ANCIENT CURSE – Dimension 5

Trackliste:

01. Forevermore
02. Ave Maria
03. Isolation
04. Dimension 5
05. Deny And Destroy
06. Tunnel Vision (G LOC Part 1)
07. In Memoriam
08. Dreaming Of Lucrecia (G LOC Part 2)
09. Paranormal Coincidence (G LOC Part 3)

 

 

Spielzeit: 64:03 min – Genre: Progressive Power Metal – Label: El Puerto Records – VÖ: 25.10.2024 – Page: www.facebook.com/profile.php?id=100063684061715

 

ANCIENT CURSE gehören nicht erst seit gestern zu den kleinen Großen in der Prog-Power-Szene. Man kann das Genre jahrelang hören, ohne jemals was von ihrer Existenz mitzukriegen, aber empfehlenswert ist das nicht, und darum gibt’s jetzt auch eine Rezension zu „Dimension 5“, dem gerade mal vierten Album der 1987 als BONEBREAKER gegründeten Band.
Denn ANCIENT CURSE machen mit ihrer Musik einfach lächerlich viel richtig. Wie sich das gehört, gibt es ein paar Orchester-, Synthesizer-, Klavier-, Gastvocal- und Chor-Einlagen, alles sehr gut klingend aber beileibe nicht inflationär. Dazu gibt es eine stabile Produktion (lediglich die Backing Vocals im Chorus von „Isolation“ verwässern ein wenig den Impact der Hauptmelodie, aber ansonsten geht der Sound voll klar) und vorbildliche Leistungen an den Instrumenten und hinter dem Mic.
Vier-Viertel-Takt dominiert die neue Platte der Bremer, Ausnahmen vor allem bei „Tunnel Vision“ und „Paranormal Coincidence“, in Sachen Songwriting ist man nichtsdestotrotz progressiv, ohne sich groß einen drauf runterzuholen.
Was aber das Wichtigste ist: ANCIENT CURSE schaffen es, praktisch jedem Song einen eigenen Vibe zu geben, ihn von den anderen abzuheben, ohne dass das Album deswegen zusammengestückelt wirken würde. „Forevermore“ bietet dabei einen starken Einstieg, einen Teaser, was man von „Dimension 5“ wohl noch so erwarten darf – und was man auch bekommt, plus mehr.
„Ave Maria“ ist in Teilen schon echt heavy und runtergebrochen auf die klassische Metalband-Besetzung, feiert sich aber im Refrain – zurecht – auf den im wirklich besten Sinne schlagerigen Chorus. Dann gibt es mit „Dimension 5“ die perfekte Single: mit unter fünf Minuten vergleichsweise kurz, knallend und mit recht modern komponiertem Refrain. Und „Deny And Destroy“ wird im Anschluss wütend, hat dabei aber hörbar Spaß damit, aus mehreren Tempi was Geiles rauszuholen.
Den obligatorischen Instrumental Track bekommen wir mit „Tunnel Vision“, der eine schöne kleine musikalische Reise durch unterschiedliche Parts und Stimmungen ist, und „Paranrmal Coincidence“ dient als schönes orchestrales Outro des Albums und des überlangen „Dreaming of Lucrecia“, das ein knappes Viertel des gesamten Albums ausmacht. Und so ein Viertelstünder ist für Fans wie Reviewer immer ein Unsicherheitsfaktor, denn wenn er nicht liefert, liefern direkt mal 25% des Albums nicht.
Frohe Botschaft: Das Ding liefert und gehört zweifelsohne zu den besten Tracks der Platte. Mit größtenteils positiv-duriger feierlich-mächtiger Grundstimmung und vielen unterschiedlichen starken Parts, mal Dauerfeuer, mal ausgedehnter, ist „Dreaming Of Lucrecia“ ein langer Prog-Track, wie er im Buche steht, und krönender Abschluss eines eh schon nicen Albums.

Fazit:
Wer ANCIENT CURSE eh schon mag, kriegt hier all seine Wünsche von dem sympathischen Quartett erfüllt. Und wer nach dieser Rezension glaubt, grob was damit anfangen zu können (unser treuer Kommentator Schwatzbacke vielleicht), gebe der Platte eine Chance, um nachher seinen Freunden stolz geilen Progressive Power Metal zeigen zu können, von dem sie bislang keine Ahnung hatten.

Anspieltipps:
„Ave Maria“, „Dreaming Of Lucrecia (G LOC Part 2)“ und „Dimension 5“

Jannis

DEVIN TOWNSEND – PowerNerd

Trackliste:

01. PowerNerd
02. Falling Apart
03. Knuckledragger
04. Gratitude
05. Dreams Of Light
06. Ubelia
07. Jainism
08. Younger Lover
09. Glacier
10. Goodbye
11. Ruby Quaker

Spielzeit: 44:07 min – Genre: Progressive Metal – Label: InsideOut Music – VÖ: 25.10.2024 – Page: www.facebook.com/dvntownsend

 

Ein Blick auf aktuelle Hollywoodstars belegt: Schön und blöd schließt sich nicht automatisch aus. Ein Blick auf die Musik von DEVIN TOWNSEND belegt ebendies ebenfalls regelmäßig. Welcher Musiker schafft es sonst noch, seine Musik so kraftvoll, majestätisch schön zu gestalten, und zwischendurch harmonisch in humorvolles Gedönse überzugehen?
„PowerNerd“ ist da nicht die Ausnahme, aber meist eher schön. Über den Sound muss man bei Alben des Herrn ohne die Haare eh kein Wort verlieren, der ist wie gewohnt ein massives Brett, das jeder Soundanlage zu mehr Selbstbewusstsein verhilft. Mit 45 Minuten Spieldauer und gerade mal einem Song, der an den sechs Minuten kratzt, ist das Ding zudem äußerst kurzweilig und hätte sich an Längen maximal die anderthalb Minuten Atmosounds am Ende genau dieses Tracks sparen können.
Und insgesamt ist die Platte: ein Best Of von all den Dingen, die Devins Musik seit längerer Zeit ausmachen. „PowerNerd“ selbst fällt als Opener dabei ziemlich heavy-metallig aus, natürlich auf höchst Devin’sche Weise, aber nichtsdestotrotz mit einigen Features, die man eher von klassischem Heavy Metal kennt. „Falling Apart“ dreht das Tempo ganz nach unten und erfreut mit den klassischen Kontrasten zwischen ganz sanfter Strophe und mächtigem Druckchorus mit schöner Melodie.
Und dann darf es bei „Knuckledragger“ erstmals auf positive Weise kalkuliert chaotisch doof werden. Dinge passieren, witzige Ideen geben sich die Hand, dazu geil drivender Refrain. Bescheuerter wird es nur bei „Ruby Quaker“ (das ist eine Mottenart), in dem es darum geht, dass Kaffee gut ist. Außerdem gibt es neben Akustik-Projekt-Vibes fröhlichen Südstaaten-Townhall-Rock und natürlich Blastbeats plus weitere Eskalationsstufen.
„Gratitude“ und „Younger Lover“ fallen in die Kategorie „schönere Songs“, sind etwas poppig und ganz hervorragend, insbesondere „Gratitude“, und mit „Jainism“, „Ubelia“ und „Glacier“ gibt es dann noch gut große Melodien, Schwere, Schönheit und Feierlichkeit. Dazu einen stabilen Endtrack mit „Goodbye“, bevor „Ruby Quaker“ dann aufräumen darf.
Kritisierenswert ist hier eigentlich gar nichts. „PowerNerd“ ist ein weiteres Beispiel für die meisterlichen Fähigkeiten des Kanadiers, und schwache Songs zu schreiben gehört da einfach nicht zu.

Fazit:
Erwartungsgemäß Pflichtprogramm für DEVIN-Fans. Und letztendlich für alle, die mit seinem Schaffen noch nicht vertraut sind, denn das sollte man möglichst zeitnah ändern.

Anspieltipps
„Gratitude“, „Knuckledragger“, „Jainism“ und und irgendwie auch „Ruby Quaker“

Jannis

PARALYDIUM – Universe Calls

Trackliste:

01. Prelude
02. Sands Of Time
03. Forging The Past
04. The Arcane Exploration Pt. I
05. Caught In A Dream
06. Interlude
07. The Arcane Exploration Pt. II

 

 

Spielzeit: 50:53 min – Genre: Progressive Metal – Label: Frontiers Music SRL – VÖ: 23.08.2024 – Page: www.facebook.com/paralydium

 

Ab nach Schweden für die heutige Rezension. Da wohnen PARALYDIUM, machen seit ihrer ersten EP aus dem Jahr 2015 Musik, und das nun erneut mit ihrem zweiten Longplayer „Universe Calls“.
Wie das so klingt, wenn das Universum anruft, erfahren wir auf sieben Tracks, zum Teil unter zwei, zum Teil über 13 Minuten lang. Riecht nach Progressive Metal/Rock, und genau das ist es auch. PARALYDIUM machen Musik für Fans von SYMPHONY X, DREAM THEATER und Konsorten. Progressive Metal eigentlich, aber dafür sind die Rhythmusgitarren in der ansonsten sehr guten Produktion doch etwas hintergründig geraten. Das verweichlicht die Parts von „Universe Calls“, die eigentlich Metal sein möchten, unterstützt aber die Rock-Komponente des Albums. Denn die Rhythmusgitarre darf eh gerne einfach mal aussetzen, Platz für ruhigere Parts ist auf „Universe Calls“ reichlich. Dort kommen dann die Synthesizer, Klaviersounds und orchestralen Elemente besonders gut zur Geltung – ohnehin ist die Platte mit ihren präsenten Sounddesign- und Orchester-Versätzen einigermaßen cinematisch, und das auf stabilem Niveau.
Auf stabilem Niveau agiert auch die Band. Die Vocals von Alexander Lycke sind astrein Prog-kompatibel und hervorzuheben ist des weiteren insbesondere der Bass, der nicht nur schön hörbar gemixt ist, sondern dadurch auch Jonathan Olssons Talent offenbart.
Wenn das Klavier oder die Keys ins Spiel kommen, wenn man nicht den Standard-Metal-Sound bedient, ist „Universe Calls“ am besten. Das liegt daran, dass die Kreativität des Albums zuallererst in Arrangements und Sounddesign liegt. Was die Melodiekomposition angeht, wirkt das Album dafür sehr nach Lehrbuch geschrieben, mit kompetent gemachten Parts, die an welche von großen Namen des Genres erinnern. Man höre sich als Beispiel alleine die ersten Minuten des finalen „The Arcane Exploration Pt. II“ an. Das kompositorisch in seiner allgemeinen Positivität ziemlich schöne Ding beginnt höchst professionell, weil absolut schablonenhaft an der „Letzter überlanger Song auf einem Prog-Album“-Formel ausgerichtet. Melodietechnische Höhepunkte, die Gänsehautmomente in einem so groß gedachten Prog-Werk, sind rar gesät und so macht es doch häufig den Eindruck, „Universe Calls“ wandere voran, ohne genau zu wissen, wohin. Strophe mit reduzierter Gitarre, ein anderer Part, dann noch einer, irgendwann dann einer, der nach Chorus klingt. Und so weiter.
Hier fehlt PARALYDIUM ein Stück weit eine eigene musikalische Identität, etwas, das sie von anderen Bands des Genres abhebt. Aber das entscheidende Album bei neuen Bands ist ja gemeinhin auch erst das Dritte.

Fazit:
Handwerklich sehr gut, mit sehr schöner Verwendung von „bandfremden“ Klängen, ohne wirkliche Hit-Songs oder -Songparts. Ersteres sorgt dafür, dass „Universe Calls“ für einmal hören durchaus eine kurzweilige Angelegenheit für den gemeinen Prog-Fan sein sollte. Letzteres sorgt dafür, dass das Album wohl keinen allzu bleibenden Eindruck hinterlassen wird.

Anspieltipps:
„The Arcane Exploration“ Pt. I und II

Jannis

SUNBURST – Manifesto

Trackliste:

01. The Flood
02. Hollow Lies
03. Samaritan
04. Perpetual Descent
05. Inimicus Intus
06. From The Cradle To The Grave
07. Manifesto
08. Nocturne

 

 

Spielzeit: 50:46 min – Genre: Progressive Metal – Label: Inner Wound Recordings – VÖ: 14.06.2024 – Page: www.facebook.com/sunburstofficial

 

Griechische Metalband, melodisch, mit Keyboards, waaaaaarte… Macht Bob Katsionis die Keys? Kurz gecheckt, jawoll. Und damit kann SUNBURSTs zweites Album „Manifesto“ schonmal nicht so schlecht sein, denn wo der Mann mitmacht, sind auf jeden Fall die Keyboards stabil und er hat ja auch ein gutes Talent, sich die richtigen Bands auszusuchen.
Spannungsarmer Rezensionsaufbau, aber nun, so sieht es aus. SUNBURST gibt es seit 2010 und jetzt erst ist ihr zweites Album draußen. Da lässt sich offenbar jemand Zeit, aber das rechnet sich ja auch gerne mal.
Progressive Metal steht auf dem Programm, laut Promotext der Marke DREAM THEATER, SYMPHONY X etc. Alles unter einem guten Stern, kann man sagen. Weil Sänger Vasilis Georgiou klingt wie eine Mischung aus Michael Kiske und Roy Khan, mit schönem Vibrato, leicht belegt, sehr gut darin, Emotionen zu transportieren. Und die finden sich in dem oft melancholisch anmutenden Album in hohem Maße. Dazu kommt eine hervorragende Instrumentalfraktion, aus der insbesondere Gus Drax an den Gitarren hervorsticht. Der sorgt dafür, dass trotz der Gefühl-Anteils im Songmaterial jeder Track doch angemessen Metal bleibt, mit einem Händchen für gute Riffs und auch mal schnelles Gefrickel.
Apropos schnelles Gefrickel: „Manifesto“ ist eindeutig Progressive Metal und genehmigt sich auch das ein oder andere halsbrecherische Solo und den ein oder anderen komplexeren Takt, verliert sich aber nicht in musikwissenschaftlicher Selbstbefriedigung. Eine ruhige Strophe im 4/4tel-Takt darf ebenso sein, wie ein unprogressiver, dafür schöner Chorus. Und diese Parts werden mit den technischeren, komplexeren bestens verwoben. Kein Übergang in einen anderen Modus, der erzwungen oder holprig wirken würde.
All das wird dann noch ergänzt durch hochwertige Orchestersounds, die genau so sinnhaft eingefügt sind wie besagte Keyboards. „Manifesto“ hat damit einen hohen „Klingt, als müsste das so“-Faktor, was eines der höchsten der Gefühle ist, wenn ein Album gut sein soll.
Und nochmal zurück zu Roy Khan: KAMELOT hätten sich in der „Für Fans von“-Liste bestens gemacht. Orchester, musikalische Virtuosität, die Vocals und die melancholische Grundstimmung der Platte erinnern sehr an die Band, wobei guten Gewissens gesagt werden kann, dass das wirklich in einem „Für Fans von“- und nicht in einem „abgekupfert von“-Sinne passiert.
Nette Produktion außerdem, gerne mal ziemlich dicht und intensiv, generell ein klein wenig höhenarm, und ein Minimum an Definiertheit hätte noch sein dürfen, aber daran hat man sich schnell gewöhnt.

Fazit:
Womit „Manifesto“ ein intuitiv anmutender Leckerbissen für Fans von melodischem, orchestralem Progressive Metal mit Seele ist, der mit Kopf, Talent und Herz gemacht wurde, ohne bemüht intelligent wirken zu wollen.

Anspieltipps:
„The Flood“, „From The Cradle To The Grave“ und „Manifesto“

Jannis

VANDEN PLAS – The Empyrean Equation Of The Long Lost Things

Trackliste:

01. The Empyrean Equation Of The Long Lost Things
02. My Icarian Flight
03. Sanctimonarium
04. The Sacrilegious Mind Machine
05. They Call Me God
06. March Of The Saints

 

 

 

Spielzeit: 54:57 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: Frontiers Music s.r.l. – VÖ: 19.04.2024 – Page: www.facebook.com/VandenPlasOfficial

 

Ich habe kürzlich auf Buzzfeed gelesen, es sei peinlich, wenn man nicht spätestens mit 30 anfange, sein Bett jeden Tag zu machen und seine Poster zu rahmen. Während andere Leute daran scheitern, schaffen VANDEN PLAS pünktlich mit 30 ein Album wie „The Empyrean Equation Of The Long Lost Things“ und verhelfen mir zu einer entspannten Rezension, denn mit Einleitung plus einmaligem Ausschreibens des Albumtitels hab ich praktisch schon meine Standard-Rezensionslänge erreicht.
Okay, sind wir mal nicht so. VANDEN PLAS kommen aus Kaiserslautern, machen laut Promo Sheet Progressive Rock, eigentlich aber Progressive Metal (Debate me!), mögen ihren Albumcovern zufolge blau und rot und sind eine der Bands, die sich über die Jahre und inzwischen elf Alben einen eigenen kleinen Platz in der Progressive Hall of Fame erarbeitet. Das liegt an nicer Musik im allgemeinen und an der Kombination aus eigenem Songwriting-Stil und Andy Kuntz‘ mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatteter Stimme im speziellen.
Für die Kenner: Jap, genau das erwartet Euch auch auf TEEOTLLT wieder. Orchester, einiges an Klavier, ein paar Synths sind wieder am Start, dieses Mal aus den Fingern von Alessandro Del Vecchio, der als neuer Keyboarder partizipiert und Tasten-Conoisseuren von JØRN LANDE, MAT SINNER, REVOLUTION SAINTS und HARDLINE bekannt sein könnte; der sich außerdem hervorragend in den Sound der Deutschen einfügt.
Und der ist weiterhin: ein Mix aus melodischem Progressive Rock und Metal, meist mit getragenen Melodien mit dem gewissen VANDEN-PLAS-Faktor, mal kraftvoll, feierlich, meist nachdenklich melancholisch, mal härter, mal ganz ruhig, immer melodieorientiert und mit längeren Mittelteilen, die nicht langweilen.
Funktioniert nach wie vor, auch dank der Songlängen. Keiner der gerade mal sechs Tracks unter sechs Minuten, einer dafür über 15. Man nimmt sich Zeit für die einzelnen Abschnitte der Songs, gibt ihnen Gewicht, und das macht sich bemerkbar. Auch wenn man nicht zu denen gehört, die groß auf Texte achten, wirkt TEEOTLLT in seiner Intensität ernsthaft, groß und inhaltsschwer. Nicht jedoch musikalisch belastend, was man angesichts dessen vermuten könnte. Der Progressive-Faktor der Band ist zumeist hintergründig und kein Musikwissenschafts-Abschluss zum Genuss ihrer Musik nötig. Die ein oder andere Melodie gestaltet sich sogar gerne mal wirklich simpel für Progressive-Verhältnisse, räumt jedoch in Sachen Wirkung voll ab – exemplarisch dafür sei der Chorus von „My Icarian Flight“ genannt, der so einfach wie besonders klingt.
Kritik ist kaum angebracht. Es wäre vielleicht von Vorteil gewesen, „Sanctimonarium“ zum großen +15-Minüter zu machen, der am Ende noch einmal kurz Potenzial für locker zwei weitere Minuten anteasert, das aber nicht umsetzt, während bei „March Of The Saints“ eigentlich auch in zehn Minuten alles gesagt sein könnte, aber Jesus.

Fazit:
„The Empyrean Equation Of The Long Album Titles“ ist eine der Platten, die zum konzentrierten Hören einladen und dann so richtig in ihren Bann ziehen. Gönnt Euch ein Stündchen Ruhe, macht es Euch gemütlich, drückt auf Play und schließt die Augen. Ich wünsche eine gute Reise!

Anspieltipps:
Die ersten beiden Songs. Dann bei Interesse einfach laufen lassen.

Jannis

VICINITY – VIII

Trackliste:

01. Promised Paradise
02. Distance
03. Purpose
04. Confusion Reactor
05. The Singularity
06. Shape Of Life
07. DKE
08. Face The Rain

 

 

Spielzeit: 63:01 min – Genre: Progressive Metal – Label: Uprising Records – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.facebook.com/vicinityband

 

Man muss sich ja wirklich fragen, wie die Köpfe von Progressive-Metal-Musikern funktionieren, die alle paar Takte die Taktart wechseln, Zehn-Minuten-Songs rausbringen, die aus zehn unterschiedlichen Parts bestehen, und das dann noch live spielen können. VICINITY sind eine dieser Bands. Die Norweger gibt es seit 2006, jetzt steht mit „VIII“ ihr – Ihr erratet es nicht – drittes Album in den Startlöchern, und ab Minute eins ist klar: Da beherrscht jemand sein Handwerk.
„VIII“ ist gut produzierter Progressive Metal der (nicht zu) aktuellen Schule aus dem Lehrbuch. Schöne klare Vocals von Erling Malm, unnachvollziehbare Taktarbeit, edle und oftmals toll klassische Synthesizersounds, denen man angemessen Raum gibt. Dazu kommt eine Instrumentalfraktion, die aus Vollprofis besteht, Songs zwischen fünf und 13 Minuten und eine Gesamtlänge von knapp über 60 Minuten. Kompositorisch gibt es eine gute Mischung aus den „härteren“ Parts, die man von Alben von Bands wie THRESHOLD so erwartet, und ruhigeren Momenten, getragene Melodien mit Prototyp-Prog-Harmoniewendungen und eine angenehme Menge an positiv-durigeren Parts.
Kurz: „VIII“ macht handwerklich absolut gar nichts falsch und veranlasst zu beeindruckter Anerkennung.
Ein negativer Beigeschmack lässt sich dennoch nicht vermeiden. Die Platte ist eine von denen, deren höchstes der Gefühle technisch anspruchsvolles Abgehen ist, und darauf will dann auch jeder Song hinaus. Bestes Beispiel: „Shape Of Life“. Sehr schöne Ballade mit ordentlich Klavier, ruhig, emotional, und dann gibt man dem Drummer dreihundertachtundzwanzig Espressi und lässt ihn seinen Part aufnehmen. Und damit ist der balladige Charakter, der den Track von den anderen abgehoben hätte, dann eben auch dahin (was in der zweiten Hälfte eh der Fall ist, wenn die Balladigkeit dann verworfen wird). VICINITY lassen sich kaum Zeit, wirkliche Atmosphäre zu erschaffen, dabei darf gerade bei einem Progalbum mit überdurchschnittlich langen Songs ein Part abseits von Schema F auch gerne mal zwei, drei Minuten dauern.
Damit fehlt den Songs auf dem Album ein wenig ihre eigene Identität, da sie sich durchweg in die gleiche Richtung bewegen und ihre besonderen Parts durch eine „keine Sorge, gleich geht’s wieder ab“-Mentalität neutralisieren.
Schlecht ist „VIII“ damit keineswegs, dafür steckt zu viel gut eingesetztes Talent hinter der ganzen Sache, dafür fühlt es sich viel zu rund an. Aber während andere Progressive-Metal-Alben eine spannende Reise voller Überraschungen sind, ist „VIII“ eher die Autobahn, die in drei coolen Mustern angemalt wurde, die sich alle 1000 Meter abwechseln: Es macht Spaß, darauf zu fahren, aber man weiß halt auch genau, wie die Reise weitergehen wird.

Fazit:
Handwerklich top und nach allen Regeln der Kunst hat „VIII“ nicht ganz den Mut, seinen Songs eigenständigen Charakter zu geben. Für Fans von technisch ausgefeiltem melodischen Progressive Metal gibt es nichtsdestotrotz einiges zu hören, und eine Chance darf man der Platte gefahrlos geben!

Anspieltipps:
„Confusion Reactor“, „Promised Paradise“ und „Purpose“

Jannis

CALIGULA’S HORSE – Charcoal Grace

Trackliste:

01. The World Breathes With Me
02. Golem
03. Charcoal Grace I: Prey
04. Charcoal Grace II: A World Without
05. Charcoal Grace III: Vigil
06. Charcoal Grace IV: Give Me Hell
07. Sails
08. The Stormchaser
09. Mute

 

 

Spielzeit: 62:02 min – Genre: Progressive Metal – Label: InsideOutMusic – VÖ: 26.01.24 – Page: www.facebook.com/caligulashorseband

 

CALIGULA’S HORSE sind eine der Bands, die ich irgendwann mal sehr gerne gehört habe, dann aber irgendwie aus den Augen verlor Grund genug, die Chance für den Wiedereinstieg zu nutzen und die Rezension ihres neusten Albums „Charcoal Grace“ zu übernehmen. Und jetzt? Jetzt hör ich sie wieder sehr gerne.
Man kennt die Band für ihren nicht allzu harten und sehr melodieorientierten Progressive Metal, der nicht selten auf softe, geradezu zarte Parts zurückgreift und dabei äußerst schön ist. Ein paar elektronische und orchestrale Elemente dazu, noch etwas Klavier, Songs mit guter Länge (Sieben Minuten sind auch hier wieder der Durchschnitt) und eine hervorragende Leistung aller Beteiligten. Nicht zuletzt liegt der Fokus der Musik von CALIGULA’S HORSE eher auf der Erzeugung von Atmosphäre als auf der Demonstration von musikalisch-technischem Knowhow, sodass man auch ohne einen Abschluss in Musikwissenschaft Freude an ihren Platten haben kann.
Und all das ist der Fall auf „Charcoal Grace“. „The World Breathes With Me“ startet mit beachtlichen und kurzweiligen zehn Minuten Spieldauer, nimmt sich die ersten anderthalb davon Zeit für einen atmosphärischen Einstieg und gibt angemessen Gelegenheit, sich emotional ins Album einzufinden. „Golem“ darf anschließend noch etwas mehr zur Sache gehen und „I Prey“ ist mit seinem ruhigen elektronischen Intro, der HAKENigen Feierlichkeit, der ganz ruhigen Strophe und dem Klavier und den miesen Bassdrones ein klarer Favorit.
„III Vigil“ bleibt subtil, aber intensiv, bevor mit „IV Give Me Hell“ fast durchgängig ein gutes Drucklevel bietet. Nicht wirklich aus der Reihe fällt „The Stormchaser“, der mit seiner merkwürdigen Groove-Art aber dennoch ein kleines ungewöhnliches Highlight darstellt.
Viel Ruhe, einiges an Druck, viel Melodie, Emotion und Dichte, mit sehr schönen Kompositionen. Das erwartet man von CALIGULA’S HORSE und das bekommt man auf „Charcoal Grace“ in sauberer Produktion.
Einziger Kritikpunkt sind wohl die kleinen Bassdrops, die an sich echt cool sind, auf der Platte aber echt etwas inflationär auftreten und damit ihren Reiz verlieren und zeitweise ein wenig nerven. Was jetzt zugegebenermaßen auch kein großes Drama ist.

Fazit:
Wer CALIGULAS HORSE bereits kennt, kann „Charcoal Grace“ blind kaufen. Wer auf melodieorientierten Progressive Metal in hoher Qualität steht, der sich mit ruhigen Parts nicht zurückhält und einen einfach eine Stunde vor den Lautsprechern paralysiert, ebenso. Und wer das noch nicht tut, der könnte das Ding ja mal als Einstiegsdroge in Betracht ziehen!

Anspieltipps:
„I Prey“, „The World Breathes With Me“, „The Stormchaser“ und „III Vigil“

Jannis

NOTURNALL – COSMIC REDEMPTION

Trackliste:

01. Try Harder
02. Reset The Game
03. Lie To You
04. Shallow Grave
05. Shadows (Walking Through)
06. Cosmic Redemption
07. Scream! For!! Me!!!
08. O Tempo Não Para
09. Take Control
10. The Great Filter
11. Never Again (Bonus Track)
12. (Shallow Grave (Radio Edit, Bonus Track)

Spielzeit: 72:07 min – Genre: Alternative Progressive Metal – Label: Saol Records – VÖ: 24.11.2023 – Page: www.facebook.com/noturnallband

 

 

NOTURNALL scheinen gerade einen gewissen Run zu haben. Die Brasilianer sind mit PAUL DI’ANNO auf Europa-Tour, haben mit „Cosmic Redemption“ ein neues Album veröffentlicht und darauf Support von Leuten wie Mike Portnoy und Michael Romeo bekommen.
Seit 2014 gibt es die Truppe, die musikalisch irgendwo zwischen Progressive, Heavy und Power Metal angesiedelt ist, erst, dafür ist das alles mehr als ordentlich, gerade bei einem weniger Metal-bekannten Herkunftsland.
Wie sich das für Progressive Metal gehört, ist „Cosmic Redemption“ auch ohne den Bonus-Single-Edit-Track über eine Stunde lang und geht vor allem eines: gut ab. Der Sound der Band ist durchaus hart, Klargesang (in rau) ist die Norm, aber unklare Vocals kommen auch immer mal wieder vor, die Synthesizer sind selbstbewusst unkitschig und die gelegentlichen Chor- und Orchesterelemente ebenso. Und dazu hat die Platte eine Menge deftiges Geknüppel und mies-harte Parts zu bieten, ohne dabei ihren melodischen Grundspirit in den Hintergrund geraten zu lassen. Viel Uptempo ist auch zu finden – tatsächlich zu viel, wenn man den Blick auf die Soloparts lenkt. Als würde man sich fürchten, von wem auch immer nicht ernstgenommen zu werden, wenn man nicht selbst im Mittelteil eines eigentlich emotionaleren Midtempo-Tracks der Marke „Shallow Grave“ noch demonstrieren würde, dass man ganz schnell shredden und drummen kann. Ja, das passiert in viel zu vielen der Songs, und Geschwindigkeit um ihrer selbst willen ist halt nicht alles.
Aber immerhin: Sie können das, und zwar sehr gut. „Cosmic Redemption“ ist Virtuosität aller Beteiligten, die Band an sich macht einen hervorragenden Job. Da ist es dann auch nicht so schlimm, wenn bei den Melodien einige nicht herausragen und nicht allzu einprägsam ausfallen.
Schwieriger sind aber Aspekte der Produktion. Die bösen unteren Mitten beim Opener in der Rhythmusgitarre, die zischenden Frequenzen in den Vocals zu „Shadows“ oder das Rauschen hinter dem sonst echt coolen „Scream! For!! Me!!!“ sind einige Beispiele für Probleme, die nicht sein müssten, und die man mit etwas mehr Mixing/Mastering in den Griff bekommen hätte.

Fazit:
Häufig aggro, gerne schnell, sauber gespielt und gesungen. Dazu ein paar Störfaktoren. Wenn man über die hinwegsehen kann und ein Freund hoher Geschwindigkeiten ist, dann könnte man „Cosmic Redemption“ auf jeden Fall mal eine Chance geben. Und als Zielgruppen-Vertreter für harte melodische Virtuosität auch.

Anspieltipps:
„Shallow Grave“, „Scream! For!! Me!!!“, „The Great Filter“ und „Never Again“

Jannis

IMMORTAL GUARDIAN – Unite And Conquer

Trackliste:

01. Ozona
02. Echoes
03. Roots Run Deep
04. Perfect Person
05. Divided We Fall
06. Lost In The Darkness
07. Southern Rain
08. Unite And Conquer
09. Un Dia A La Vez
10. Rise Of The Phoenix

 

Spielzeit: 48:26 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 01.12.2023 – Page: www.facebook.cin/igmetal (mit einem l)

 

Erzählungen mit „Ich weiß noch, wie“ zu beginnen ist unoriginell daher an dieser Stelle einfach mal so: Ich weiß nicht mehr, wie ich die letzte IMMORTAL GUARDIAN rezensiert habe. Ich hab mich vor ein paar Tagen vom Chef dazu verleiten lassen, das dritte Album der Band zu reviewen und beim Abspeichern des Dokuments erst bemerkt, dass ich ihre Musik schonmal auf den Ohren hatte. Muss ein handwerklich starkes Album mit etwas fehlender individueller Handschrift gewesen sein. Okay. Gibt’s halt auch einige von.
„Unite And Conquer“ ist keines davon. „Unite And Conquer“ ist das dritte Album der Amis, und fehlende individuelle Handschrift kann man ihm nun wirklich nicht unterstellen. Die Platte ist insgesamt Progressive Metal, der Elemente aus Power, Heavy und Modern Metal nimmt, ordentlich Geshredde integriert, alles in einen großen Sack füllt, zehnmal draufhaut und dann noch kräftig schüttelt. Die englische Wendung „all over the place“ (schlecht übersetzt „eskalativ durcheinander chaotisch“) beschreibt das Ding wohl am besten – im positiven Sinne wohlgemerkt. „Unite And Conquer“ ist nicht progressiv, weil IMMORTAL GUARDIAN wissen, wie man einen 13/47-Takt spielt und das ständig raushängen lassen müssen, sondern weil sie in der Struktur ihrer Songs und in der Komposition der einzelnen Parts auf Konventionen müde lächelnd herunterblicken, wenn gerade was Unkonventionelles eigentlich viel geiler wäre. Nicht auf eine Weise, die im Stil von beispielsweise IGORRR einfach Avantgarde-bescheuert wäre, sondern auf eine Weise, in der man jede Minute der Platte als seriösen Metal ernstnehmen, vielen von ihnen aber schon einen kreativen Umgang mit den einzelnen Elementen von Metal unterstellen kann. Wenn es Power-Metal-Zeit ist, beispielsweise bei „Rise Of The Phoenix“ oder „Unite And Conquer“, dann ist der Song das auch aus vollem Herzen, mit starken Melodien, viel Druck – aber eben auch der ein oder anderen überraschenden wie spaßigen Entscheidung. Entweder, da hat sich seit dem letzten Album echt was getan, oder ich hab den Vorgänger einfach falsch gehört.
Wichtig natürlich auch, dass all das von guten Musikern umgesetzt wird. Was es auch wird, sogar noch mit Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) und VICKY PSARAKIS (The Agonist) in Featureparts. Klangtechnisch ist „Unite And Conquer“ auch stabil, das Cover sieht nice aus. Ich hab so das Gefühl, ich werde zum Release von IMMORTAL-GUARDIAN-Album #4 nicht vergessen haben, dass ich die Band schonmal besprochen habe,

Fazit:
Was soll man sagen: Normal ist das alles nicht, aber wer will schon normal? Gerade im Progressive Metal will ich von einer Albumkomposition in irgendeiner Hinsicht unterhalten und zum Staunen gebracht werden. Und das hat „Unite And Conquer souverän geschafft, mit weit mehr als nur einem guten „Geil, das machen sie doch jetzt nicht echt“-Lacher. Erschreckend frei an kritisierenswerten Macken. Böse, Gänsehaut, Spaß. Keyboardsolo!

Anspieltipps:
„Ozona“, „Roots Run Deep“, „Lost In The Darkness“, „Unite And Conquer“ und „Rise Of The Phoenix“

Jannis

ELDRITCH – Innervoid

Trackliste:

01. Innervoid (Intro)
02. Handful Of Sand (Right Or Wrong)
03. Born On Cold Ash
04. Elegy Of Lust
05. To The End
06. Wings Of Emptiness
07. From The Scars
08. Lost Days Of Winter
09. Black Bedlam
10. Forgotten Disciple

 

Spielzeit: 50:14 min – Genre: Progressive Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 17.11.2023 – Page: www.facebook.com/Eldritchband

 

Es gibt ein altes Sprichwort, das da besagt: Wenn ein schlechtes Album über Scarlet Records das Licht der Welt erblickt, dann ist es nicht schlecht, dann hast Du es nur nicht verstanden. (Nicht bezahlte Meinung des Redakteurs). Und so kann man sich Outputs des Labels mit dem Gefühl von Sicherheit widmen, dass man auf jeden Fall beim Anhören keine schlechte Zeit haben wird.
Jetzt hamse die Neue von ELDRITCH rausgebracht und Überraschung – ist nicht schlecht. ELDRITCH kommen aus Italien und haben es mit Musik, mit der andere Bands auf hunderttausende Likes auf Seiten wie Facebook kommen, in 32 Jahren Bandgeschichte auf 6500 gebracht. Das ist schade und unangemessen. „Innervoid“ ist das 13. Album der Truppe, mit Alex Jarusso als neuem Frontmann, der sowohl mit klaren als auch mit rauen Vocals absolut überzeugen kann.
Ist auch besser so, schließlich machen ELDRITCH ziemlich technischen melodischen Progressive Metal, und der Rest der Band hat erwartungsgemäß daher eh gut was auf dem Kasten. So fügt sich der Gesang bestens in den Gesamtsound ein, alle sind glücklich.
Korrekt klingen tut das Ganze auch, manchmal auf der Schwelle zu überladen, aber das hat bei den intensiven, oft dramatisch-emotionalen Melodien auch seine Berechtigung. Elektronik ist in stabilem Maße vorhanden. Synthesizer sind schon ein fester Bestandteil des Sounds von „Innervoid“, dazu ab und an mal ein paar kleine elektronische Drums oder dergleichen. Aber keine Sorge, der Metal geht darin nicht unter, dafür ist die Band in ihrem Klang auch einfach zu heavy.
Stimmungstechnisch machen ELDRITCH hauptsächlich technisch-heavy-maschinell oder fett-groß-intensiv-emotional. Zwischendurch ein paar ruhige Parts, viel Spaß mit unterschiedlichen Taktarten, poweriges Feeling in so manchen Refrains und on-point-durchkalkulierte Instrumentalarbeit. Das ist alles soweit absolut souverän, wobei man doch ein, zwei Songs mehr in der Art von „Forgotten Disciple“ hätte anbieten dürfen. Der Song arbeitet mit dem Stilmittel der Stumpfheit, wie kein anderer auf „Innervoid“, was aber in Zusammenklang mit den darin enthaltenen Prog-Elementen wirklich Spaß macht. Und wie so häufig bei Tech-Prog-Metal-Bands hat man auch bei ELDRITCH immer mal wieder die ein oder andere Melodie, bei der man sich im Proberaum gedacht zu haben schien „Komm, wir haben hier so ein geiles Arrangement und einen 7er-Takt mit Keyboards – da sollte es reichen, wenn wir so eine Melodie nehmen“. Das ist natürlich immer ein bisschen schade, ist aber ein schwacher Kritikpunkt angesichts eines technisch, handwerklich und musikalisch absolut sauberen Albums!

Fazit:
Härte, Emotion, musiktheoretisches Wissen, Sinn für fette Arrangements und modernes Songwriting, alles auf hohem Niveau – das ist „Innervoid“, und es klingt, als seien die Bandmitglieder 32 Jahre alt, aber niemals die Band. Entschuldigung, das klingt vielleicht taktlos, ist es aber eigentlich nicht. Progressiv, oder?

Anspieltipps:
„Born On Cold Ash“, „Forgotten Disciple“, „Lost Days Of Winter“ und „Wings Of Emptiness“

Jannis