, Tom am Bass, Schlagzeuger Klaus und Marco am Akkordeon. Wie jetzt? Akkordeon? Jepp, richtig gelesen. Statt einer zweiten Gitarre setzen die Jungens aus Gründau in Hessen auf das Akkordeon. Dabei wurde das jetzt nicht so typische Instrument so perfekt eingebaut, mir fehlt die zweite Gitarre überhaupt nicht. Es macht den Sound abwechslungsreich und sorgt für einen wunderbaren Wiedererkennungswert. Hierfür gibt es auf alle Fälle schonmal Pluspunkte. Mal abgesehen davon, dass ich als Hessin natürlich sowieso meine Freude an (guten) heimischen Bands habe. Und wenn dann auch noch die lokale Biersorte (zwar nur kurz, aber immerhin) in einem Musikvideo auftaucht („Schatten“), ist mein Herz ja schon beinahe im Sturm erobert. Und wenn es dann auch noch musikalisch ansprechend ist? Holla, die Waldfee….
Der bereits einer breiteren Fanbase bekannte Opener „Auf die Knie“ zwingt einen nicht auf dieselben, sondern macht einfach nur Bock (Doppelbock, hahahaha, grandioses Wortspiel) auf den Kneipen-Rock’n’Roll von DOPPELBOCK. Schon die ersten Akkordeon-geschwängerten Töne zeigen die Berechtigung ebenselbigen die Schunkel-Party-Mitgröl-Laune steigt im Nu. Auch die erste Single „Schatten“ (mit der bereits erwähnten heimischen Biersorte) kann absolut überzeugen. Ein klein wenig an KÄRBHOLZ erinnernd wird der punkige Mitgröl-Song vor allem live ein wahres Feuerwerk zünden. Und auch die leisen Töne beherrscht das Quartett, davon zeugt nicht zuletzt die tiefgründige Ballade „Fürst der Welt“. Und das DOPPELBOCK auch textlich zu überzeugen wissen, hört man u.a. im Titeltrack „So schön“, welches sich ganz dem ruhigen Folk der irischen Art hingibt und einen leichten DROPKICK MURPHYS Einschlag aufweisen. Tja, und wo gezwungen lustige Combos wie „MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN“ musikalisch zwar gut abgehen, aber textlich einem dann doch zu plump die biergetränkten Songs um die Ohren hauen, schlägt die Stunde von DOPPELBOCK, die ebenfalls musikalisch abzugehen wissen, aber auch textlich noch einiges dazu packen können. Besonders deutlich wird das im kritischen „Gott hat versagt“ oder im melancholischen „Wald“, dass mit altertümlichen Redewendungen über den Tod seine ganz eigene – wieder vom Akkordeon getragene – Atmosphäre ausstrahlt.
Zum Glück ist die Welt für die Hessen aber nicht zu ernst, sonst wäre ein Track wie „Wandersmann“ niemals auf „So Schön“ gelandet. Ein Volkslied wunderbar aufgepeppt, das lädt geradezu zum bierseligen Schunkeln in der ersten Reihe ein. Auf die Live-Interpretation freue ich mich jetzt schon.
Fazit:
Klar, es zünden nicht alle Songs auf dem 11-Songs umfassenden „So Schön“ und man merkt den Jungens ihre „Jugend“ an, aber auf ihrem Debüt haben DOPPELBOCK in knapp 36 Minuten verdammt gut abgeliefert. Das eher ungewöhnliche Akkordeon setzt Akzente, die Texte passen, der Gute-Laune-Faktor ist da. Die Bezeichnung Kneipen-Rock’n’Roll verdienen die Jungs absolut zu Recht. Keine platten Attitüden, sondern mit Sinn und Verstand umgesetzt um dabei rockig, punkig, folkig flott die Gehörgänge zu entstauben. Ich kann „So Schön“ alle Freunden von Rock, Deutschrock, Folk und Punk nur ans Herz legen. Und ich freu mich jetzt schon wie Bolle, dass DOPPELBOCK beim nächsten KÄRBHOLZ Heimspiel im Juni 2022 mit von der Partie sind. Jungens, wir sehen uns in der ersten Reihe 😉 Mit Bier in der Hand und in Party-Mitgröl-Laune!

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Auf die Knie
02. Schatten
03. Alles Gegeben
04. Fürst der Welt
05. Stirb für Uns
06. So schön
07. Am Ende
08. Gott hat Versagt
09. Wandersmann
10. Wald
11. Bis zum Schluss

Tänski

Unbedingt reinhören:

THE BRANDOS – Gunfire At Midnight (RG Zeitmaschine)

Band: The Brandos
Album: Gunfire At Midnight
Spielzeit: 39:44 min
Stilrichtung: Rock N Hard Folkyroll
Plattenfirma: SPV
Veröffentlichung: 1992
Homepage: www.de-de.facebook.com/people/The-Brandos/100039796811783/

 

TB eine Band aus New York vereingt Rock, Folk, Rock N Roll und Hard Rock zu einem Sound der einzigartig war, ich schreibe war weil seit den letzten beiden Alben der Sound in eine andere Richtung geht. TB veröffentlichten dieses zweite Werk 1992, zur Band gehörten damlas Aushängeschild und Ausnahmesänger Dave Kincaid und Gitarren, Ed Rupprecht ebenfalls Gitarren, Ernie Mendillo am Bass und Larry Mason am Schlagzeug.

Die Stimme Kincaids ist einzigartig ich habe selten so ein kraftvolles und ausdrucksstarkes Organ gehört, die Stimme ist rau, in anderen Momenten zerbrechlich und doch rau und voller Kraft, ganz einfach einzigartig und mit sehr hohem Wiedererkennungsfaktor. Der Sound der Band ist genauso einzigartig wie die Stimme Kincaids, mir fallen keine Vergleiche zur Umschreibung ein. Am ehesten trifft die Aussage Rock N Hardy-Folkyroll teilweise mit Hard Rock Riffs an der gestromten zu, dieser Mix ist hammermäßig und dabei eingängig wie Sau, zündet ein Feuerwerk in den Gehörgängen, groovt dabei ohne Ende.

“Gunfire At Midnight” rotzt gleich richtig los und versprüht einen ganz besonderen Charme, bei “The Solution” faucht die Stromige dermaßen Geil aus den Boxen der Song hat das gewisse Etwas. “How The Dice Fall” kommt geil Hard N Roll, “Ridin‘ The Red Eye” ein angebluester Folkrotzer, frech und vorlaut. “Anna Lee” ein eingängiger Rocker, für “We Are No Man” gilt das gleiche wie für Song #2 ein fauchender Traum an Melodie und Vocals wie sonst niergens gehört. “Forunes Of War” ein Folkrocker ohne Gnade geht voll auf die Zwölf, bei “Partners” werden balladeske Töne angeschlagen die zum Nachdenken anregen, eine gewisse tränentriefende Grundstimmung und die Vocals von Dave dazu. “The Keeper” Melodie und Vocalharmonie ohne Ende so macht Folkrock Spaß, “One-Dog Brown” haut noch mal ein Riffing aus den Boxen ein weiteres Highlight, bei “The Last Tambourine” wird kräftig gerollt.

Fazit:

Ein wahrlich starkes zweites Album was Dave mit seiner Trupper rausgehauen hat, schon alleine die Stimme ist es Wert einmal ein oder auch zwei Ohren zu riskieren. Dafür vergebe ich ein Bewertung von 9,5 Sternen. Für einen 10er hätte noch ein “The Solution” mehr drauf sein müssen.

Ein Tipp, die Alben #1, 3, 5 und 6 von The BigB krebsen bei einer Bewertung von 9 Sternen rum, also mal ein Ohr riskieren und Openminded an eine Band ran die fünf Klassiker abgeliefert haben ohne das der Band große Beachtung geschenkt wurde. Die Ausnahmen sind Album #4 und 7, diese fallen von der Qualität ein wenig ab. Mir gefallen alle Alben dieser Band, auf der Best Of sind sogar einige Akusik Versionen enthalten die sehr gut gelungen sind.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Gunfire At Midnight
02. The Solution
03. How The Dice Fall
04. Ridin‘ The Red Eye
05. Anna Lee
06. We Are No Man
07. Fortunes Of War
08. Partners
09. The Keeper
10. One-Dog Brown
11. The Last Tambourine

Balle

KÄRBHOLZ – Kontra.

Band: Kärbholz
Album: Kontra.
Spielzeit: 45:57 min
Stilrichtung: Deutschrock
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 26.03.2021
Homepage: www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell

Da is er endlich wieder, der rockige Sound aus dem Hinterwald. Zwei Jahre nach dem stellenweise gemischt aufgenommenen „Herz & Verstand“ (das Review dazu findet ihr hier: www.rock-garage.com/kaerbholz-herz-verstand/) legen unsere Jungens von KÄRBHOLZ mit „Kontra.“ (Kontra Punkt) ordentlich einen nach.
Während der Vorgänger einen dermaßen heftigen Seelenstriptease hingelegt hat, dass man den Schmerz fast körperlich fühlen konnte, scheinen die Wunden nun endgültig geheilt zu sein.
Für die ganz leisen Töne waren die Rheinländer ja noch nie wirklich bekannt, aber bei „Kontra.“ (Leute, was ein genialer Albumtitel) legen sie jetzt doch nochmal einen drauf. Laut, rockig, abwechslungsreich werden die letzten Jahre beleuchtet und einige Stücke auf „Kontra.“ hätten auch problemlos auf vorherigen Alben ihren berechtigten Platz gefunden. Was aber nicht heißen soll, dass KÄRBHOLZ irgendwelchen altbackenen Scheiß einfach nur aufgemotzt haben. Sie sind sich und ihrem Stil treu geblieben und verbinden auch auf ihrem neuesten Werk wieder Deutschrock mit Punk und Metal. Auch etwas Folk ist zu finden, ein genreübergreifendes Gesamtkunstwerk. Dabei nicht die Authentizität zu verlieren schaffen KÄRBHOLZ dabei so dermaßen locker flockig, dass es eine wahre Freude ist. Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wie die Jungs es schaffen in regelmäßigen Abständen so gute und qualitativ hochwertige Alben rauszuhauen. Und dann machen die auch noch Spaß. Unfassbar krass geiler Scheiß.
Schon der Opener knallt rein. Nicht nur musikalisch, sondern auch textlich. Mit „Nie Wieder“ zeigen die Jungs, was ihnen wichtig ist: „Nie wieder Führer, nie wieder Krieg“ sind deutliche Worte, denn es geht um die „Freiheit, und das was zählt“. Das der Song direkt als erstes kommt, scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Auf so ziemlich jedem Album findet sich ein Song, der den Finger mahnend aber nicht moralisch aufspielend hebt. Und „Nie Wieder“ ist nicht nur textlich ein gut gewählter Einstieg, der Herzschlag steigt schon direkt mit den ersten Akkorden und wir freuen uns auf mehr (da ist er, der Spaßfaktor).
Und mehr gibt es auch sofort mit der Singleauskopplung „Ewig Leben“. Der Song strotzt nur so vor Energie und wer jetzt noch nicht auf den Beinen ist, ist eigentlich schon tot. Jeder, der die Live Interpretation von „Ewig Leben“ beim KÄRBHOLZ Trostpflaster (www.rock-garage.com/kaerbholz-live-konzert-am-26-02-2021/) gesehen hat, weiß was ich meine.
Auch „Niemals Fallen“ – ebenfalls vorab als Single veröffentlicht – ist pure Energie und donnert direkt in den Gehörgang, ganz zu schweigen solche Songs wie „Laternenlicht“ oder der Crossover Knüppel „Leben und Tod“ mit Matthi von den genialen NASTY. Aber es gibt auch ruhige und nachdenkliche Töne auf „Kontra.“ wie z.B. das von Gitarrist und Hauptsongwriter Adrian wunderbar eingesungene „Voran“. Das alles wechselt sich mit Folk („Roter Wein“ – ganz frech bei den DROPKICK MURPHYS entliehen 😉) ab und bietet auch noch Platz für düsterschweres wie „Der Schwarze Schwan“, der uns zeigt, was Ausgrenzung und Intoleranz mit einem macht und wie daraus Hass entsteht. Dunkel zeigt sich die vierte Singleauskopplung und nicht nur der Song, auch das Video dazu sorgen für Gänsehaut pur.
Nach 13 wirklich starken Songs und knapp 46 Minuten tanzen, toben und schwitzen ist auch „Kontra.“ am Ende angekommen. Ich könnte hier ein Loblied auf jeden einzelnen Song singen, Schwachpunkte gibt es hier nicht. Zum Glück gibt es die Repeat Taste, denn ein Durchgang reicht hier definitiv nicht. Bei jedem Durchlauf gibt es Neues zu entdecken und es kribbelt noch mehr in den Füßen, die nicht stillstehen wollen. Auch nach fast 20 Jahren klingen Kärbholz frisch. Gereift, aber nicht alt. Das schafft nicht jede Band und vor allem nicht in dem Genre, in dem wir uns hier bewegen. Ich freue mich jetzt schon auf die Live Interpretation (oder wie Familie Holz sagen würde: Ich bin heiß wie Frittenfett). Einen kleinen Vorgeschmack gab es ja schon beim KÄRBHOLZ Trostpflaster und das hat schon ordentlich geknallt.
Und als wäre die Mucke nicht schon genug, haben KÄRBHOLZ ihrer Fanbox auch noch eine kleine Herzensangelegenheit in Form eines Pflanzsets für einen Baum beigelegt. Ein kleiner Liebesbeweis an die Heimat und eine tolle Geste für unsere kranken Wälder.
Mein einziges Manko auf „Kontra.“ ist, dass ein Kölsches Trinkerlied wie „Alle Systeme auf Vollgas“ fehlt. Da will ich auf’m nächsten Album aber mal wieder was von euch hören, Jungs! Ansonsten kann ich nur sagen, chapeau die Herren, ihr habt mein musikalisches Leben wieder enormst bereichert und ich hoffe, euch bald wieder live und in voller Action zu sehen. 9,5 verliebte Sterne gehen heute nach Ruppichteroth zu den Hölzern.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Nie Wieder
02. Ewig Leben
03. Niemals Fallen
04. Laternelicht
05. Ein Einsamer Ort
06. Voran
07. Schlaflos
08. Roter Wein
09. Rückenwind
10. Der Schwarze Schwan
11. Easy
12. Leben und Tod
13. Vollgas

Tänski

Und damit ihr wisst, was ich meine: