LEE AARON – Radio On!

Band: Lee Aaron
Album: Radio On!
Spielzeit: 47:19 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.leeaaron.com

Als in unserer Redaktion die Info über ein neues Album von LEE AARON eintrudelte, das „Radio On!“ heißt und angelehnt an die gute alte Zeit der FM-Sender mit großartigem Rock, fiesen Gitarrenriffs und melodischen Hooks (O-Ton Promoinfo) sein soll, wurden die Augen (und Ohren) mächtig groß. Immerhin hat die äußerst gutaussehende Kanadierin seit dem erneuten Start ihrer Rock-Karriere mit dem 2016er Langspieler „Fire And Gasoline“ (das ich seinerzeit rezensieren durfte) nicht nur glückliche Gesichter unter ihren alten Fans hinterlassen. Und dieses Press-Release liest sich wie eine Rückbesinnung auf alte Tage, in denen Hits wie „Lady Of The Darkest Night“ oder „Watcha Do To My Body“ entstanden sind.

Doch diese Erwartungen werden ganz schnell über den Haufen geworfen. Schon der Opener „Vampin´“ zeigt, dass die einstige Metal Queen weder den polierten Sound der späten Achtziger von Alben wie „Bodyrock“ (1989) oder „Lee Aaron“ (1987) wiederaufleben lässt, noch zurück in die metallischeren Anfangstage von „Metal Queen“ (1984) geht. Vielmehr zockt die Kanadierin mit ihrer Band (Sean Kelly – guitars, Dave Reimer – bass, John Cody – drums) knochentrockenen, zeitgemäßen Rock ohne viel schnickschnack. Die Röhre von LEE AARON ist immer noch allererste Sahne, auch wenn sie ihr Organ schon seit langem sehr viel variabler einzusetzen vermag als in ihrem ersten Karriereabschnitt.

Hat man sich erst einmal damit arrangiert, dass „Radio On!“ keineswegs als Nostalgietrip in die eigene Vergangenheit zu verstehen ist (was im Vorfeld so suggeriert wurde), baut man recht schnell eine gute Bindung mit dem neuen Album auf. Laut eigenen Aussagen hatte LEE AARON die Idee, sich einfach ein paar Tage mit der kompletten Band in einen Raum einzuschließen und zu sehen, was dabei heraus kommt. Hieraus resultierte also dieses Dutzend neuer Songs, deren Spielfreude und Enthusiasmus förmlich ins Ohr springt. Das Quartett hatte sichtlich Spaß. Und trotzdem fehlt etwas…

Ein potentieller Hit ist nicht unter den neuen Stücken. Versteht mich nicht falsch, Nummern wie „Soul Breaker“, „Vampin´“, Mama Don´t Remember“ oder das energetische „Cmon“ sind toll, aber in gewisser Weise fehlt manchmal das Selbstverständnis früherer Alben. Vielleicht ist es aber wirklich die Erwartungshaltung meinerseits, die einfach nicht aus dem Kopf will. „Radio On!“ ist für mich also absolut keine Reise in die glorreiche Vergangenheit, wo die legendären FM Sender den Äther beherrschten (O-Ton Press Release), sondern ein durchaus gutes, zeitgemäßes Rockalbum mit erwachsenen Songs, die manchmal etwas mehr Schwerelosigkeit und weniger Verkopftheit gebrauchen könnten. Dass die Platte an nur einem Wochenende entstanden ist, ist dabei absolut kein Manko. Spontanität und die verhältnismäßig rohen Fassungen dieser Songs haben auch etwas Gutes, nur wäre hier und da etwas mehr Federschmuck oder eine Breitwand-Hookline hilfreich gewesen.

„Radio On!“ ist durchaus gut, wird sich aber – wie schon die Vorgänger „Fire And Gasoline“ und „Diamond Baby Blues“ – bei den alten Fans nicht durchsetzen können. Mit ihrer positiven Art wird das für LEE AARON und ihre Band aber sicher nicht das große Problem sein, denn immerhin ist das letzte halbwegs klassische Album der Kanadierin bereits 27 Jahre alt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Vampin´
2. Soul Breaker
3. Cmon
4. Mama Don´t Remember
5. Radio On
6. Soho Crawl
7. Devil´s Gold
8. Russian Doll
9. Great Big Love
10. Wasted
11. Had Me A Hello
12. Twenty One

Stefan

LEE AARON – Diamond Baby Blues

Band: Lee Aaron
Album: Diamond Baby Blues
Spielzeit: 51:00 min
Stilrichtung: Blues Rock
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 27.04.2018
Homepage: www.leeaaron.com

Man kann beim neuen Album der mittlerweile 56 jährigen LEE AARON nicht wirklich von einem Comeback reden, auch wenn die gute dem Rock-Publikum schon seit längerem aus dem Blickfeld entsprungen war. Die Schaffensphasen der in den 80ern als „Metal Queen“ bekannten Kanadierin haben aber durchaus den ein oder anderen Bruch gehabt, weshalb LEE AARON für Fans solcher frühen Hardrock-Perlen wie „Whatcha Do to My Body“ nach Ihrem Stil/Imagewechsel Richtung Jazz Mitte er 90er Jahre von der Bildfläche verschwand. Als die Powerdame dann 2016 mit „Fire and Gasoline“ nochmal ein richtiges Rock Album vorlegte, hatte sie in der Zwischenzeit nicht auf der faulen Haut gelegen sondern durchgehend (mehr oder weniger) erfolgreich Musik aufgenommen und veröffentlicht. Die Reaktionen auf das letzte Albumwaren durchaus positiv und LEE AARON scheint sich im Rock auch weiterhin wohlfühlen. Umso besser für uns, denn nun liegt mit „Diamond Baby Blues“ eine richtig gute, starke (Blues-lastige) Scheibe vor, die Fans von klassisch hardrockigem Stoff nicht verpassen sollten.

Flankiert von den altgedienten Szeneschwergewichten Sean Kelly (Gitarre), Dave Reimer (Bass) und Schlagzeuger John Cody legt LEE AARON mit dem Opener „Diamond Baby Blues“ mal gleich einen fulminanten Start aus Parkett. Die Produktion stimmt, der Sohn ist fett und wuchtig, in einem richtigen Studio von Fachleuten eingefangen und die Powerröhre der Frontlady hat nichts von Ihrer Kraft eingebüßt. Dieser Einstieg macht Spaß und das weitere Materialsteht dem in nichts nach. Zwischen die gelungenen Eigenkompositionen werden immer wieder geschmackvoll ausgewählte Cover-Versionen („Mistreated“ von Deep Purple oder „Black Cat“ von Janet Jackson) eingestreut, die wie die Faust aufs Auge passen. Was soll ich sagen, die Platte macht einfach Laune. Eben weil hier offensichtlich nicht an den falschen Ecken gespart wurde und alle Beteiligten mit Ehrgeiz und Herzblut dabei sind. Als Anspieltipps seien (neben den genannten Tracks) noch das rockige Eigengewächs „Hard Road“ und die Ballade „The Best Thing“ genannt, die eine Sängerin zeigen, die bereits eine Menge erlebt hat, deren Stimme wie guter Wein immer besserst werden scheint und die immer noch gehörigen Spaß an Ihrer Berufung hat. „Diamond Baby Blues“ ist ein Highlight im Blues-Rock Sektor in diesem Jahr und sollte in keiner entsprechenden Sammlung fehlen. Beide Daumen hoch.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Diamond Baby Blues
02. Mistreated
03. American High
04. I’m a Woman
05. Mercy
06. The Best Thing
07. Black Cat
08. Hard Road
09. In the Bedroom
10. Cut Way Back
11. You’re No Good
12. My Babe

Mario

LEE AARON – Fire And Gasoline

Band: Lee Aaron
Album: Fire And Gasoline
Spielzeit: 48:04 min.
Stilrichtung: Pop, Rock
Plattenfirma: Big Sister Records
Veröffentlichung: 25.03.2016
Homepage: www.leeaaron.com

Große Augen gab es beim Erblicken der Pressemitteilung, dass die Metal Queen herself ein neues Album in der Mache hat. Die kanadische Sängerin LEE AARON war wohl neben LITA FORD die Heldin der Jugend, weil auch noch toll anzusehen. Aber wir wollen hier nicht oberflächlich werden, denn Alben wie „Metal Queen“ (1984), „Call Of The Wild“ (1985) oder für einige auch das zeitgemäß poppigere „Bodyrock“ (1989) waren schon eine Wucht. Dass die Kanadierin aber eigentlich nie ganz aufgehört hat, Musik zu machen, dürfte den Meisten wohl entfallen sein. In losen Abständen hat sie bis dato zehn Studioalben veröffentlicht. „Fire And Gasoline“ markiert also schon Nummero elf. Dem harten Rocksound hat sie indes aber nach dem 1994er Release „Emotional Rain“ abgeschworen, und genau da liegt auch der Knackpunkt. Zugegeben: auch bei mir haben sich die frühen Werke eingeprägt und die Karriere von LEE AARON verfolge ich seit Anfang der Neunziger nicht mehr. Aber schon das Video zu ersten Single „Tomboy“ ließ mich doch aus den Latschen kippen.

Dass Künstler immer mal wieder was Neues ausprobieren wollen, schmeckt vielen überhaupt nicht. Persönlich habe ich da nichts dagegen, man will ja auch nicht immer die gleiche Musik hören. Dementsprechend möchte ich schon von mir behaupten, dass ich gerne mal über den Tellerrand schaue. Und wahrscheinlich hätte mich das jazz-orientierte 2004er Werk „Beautiful Things“ nicht so schockiert wie „Fire And Gasoline“. Nach dem o.g. Video im Kopf ist es echt nicht leicht, sich auf die Musik zu konzentrieren. Wollen wir aber dennoch versuchen:

Up to date kommt eben genannter Öffner „Tomboy“ daher – und mit reichlich Bubblegum verquirlt. Der folgende Titelsong kann da besser gefallen. Mit schlängelnden, funkigen Riffs ist zwar nichts von der Metal Queen von damals übrig, gut ist der Song dennoch. Nachdem LEE AARON am Anfang von „Wanna Be“ mit einem kurzen, swingenden Intro kokettiert, wächst daraus nach einer halben Minute ein reinrassiger Punkrocker. Das ruhigere „Bittersweet“ oder sein genetischer Zwilling „Nothing Says Everything“ sind ebenfalls toll, während eine Nummer wie „Popular“ eher in die Kerbe des Openers schlagen und dementsprechend verzichtbar ist.

Äußerst variabel präsentiert sich LEE AARON auf ihrem neuen Langspieler „Fire And Gasoline“. Hat man sich erstmal mit dem „neuen“ Image der immer noch toll anzusehenden Kanadierin angefreundet, lässt sich nicht mehr viel meckern. Musikalisch stark wie selten hat „Fire And Gasoline“ schon was auf dem Kasten, ob es einem alten Fan gefallen wird, darf eher bezweifelt werden. Aber das sollte die gute Lee nicht sonderlich kümmern, sie hat ein ehrliches, facettenreiches und musikalisch wertvolles Album abgeliefert, mal abgesehen von ein paar Songs, die mir einfach zu sehr in Richtung Charts schielen.

WERTUNG: 


Trackliste:

1. Tomboy
2. Fire And Gasoline
3. Wanna Be
4. Bittersweet
5. Popular
6. 50 Miles
7. Bad Boyfriend
8. Heart Fix
9. Nothing Says Everything
10. If You Don´t Love Me
11. Find Me Love

Stefan