Band: Skeletoon
Album: Nemesis
Spielzeit: 57:40 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/skeletoonband
Ein werter Rezensentenkollege eines anderen Magazins hat das neue Album “Nemesis” von SKELETOON mit gutem Sex verglichen: Er geht lang, macht Spaß und man wünscht sich am Ende, er wäre noch länger gegangen. Kann man so sehen, allerdings hat die Platte vielleicht noch größere Parallelen zu einer Stunde durchgängiger Highspeed-Masturbation mit gewaltiger Tonika-Ejakulation jedes Mal, wenn ein Refrain erklingt: macht auf jeden Fall Spaß, sorgt aber mit der Zeit auch für schmerzhaften Abrieb, wenn man diese Praxis nicht regelmäßig betreibt. Was bedeutet: Man sollte auf jeden Fall DRAGONFORCE zumindest in einer ihrer Phasen mögen, um von SKELETOONS Dur-Cheese-Hochgeschwindigkeits-Harmonie-Feierlichkeits-Bombast-Overkill-Metal nicht früher oder später ein wenig überfordert zu sein. Denn im Endeffekt sind SKELETOON das, was DRAGONFORCE heute wären, wären sie nicht zunehmend in die Belanglosigkeit abgerutscht. Kommen wir erstmal zu den Selling Points der Italiener. Die Produktion ist von vorne bis hinten knallend und definiert. Die Instrumentalleistung ist dem Speedlevel entsprechend spektakulär, die Vocals sind Prototyp-Power-Metal, Synths und Orchester sind präsent aber nicht übertrieben und durchgängig regiert ein hoher Spaß-und-Harmonie-Faktor. “Cold The Night” ist die einzige Ballade (und die ist über-feierlich), “Arcane Opera” überschreitet die acht Minuten Spieldauer und hat einen schön aufgebauten, anfangs orchestralen, später treibenden Mittelteil, der von dem kurzen und herausstechenden im vergleichsweise unkonventionellen “Carry On” noch übertroffen wird (die Kompositionsweise differiert hier doch auf jeden Fall in den instrumentalen Parts). Mit “Il Tramonto Delle Ere” gibt es einen Track auf italienisch und mit dem Titeltrack eine sehr willkommene Abwechslung, die recht langsam (im Vergleich abermals), elektronisch und düster ausfällt, mit mindestens zu 50% unklaren, bösen Vocals (wirklich!) und tollem Kontrastrefrain.
Ansonsten sollte wohl klar sein, was einen auf “Nemesis” erwartet: Das ist so ein Album, das sich auf positive Weise für nichts zu schade ist, alles Hemmungen in Sachen Kitsch-Melodien über Bord geworfen hat und durchweg auf einem liebevollen Niveau geschrieben wurde. Es ist allerdings, das muss man dazusagen, halt auch eins dieser sehr gelutschten, hochproduzierten Power-Metal-Alben, deren Absicht das Erzeugen von zentimeterdicker Gänsehaut ist, was vor allem durch dichten Gesamtsound und die spontane (nicht allzu unvorhersehbare) Durwendung spätestens im Refrain erzeugt wird. Das mag der ein oder andere im Verlauf des Albums ermüdend finden (dem sei dann zumindest zum Skippen zum letzten Song geraten), Fans dieser Art von Power Metal finden auf “Nemesis” jedoch ein knappes Duzend Songs, das genau diese Art von Power Metal hervorragend umsetzt.
Fazit:
So ist “Nemesis” subjektiv betrachtet ein kleines Bisschen schwächer als sein Vorgänger “They Never Say Die”, sollte von niemandem angefasst werden, der ab einem gewissen Unbösheits-Level keinen Bock mehr auf ein Album hat, ist aber nichtsdestotrotz eine vergleichbare größere Acts in den Schatten stellende, ziemliche Vollbedienung für alle, die es schnell, fröhlich und fett mögen. Herbie, der Käfer, als Album, quasi.
Anspieltipps:
“Nemesis”, “Carry On” und “Brighter Than 1000 Suns”
WERTUNG:
(Wenn man diese Art von Metal mag)
Trackliste:
01. Prelude: Falling Galaxies
02. Brighter Than 1000 Suns
03. Will You Save All?
04. Nemesis
05. Starseeker
06. Cold The Night
07. Follow Me Home
08. Wake Up The Fire
09. Il Tramonto Delle Ere
10. Arcana Opera
11. The NerdMetal Superheroes
12. Carry On
Jannis