OUT OF ORDER – Facing The Ruin

Band: Out Of Order
Album: Facing The Ruin
Spielzeit: 50:34 min
Stilrichtung: Melodic Thrash Metal
Plattenfirma: BlackSunset/MDD Records
Veröffentlichung: 14.06.2019
Homepage: www.out-of-order.de

Bietet man jemandem einen Smoothie an und gibt ihm dann Ketchup, ist man technisch gesehen im Recht, da Tomaten Früchte sind. Bietet man jemandem Thrash Metal an und serviert anschließend OUT OF ORDERs neue Platte “Facing The Ruin”, verhält sich das sehr ähnlich. Ja, das Grundgerüst des dritten Albums der 1991 gegründeten Deutschen ist Thrash Metal, allerdings angereichert mit einer sehr dominanten Melodiösität, mit Melodielinien, die man so viel eher im Heavy oder gar Power Metal verorten würde. Tatsächlich sind hinsichtlich der Taktarbeit sogar ein paar Progressive-Nouancen dabei und mit alldem sind die Grundvoraussetzungen für ein interessantes Album abseits der Norm schonmal gegeben.
Produziert ist das Ganze absolut stabil, gespielt ebenso. Die Qualität der Vocals reicht von “Ist mir ein bisschen zu platt” bis hin zu “Grandiose Leistung”. Sänger und Gründungsmitglied Thorsten Braun hat eine ordentliche Palette an Gesangsstilen im Gepäck, einige subjektiv betrachtet gelungener als andere. Ist Geschmackssache und auch wenn ein paar Parts bei mir nicht so zünden, gibt es genug Qualitätsmomente, die zu begeistern vermögen.
Zurück zur Musik. Klar, jede Menge thrashiges Humpa ist mit dabei, ebenso fixes Gedresche und lobend hervorzuhebende Mittelteile, in die hörbar eine Menge Arbeit geflossen ist. Zu den klassischeren Thrash-Metal-Tracks gehört zum Beispiel “Guilty”, das sich allerdings nicht zu schade ist, ein paar smarte Songzitate zu integrieren und alleine schon bei der immer funktionierenden Sirene am Songanfang gewonnen hat. Im Kontrast dazu gestaltet sich “God Is Angry” quasi als reiner melodischer Midtempo-Heavy-Metal, inklusive Backing Vocals im Chorus und kleiner Drumsolo-Sequenz, und “On The Rise” hat neben seiner Brachialität doch ganz klare Power-Metal-Vibes und zudem beim ruhigen Anfangspart niemand Geringeren als Liv Kristine von LEAVES EYES am Start. Den hihatlastigen Beat von “Tears” muss man zwangsläufig als fresh bezeichnen und “The Sniper” überzeugt als etwas traditionellerer melodischer Thrash-Metal-Track mit starkem Chorus und obligatoischem “Interview mit Sniper”-Hörspielteil.
“Facing The Ruin” erweist sich tatsächlich als kleine Metal-Überraschungstüte. Auch innerhalb der einzelnen Songs herrscht ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum, auf schnelles Geholze folgen ausgeprägte Melodien, die mit dem normalen Drei-Ton-Melodic-Trash nichts zu tun haben, unterhaltsame Soli oder ruhigere Passagen. Es ist schwer, diese Band in eine Schublade zu stecken, aber gerade diese Unvorhersehbarkeit und Vielseitigkeit innerhalb des Genres, die auf smarten Kompositionen und Arrangements fußt, macht das Album wirklich interessant. Punktabzug für ein paar unspektakulärere Tracks (Blood Vengeance” und “Apocalypse”), aber abgesehen davon eine beeindruckende Leistung! Wird wohl Zeit, in die Vorgängeralben auch mal reinzuhören!

Anspieltipps:
“The Sniper”, “Tears”, “On The Rise” und “God Is Angry”

Fazit:
“Facing The Ruin” ist so ein bisschen eine Thrash-Metal-Einstiegsdroge. Macht jedem Fan des Genres nach wie vor Spaß und ist melodisch und intelligent genug, um auch denjenigen zu gefallen, die mit diesem Stil normal nicht so viel am Hut haben. Und dabei über 50 Minuten durchweg unterhaltsam, mit einer Menge an Tracks, die doch akut hängenbleiben. Starke Leistung!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Watching You
02. Self Deception
03. What For
04. The Sniper
05. Guilty
06. Tears
07. God Is Angry
08. On The Rise
09. Blood Vengeance
10. Apocalypse

Jannis