JD MILLER – Empyrean

Trackliste:

01. Prelude Of The Empyrean
02. The Butterfly
03. Inside The Night
04. Out Of Control
05. I’ll Never Give Up
06. Awake (We Are The Machines)
07. One In A Million
08. Call The Police
09. Enemy
10. Alive

 

Spielzeit: 44:18 min – Genre: Heavy AOR – Label: Mighty Music/Target Group – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.facebook.com/jdmillerrock

 

War ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass ich nach dem letzten Album von JD MILLER, „Icarus“, auch ihre vierte Platte rezensieren muss. Das Ding war ein absoluter Volltreffer und dementsprechend hoch fielen meine Erwartungen für „Empyrean“ aus.
Und ja, sie haben es so ziemlich wieder getan. Die Schweden ohne ein Bandmitglied namens JD Miller haben sich die Genrebezeichnung „Heaviest AOR around“ auf die Fahne schreiben lassen, und das kann man auch durchaus so formulieren. Einiges an elektronischen Elementen, Synthesizer, Eingängigkeit, der ein oder andere härtetechnisch runtergefahrene Part, aber insgesamt ein stabiler Härtegrad bei überdurchschnittlicher Ohrwurmdichte.
Soundtechnisch ist das ganze stabil, gesangstechnisch und spielerisch erwartungsgemäß auch. Und während ich den niedersten Auswüchsen von AOR unterstelle, musikalisch ungefähr so vorhersehbar wie Schlager zu sein, haben JD MILLER eine ganze Menge an unerwarteten Harmoniewendungen, coolen Gesangslines, abwechslungsreichen Arrangements und durchdachten Mittelteilen im Gepäck. Sollte auch der vorverurteilendste aller Hörer anerkennen können.
Ganz so leicht wie sein Vorgänger macht es „Empyrean“ seinem Konsumenten aber nicht. Die ersten vier Songs auf „Icarus“ (oder fünf?) waren allesamt sehr unterschiedliche absolute Hits, und dieses Niveau erreicht nach dem Intro der erste Song „The Butterfly“ leider nicht ganz. Aber dann kommt „Inside The Night“ mit dem klassischen JD-Feeling in der Strophe, dem eingängigen Chorus, dem coolen Synth-Arp und dem gut gemachten Mittelteil, und „Out Of Control“ macht auch nicht weniger Spaß als der.
„Call The Police“ hat einen gewissen Metal-Synthwave-Vibe, was sehr schön funktioniert, und „Enemy“ punktet mit Ohrwurmchorus und erfreulicher Intensivierung gegen Ende.
Das mal so als Auswahl. Gefühlt bleibt „Empyrean“ etwas hinter seinem Vorgänger zurück, dessen Songs im Schnitt einfach etwas mehr eigenen Charakter besitzen, und ein paar mehr kompositorische Alleinstellungsmerkmale. Das ändert aber nichts daran, dass JD MILLER ihren eigenen Stil beibehalten haben, der perfekt rund, auf die exakt richtige Menge an elektronischen Elementen setzt, musikalisch nicht immer die selben Kamellen aufwärmt und auch auf „Empyrean“ mächtig Laune macht.

Fazit:
Nicht so drastisch hart, dass es den AOR-Fan verschrecken würde; nicht so keyboardig-eingängig, dass sich der Metaller davon abgestoßen fühlen müsste: JD MILLER sind der kleinste gemeinsame Nenner der Rock-Garage-Leserschaft, und der sei auch das vierte Album der Schweden wärmstens empfohlen.

Anspieltipps:
„Inside The Night“, „Out Of Control“, „Call The Police“ und „Enemy“

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Norgaahl

Band:
Norgaahl

Gegründet:
2016

Herkunft:
München

Mitglieder:
Michael Langner – Vocals
Fabian Schneider – Gitarre
Max Gottinger – Gitarre
Bas Beer – Bass
Anton Fingerhut – Drums

Stil:
Harter, teils melodischer Metal mit gutturalem Gesang, in Richtung The Black Dahlia Murder, Revocation oder Decapitated – inklusive technischem Gitarrenspiel und rasantem Double-Bass-Drumming! Vor diesem Hintergrund erzählen wir bayerische Raunachtsgeschichten, basierend auf alten Sagen und Erzählungen.

Veröffentlichungen:
A Clear View (EP, 2018)
Consumed (Single, 2019)
Bloodstone (Single, 2020)
Mighty Men Flu (Single, 2020)
Worm at Heart (Single, 2020)
5th Dimension (Single, 2023)
Kraxelmann (EP, 2024)

Einflüsse:
Am Anfang waren die größten Einflüsse technisch ausgerichtete Death-Metal-Bands mit einem melodischen Einschlag – Groove und Melodie sind uns sehr wichtig bei den Kompositionen. Da fallen uns spontan The Black Dahlia Murder und Revocation ein. Aber auch das ganze Metal-Spektrum von Pantera bis Death spielen sicher eine Rolle. Wir wollen aber kein Schubladendenken und lassen gerne auch Black Metal (Emperor, Immortal) oder Thrash Metal (Kreator, Slayer) mit in das Gebräu. Mit unserer aktuellen EP „Kraxelmann“ haben wir einen neuen Weg eingeschlagen: Die Faszination der alten bayrische Sagenwelt, mit ihren Großteils blutrünstigen und knochenerschütternd schaurigen Geschichten, hat uns in ihren Bann gezogen. Seitdem handeln unsere Songs von düsteren und gruseligen Interpretationen alter bayerischer Sagen, Märchen und Raunachterzählungen.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Die dunklen Geschichten passen ja super zu Metal – wir wollen sie mit unserer Musik wieder bekannt machen. Diese einzigartige Atmosphäre in moderne Musik zu verpacken sehen wir als eine Art Wiederbelebung totgeglaubten Brauchtums. Dabei wollen wir regelmäßig neues Material herausbringen, viel live spielen und möglichst viele Leute erreichen.

Was als nächstes kommt:
Unsere EP „Kraxelmann“ ist gerade herausgekommen und wir wollen die Songs möglichst viel live darbieten. Gleichzeitig schreiben wir bereits an neuem Material, mit dem Ziel, in ca. zwei Jahren ein komplettes Album zu veröffentlichen.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Das war sicher unser Auftritt beim Bavarian Battle Open Air 2022, als Vorband von Midnight, Naglfar und Unleashed!

Unser peinlichster Moment:
Allzu schlimm war es bis her noch nicht – kommt vielleicht noch…

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Im Metal-Himmel gemeinsam mit Trevor Strnad (The Black Dahlia Murder), Dimebag Darrell (Pantera) und Cliff Burton (Metallica), weil sie alle viel zu früh von uns gegangen sind und wir diese Gelegenheit wohl im realen Leben nie haben werden.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen: ‚
Gerne mit derben, wilden Gesellen wie Rotting Christ, Frozen Soul, gar Deicide; aber auch melodischere Kollegen wie In Flames oder Trivium wären natürlich fantastisch!

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Wir können uns kreativ ausleben, erschaffen etwas zusammen, teilen unsere Leidenschaft und lassen dabei ordentlich die Sau raus.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Man möchte natürlich sein mit Herzblut geschaffenes Werk mit der Welt teilen. Bei so vielen guten Bands ist es allerdings oft schwer, aus dem Grundrauschen heraus Aufmerksamkeit zu bekommen.

Online:
web:  www.norgaahl.de
Facebook: www.facebook.com/norgaahl
Instagram: www.instagram.com/norgaahl.official

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/intl-de/artist/0Z46gbiQ5LoKXBGmGi1xim?si=izWxBcKgSXuNARAPtMA_1Q
Youtube: www.youtube.com/channel/UCDtbtE_oNb6GRGmmgAOX1ag

Live-Dates:
Feierwerk München, Bloodshed & Beer 2, 2.5.2024 zusammen mit Asmoday, Entera und Knaat

 

Konzertbericht MAX ROXTON, SINCE APRIL und BLOODRED HOURGLASS am 09.06.2023 in München

Am 09. Juni waren MAX ROXTON, SINCE APRIL und BLOODRED HOURGLASS für ein Gastspiel im kleinen Club des Backstage in München. Ich kannte vorher keine/n der Künstler/Bands wirklich, mir war die Band SINCE APRIL aus München mit ihrem Video zum Song „The Light“ aufgefallen und ich dachte mir da steckt Potential drin. Also machte ich den 09. Juni für einen Live Abend klar. Ich wurde auf sehr Positive Weise an dem Abend überrascht. Allerdings ist der Backstage Club nicht sehr groß aber dafür ist ein Konzert in dieser Location eher ein Intimes Vergnügen.

Den Anfang machten die aus Finnland stammenden BLOODRED HOURGLASS, laut Internet bewegt sich die Band im Groove Metal. Ich kann das nicht so bestätigen, Live kommt der Sound mit drei Gitarristen eher wie eine Modern angehauchte Heavy Metal Variante rüber. Die Jungs an den Instrumenten waren nicht übel, dafür das der Sound nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht können die Jungs nichts. Es gibt zwei Punkte die mir da Negative aufgefallen sind, der Sänger war für mich unverständlich, ich habe nicht ein Wort verstanden was da ins Mikro geraunzt wurde. Aber es gibt auch für diese Art der Musik Liebhaber und das ist auch Gut so nur für mich ist das jedenfalls keine Wohlfühlzone. Der zweite Punkt ist das die Keyboards vom Band kamen, und wenn das der Fall ist weiß man nicht was noch alles vom Band kommt. Als Fazit kann man den Finnen einen guten Gig attestieren.

www.facebook.com/bloodredhourglass

Es folgten die Lokalmatadoren SINCE APRIL, bevor die Show losging konnte ich ein Gespräch mit einem der Gitarristen und Bassisten führen, bei dem ich heraus fand das SINCE APRIL schon 2019 ihr Debütalbum veröffentlicht haben welches ich mit Unterschriften bekam, Danke nochmals für dieses signierte Exemplar. Es ist das zweites Album in der Mache das in Form von zwei EPs veröffentlicht wir. Vom ersten Teil stammt der mir bekannte Song mit Video „The Light“ mit dem die Boys ihren Set auch eröffneten. Das Potential das ich in der Band im Vorfeld sah hat sich bestätigt, es passte bei dem Gig alles, angefangen bei den Vokals bis zum Drumsound. Auch hier kamen leider die Keys vom Band. SINCE APRIL bieten einen sehr coolen und starken Mix aus Hard Rock / Melodic, Heavy und Prog Metal mit viel Melodie, Energie und starken Vocals. Den positive Eindruck den die Band Live hinterlassen hat wurde durch das Debütalbum bestätigt. Es ist gut zu wissen das sich der noch sehr junge Gitarrenmucke machende Nachwuchs auf einem sehr hohen Niveau befindet. Man kann SINCE APRIL als Mix aus Hard Rock, AXEL RUDI PELL, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, LEVERAGE, FIFTH ANGEL mit einem kleinen aber feinen Anteil Prog im Sound sehen. Der Mix macht ordentlich Laune und Spaß, das gehörte macht mich noch neugieriger auf das kommende zweiteilige Album. Im Set befand sich kein Durchhänger, alle Songs zündeten vom Anfang bis zum Ende des Gigs. Die Band wurde vom Publikum von Anfang an bis zum Ende voll angenommen und man feierte eine geile Party.

www.facebook.com/sinceaprilofficial

Setlist SINCE APRIL
The Light
Defenders
All Alone
Venomous
Irreplaceable
In The Dark (noch unveröffentlichter Song, nächste Single am 23.06.!)
The Chosen Ones
Last Resort (Papa Roach)
Escape
My Redemption

Nun war die Zeit für MAX ROXTON gekommen, bevor die erste Band ihren Gig startete konnte ich auch ein paar Worte mit Max und der zweiten Stimme Lizzy wechseln. Bei diesem Gespräch kam zum Vorschein das Max und ich keine 25km voneinander entfernt wohnen. Die Welt ist zwar ein Dorf aber Max hat vor dieses Dorf zu erobern, wenn er so weiter macht wie er Live auf der Bühne war könnte dieses Unterfangen unter Umständen sogar gelingen. Max zeigte sich in einer Top Form und absolvierte einen explosiven Auftritt. Er machte am Mikrofon und der Gitarre eine sehr gute Figur wie auch der Rest seiner Mannschaft, es wurde sich souverän durch den Set gerockt als wenn es keinen Morgen geben würde und jeder Moment mit dem Publikum ausgekostet. Lizzy die weibliche Stimme machte auf der Bühne einen auf Rumpelstilzchen ums Feuer. Max befindet sich dabei in einem sehr guten Mittelmaß zwischen traditionellem und modernem Hard Rock mit leichten und wohldosierten Alternative Touch ohne es dabei zu übertreiben. Irgendwie wie eine nicht so Depressive Version von NIRVANA mit den Happy Vibes von FOO FIGHTERS, LINKIN PARK, AC DC und jegliche Vertreter der Ass Kickin‘ Rock Fraktion aber auch den Melodic Rock Heroes der Vergangenheit. Es handelt sich dabei um eine sehr delikate Mischung die in Wirklichkeit besser schmeckt als es sich liest.

www.facebook.com/MaxRoxton

Setlist MAX ROXTON
Crisis or Game (noch unveröffentlichter Song)
I’m Back
Satellite
21st Century Radio (noch unveröffentlichter Song)
Within Your Mind
Center of the Universe
Sooner or Later (noch unveröffentlichter Song)
Masquerade
Man in the Box (Alice In Chains)
Out of the Dark
Now I Understand
Out of Control
Misty Places
Shoot To Thrill (ACDC)
Somewhere I Belong (Linkin Park)
The Pretender (Foo Fighters)

Mir hat bei Max genau wie bei SINCE APRIL gefallen was mir geboten wurde, ich finde das es unbedingt Wert ist einmal Probe zu hören oder sehen und unterstützt zu werden. Es schlummern sehr viele Unknown Talente im Untergrund die nur darauf warten das deren Potential entdeckt wird und bei SINCE APRIL und MAX ROXTON ist sehr viel Potential vorhanden.

Text und Bilder Balle

TALENTSCHMIEDE: JD Power Trio

Band:
JD Power Trio

Gegründet:
2012; aktuelle Besetzung seit 2016

Herkunft:
München

Mitglieder:
Jakub Dwornicki – Gesang, Gitarre
Matt Grissini – Bass
Bonifaz Prexl – Schlagzeug, Backing-Gesang

Stil:
Rock/Metal
#gentlemenofgrunge

Veröffentlichungen:
2013 – Moloch’s Engines (CD, digital)
2016 – Northern Air (CD, digital)
2021 – Charam (EP, CD, digital)
2023 – Ivory Tower (EP, USB, digital)
(alles Eigenrelease, DIY)

Einflüsse:
Alice in Chains, System Of A Down, Ozzy Osbourne – diese Einflüsse können wir nennen im Hinblick auf den Sound, der den Hörer erwartet. Wer ein Sentiment für alternativen Rock/Metal der 90er und 00er Jahre hat, wird wahrscheinlich auch was mit dem JD Power Trio anfangen können.
Als leidenschaftliche Musikfans hören wir viele unterschiedliche Künstler, von Pop-Mainstream bis zu Avantgarde-Jazz, was nicht direkt in unserer eigenen Musik zum Vorschein kommt. Selbst die Nennung der von uns verehrten klassischen Rock-Helden wie David Bowie, Queen oder King Crimson könnte an dieser Stelle irreführend sein.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Natürlich, neue, hoffentlich auch interessante Musik schreiben und veröffentlichen, gleichgesinnte Fans gewinnen und viele Konzerte spielen.

Was als nächstes kommt:
Unsere neue EP – IVORY TOWER! Die gibt es seit dem 26.05 als Vinyl, USB-Stick, sowie digital auf den Musikstreamingplattformen Eures Vertrauens.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Es gibt kein besseres Gefühl als zu hören, dass deine Songs Menschen geholfen haben, Probleme des Privatlebens zu verarbeiten und zu überwinden.
Die Anerkennung von erfahrenen Musikerkollegen ist ebenfalls angenehm! 🙂

Unser peinlichster Moment:
Haben wir mit Erfolg verdrängt. Aber keine Sorge, der nächste ist sicher im Anflug.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
David Lee Roth – erstklassiger Frontmann und Renaissance-Mann. Seine Geschichten und Weisheiten wären viel mehr als nur ein Bierchen wert.
Und natürlich mit den Lesern von Rock-Garage! Besucht uns beim Merch-Stand bei einem der nächsten Konzerte. Prost!

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Unsere Musik kann einerseits laut und irre sein, aber andererseits scheuen wir uns nicht vor ruhigen Momenten und Unplugged-Songs. Dementsprechend, würden wir uns gut aufgehoben fühlen mit Künstlern die ähnliche Sentiments haben und das breite Musikspektrum abdecken.
Es wäre uns eine Ehre, mit Ghost oder Smashing Pumpkins zu touren.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Für einen Augenblick – während einer Performance – kann man sich von der grauen Realität loslösen, Superkräfte besitzen und sich mit anderen Menschen im Raum auf eine ganz besondere Weise verbinden.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Der Augenblick dauert nur kurz.

Online:
Homepage: www.jdpowertrio.com
Linktree: www.linktr.ee/jdmusic
Facebook: www.facebook.com/jdpowertrio
Instagram: www.instagram.com/jdpowertrio

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/artist/5Lg7RoJ44wClpSQRlekSOB
Youtube: www.youtube.com/user/JDmunich
Bandcamp: www.jd-music.bandcamp.com

Live-Dates:
18.11 Erding – Sonic

Single zur neuen EP „Ivory Tower“:

HÄMATOM – Lang lebe der Hass

Trackliste:

01. Es regnet Bier
02. GAGA
03. Lang lebe der Hass
04. Keinen Bock auf Menschen
05. Strassenbande 666
06. Nobody’s perfect
07. SOS
08. Ein Freund
09. Räche sich wer kann
10. Olympia
11. It’s raining Beer

Spielzeit: 36:09 min – Genre: Metal – Label: Anti Alles/Believe – : 04.11.2022 – Page: www.facebook.com/haematommusic

 

Die umtriebigen Himmelsrichtungen haben bzw. geben auch in Corona-Zeiten alles, um im Gespräch zu bleiben. Knapp an der Grenze zum Nerven waren HÄMATOM in den letzten zwei Jahren mehr als präsent. Sei es die Fahrt mit dem Heißluftballon zum Wacken Open Air, der Metal Fight Club mit SALTATIO MORTIS, das letzte Album „Die Liebe ist tot“ (https://www.rock-garage.com/haematom-die-liebe-ist-tot/)  oder auch die ausgiebige Nutzung von Social Media. HÄMATOM waren irgendwie immer da und niemals weg. So lässt sich der Stillstand der Kulturbranche dann auch einigermaßen aushalten. Im Gegensatz zu den APOKALYPTISCHEN REITERn, die sich in erstmal komplett tot gestellt haben, um dann ob der wenigen Ticketverkäufe völlig verwundert eine Tour absagen müssen, sind HÄMATOM immer noch in aller Munde. Von nichts kommt halt nichts.
Mit „Lang lebe der Hass“ ist nun der direkte Nachfolger des Ende 2021 erschienen Albums „Die Liebe ist tot“ erschienen. Nicht nur das Cover zeigt die direkte Nähe zum Vorgänger, auch textlich sind die beiden Alben einem Doppelding ähnlich verbunden. So kann man sich die Vorweihnachtszeit durchaus versüßen lassen und sich abwechselnd gleich beide Alben am Stück reinzwitschern.
Doch, kann „Lang lebe der Hass“ die hervorragende 9-Sterne Wertung halten oder sogar übertreffen?
Soviel sei gesagt, das Album ist klasse, aber im Gegensatz zum Vorgänger verliert es doch etwas (wenn auch nicht allzu viel).
Aber der Reihe nach. Den Anfang macht der Metal Fight Club Song „Es regnet Bier“. Das Battle haben die Jungs gewonnen, immerhin ein 1A Vollsuff Partysong. Und was passt besser zum Motto Festival als eine ordentliche Hopfenkaltschale, die auch grässliche Bands (Stichwort: POWERWOLF als Vorband bei IRON MAIDEN) einigermaßen erträglich macht.
Nach der Partysause folgt mit „GAGA“ ein zwar inhaltlich ansprechendes Lied, aber mir ist es mit dem 80er Synthiesound einfach zu poppig. Zum Inhalt des Songs passt das zwar, aber mir geht es musikalisch etwas zu sehr in die Richtung ELECTRIC CALLBOY, wobei der Vergleich schon echt fies gegenüber den Franken ist (Sorry dafür).
Mit dem Titelsong „Lang lebe der Hass“ kommt das Metall dann ja auch schon wieder raus, also alles gut. Im gewohnt harten HÄMATOM Stil wird hier mit den Kritikern abgerechnet, die den Jungs immer mal wieder den Mund verbieten wollen. Als ob das funktionieren würde… Die Jungs sagen, was sie sagen wollen und das ist auch gut so. Ja-Sager haben wir bereits mehr als genug.
Auch die anderen Songs reihen sich nahtlos in den bekannten Stil ein. Sei es „Kein Bock auf Menschen“, ein Song, mit dem sich vermutlich jeder mal mehr oder weniger identifizieren kann oder auch „Strassenbande 666“, eine Hymne an den Metal und die Metalheads dieser Welt oder auch „SOS“, ein ernster Song zum Thema Mobbing. Alles, was HÄMATOM ausmacht, findet sich auf „Lang lebe der Hass“.
Im Umkehrschluss heißt es allerdings auch, dass auf dem mittlerweile achten Studioalbum nicht wirklich viel neues zu finden ist. Aber was solls. Den Fan wird es freuen und für Neueinsteiger ist „Lang lebe der Hass“ eine gute Einstiegsdroge. HÄMATOM müssen lediglich aufpassen, nicht in die zu poppige Ecke – wie die bereits erwähnten ELECTRIC CALLBOY – zu rutschen, dann passt das alles. Das die Oberfranken immer noch mega Bock auf Mucke haben, hört man. Spaß und Spielfreude kommen nicht zu kurz, die Texte sprechen vielen aus der Seele. Einige Songs werden hängen bleiben, andere weniger. Bock macht das Album aber auf alle Fälle und daher gibt es eine klare Kaufempfehlung meinerseits und wohlverdiente 8 Sterne aus Oberhessen nach Franken.

Tänski

Unbedingt reinhören!

MACHINE HEAD – ØF KINGDØM AND CRØWN

Trackliste:

01. Slaughter The Martyr
02. ChØKe ØN The Ashes ØF YØUr Hate
03. BecØMe The FirestØRm
04. ØVerdØSe
05. My Hands Are Empty
06. UnhallØWed
07. Assimilate
08. Kill Thy Enemies
09. NØ GØDs, NØ Masters
10. BlØØDshØT
11. RØTten
12. Terminus
13. ArrØWs In WØRds FrØM The Sky.

Spielzeit: 59:22 min – Genre: Metal – Label: Nuclear Blast – : 26.08.2022 – Page: www.facebook.com/MachineHead

 

Vor vier Jahren haben MACHINE HEAD mit „Catharsis“ das wohl umstrittenste Album ihrer Musikgeschichte rausgehauen. „Catharsis“ hat damals nicht nur einen Großteil der Fangemeinde verstört, sondern auch die Band selbst auseinandergetrieben. Schlagzeuger Dace McClain und Gitarrist Phil Demmel verließen kurz nach der Veröffentlichung die Band und nicht nur ich, sondern die ganze Metalwelt hatte Angst, dass sich Robb Flynn und MACHINE HEAD davon nicht mehr erholen. Dass es so ausufern würde, hätte ich damals nicht gedacht. Mir persönlich gefällt „Catharsis“ supergut und als überzeugter NuMetal Fan konnte ich nicht anders, als Robb Flynn dafür ein äußerst gutes Zeugnis auszustellen (www.rock-garage.com/machine-head-catharsis/).
Mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ haben sich MACHINE HEAD wieder auf ihre ganz alten Zeiten zurückbesonnen und zeigen sich in der neuen Besetzung mit Robb Flynn (v./g.), Waclaw “Vogg” Kieltyka (g./ ehem. DECAPITATED), Jared MacEachern (b.) und Matt Alston (d.) spielfreudig wie eh und je.
Auch die große Stärke der Band, die ultralangen Stücke, fehlen auf „Of Kingdom And Cown“ nicht. Direkt zu Anfang erfreut uns das über 10-minütige „Slaughter The Martyr“, welches atmosphärisch dicht beginnt um sich dann langsam aufbauend in ein wahres Riffgewitter zu verwandeln. Ein klasse Start in die neue Ära. Und als würde das nicht schon jedes Herz höher schlagen lassen, ballert einem der nächste Track „Choke On The Ashes Of Your Hate“ in bester „Burn My Eyes“-Manier um die Ohren. Verschnaufpause Fehlanzeige.
Die Jungs lassen auch bei „Become The Firestorm“ kein bisschen nach. Vogg und Alston treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, dass es ein wahrer Genuss ist. Ob sich das in der alten Besetzung auch so angehört hätte, wage ich zu bezweifeln. Neben den knallharten Bangern am Anfang gibt es mit „Unhallowed“ und „Kill Thy Enemies“ auch groovige Elemente, die ihre ganz eigene Faszination ausüben bis es mit „No Gods, No Masters“ wieder ans Eingemachte geht. Ein Kracher folgt dem anderen.
„Arrows In Words From The Sky“ zeigen zum Abschluss nochmal Robb Flynns ganzes Können bis „Of Kingdom And Cown“ nach 13 Songs (inkl. 3 Interludes), einer knappen Stunde Spielzeit und glücklich-debilem Grinsen auf meinem Gesicht zu Ende geht.
Ich bin schwer begeistert, was Robb Flynn und MACHINE HEAD auch nach 31 Jahren noch draufhaben. Allen Unkenrufen zum Trotz begeistert die Band auch nach Jahrzehnten noch die Musikwelt und schaffen es dabei immer wieder, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Für viele mag es dabei mit „Catharsis“ übers Ziel hinausgeschossen zu sein, aber vielleicht gehörte das alles zur Vorbereitung um mit „Of Kingdom And Crown“ einen bombastischen Neuanfang zu starten. Kritik? Gibt es nicht. Obwohl ich ein großer Fan des Vorgängers bin, muss ich zugeben, dass ich MACHINE HEAD in der Version „Of Kingdom And Crown“ doch deutlich geiler und ausgereifter finde, wer hätte das vor vier Jahren gedacht? Und nachdem ich „Catharsis“ mit damals gerechtfertigten 9,5 Sternen bewertet habe, kann es für Album #10 folgerichtig nur die Bestnote geben. Alles andere würde dem wunderbarsten MACHINE HEAD Album seit langem einfach nicht gerecht werden. Chapeau, meine Herren, ich verneige demütig mein Haupt vor euch und „Of Kingdom And Crown“.

Tänski

Ein Teil des Meisterwerkes, unbedingt reinhören: 

 

BODYSNATCHER – Bleed Abide

Trackliste:

01. Bleed
02. Abide
03. Absolved Of The Strings And Stone
04. Smashed Perception
05. Flatline
06. Glass Prison
07. Value Through Suffering
08. Chaos
09. E.D.A.
10. Wired For Destruction
11. Hollow Shell
12. Behind The Crowd
13. The Question

Spielzeit: 42:21 min – Genre: Deathcore – Label: MNRK Heavy – : 22.04.2022 – Page: www.facebook.com/Bodysnatcherfl

 

Wenn Deathcore draufsteht, ist bei BODYSNATCHER auch Deathcore drin. Ochsengekloppe vom Feinsten, wie der Chefredakteur hier sagen würde. „Deathcore ist der Hammer“, mit dieser Aussage ist wohl auch klar, dass die bekannte Ausrichtung der 2014 in Florida gegründeten Band sich auch mit Album #3 nicht wesentlich ändern wird. Und genauso ist es, „Bleed-Abide“ haut wieder ordentlich in die Deathcore-Kerbe rein und lässt das Hartholz ganz schön splittern. Schon direkt die Opener „Bleed“ (Intro) und „Abide“ zeigen die ungefilterte Aggression des Florida-Vierers. Der Nachfolger „Absolved Of The Strings And Stone“ klingt dann auch so richtig angepisst, während „Smashed Perception“ gekonnt thrashig durchschrammelt. Ich vermute, dass der Begriff „Brachial“ der Arbeitstitel für „Bleed-Abide“ geworden ist.
Auch wenn sich bei der Gesamtlänge von 42 Minuten für 13 Tracks ab und an etwas Langeweile einschleicht, hauen Songs wie „Flatline“ oder „Glass Prison“ ordentlich rein. Und auch die sehr persönlichen Momente wie „E.D.A“, ein Song, der den Tod eines geliebten Elternteils thematisiert, fehlen auf „Bleed-Abide“ nicht. Alles in allem haben BODYSNATCHER ordentlich abgeliefert.Überhaupt sind alle Stellen qualitativ gut besetzt. Das merkt bzw. hört man dem Album auch mehr als deutlich. Es donnert, es brüllt, es knallt rein und bläst einem permanent den Schmalz aus den Ohren. Musikalisches Können ist hier definitiv vorhanden. Mit Pit-tauglich wütenden Breakdowns, hämmerndem Bass, extrem trockenem Riffing und ner echt fetten Produktion sollte jeder Deathcore-Fan mehr als befriedigt sein. Lustigerweise besteht die Band aus 3 Kyles (Kyle Carter (g.), Kyle Medina (v.), Kyle Shope (b.). Wären die Drums mit Chris Whited nicht so stark besetzt, würde ich für einen Wechsel zu einem vierten Kyle plädieren.

Einzig – und das ist häufig in dem Genre so – auch auf „Bleed-Abide“ fehlt etwas die Abwechslung. 13 Tracks die mehr als nach vorne gehen und keine Gefangenen machen, sind ne schwere Kost und so manches Mal verwischen die Songs miteinander und zumindest ich kann sie nicht mehr gänzlich auseinanderhalten. Aber immerhin sind keine Rohrkrepierer dabei und das Feuerwerk, welches BODYSNATCHER mit „Bleed-Abide“ zünden, fackelt wirklich alles bis auf die Grundmauern nieder.

Wer auf kompromisslosen Deathcore steht, ist mit BODYSNATCHER und „Bleed-Abide“ wirklich sehr gut bedient. Fans von gutem hausgemachten Deathcore wie er mal bei SUICIDE SILENCE zu finden war, können hier mehr als bedenkenlos zugreifen. Von mir gibt es für „Bleed-Abide“ knackige 7 Sterne und ein fröhliches „Gut gemacht“ für die Kyles und Chris von BODYSNATCHER.

Tänski

 

 

 

KEOPS – Road to Perdition

Keops

Einen „News“ Beitrag sollte man auch dem neuen Album der kroatischen „Metaller“ von „KEOPS“ widmen.

Einst im Bereich „Poprock“ und in ihrer kroatischen Muttersprache gestartet fand die Band ihre wahre Passion, und lieferte mit dem neuen Album „Road to Perdition“ eine vielseitige Reise durch sämtliche Genres des Rock/Metals.

Mit vorab „Appetithäppchen“ in Form von Singles und Videos machte die Band bereits im Vorfeld auf sich aufmerksam.

Das neue Album sollte in keiner „CD“ Sammlung fehlen und ist für die Liebhaber der Schallplatte auch auf Vinyl erhältlich.

Musikalisch gesehen kann man die Band schwer einordnen. Vielfältigkeit ist auf dem Album gegeben und man bekommt schon beim ersten „Song“ Lust auf mehr.

Balladen sind allerdings eher kurzgehalten also die Kategorie „Weichspüler“ ist hier eindeutig fehl am Platz!

Für Headbanger und Freunde der härteren Metalgenres ist dieses Album allerdings ein Leckerbissen

Entdecken kann man auf dieser Scheibe, sowohl Elemente von Iron Maiden (an diese Band hat Bruno Micetic der Gitarrist und Bandleader, sein Herz schon in jungen Jahren verloren) als auch den Sound von „Alter Bridge“.

Gesanglich und musikalisch hat dieses Album sicher das Prädikat „wertvoll“ verdient.

Der neue Weg von „KEOPS“ kann sich sehen lassen und denke wir werden noch einiges von diesen auch für das weibliche Publikum optisch ansprechenden jungen Männern hören.

Erwerben kann man das Album ab sofort unter:

https://nocut.shop/de/nocut_bands/keops

Wer sich über die Band informieren möchte kann dies unter

https://www.facebook.com/keopsband tun.

Line Up:

Zvonimir Špacapan – Vocals
Bruno Micetic – Guitar
Branimir Habek – Guitar
Zoran Ernoic – Bass
Adam Miler – Drums

News: Neues Video „Männer in Booten“ von MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT

MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT, die sympathischen Jungs aus Mainhattan (für die Nicht-Hessen: Das ist Frankfurt) haben bereits am 25.03. ihre neue Single „Männer in Booten“ zum kommenden Album „Ton, Steine, Sterben“ veröffentlicht. Das Album „Ton, Steine, Scherben“ erscheint am 22.04.2022 via Metalville Records.

Die Songs versuchen einen Leuchtturm im Nebel der Halbwahrheiten zu finden, in einer Welt, die sich immer schneller verändert und gleichzeitig
stehen bleibt. „Männer in Booten“ untermauert diese Aussage der Band.

Sea-Watch e.V. (https://sea-watch.org/) haben die Band hierbei unterstützt, schaut es euch an.

LORDI – Lordiversity

Band: Lordi
Album: Lordiversity
Spielzeit: 284:32 min (wirklich)
Stilrichtung: Gute Frage.
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.11.2021
Homepage: www.facebook.com/lordiofficial

Okay, gut.

Okay.

Packen wir’s an.

Warum ist die Rezension so lang?
Weil das Album auch so lang ist. Wenn LORDI das dürfen, darf ich das auch.

Was ist der Stand der Dinge?
LORDI haben sich am ersten April mit der Ansage gemeldet, dass sie übrigens vier Alben auf einmal rausbringen. Dann alle so “Das ist doch kein guter Aprilscherz, Leute, dann enttäuscht Ihr uns ja am zweiten April”, und dann verkünden LORDI einen Tag später, dass das tatsächlich Blödsinn war, weil sie eigentlich sieben Alben auf einmal rausbringen. Was geht.

Warum sieben Alben?
Weil LORDI als letztes “Killection” rausgebracht haben, das ein Best-Of-Album mit Hits der “frühen” LORDI darstellen sollte. Allerdings war es ein normales Album, das einzelne Songs in unterschiedlichen Stilen beinhaltete, die Lordi im „Killection“-Narrativ vor ihrer eigentlichen Zeit angeblich herausgebracht haben; also einen aus ihrer Industrial-Ära, einen aus ihrer Disco-Ära etc. Schönes Konzept, besonders, wenn man dann noch bei den Aufnahmen und dem erzeugten Sound recht authentisch arbeitet und die Klangfacetten der Songs jeweiligen Klanglichkeiten von Songs aus der entsprechenden Zeit angleicht. War cheesy, halb authentisch und halb witzig. Die sieben Alben von “Lordiversity” stellen nun jene Alben der Band vor ihrer realen Discografie dar, die in „Killection“ zusammengefasst werden. Laut Mr Lordi sollten es zehn werden, das Label handelte ihn auf sieben runter.

Worin unterscheiden sich die Alben?
Grob gesagt, im Grundstil. “Sceletric Dinosaur” ist mehr oder weniger 70s Hard Rock, “Superflytrap” ist Disco, “The Masterbeast From The Moon” ist Progressive Rock, “Abusement Park” ist 80s Heavy Metal, “Humanimals” irgendwo zwischen 80s Hard Rock und AOR, “Abracadaver” ist 80s/90s Heavy/Thrash Metal und “Spooky Sextravaganza Spectacular” ist Industrial Metal. Wie die Songs auf „Killection“ unterscheiden sich auch die Alben deutlich in ihrer Produktion, in der Instrumentierung und den Kompositionen.

Was sagt man erstmal dazu?
Ganz klar: großen Respekt für diesen Aufwand! Sieben Artworks, sieben liebevolle, ganz unterschiedliche Intros, 70 Songtexte, 70 Songwritings, so viel Produktionsaufwand und viel Hingabe, um sich in die unterschiedlichen Stile derartig reinfühlen zu können. Klar, Corona sorgt dafür, dass so manche Musiker plötzlich mehr Zeit für Alben haben, aber sieben (noch einmal: SIEBEN, in Zahlen: 7) derartig konzipierte Alben auf einmal nach einem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Vorgängeralbum sind brutal. Und ganz davon abgesehen: Die Idee ist grandios und zeugt davon, dass LORDI, wie schon länger immer wieder sichtbar, neue Ebenen von kreativer Arbeit mit in ihre Alben integrieren – nicht unbedingt hinsichtlich der einzelnen Songs, sondern eben der Albumkonzepte.

Aber wie ist denn sowas möglich in so kurzer Zeit?
Aaaaaha, und hier kommen wir nun zur Kritik. “Lordiversity”s Konzept ist Fluch und Segen gleichermaßen. Segen, weil die Idee, eine zuvor etablierte fiktive Reihe von Alben tatsächlich real werden zu lassen, halt einfach saugeil ist. Fluch, weil sie eine derartige Masse an Arbeit mit sich zieht, dass man entweder einige Jahre mehr braucht, um sie wirklich so liebevoll wie normale Alben auszuarbeiten, oder dass bei einer Arbeitsdauer von unter zwei Jahren die fehlende Liebe in den einzelnen Songs hörbar wird.
Seien wir ehrlich: Alleine ein 45-Minuten-Prog-Rock-Album benötigt, wenn es Tiefgang haben und tatsächlich in gutem Maße durchdacht sein soll, mindestens seine zwei bis drei Jahre, auf “Lordiversity” ist es eins von sieben und bekam vermutlich maximal vier Monate. Und so bewegt man sich oftmals an der Oberfläche der Stile, legt den Fokus darauf, dass das jetzt eben klingt wie Disco oder thrashigherer Heavy Metal, ohne die Facetten der einzelnen Stile so zu nutzen, so umzusetzen und mit Details anzureichern, wie man es von einem Einzelalbum einer Band des entsprechenden Genres erwarten würde. Und dann legt man beim finalen Chorus eben nicht noch eine zusätzliche Stimme drauf oder ändert die Vocalline noch ein bisschen ab, einfach, weil man noch 77 andere Tracks aufnehmen muss und „das schon so passt“.

Bedeutet?
Viele der Songs klingen nach “Kann man so lassen”-Stadium, haben stiltypische Melodieführungen, sind damit aber eben eher basic und lange nicht das, was LORDI mit mehr Zeit aus ihnen hätte machen können. Negativ fällt das am allermeisten beim Disco-Album auf, bei dem man sich offensichtlich auf die Reproduktion von absoluten Genrekonventionen verließ, da eben eine wirkliche Einarbeitung in die Möglichkeiten eines Genres zur selbstständigen Reproduktion mehr Zeit benötigt, als vorhanden war.

Was hätte man also besser machen können?
Weniger am Prinzip “Wir müssen jetzt wirklich vollständige Alben machen” festhalten. Klar ist das verlockend, ein (mindestens nahezu) einzigartiges Konzept und eine Herausforderung. Aber hätte man zum Beispiel Promo damit gemacht, dass man zwei Jahre lang alle auffindbaren Songs der verschollenen frühen Alben der Band zusammengesucht hätte, und pro Stil nur fünf Songs releast hätte, die dafür aber mit doppelt so viel Liebe gemacht, wäre niemandem ein Zacken aus der Krone gebrochen und das Ding wäre kurzweiliger, kompakter und smarter geworden. Ernsthaft, der Discotrack auf “Killection” war ein Witz und funktionierte bestens. Aber ein Witz wird nicht besser, wenn man ihn über eine halbe Stunde durchgängig immer wieder erzählt. Und das musste in LORDIs Augen nun scheinbar passieren – aus Prinzip eben. Sollen ja sieben Alben werden.

Also ist “Lordiversity” nun nicht gut?
Nee, so will man das auch nicht sagen. Wie erwähnt: Das Ding ist ein Stunt, ein Experiment, das in seinem Konzept und seiner Umsetzung insgesamt echt einmalig, interessant und stark ist – und man kann davon ausgehen, dass LORDI in Zukunft nicht darauf bauen, alle zwei Jahre immer mehr Alben gleichzeitig zu veröffentlichen, sondern beim nächsten Release wieder auf Ein-bis-zwei-CD(s)-Länge gehen, weil sie um die Probleme der Sieben-Alben-Herangehensweise wissen. Aber alleine als das, was es ist, hat das Ding Respekt verdient und ist, muss man halt auch wirklich anerkennen, viel besser als das, was andere mit dem gleichen Konzept hinbekommen hätten.

Und außerdem…
…muss man sagen, dass doch so einiges auch musikalisch wirklich gelungen ist. “Abusement Park” und “Humanimals” arbeiten mit den Stilen, in denen LORDI am ehesten zuhause sind, und das merkt man ihnen an. “Humanimals” ist wirklich fett und ginge auch einzeln beinahe als vollwertiges Album durch, “Abusement Park” fühlt sich auch sehr wohl mit dem, was es tut. “The Superbeast From The Moon” zeigt an so einigen Stellen, wozu LORDI in Sachen Songwriting eigentlich im Stande sein könnten. Das Ding mit einer zweijährigen Ausarbeitungsphase und etwas mehr LORDIscher Härte wäre Der. Shit. Denn ehrlich, wenn Du nicht übertriebene Songwriting-Skills in Dir verbirgst, haust du so ein Teil nicht in so kurzer Zeit einfach mal raus, wissen doch auch LORDI, dass das das Album auf „Lordiversity“ ist, bei der durchdachteres Songwriting am unumgänglichsten ist.
Zurück zum Thema: Und vom Rest der Subalben kann man sich immerhin jeweils 50 beliebige Prozent der Songs geben, bevor sie sich abnutzen. Insgesamt hat man sich über die nämlich auch Gedanken gemacht, nur über die einzelnen Songs eben nicht wesentlich mehr, als nötig.

Fazit:
Welches Deiner Kinder feierst Du mehr? Das, das am Strand eine wunderbar detailreiche kleine Sandburg mit vielen Türmchen baut, oder das, das Dir eine zweistöckige, begehbare und ein bisschen schräge Sandburg mit weniger Türmchen baut? Genau, beide haben ein Eis verdient. Ich habe den schweren Verdacht, dass “Lordiversity” kein Album ist, das aus 70 Hits bestehen soll, die allesamt in die Live-Setlists der nächsten 20 Jahre einfließen. Nein, Hits auf dem Niveau finden sich auf diesen Platten praktisch gar nicht. “Lordiversity” ist ein “Komm, lass mal was richtig Unerwartetes machen”-Album, das aus Corona-Langeweile entstand und wahnsinnig viel Herzblut auf wahnsinnig viele Tracks verteilen musste. Keiner aus der Band wird sich gedacht haben “Wir können in zwei Jahren sieben Alben machen, die in ihrer Qualität mit Einzelalben anderer Bands der gewählten Genres mithalten können”. Das war nicht der Punkt und das sollte auch nicht der Anspruch der Hörer an “Lordiversity” sein.
Nehmt dieses Bollwerk, staunt über den monströsen Aufwand und das saucoole Konzept dahinter, schreibt Euch beim ersten Hören für jeden Song eine Eins-bis-Zehn-Bewertung auf und packt dann alles über sechs in eine Playlist. Und wenn Ihr es ganz hören wollt, traut Euch, auch mal zu skippen, bevor es nervig wird. Dann habt Ihr das, was “Lordiversity” mit etwas mehr Scheißen auf das Konzept hätte sein können – und als Fans von LORDI oder als Freunde von kreativen musikalischen Konzepten habt Ihr eine Menge Spaß mit einem Teil der Songs, ohne Euch von einer größeren Menge an Lückenfüllern langweilen zu lassen. Ich meine, Songmaterial ist ja genug da.

WERTUNG: Ich kann das nicht bewerten. Wie soll man das bewerten? Bitte scrollt weiter.

Trackliste:

-Skeletric Dinosaur-
01. SCG Minus 7: The Arrival
02. Day Off Of The Devil
03.Spitfire
04. Maximum-O-Lovin
05. The King On The Head Stakers Mountain
06. Carnivore
07. Phantom Lady
08. The Tragedy Of Annie Mae
09. Blow My Fuse
10. Beyond The Isle Was Mary
-Humanimals-
01. SCG Minus 3: Scarctic Circle Telethon
02. Borderline
03. Victims Of The Romance
04. Heart Of A Lion
05. The Bullet Bites Back
06. Be My Maniac
07. Rucking Up The Party
08. Girls In A Suitcase
09. Supernatural
10. Like A Bee To The Honey
11. Humanimal
-Superflytrap-
01. SCG Minus 6: Delightful Pop-Ins
02. Macho Freak
03. Believe Me
04. Spooky Jive
05. City Of The Broken Hearted
06. Bella From Hell
07. Cast Out From Heaven
08. Gonna Do It (Or Do It And Cry)
09. Zombimbo
10. Cinder Ghost Choir
-Abracadaver-
01. SCG Minus 2: Horricone
02. Devilium
03. Abracadaver
04. Rejected
05. Acid Bleeding Eyes
06. Raging At Tomorrow
07. Beast Of Both Worlds
08. I’m Sorry I’m Not Sorry
09. Bent Outta Shape
10. Evil
11. Vulture Of Fire
12. Beastwood
-The Masterbeast From The Moon-
01. SCG Minus 5
02. Moonbeast
03. Celestial Serpents
04. Hurricane Of The Slain
05. Spear Of The Romans
06. Bells Of The Netherworld
07. Transmission Reply
08. Church Of Succubus
09. Soliloquy
10. Robots Alive
11. Yoh-Haee-Von
12. Transmission On Repeat
-Spooky Sextravaganza Spectacular-
01. SCG Minus 1: The Ruiz Ranch Massacre
02. Demon Supreme
03. Re-animate
04. Lizzard Of Oz
05. Killusion
06. Skull And Bones (The Danger Zone)
07. Goliath
08. Drekavac
09. Terror Extra-Terrestical
10. Shake The Baby Silent
11. If It Ain’t Broken (Must Break It)
12. Anticlimax
-Abusement Park-
01. SCG Minus 4: The Carnival Barker
02. Abusement Park
03. Grrr!
04. Ghost Train
05. Carousel
06. House Of Mirrors
07. Pinball Machine
08. Nasty, Wild & Naughty
09. Rollercoaster
10. Up To No Good
11. Merry Blah Blah Blah

 

Jannis