I AM ALIZ – Dead: Seals Of Separation

Band: I Am ALIZ
Album: Dead: Seals Of Separation
Spielzeit: 32:59 min
Stilrichtung: Industrial Metal
Plattenfirma: Ishtar Rising
Veröffentlichung: 13.06.2021
Homepage: www.facebook.com/alizmusic

Mal wieder eine kleine Überraschung, die da in das Rock-Garage-Postfach reingeflattert ist: I AM ALIZ – nie gehört, kurz ein, zwei Songs angetestet und für rezensierenswert befunden, da die Sache in so mancher Hinsicht doch schon was besonderes ist. Das deutsche Soloprojekt bewegt sich im Industrial-Metal-Bereich, ziemlich elektronisch, ohne dabei metallische Klänge außen vor zu lassen, mit acht Tracks und guten 30 Minuten Spieldauer.
Produktionstechnisch kann man ein wenig meckern: Zum Teil, gerade bei den Drums und den Gitarren, klingt “D:SOS” ein bisschen mittenlastig und könnte ein wenig mehr Definiertheit vertragen, das kompensiert man aber durch massiiiiven Druck hinter der Gitarren- und Drum-Produktion und zwar mit vollem Erfolg. Beginnt Track 1 klangtechnisch recht kraftlos (kalkuliert, wohlgemerkt), so knallen die Gitarren, wenn sie denn kommen, mit brutaler Wucht rein, ohne die etwas leiseren anderen Elemente zu verdrängen. Mit diesen Lautstärkeunterschieden arbeitet I AM ALIZ gerne, was als individuelles Soundmerkmal sehr gelungen und dem Hörerlebnis dienlich ist.
Ebenfalls hervorzuheben: die Vocals. Die Stimme von Aliz ist für Electro/Gothic/Industrial sehr geeignet; individuell, ausdrucksstark, wandelbar (Einfach mal die Vocals von Track 1 mit denen von Track 6 vergleichen) und jederzeit unter Kontrolle.
Und musikalisch? Musikalisch ist “D: SOS” ein in elektronischer Hinsicht recht verspieltes Werk geworden, das sich beispielsweise viel elektronische Drumsounds leistet, eine sehr eigene Atmosphäre aufbaut, mit mehrstimmigen oder klanglich verfremdeten Vocals arbeitet und den einzelnen elektronischen Sounds Liebe widmet, sei es die grummelnde Bassline bei “Hypocrisy”, die fetten Synthesizer in “Alienation” oder auch mal eine klassische E-Orgel bei “Seal”. Ja, das Sounddesign macht viel aus bei der Platte, wobei die Songs in kompositorischer Hinsicht allerdings nicht abstinken. Lediglich beim finalen “The I In You” ist die Luft ein bisschen raus und man ist eher etwas auf stabilem Lückenfüller-Niveau unterwegs, doch ansonsten lässt sich über das Songwriting soweit nichts Negatives sagen.
Blickt man auf “Seal” (mit leider etwas störendem Echoeffekt auf der Stimme) und “Sparkling Eyes”, muss man hier stattdessen noch einmal umso ausdrücklicher loben. Jap, es sind die beiden – ziemlich rocklastigen – „Balladen“ bzw. nachdenklicher klingenden Songs der Platte (wobei “Seal” noch ordentlich Dampf bekommt), aber bei diesen zeigen sich bisher auf dem Album ungehörte Songwritingkompetenzen – das sind, kurz gesagt, einfach arschschön geschriebene Tracks.

Fazit:
Ein bisschen Punktabzug für einen doch schwächeren Song, ein paar Soundangelegenheiten und eine sehr kurze Spieldauer. Abgesehen davon großer Respekt für dieses Album, das Industrial-Sounds und Metal hervorragend und innovativ zu verbinden vermag, stark gesungen, gut durchdacht und schön bis hart schön komponiert! Im Underground findet man doch immer die schönsten Sachen.

Anspieltipps:
“Alienation”, “Bleed My Heart”, “Seal” und “Sparkling Eyes”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Alienation
02. Bleed My Heart
03. Dead
04. Devil On The Run
05. Hypocrisy
06. Seal
07. Sparkling Eyes
08. The I In You

https://www.youtube.com/watch?v=rUUW6NoIJ84&ab_channel=IAmAliz

Jannis

SOULBOUND – Addicted to Hell

Band: Soulbound
Album: Addicted To Hell
Spielzeit: 50:48 min
Stilrichtung: Melodic Industrial Metal
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 18.09.2020
Homepage: www.soulbound.de

„SOULBOUND stehen für modernen und düsteren Industrial/Gothic Metal und mixen dabei gekonnt eingängige Melodien mit dystopischen und sozialkritischen Texten“. Aha?? Ich muss zugeben, dass das so gar nicht meine Musikrichtung ist und ich mich auch nicht wirklich auskenne damit. Aber ich werde für diese Rezension einen anderen Weg gehen, mich gedanklich in ein Live Konzert der sechs Jungs versetzen und das Album dann so bewerten. Vorab noch ein paar Eckdaten. SOULBOUND gibt es seit 2009 und haben 2012 ihr Debüt veröffentlicht. Die aktuelle Scheibe wurde unter der Leitung von Chris Harms (Lord Of The Lost) aufgenommen, der einen erstaunlich organischen Sound gezaubert hat (hätte es kühler und klinischer erwartet). Erwähnen muss ich noch das sehr geile Coverartwork. So, dann lasst uns das „Konzert“ mal starten. Die Musiker mit Johnny Stecker (v), Felix Klemisch (g), Johnny Ramirez (g), Patrick Winzler (Synthies), Jonas Langer (b) und Mario Krause (d) stehen bereits auf der Bühne, es kann losgehen.

Und wie es losgeht, alle hüpfen zu „Addicted To Hell“. Der Song bietet einen eingängigen Refrain bei dem der Sänger seinen Klargesang benutzt. Screams dürfen auch nicht fehlen und der Drummer prügelt auf sein Kit ein, klares Hitpotential. Weiter geht’s mit „March March“. Erinnert durch den Einsatz von Industrial Samples und marschierenden Rhythmen an eine Mischung aus Hämatom, Rammstein und Korn. Geiler Scheiss. „Toxic“ hat auch sofort wieder Mitgröl- und Mithüpf-Feeling. Metal der grooved und modern aus den Boxen knallt. Cleverer ruhiger Mittelteil ehe der Drop kommt und die Menge ausrasten lässt. Da muss ich mit meinen 43 Lenzen erst mal klar kommen. „Fuck You“ kannte ich nur von Overkill. Ist aber kein Cover. Man hört deutliche Lord Of The Lost und Oomph! Einflüsse heraus. Verschnaufpause auf „Undone“. Richtig große Nummer im Linkin Park Style, schnell ein Bier trinken bevor ich wieder alles verschütte. Das kann nämlich beim Industrial Brett „Devil“ schnell passieren, geiles Teil. Jetzt kommt Jammern auf hohem Niveau: „The Beast“ ist die bislang „schwächste“ Nummer. Egal, das nächste Stück „Crash And Burn“ ist fett. Screams, Klargesang, tanzbar, hart, einfach alles in Einem. Eskimo Callboy werden gefeiert für sowas. Es ist heiß im Saal, die Decke tropft und es folgt „Tic Toc“. Stakkato Riffs am Anfang bereiten die Oomph! lastige Abgehnummer vor. So „Alive“ bin ich gar nicht mehr. Hier wird Lindemann – Pain mäßig gerockt, mit einem für die Band sehr positiven Refrain. Vorsicht, Gänsehautalarm auf „Sucker’s Place“. Die Meute singt jedes Wort dieser Powerballade mit, großes Kino. Noch ein tiefer Schluck, zwei Songs kommen noch. „Fire It Up“ klingt wie eine harte und böse The Prodigy Version. Volle Power zum Schluss. „Unleashed Aporia“ bietet Industrial gemischt mit Metalcore. Das „Konzert“ ist aus, schade. Aber überall glückliche Gesichter, die nach einer Zugabe verlangen. Die gibt es dann aber auch auf der limitierten Erstauflage, in Form einer Bonus CD.

Fazit: Hier könnte Großes entstehen. SOULBOUND haben alles was dieses Genre braucht. Tolle Musiker und ein Händchen für klasse Kompositionen. Auch wenn es nicht meine Richtung ist, haben mich die Burschen vollkommen überzeugt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Addicted To Hell
02. March March
03. Toxic
04. Fuck You
05. Undone
06. Devil
07. The Beast
08. Crash And Burn
09. Tic Toc
10. Alive
11. Sucker’s Place
12. Fire It Up
13. Unleashed Aporia

Sturmi