Band: Nestor
Album: Kids In A Ghost Town
Spielzeit: ?? min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.facebook.com/nestortheband
Es war einmal…so beginnen wohl alle Märchen. Und als Märchen muss wohl auch der neuerliche Release der schwedischen Hardrocker NESTOR bezeichnet werden. Nicht, dass NESTOR nur Geschichte(n) erzählen würden – nein, sie schreiben sie. Nur ganz selten aktiviert sich bei all den großartigen, hochkarätigen Releases der letzten Jahre diese Gänsehaut, wie man sie eigentlich nur aus der Jugendzeit in den Achtzigern kennt. Eben just, als die ganzen großen Hitalben kursierten, als alles aufregend und unkompliziert war. Als man noch für den Moment gelebt hat und morgen ganz weit entfernt und unwichtig war. Eine herrliche Zeit, die wohl nur in einem bestimmten Alter möglich zu sein scheint. Und doch kratzen NESTOR mit ihren Songs immer wieder an der Oberfläche dieser unbeschwerten Zeit. Aber woher kommt diese Band? Warum platzen sie gerade jetzt ins Musikuniversum? Schon mit dem ersten Testballon „On The Run“ war klar, dass wir es hier mit einer ganz außergewöhnlichen Band zu tun haben. Das Video ist aufwendig produziert, ziemlich funny und der dazugehörige Song ein absoluter Volltreffer. Das ist jetzt gut sieben Monate her. Seitdem ist einiges passiert im NESTOR-Universum. Zwei weitere Singles – das absolut geniale „1989“ und die Mega-Ballade „Tomorrow“ feat. SAMANTHA FOX (!!!) sind dermaßen in die Umlaufbahn gekracht, dass wohl jeder Fan nur noch sehnsüchtig auf das komplette Album wartet. Nun ist es endlich so weit. „Kids In A Ghost Town“ nennt sich der Silberling, auf dem zehn Songs Platz gefunden haben.
Produziert hat ihn Sänger Tobias „Tobbe“ Gustavsson, gemixt wurde er von Sebastian Forslund und gemasterd von Thomas Plec Johansson. Und da sind wir auch schon beim erstklassigen Soundgewand, das „Kids In A Ghost Town“ trägt. Eine leichte Nostalgie-Note darf man den Schweden zwar anheften, nicht aber, dass sie nicht mit beiden Beinen in der Gegenwart stehen. Denn der Sound ist eine gelungene Mischung aus beiden Welten – den Achtzigern und heute. Nun aber zur Trackliste:
Mit dem Brecher „On The Run“ starten NESTOR brachial geil in ihr Comeback-Album. Dieser Song hat einfach alles: Power, Melodie und eine gesunde Härte. Der Titeltrack schließt sich etwas melodiöser und AOR-lastiger an. Bei „Stone Cold Eyes“ werden Erinnerungen an die göttlichen GIANT und ihren Hit „Hold Back The Night“ wach und bei „These Days“ schielen die Schweden leicht auf VAN HALEN´s „Right Now“. Etwas poppiger präsentiert sich „Perfect 10 (Eyes Like Demi Moore)“, abermals mit clever eingearbeiteten Querverweisen auf die glorreichen Achtziger. Damit haben wir die Hälfte der Scheibe quasi schon abgearbeitet. Bisher ein absolutes Hörvergnügen für jeden, der auch nur ansatzweise etwas mit den Achtzigerjahren anfangen kann.
Als nächstes haben NESTOR die Ballade „Tomorrow“ platziert, in der niemand Geringeres als 80´s Ikone SAMANTHA FOX eine nicht zu unterschätzende Rolle einnimmt. Einfach grandios! Das ebenfalls ruhigere „We Are Not OK“ (mit schönem DEF LEPPARD-Tapping im Solo) ist der bisher unauffälligste Song. Das kann „Firesign“ schon nach wenigen Sekunden ausbügeln. Dieses Riff ist einfach toll – und der dazugehörige Song ebenfalls. Einer von zwei direkt auf die Zwölf. Das schon bekannte „1989“ kommt als nächstes an die Reihe. Ein überlebensgroßer Refrain, pures 80´s Feeling, eine Gitarrenarbeit nicht von dieser Welt (dies gilt im Übrigen für das komplette Album) machen daraus einen Hit. Den Schlußakkord setzt „It Ain´t Me“ mit viel Dramatik, Gefühl und Gänsehautfeeling.
Es erscheint fast so. als wären Nestor einer anderen Dekade entsprungen. Diese Band lebt die Achtziger in jeglicher Hinsicht. Songstrukturen und Hooklines lassen Bands wie Dokken & Co wiederaufleben, aber immer auch verpackt in ein modernes Soundgewand. Hier wird auf sehr gelungene Art und Weise eine Brücke geschlagen, die diesen glorreichen Sound in die Neuzeit transportiert, scheinbar ein aktueller Trend, aber nicht jede Formation hat dies so grandios hinbekommen wie die schwedische Truppe um Tobias „Tobbe“ Gustavsson. Mit diesem Rundling haben Nestor große Chancen in der Zukunft als Mitglied der „Hall Of Fame“ zu gelten. Zugleich wird man den Weg weiter gespannt verfolgen und darf für die Zukunft auf weitere Großtaten hoffen. Was für ein grandioses Werk! Punkt!
Es gibt einen Song auf dem Album, der „Kids In A Ghost Town“ wie selbstverständlich beschreibt: „Perfect 10“ handelt natürlich nicht von diesem 10-Tracker, dennoch ist das Debüt der Schweden ein in jeder Hinsicht perfektes Album geworden. Abwechslung, grandioses Songwriting, toller Sound, perfekte Umsetzung und ein erfrischendes Retro-Feeling machen aus „Kids In A Ghost Town“ eine Platte, die nicht einfach nur die Höchstnote verdient hat, sondern für die man sich schon mal etwas besonderes einfallen lassen kann, indem wir unsere Bewertungsskala exklusiv ein klein wenig um einen goldenen Bonusstern erweitern.
Und weil dieses Album so grandios ist, haben sich gleich zwei Redakteure mit dieser Ohrbombe beschäftigt und quasi eine Doppelfeature Rezi geschrieben! Anmerkung der Chefredaktion
WERTUNG:
Trackliste:
1. On The Run
2. Kids In A Ghost Town
3. Stone Cold Eyes
4. These Days
5. Perfect 10
6. Tomorrow
7. We Are Not Ok
8. Firesign
9. 1989
10. It Ain´t Me
Stefan, Bonne