VICTORY – Circle Of Life

Trackliste:

01. Tonight We Rock
02. American Girl
03. Count On Me
04. Surrender My Heart
05. Unbelievable World
06. Moonlit Sky
07. Falling
08. Money
09. Reason To Love
10. Virtual Sin


Spielzeit:
45:12 min. – Genre: Hardrock – Label: AFM Records – VÖ: 13.09.2024 – Page: www.victory-band.com

 

Neues Futter aus dem Hause VICTORY. Im ersten Jahrzehnt ihres Schaffens über jeden Zweifel erhaben und mit zahlreichen Klassikern am Start, musste das Flaggschiff aus Hannover aufgrund vieler Besetzungswechsel, geändertem Zeitgeist der gesamten Musiklandschaft und sonstigen Querelen eine lange Durststrecke durchleben – und somit auch ihre Fans der ersten Stunde. So richtig in Fahrt scheinen VICTORY, deren Chefdenker Herman Frank glücklicherweise immer noch an Bord ist, erst seit dem letzten Album „Gods Of Tomorrow“ von 2021 zu kommen. Mit konstantem Line-Up wartet die brandneue Scheiblette „Circle Of Life“ nun auf.

Knochentrocken von Frank höchstselbst im Horus Sound Studio produziert und von Arne Neurand abgemischt setzt schon der Opener „Tonight We Rock“ nicht nur musikalisch ein starkes Statement. Das Ding geht schön nach vorne und ist ein unverkennbarer VICTORY Song. Das folgende „American Girl“ windet sich sexy dahin, bevor mit „Count On Me“ bereits das dritte Highlight auf den Hörer wartet, das sich auch noch als ziemlich partytauglich entpuppt. „Surrender My Heart“ könnte auch auf „Temples Of Gold“ stehen und „Unbelievable World“ erinnert mit seinem arabischen Touch ein wenig an ein bekanntes Stück von den Kollegen VENGEANCE.

Halbzeit auf „Circle Of Life“, Zeit die Schallplatte umzudrehen. Das war früher (und auch heute wieder) ein guter Zeitpunkt, um ein erstes Resümee zu ziehen. Und das ist durchweg positiv. Anders als beim Vorgänger, der etwas mehr Zeit brauchte um zu reifen, dann aber ordentlich knallte, sind die ersten fünf Songs auf „Circle Of Life“ von Anfang an erste Sahne.

Weiter geht es auf Seite 2 mit „Moonlit Sky“ – hier wird mir erstmals so richtig bewusst, dass Parallelen und Vergleiche nicht nur bei neueren Bands funktionieren, die ihre Idole in den eigenen Sound einfließen lassen. Die Nummer klingt wie ein Bastard aus SHAKRA und neueren KROKUS. Booom, was für eine Mischung. „Falling“ ist dann wieder mehr VICTORY themselves und das Double-Bass-Monster „Money“ könnte auch auf einem HERMAN FRANK Solo-Album gestanden haben oder in seiner (zweiten) Zeit bei ACCEPT Verwendung gefunden haben. „Reason To Love“ ist quasi die Quotenballade, ohne eine richtige Ballade zu sein. Starkes, melodisches Stück. Den Schlusspunkt setzt mit „Virtual Sin“ eine Nummer, die für mich qualitativ an die extrem starke erste Vinyl-Seite anknüpft.

„VICTORY are back with a bang!“ – war meine Formulierung beim letzten Werk. Für „Circle Of Life“ könnte man sagen: „VICTORY are back with a BIG bang!“, denn die neue Scheibe ist noch um einiges abgezockter, reifer, gieriger und eingängiger als sein Vorgänger. Vinyl ist bestellt – freue mich schon drauf, und vielleicht auf ein Live-Date. Die Jungs touren kurz nach dem Release zuerst alleine und im Januar noch einmal mit GRAVE DIGGER – da sollte doch was klappen!

Stefan

INVASION – II

Trackliste:

01. Banshee Queen
02. Informer
03. Hungry For Love
04. Take It Away
05. Take It Too Far
06. Hold On
07. On The Edge
08. Grasp Of The Wretches
09. All For All

 


Spielzeit:
37:25 min. – Genre: Hardrock – Label: ITBS Records – VÖ: 21.08.2024 – Page: www.facebook.com/norwayinvasion

 

Die norwegische Hardrockband INVASION wurde erst 2022 gegründet und legt jetzt mit dem schlicht betitelten „II“ bereits ihr zweites Album vor. Bereits 2023 kamen Jorgen Bergersen (vocals), Adrian Sunde Bjerketvedt (guitars), Thomas Stensrud Gjeflaugsen (bass), Jorgen Abrahamsen (guitars) und Eiliv Sagrusten (drums) aus dem Nichts mir ihrem selbstbetitelten Debüt aus der Hüfte. Das in Eigenregie veröffentlichte Album blieb leider etwas unter dem Radar, da weder viel Öffentlichkeitsarbeit noch Touraktivitäten außerhalb Norwegens erfolgten. Auch „II“ wurde wieder ohne Plattendeal selbst veröffentlicht. Ihr könnt Euch aber beide Alben über die Band direkt ordern. Aber mal der Reihe nach.

War der Erstling mit tollen Songs gespickt, hatte aber etwas mit seinem dünnen Sound zu kämpfen, konnten INVASION für die neue Platte einiges verbessern. Wuchtige Dampfhämmer a´la „On The Edge“ kommen brachial aus den Boxen, melodiöse Hymnen wie „All For All“ sind Scandi-Rock vom allerfeinsten. Die prägnante Stimme von Bergersen, das vielseitige Gitarrenspiel des Gitarrenduos Bjerketvedt/Abrahamsen und die tighte Rhythmussektion (Drummer Sagrusten gehörte übrigens zur Ur-Besetzung der CRUEL INTENTIONS) machen aus den 9 Stücken auf „II“ wirklich einen Zungenschnalzer. Weitere Anspieltipps wären der Opener „Banshee Queen“ oder „Hungry For Love“.

Fans melodischen Hardrocks werden hier bestens bedient und sollten ihre Sammlung um ein Kapitel erweitern. INVASION starten zwar keine neue Invasion, verbinden aber sehr gekonnt klassischen Achtziger Hardrock mit aktuellem Sound, tenideren mal zu AOR, mal zu Heavy Metal und die Röhre von Jorgen Bergersen passt einfach perfekt ins Gesamtbild. Die Songs klingen nicht aufgesetzt und zünden meist schon beim ersten Hören. Checkt das Video von „On The Edge“ weiter unten und Ihr wisst, was ich meine.

Bleibt zu hoffen, dass die Jungs endlich einen Plattendeal an Land ziehen und uns auch hierzulande mit Live-Shows beehren.

Stefan

TUK SMITH & THE RESTLESS HEARTS – Rogue To Redemption

Trackliste:

01. Take The Long Way
02. Glorybound
03. End Of An Era
04. Still A Dreamer
05. Little Renegade
06. Blood On The Stage
07. Lost Boy
08. Down The Road
09. Rogue To Redemption
10. When The Party´s Over

 

Spielzeit: 35:49 min. – Genre: Rock, Glam, Classic Rock – Label: Gypsy Rose Records – VÖ: 30.09.2024 – Page: www.tuksmithandtherestlesshearts.com

 

Erinnert sich noch jemand an die BITERS? Nicht zu verwechseln mit den BITES, die letztes Jahr mit ihrem Debütalbum „Squeeze“ für so manch feuchten Schlüpper bei den Rockfans gesorgt hatten. Die BITERS wurden 2009 gegründet und brachten es bis zum Split Ende 2018 auf zwei Alben und einige EP´s. Chefvortänzer seinerzeit ein gewisser Tuk Smith. Eine Rezi zum 2015er Album „Electric Blood“ findet Ihr HIER.

Seit 2020 firmiert TUK SMITH unter seinem guten Namen, nachdem die BITERS leider das zeitliche gesegnet hatten, seine aktuelle Begleitband nennt sich THE RESTLESS HEARTS. Allein diese Namensgebung lässt schon ein wenig auf die Musikrichtung schließen, die sich diese Formation auf die Fahnen geschrieben hat. Im Grunde nicht allzu weit entfernt vom Sound der BITERS. Und doch eine Weiterentwicklung an Coolness und noch ein Stück nostalgischer als zuvor agieren die Amis auf ihrem zweiten Album „Rogue To Redemption“. Bereits 2022 erschien mit „Ballad Of A Misspent Youth“ ihr Erstlling, der unter anderem den Hit „What Kinda Love“ enthielt. Ein Stück, das an den frühen BILLY SQUIER mit „My Kinda Lover“ (welch Zufall) erinnert. Mit diesem und einigen weiteren Songs im Gepäck gingen TUK SMITH & THE RESTLESS HEARTS dann auch gleich auf einen Teil der Stadiontour von MÖTLEY CRÜE und DEF LEPPARD in den Staaten. Was für ein Start für die Jungs.

All zu viel hängen schien nicht geblieben zu sein, denn seitdem sind vier Jahre vergangen, Smith hat unlängst sein eigenes Label Gypsy Rose Records gegründet und natürlich jede Menge Musik kreiert. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die zehn neuen Songs immer noch wie eine Mischung aus THIN LIZZY, Punk und 70er Glam anmuten (nein, das habe ich nicht vom Promo-Info übernommen, das war seinerzeit auch schon meine Umschreibung für die BITERS). Und doch haben die Jungs ihren Sound leicht modifiziert. Sie kommen noch direkter auf den Punkt und in ihrer Single „Glorybound“ behandelt TUK SMITH seinen musikalischen Werdegang höchstselbst. Es ist auf jeden Fall gut zu sehen, dass man unzählige Male mit dem Kopf gegen Schilder, Wände und ähnliches schlagen kann und doch noch dermaßen gute Rockmusik auf die Reihe kriegt (nur Spaß). Daneben solltet Ihr „Take The Long Way“, „Little Renegade“ und „When The Party´s Over“ unbedingt anspielen.

Wer das Debüt von TUK SMITH & THE RESTLESS HEARTS mochte, wird „Rogue To Redemption“ lieben. TUK SMITH und seine rastlosen Herzen sind eine der wenigen Bands, die ungefiltert und nicht aufgesetzt daherkommen. Einfache, coole Rockmusik und etwas Partylaune geben ein rundes Package ab, das gar nicht mehr Zutaten braucht. Holt Euch „Rogue To Redemption“ und habt einfach ne gute Zeit!

Stefan

BIG SUN – Rite De Passage

Trackliste:

01. The Sun
02. I Was Loving You
03. Stronger Than Anyone
04. Directions
05. Maiden Sacrafice
06. Lovers Die At Midnight
07. You Know You Want It
08. Ra Horaktus
09. The Totem

 


Spielzeit:
32:35 min. – Genre: Hardrock, AOR, Heavy Metal – Label: Mighty Music – VÖ: 28.06.2024 – Page: www.facebook.com/bigsundk

 

Es gibt ja dieses Sprichwort: „die spinnen, die Finnen“! Für diese Platte muss man es allerdings auf die Dänen umschreiben, denn was BIG SUN auf ihrem Debütalbum „Rite De Passage“ fabrizieren, ist schlichtweg verrückt. Mein Erstkontakt zu diesem Trio war die Single „Directions“, einem wilden Mix aus Prog, AOR und Pop, der leicht an Kollegen wie NIGHT FLIGHT ORCHESTRA aus Schweden erinnert. Was BIG SUN allerdings bei nur neun Songs mit einer guten halben Stunde Spielzeit abfeuern, ist schon ziemlich crazy. Die Spannweite von lupenreinem AOR bis hin zu purem Heavy Metal a´la MERCYFUL FATE ist nicht gerade alltäglich.

Dazu kommt noch die Nähe zu den Überfliegern GHOST, alleine schon wegen der Anonymität aller Mitwirkenden Musiker. Aber auch die erste Single „Lovers Die At Midnight“ ist stark geprägt von Tobias Forge und den Seinen. Selbst der dazugehörige Videoclip könnte als Hommage an GHOST verstanden werden. Oder eben, wenn man es negativ formulieren möchte, als Kopie. Genau so verhält es sich beim Opener „The Sun“, hier gibt es MERCYFUL FATE satt. Genau verstehe ich nicht, was das Trio mit ihrem wilden Genre-Mix bezwecken möchte, aber ich bin ja auch nur ein einfacher Schreiberling.

Allerdings sind Songs wie eben „Directions“ zu gut, um nicht gehört zu werden, der Clip dazu ist ebenfalls sehr gelungen. Mit dem hin und her der musikalischen Einflüsse muss man als Hörer aber erstmal zurecht kommen. Nennt es einfachKunst, die ist immer schwer zu begreifen. Die fehlende Eigenständigkeit muss aber dennoch erwähnt werden, aber BIG SUN stehen ja noch am Anfang ihrer Karriere, da gibt es noch viele Möglichkeiten, sich zu profilieren.

So bleibt „Rite De Passage“ ein recht kurzes respektive kurzweiliges Album, das an eigenen Ideen oft kränkelt, dennoch eine coole Angelegenheit ist, wenn man den echt verrückten Stilmix bedenkt oder/und Fan der oben genannten Kapellen ist.

Stefan

REMEDY – Pleasure Beats The Pain

Trackliste:

01. Crying Heart
02. Moon Has The Night
03. Sin For Me
04. Angelina
05. Bad Blood
06. Caught By Death
07. Hearts On Fire
08. Poison
09. Girl´s Got Trouble
10. Something They Call Love


Spielzeit:
41:08 min. – Genre: Melodic Rock, Hardrock – Label: Escape Music – VÖ: .24.05.2024 – Page: www.remedymusicsweden.com

 

So, Herrschaften: wer denkt, er habe im AOR- und Melodic-Bereich schon alles gehört, der sollte jetzt seine Ohren spitzen! Denn die Schweden schlagen wieder einmal zu. Mit REMEDY steht eine junge neue Band in den Startlöchern, die dieser Tage bereits ihr zweites Album „Pleasure Beats The Pain“ veröffentlicht. Leider ist das Debüt „Something That Your Eyes Won´t See“ seinerzeit (2022) komplett an mir vorbei gegangen, weil auf einem kleinen Label namens S-Rock veröffentlicht. Jetzt haben sich Escape Music die Jungs aus Stockholm gekrallt und für das Mixing und Mastering war kein Geringerer als ECLIPSE Chefdenker Erik Martensson verantwortlich (wie übrigens auch schon beim Erstling).

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass im Sound von REMEDY auch eine gewisse Prise ECLIPSE zu finden ist. Aber wenn wir schon bei den Vergleichen sind, gibt es noch viele andere Bands wie (ruhigere) PRETTY MAIDS oder EUROPE sowie aktuelle Bands wie NESTOR oder diverse Combos aus dem Frontiers-Stall. Aber es wäre ungerecht, REMEDY mit zu vielen artverwandten Kapellen in einen Topf zu werfen, denn im Laufe dieser zehn neuen Songs gibt es allerlei unterschiedliches zu entdecken. Angefangen vom kraftvollen Opener „Crying Heart“ (hier lassen ECLIPSE definitiv schön grüßen) über die Melodic-Hymne „Moon Has The Night“ (früher wäre das Ding ein waschechter Diskotheken-Hit geworden), das locker luftige AOR Windchen „Angelina“ bis hin zu dem abgrundtief geilen Stampfer „Caught By Death“ und dem fluffigen „Hearts On Fire“ (erinnert ein klein wenig an die Finnen FREE SPIRIT) gibt es keinen Ausfall auf „Pleasure Beats The Pain“. All Killer – No Filler ist das Motto.

REMEDY liefern auf ihrem Zweitwerk absolut brillianten Melodic Rock ab. Bereits das 2022er Debüt hatte eine enorme Klasse, lediglich der Sound war etwas dünn. Das haben die Schweden hier und heute ausgemerzt und ganz nebenbei gibt es Melodic-Rock-Perlen am laufenden Band – wer einzelne Stücke herausheben bzw. Anspieltipps haben möchte, schaut sich meine o.g. Beispiele an. „Pleasure Beats The Pain“ hat jetzt schon einen Platz in den Top 5 für 2024 sicher und sämtliche Vergleiche sollten absolut nicht suggerieren, dass REMEDY nicht auf eigenen Beinen stehen stehen können! Schade, dass ihre Tour sie bisher nur in ihrem Heimatland auf die Straße schickt. Festival- und Konzertveranstalter sollten sich daher ebenfalls mit den Jungs beschäftigen.

Stefan

SEBASTIAN BACH – Child Within The Man

Trackliste:

01. Everyone Bleeds
02. Freedom
03. (Hold On) To The Dream
04. What Do I Got To Lose?
05. Hard Darkness
06. Future Of Youth
07. Vendetta
08. F.U.
09. Crucify Me
10. About To Break
11. To Live Again

Spielzeit: 47:30 min. – Genre: Hardrock – Label: Reigning Phoenix Music – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.sebastianbach.com

 

Es ist schon verrückt. Jetzt, da das brandneue Soloalbum von SEBASTIAN BACH endlich in die Läden kommt, ist der Posten des Frontmannes bei seiner ehemaligen Band SKID ROW erneut vakant. Nach zahlreichen Sängerwechseln schien es das Schicksal mit der Verpflichtung des schwedischen Wirbelwinds Erik Grönwall endlich einmal gut mit den Amis zu meinen, ein bockstarkes Album war das Resultat. Alles schien perfekt – außer natürlich die Wiedervereinigung mit dem bei den Fans immer noch als einzig wahren Sänger angesehenen Sebastian Bach. Dieser hatte vor kurzem noch selbst die Gerüchte angeheizt bzw. erklärt, es sei an der Zeit und SKID ROW sei sowieso nur mit ihm am Mikrofon die wahren SKID ROW. Da ist durchaus etwas dran, aber mit Grönwall haben die Jungs einen Glücksgriff getan, da er stimmlich einfach über alle Zweifel erhaben ist und mit seiner Energie auf der Bühne einfach immer abräumt und somit die gesamte Band immer gut da stehen lässt. Aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt, der Zeitpunkt für eine Reunion ist für Bach selbst allerdings äußerst ungünstig.

Denn mit „Child Within The Man“ steht das nunmehr sechste Soloalbum an. Wobei – so fair muss man sein – war das 2007 erschienene „Angel Down“ das erste richtige Album, denn „Bring Em Bach Alive“ von 1998 enthielt nur fünf Studiotracks und „Bach 2 Basics“ aus dem Jahr 2001 war ein Coveralbum. Auch auf „Angel Down“ waren noch Songs aus alten SKID ROW Tagen zu hören. „You Don´t Understand“ zum Beispiel. Mit dem Engagement bei Frontiers Records schwamm sich der großgewachsene Frontmann musikalisch endgültig frei und präsentierte sich härter, moderner und dennoch melodisch.

Jetzt hat sich Reigning Phoenix Music den Mann mit der markanten Stimme geangelt – die musikalische Grundausrichtung indes bleibt ähnlich. Fetter Sound, Energie durch und durch, große Melodien und jede Menge seiner bekannten Screams bleiben das Grundrezept auch für „Child Within The Man“. Eigentlich könnte man hier die Rezension beenden – wer die beiden Vorgängeralben mochte, ist auch hier gut bedient. Aber so ganz gerecht würde es dem neuen Album nicht gerecht werden. Denn das Songwriting ist um ein gutes Stück besser und schließt somit zum Rest der Außendarstellung auf. Hatte Mr. Bach in der Vergangenheit schon immer starke Einzelsongs auf seinen Alben, klingt das hier wie aus einem Guss. Die bereits ausgekoppelten Singles sprechen da eine deutliche Sprache: Mit der ersten Auskopplung „What Do I Got To Lose?“ hat der blonde Frauenschwarm bereits im Januar ein dickes Ausrufezeichen gesetzt, was er mit den folgenden Stücken „Everybody Bleeds“ und „(Hold On) To The Dream“ (das Ding startet erst nach eineinhalb Minuten so richtig durch) untermauerte. Drei Volltreffer. Was kann man da vom Rest des Albums erwarten?

Metallische Songs wie „Hard Darkness“ oder „Vendetta“ zum Beispiel, das herrlich pissige „F.U.“ oder das coole „Freedom“. Eine Ballade darf natürlich auch nicht fehlen, die fällt mit „To Live Again“ allerdings weniger spektakulär aus wie seinerzeit auf den beiden glorreichen Alben von SKID ROW.

„Child Within The Man“ könnte aber in Teilen durchaus als neues SKID-ROW-Opus herhalten. Das ist zwar genau das, was sich viele Fans wünschen, aber es ist sicher nicht das Ansinnen des Hauptdarstellers. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass SEBASTIAN BACH wohl für immer irgendwie im Kopf mit seinen Kollegen in Verbindung gebracht wird. Anyway – „Child Within The Man“ ist ein vor Energie und Selbstbewusstsein nur so strotzendes Album geworden. Egal, wie sich die Zukunft von BACH oder/und SKID ROW gestaltet – auf dieses Album kann er mehr als stolz sein! Für mich das beste Solowerk.

Stefan

HUNTER – Rock´n Roll V.I.P.

Trackliste:

01. Phoenix Rising
02. Rock´n Roll V.I.P.
03. Hard To Survive
04. Runaway Ramp
05. Who Needs The Devil
06. Dust´n Bones
07. Demon Of The Highway
08. Vegas Madness
09. The Eagles Fly High
10. Black Cat
11. The Huntress

Spielzeit: 50:17 min – Genre: Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.hunter.band

 

Viel ist geschehen seit der Re-Union der deutschen Heavy Metal Urgesteine HUNTER. Was 2019 mit einer lockeren Aufwärmübung im Proberaum begann, mauserte sich schon nach kurzer Zeit zu einem ernstzunehmenden Angriff auf die Augen und Ohren der hiesigen Metalgemeinde. 2020 war es dann so weit: das Comeback-Album „The Return“ wurde veröffentlicht. Mit dabei, die Originalmitglieder Steven Brandy (guitars), Paul B. Herrmann (drums) und Rusty Wayman (vocals) alias Bertram Wegmann, der die Band allerdings kurz vor ihrem ersten Live-Gig verließ. Jetzt ist es an der Zeit, nachzulegen. Nicht ohne eine umfassende Auffrischung des Bandgefüges. Neu an Bord sind Bassist H. Van Noize, Gitarrist Ringin´D und Sänger Steve Strater.

Und „Rock´n Roll V.I.P.“ ist eine erneute Weiterentwicklung des Bandsounds. 1983 als Heavy Metal Band gestartet, die sich auf ihrem 1985er Debüt „Sign Of The Hunter“ eher in der Nähe von Kollegen wie IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST wohlgefühlt hatten, zeigte der 1987er Nachfolger „Keep The Change“ schon deutliche Zeichen in Richtung Hardrock. Mit „The Return“ schlug man in die selbe Kerbe, natürlich um einiges gereift – diesen Weg geht „Rock´n Roll V.I.P.“ nun konsequent weiter, wobei man sich in Teilen auch im Riff Rock beheimatet fühlt.

Was aber nicht für den epischen Opener „Phoenix Rising“ gilt. Mit majestätischem „Intro“ wird der Spannungsbogen weit aufgebaut, bevor die eingängige Nummer final startet. Cooler Einstieg, einer der besten Songs der Band überhaupt. Beim folgenden Titeltrack kommen sie also zum ersten Mal so richtig zum Vorschein: die Riff Rock Anleihen – die Gitarrenarbeit erinnert hier z.b. an die Schweizer Kollegen von KROKUS. Etwas metallischer kommt „Hard To Survive“ im die Ecke. Mit Double-Bass und härterem Riffing geht man zurück in die eigene Vergangenheit. Viel sonniger kommt „Runaway Ramp“ daher, einfach eine Gute-Laune-Nummer. Das bereits als Single ausgekoppelte „Who Needs The Devil“ ist ein weiteres Highlight der Platte. Warum? Checkt es selber aus, das Video dazu findet Ihr weiter unten. Der Titel „Dust´n Bones“ schreit geradezu nach einem weiteren Riff Rocker, und so ist es auch. Etwas flotter geht es bei „Demon Of The Highway“ zu, bevor „Vegas Madness“ den Fuß wieder ordentlich mitwippen lässt. Das anschließende „The Eagles Fly Free“ ist ein besonderes Stück, denn die Nummer wurde für die Eishockeymannschaft der Adler Mannheim geschrieben und ist ihre aktuelle Hymne. Mit den metallischen Abschlußsongs „Black Cat“ und vor allem das Instrumental „The Huntress“ geht man noch ein weiteres Mal zurück in den ersten Lebensabschnitt der Band.

„Rock´n Roll V.I.P.“ ist ein starkes Nachfolgealbum der Re-Union-Scheibe geworden. Es bietet viel Abwechslung, hat einfach gute Songs an Bord und klingt amtlich. Der deutsche Untergrund ist quicklebendig – HUNTER sind der beste Beweis dafür!

Stefan

SHEELA – Burned Down

Trackliste:

01. Long Time
02. Burned Down
03. Claire
04. Ready
05. Holdin´ On
06. Reno
07. Fire Woman
08. Spread Your Wings
09. Kickin´ Up The Dust
10. Hang Tough
11. You Got Something

Spielzeit: 46:16 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock, Progressive Rock – Label: Lions Pride Music – VÖ: 29.04.2024 – Page:

 

Die deutsche Band SHEELA ist bekannt für ihren wilden Stilmix, der keinerlei Scheuklappen trägt. Angefangen von lupenreinem Heavy Rock klassischer Prägung (manchmal bluesig angehaucht) über moderne Ansätze bis hin zu progressiven Elementen vereint die nach einer keltischen Göttin benannten Kapelle ziemlich alles. Allerdings flog die 1992 gegründete Combo dabei immer unter dem Radar großer Plattenfirmen und damit auch großer Fanmassen. Was aber nicht bedeutet, dass die Band aus Wiesbaden nicht mit großen Namen auf der Bühne stand. Angefangen von den SCORPIONS bis hin zu NAZARETH, MANFRED MANN oder POISON, FATES WARNING und STYX war das Engagement durchaus sehenswert.

Und doch blieb die Band ein ewiger Geheimtipp, den ich persönlich zufällig 2001 mit ihrem dritten Album „Straight Hearted Ones“ entdecken durfte. Zu dieser Zeit arbeitete ich in einem Plattenladen und checkte so ziemlich alle Neuzugänge im Rockbereich aus, so auch SHEELA. Natürlich wanderte der Silberling umgehend in die Einkaufstüte. Allerdings blieb das auch mein einziger Kontakt – bis heute. Denn Lions Pride Music veröffentlicht dieser Tage das 1995er Debüt „Burned Down“ neu. Komplett neu gemixt und gemastered von Keyboarder Markus Teske himself und mit frischem Artwork versehen wagt „Burned Down“ also einen neuen Anlauf.

Die Platte hatte seinerzeit übrigens in Japan recht großen Erfolg und wurde im Burrrn-Magazine mit 86 Punkten gewürdigt. Zurecht, denn was Wolfgang Weber (vocals), Christian Moser (guitars), Markus Teske (keyboards), Tony Spagone (bass) und Jojo Nimtz (drums) über diese Dreiviertelstunde Spielzeit bieten, ist feinste Bespassung für Erwachsene, die gerne gute Rockmusik hören. Keine Plattitüden, keine Klischees, einfach nur handgemachte Musik erster Güte.

Eigentlich sollten Nummern wie „Spread Your Wings“ oder „Burned Down“ gängige Rockhits sein. OK, letztere erinnert mit seinem Groove schon etwas an die STYX Nummer „Love Is A Ritual“ – sei es drum. Aber auch den Opener „Long Time“, die melodische Hymne „Reno“ oder „Holdin´On“ solltet Ihr antesten (siehe Video weiter unten). Und überhaupt habt Ihr mit diesem Re-Release die Chance, Euch ein tolles Stück deutscher Hardrockgeschichte unter den Nagel zu reißen. Besser spät als nie, Ihr werdet es sicher nicht bereuen. SHEELA bieten hier genau die richtige Mischung aus Professionalität, Unbekümmertheit und den ein oder anderen stilistischen Blick über den Tellerrand.

Bei meiner Wertung greife ich einfach mal die des legendären Burrn-Magazines auf.

Stefan

KICKIN VALENTINA – Star Spangled Fist Fight

Trackliste:

01. Gettin Off
02. Dirty Rhythm
03. Fire Back
04. Man On A Mission
05. Turn Me Loose
06. Died Laughing
07. Takin A Ride
08. Amsterdam
09. Ride Or Die
10. Star Spangled Fist Fight

 

Spielzeit: 40:26 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Mighty Music – VÖ: 19.04.2024 – Page: www.kickinvalentina.com

 

Die vier Dampfhämmer aus den USA sind zurück! Mit ihrem mittlerweile vierten Album „Star Spangled Fist Fight“ wollen KICKIN VALENTINA so richtig durchstarten. Das zeigen schon die beiden Vorab-Singles mitsamt ihren Videoclips. Was 2013 mit der selbstbetitelten EP und einem wohlwollenden Kopfnicken nebst überraschtem Blick begann, mauserte sich im Laufe der Jahre zu einer innigen Liebe meinerseits. Kein Wunder bei derart starken Alben, die weitab vom Mainstream ihre Leute suchen. Auch unser Sturmi war bei seiner Rezi zum bis dato letzten Album „The Revenge Of Rock“ Feuer und Flamme.

Zehn Songs haben es auf „Star Spangled Fist Fight“ geschafft, und der Name ist Programm. Die Amis haben ihr energetisches und hochexplosives Hardrock-Gebräu weiterentwickelt und klingen 2024 wie eine Mischung aus HARDCORE SUPERSTAR und MOTÖRHEAD. Was für ein Pfund! Mit D.K. Revelle haben sie seit dem letzten Longplayer einen Frontmann in ihren Reihen, der noch eine Schippe drauflegt, aber auch in melodischen Momenten nicht versagt. Ansonsten ist das Line-Up seit der Gründung 2013 stabil und liest sich so: Heber Pampillon (guitars), Chris Taylor (bass) und Jimmy Berdine (drums).

Mit einem dreckigen Shout und ultrafetten Grooves startet „Gettin Off“ und setzt jede Menge Adrenalin frei. Eines gleich vorneweg: der Adrenalinspiegel wird sich die folgenden 40 Minuten nicht beruhigen. Und daran sind nicht nur die beiden Singles „Takin A Ride“ und das vergleichsweise soft/melodische „Ride Or Die“ schuld. Das punkige „Fire Back“ oder die Hymne „Man On A Mission“ sind weitere Anspieltipps. Und „Turn Me Loose“ ist mitnichten eine Coverversion des LOVERBOY-Klassikers. Vielmehr ist die Nummer eine kleine Machtdemonstration für alle, die KICKIN VALENTINA vielleicht fehlende Eingängigkeit vorwerfen. Power und Melodie passen eben doch zusammen.

KICKIN VALENTINA haben es geschafft, weder retro noch zu modern zu klingen. Ihr Hardrock ist einfach eine Abrissbirne mit ganz eigenem Anstrich, das kann wahrlich nicht jede Band von sich behaupten. Umso verwunderlicher ist es, dass die Amis (auch) hierzulande nicht bekannter sind. Vielleicht kann das ja ihr neues Album „Star Spangled Fist Fight“ endlich ändern – es wäre ihnen zu wünschen.

Stefan

 

SNAKEBITE – Cobra Crew

Trackliste:

01. Blow It Up
02. Stormriders
03. Heading For The Best
04. Wheels Keep On Turning
05. Don´t Turn Away
06. My Burning Love
07. Weekend Warrior
08. Kill Wig Metal
09. Chained To Rock
10. Long Way Home


Spielzeit:
40:11 min. – Genre: Hardrock – Label: Manic Attack Records – VÖ: 05.04.2024 – Page: www.snakebite-music.com

 

Die Ruhrpott-Metropole Essen ist ja eher bekannt für harte Kost wie KREATOR. Dass sich dort aber auch zahlreiche andere Bands tummeln – seit ungefähr 2014 auch SNAKEBITE – ist jedoch kein Geheimnis. Und irgendwie sind SNAKEBITE ein besonderer Vertreter der hart rockenden Zunft. Denn sie beschränken sich nicht darauf, richtig deftigen Heavy Metal zu zelebrieren, oder eben Hardrock – nein, sie machen einfach beides und sitzen damit zwischen den Stühlen. Macht aber gar nix, denn egal, was der Vierer macht, es klingt immer strikt nach den glorreichen Achtzigern. Und so steht dieser Tage mit „Cobra Crew“ Langspieler Nummer drei an. In den letzten zehn Jahren haben SNAKEBITE gezeigt, dass sie eine enorme Entwicklung hingelegt haben. Auch was den Sound angeht, denn der ist auf dem neuen Dreher über jeden Zweifel erhaben. Nicht zuletzt Dank einer erneuten Kollaboration mit Dennis Koehne und Tom Kornis an den Reglern.

Bisher ist es den Essenern auf jedem Album gelungen, Songs zu kreieren, die im Gedächtnis bleiben. Das Debüt hatte mit „Princess Of Pain“ mindestens ein herausragendes Stück zu bieten, bei „Rise Of The Snake“ war es die Melodiegranate „Desperate Hearts“ und der speedige Kracher „Run Fast“ und für das neue Album haben die Jungs mit „Stormriders“ einen weiteren metallischen Nackenbrecher vorweg geschickt, nicht ohne mit „Heading For The Best“ ihre melodische Seite zu betonen. Die Rezeptur auf „Cobra Crew“ bleibt also im Grunde gleich. Und doch ist eine Weiterentwicklung im Songwriting auszumachen. Die 10 neuen Stücke sind in sich einfach noch ein Stück veritabler und gereifter (alleine „Blow It Up“ bläst Dich einfach weg). Wer also frisches Futter aus der Retro-Ecke braucht, das irgendwo zwischen STRIKER und alten Recken wie den SLEEZE BEEZ pendelt, muss hier unbedingt zuschlagen.

SNAKEBITE zeigen einmal mehr, dass der Blick nicht immer in die Ferne schweifen muss, um richtig gute neue Musik entdecken zu können. Natürlich gibt es genug starke Konkurrenz aus Skandinavien oder auch aus Übersee, aber diese Kapelle aus Essen mausert sich schön langsam zu einer Konstante in der deutschen Hardrock/Heavy Metal Szene, die man nicht länger übersehen darf!

Stefan