MOONSPELL – Hermitage

Band: Moonspell
Album: Hermitage
Spielzeit: 52:27 min
Stilrichtung: Dark Metal
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 26.02.2021
Homepage: www.moonspell.com

MOONSPELL – auch so eine Band, die seit nahezu dreißig Jahren aktiv ist, in der Zeit eigentlich nur starke Outputs hatte und das absolute Gegenteil von Ermüdungserscheinungen an den Tag legt. Vielseitig war man dabei, mal in härteren Gothic-Bereichen, die am Black Metal kratzen, mal äußerst elektronisch, und immer mit einer charakteristischen würdevollen Düsterkeit, die sonst nur wenige Bands erreichen, ohne zumindest zwischendurch mal in unfreiwillige Peinlichkeit abzudriften. So verhält es sich auch mit “Hermitage”, dem 13. und gewohnt ernsthaften Album der Portugiesen, für dessen exorbitant guten Sound sich Jaime Gomez Arrelano (GHOST, PARADISE LOST, SOLSTAFIR u.a.) verantwortlich zeichnet.
“Hermitage” ist eines der härtetechnisch zurückhaltenden Alben der Truppe, auf eine äußerst vorteilhafte Weise. Die Platte ist oft ruhig, hypnotisch und dunkel. Elektronische Sounddesign-Elemente spielen eine wichtige Rolle, befinden sich aber häufig sehr subtil im Hintergrund, was dafür sorgt, dass sie gegebenenfalls vom Hörer gar nicht bewusst wahrgenommen werden, die Gesamtatmosphäre des Albums aber ungeheuer andichten. Die ruhigen Parts sind sehr ruhig, oft auf gerade einmal zwei Instrumente reduziert, teils mit sehr weich gespielten Drums dabei und getragen von der tiefen und unaufgeregt-majestätischen Stimme von Fernando Ribeiro.
Ebenfalls hoch ist der Anteil an instrumentalen Parts. Zwei Tracks sind komplett instrumental gehalten, doch auch abseits dessen setzt man den Gesang eher sparsam ein und verlässt sich darauf, dass auch längere Instrumentalpassagen dank ihrer Qualität die Aufmerksamkeit des Hörers zu binden vermögen. Und Jesus, das tun sie. Fast meditativ anmutende Songteile, die mit wenigen Mitteln einen sehr vereinnahmenden Sound erschaffen, werden abgelöst von Teilen mit deutlichen Post-Rock-Vibes, die nicht minder dicht und intensiv ausfallen.
Aber natürlich haben MOONSPELL ihre Metalligkeit nicht abgelegt. Songs wie “Common Prayers” oder “The Hermit Saints” bringen die nötige Abwechslung ins Spiel und bieten feinsten melodischen Dark Metal, der von starken Melodien und sinnvoll eingesetzten Klangelementen mit einer angemessenen Kontrastportion Härte getrieben wird. Die Härte früherer MOONSPELL wird dabei selten erreicht. Fernandos unklarer Gesang (der ein bisschen Geschmackssache ist) ist auf wenige Parts beschränkt und bei einigen von ihnen auch nicht komplett unklar. Das stört bei “Hermitage” jedoch kein bisschen. In seiner Gesamtheit wählt das Album seine Härteextreme so, dass sie nicht zu übertrieben weit auseinander erscheinen und das Album stattdessen mit einer extrem düsteren und traurig-schönen Stimmung aufladen. Ein kompletter Geknüppelsong wäre hier aus der Reihe gefallen.

Fazit:
Wundervolles Album mit hoher Intensität, das keine Angst davor hat, zu sicher 50% oder mehr “kein echter Metal” zu sein, und damit eine absolut weise Entscheidung getroffen hat. Melodische Musik, sehr gut arrangiert, sehr emotional, mal hart, mal weich, intelligent und ausdrucksstark, dazu mit vereinnahmenden Melodien ohne Ende angereichert: Wer glaubt, damit etwas anfangen zu können, der tue sich unbedingt den Gefallen. Und für MOONSPELL-Fans ist die Platte eh ein Pflichtkauf!

Anspieltipps:
„The Greater Good“, „Common Prayers“, „Apoptheghmata“ und „Entitlement“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Greater Good
02. Common Prayers
03. All Or Nothing
04. Hermitage
05. Entitlement
06. Solitarian
07. The Hermit Saints
08. Apoptheghmata
09. Without Rule
10. City Quitter (Outro)

Jannis