KNIGHT AREA – Heaven And Beyond

Band: Knight Area
Album: Heaven And Beyond
Spielzeit: 62:32 min
Stilrichtung: Progressive Metal / Neo-Prog
Plattenfirma: Butler Records
Veröffentlichung: 10.02.2017
Homepage: www.knightarea.com

Die bereits seit 2004 aktiven Niederländer KNIGHT AREA waren mir bisher kein Begriff – umso erfreuter bin ich die Band nun durch Ihr mittlerweile 6. reguläres Studioalbum entdeckt zu haben. Mag der recht oberflächliche Promo-Zettel noch hauptsächlich von Neo-Prog und entsprechenden Einflüssen wie Camel oder Genesis sprechen, so passen die Jungs auf „Heaven And Beyond“ doch am ehesten in die (seichtere) Prog Metal Ecke. Was wohl vor allem an Gitarrist Mark Bogert liegt, der der Band seit seinem Einstieg 2012 eine etwas härtere Kante verpasst hat. Soviel vorweg: KNIGHT AREA liefern mit dem in zweijähriger Arbeit entstandenen Album einen echtes Highlight ab.

Gleich zu Beginn lässt der ungemein fette und transparente Sound der Platte aufhorchen. Der Opener „Unbroken“, flankiert von luftigen Gitarrenriffs und in ein fettes Drum/Bass Fundament eingebettet, bietet Sänger Mark Smit gleich die besten Voraussetzungen seine hochmelodischen Parts zu intonieren. Weiter geht es mit dem nicht minder starken, durch eine maßgeschneiderte Hookline veredelten „Dreamworld“, bevor in „The Reaper“ die ersten Dream Theater Parallelen auszumachen sind. Zur modernen Inkarnation von DT allerdings. Diese sind in dem eleganten Titeltrack noch stärker vertreten, vor allem in der Melodieführung. Was soll ich sagen? Mir gefällt die Interpretation dessen, was DT seit 4 Alben versuchen, bei KNIGHT AREA um einiges besser. Denn die Jungs verstehen es einfach, melodische Songs in rockigere Arrangements zu packen (was den großen US Paten im Gegenzug leider ein ums andere Mal misslingt). Dass „Heaven And Beyond“ dann auch noch eine viel bessere Produktion hat, hilft natürlich auch … Wir wollen es mit den Vergleichen aber nicht übertreiben, denn KNIGHT AREA haben durchaus Ihren ganz eigenen Sound. In diesem sind zwar auch Menge Saga oder traditionell britische Neo-Prog herauszuhören. Doch es klingt zu keinem Moment wie ein blasser Abklatsch. Nicht alles auf „Heaven And Beyond“ hat das Niveau der angesprochenen Tracks: das durchschnittliche „Saviour Of Sinners“ sowie das belanglose, beinahe schon nervige Instrumental „Eternal Light“ hatte man sich sparen können. Besonders löblich ist allerdings, dass nicht wie üblich das Ende des Albums mit Füllmaterial gestreckt wird. Mit dem abwechslungsreichen Prog Spektakel „Twins Of Sins” und der klasse Ballade „Memories“ (in der die Band ganz dezente Journey Referenzen einflechtet) sind einige der stärksten Tracks sogar ganz ans Ende gestellt.

Wer auf „entspannten“ Prog Metal/Rock irgendwo zwischen den allgegenwärtigen Dream Theater, Saga und Marillion steht, sollte sich das neue Album von KNIGHT AREA definitiv auf dem Einkaufszettel schreiben. Bei „Heaven And Beyond“ handelt es sich zwar um keinen Meilenstein des Genres, aber die Platte macht dennoch mehr Spaß als das Gros der Veröffentlichungen in diesem Sektor der letzten Jahre (zumal sich auch die Produktion mehr als hören lassen kann). Ein Prog Highlight des noch jungen Jahres.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unbroken
02. Dreamworld
03. The Reaper
04. Box Of Toys
05. Starlight
06. Heaven And Beyond
07. Saviour Of Sinners
08. Eternal Light
09. Twins Of Sins
10. Tree Of Life
11. Memories

Mario

 

SOEN – Lykaia

Band: Soen
Album: Lykaia
Spielzeit: 49:42 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: UDR
Veröffentlichung: 03.02.2017
Homepage: www.facebook.com/SoenMusic

Nach dem bereits starken Debüt aus dem Jahr 2012 („Cognitive“) und dem nicht minder überzeugenden 2014er Nachfolger „Tellurian“ legen die Schweden SOEN nun ihr drittes Langeisen vor. Und „Lykaia“ ist ein weiteres Schwergewicht im Prog/Düster Sektor, ein Album, das den aktuellen Status der Jungs um den ehemaligen Opeth Schlagzeuger Martin Lopez auch weiterhin festigen wird. Mit einem schnieken Atwork versehen und dank einer wunderbar erdigen Produktion von Gitarrist Marcus Jidell (Mix: Stefan Boman, u.a. The Hellacopters) bleibt die Truppe sich weitestgehend treu und schmiedet neuerlich ein hypnotisierendes Monster aus Tool, Opeth und Katatonia Einflüssen.

Der Opener "Sectarian" walzt mit tonnenschweren Riffs nach vorne, gepaart mit gefangennehmenden Gesangsmelodien. "Orison" zitiert erst verschmitzt Tool mit seinen typischen verschobenen Riffs um dann in einen ganz eigenen Klangkodmos abzudrehen – hier macht sich dann auch sofort das wirklich gelungene Sounddesign der Scheibe bemerkbar: Breitwandsound in Reinkultur, jedes Instrument hat genug Raum zum atmen und keine Frequenz stört das warme Klangbild. Über allem thront Sänger Joel Ekelöf mit seinen ausgeklügelten Melodien. Insgesamt wirkt „Lykaia“ nachdenklicher, introvertierter als seine Vorgänger, bei denen die Band merklich bemüht war ein eigenes Profil herauszuarbeiten. Anno 2017 scheint man angekommen zu sein und stellt ganz selbstverständlich völlig tiefenentspanntes wie "Lucidity", Pink Floyd artige Prog/Psych-Experimente ("Paragon"), hymnische Epen ("Jinn") und Opeth-typische Wundertüten ("Sister") nebeneinander. Und das Beste ist: es funktioniert Alles ganz wunderprächtig. Das Zusammenspiel der Band offenbart, dass sich hier eine Truppe gefunden hat die mehr als nur der Spass am gemeinsamen Musizieren verbindet. Der Weg scheint das Ziel zu sein, und auf diesem Weg schaffen as SOEN immer wieder packende, zutiefst berührende Songs zu schreiben.

Ja, auch „Lykaia“ ist mal wieder ein Festschmaus für Prog Fans jedweder Coleur geworden. Hier stimmt wirklich so ziemlich alles. SOEN schwimmen mal mit dem Strom (die Einflüsse der Jungs sind weiterhin deutlich herauszuhören) und mal gegen den Strom (die erfreulich saftige Produktion ist nicht alltäglich). Dass dabei manches wie schonmal gehört anmutet ist nicht weiter tragisch, denn SOEN gelingt es aus dem Ganzen ein homogenes Gebräu zu mischen, dass einfach nur Freude macht. Wem die ersten beiden Platten gefallen haben greife bitte ohne zu zögern zu. Alle anderen Interessierten sollten sich mal den ein oder anderen Song zu Gemüte führen – vielleicht wartet hier die neue Lieblingsband darauf entdeckt zu werden.

WERTUNG:

 


Trackliste:

01. Sectarian
02. Orison
03. Lucidity
04. Opal
05. Jinn
06. Sister
07. Stray
08. Paragon

Mario

PAIN OF SALVATION – In the Passing Light of Day

Band: Pain of Salvation
Album: In the Passing Light of Day
Spielzeit: 72:10 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 13.01.2017
Homepage: www.painofsalvation.com

Das Schwedische Prog-Flagschiff PAIN OF SALVATION hat über die Jahre die ein oder andere Turbulenz durch- bzw. überlebt, und ist dank Kapitän und Bandchef Daniel Gildenlöw immer auf Kurs geblieben. Es ist aber wohl anzunehmen, dass die nun 2 Jahre zurückliegende lebensbedrohende Erkrankung des Ausnahmesängers und Gitarristen die bisher schwerste Prüfung für die Band und Ihren starrsinnigen Vordenker war. Nur haarscharf am Tod vorbeigeschrammt, verarbeitet Gildenlöw auf „In the Passing Light of Day“ die wohl dunkelste Phase seines Lebens. Es ist daher kaum verwunderlich, dass auf dem neuesten Werk seiner Band vor allem düstere Töne und introvertierte Texte zu finden sind. Wer die Karriere von PAIN OF SALVATION ein wenig verfolgt hat weiß, dass die Band sich nie in die künstlerische Ausrichtung Ihrer Musik hat hereinreden oder diese an irgendwelchen Erwartungen orientiert hat. Und das unterstreicht das neue Album aufs Neueste.

Ein erster Blick auf die Songtitel von „In the Passing Light of Day“ lässt bereits die thematische Marschrichtung der Platte erkennen. Der Opener „On a Tuesday” beginnt vielversprechend, mit verschobenen harten Rhythmusgitarren und einer zwar recht trockenen, aber auch modern ausgerichteten Produktion. Nach knapp 80 Sekunden ist es mit der Spannung aber auch schon vorbei und der Song entpuppt sich als äußerst schroffer Brocken, der trotz des starken Ohrwurmrefrains seine Längen hat. Und an diesem Prinzip wird sich im weiteren Verlauf der Scheibe auch nicht mehr allzu viel ändern: Tracks wie „Tongue of God“ oder „The Taming of a Beast“ pendeln zwischen angenehmer Härte, immer wieder aufblitzenden Melodiehighlights und Belanglosigkeiten und langatmigen Durchhängern hin und her. Zwischendurch gibt es mit dem rundum gelungenen „Meaningless” und dem überlangen, epischen Titeltrack zwar auch starke Lichtblicke. Ein Song wie „Reasons” klingt allerdings wie eine nicht zu Ende gedachte Single B-Seite. Das Hauptproblem für mich persönlich ist allerdings, neben dem immer wieder aufkommenden kompositorischen Leerlauf, der zumeist regelrecht jammernde Gesang und die mitunter unspektakulären Gitarrenparts, die das Hörvergnügen irgendwo im Mittelfeld halten. Mir ist klar, dass es dramaturgisch absoluten Sinn macht, den von Gildenlöw durchlittenen Krankheitsverlauf in den Songs mehr oder minder chronologisch aufzuarbeiten – ein Garant für eine gute Platte ist das aber noch lange nicht. Auf der positiven Seite verbuche ich jetzt mal die mutige Produktion (fernab vom modernen Hochglanz/Homestudio Brei), die oftmals schmerzhafte Offenheit der Texte und die immer wieder aufblitzenden Energieschübe im Gesang und die Gildenlöw-typischen Melodien. Bei einer (sehr langen) Gesamtspielzeit von über 70 Minuten reicht das alles aber nicht für ein richtig starkes Album.

So sehr ich es auch begrüße, dass PAIN OF SALVATION wieder härtere Töne anschlägt und somit einen Schritt weg vom Retro Rock der letzten Alben hin zu den älteren Platten gehen, so zwiespältig ist der Eindruck den „In the Passing Light of Day“ hinterlässt. PAIN OF SALVATION haben nie einfache oder leicht verdauliche Musik gemacht und bleiben sich auch Anno 2017 treu – allerdings vermisse ich die richtig durchschlagenden Highlights. „In the Passing Light of Day” ist kein wirklich schlechtes Album, sondern eines, das seine durchaus vorhandenen Stärken erst nach mehrmaliger konzentrierter Einfuhr preisgibt. Aber auch dann reicht es nicht für Begeisterungsstürme. Für Fans ist die Scheibe daher durchaus empfehlenswert. Alle anderen sollten sich erst einmal die Klassiker des Backkatalog anhören.

WERTUNG

 

 

Trackliste:

01. On a Tuesday
02. Tongue of God
03. Meaningless
04. Silent Gold
05. Full Throttle Tribe
06. Reasons
07. Angels of Broken Things
08. The Taming of a Beast
09. If This Is the End
10. The Passing Light of Day

Mario

 

LEPROUS – Live At Rockefeller Music Hall

folderBand: Leprous
Album: Live At Rockefeller Music Hall
Spielzeit: 100:37 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside Out Music
Veröffentlichung: 25.11.2016
Homepage: www.leprous.net

Der Name LEPROUS steht mittlerweile als Synonym für eine neue, junge Generation von Prog Metal Bands, die fernab von jeglichen Genregrenzen ihr ganz eigenes Ding durchziehen und damit auch noch überraschend erfolgreich immer mehr Fans in Ihren Bann ziehen. Nach nunmehr 3 fantastischen Studioalben ziehen die Norweger eine erste Live-Bilanz und legen mit „Live At Rockefeller Music Hall“ einen fetten Rundumschlag vor, der als DVD+2CD, DVD, 2CD, 3LP und/oder Digital Download erhältlich sein wird. Aufgenommen wurde das Ganze im Heimatort der Band (Oslo), mit reduzierter aber umso effektiverer Lightshow und die Tonspuren wurden dann von David Castillo und Tony Lindgren in den mittlerweile schon fast legendären Fascination Street Studios verfeinert. Der Sound der Tracks ist daher schonmal ein echter Ohrenschmaus.

Wer LEPROUS und ihre genialen Platten kennt wird mit Erstaunen feststellen, dass die Jungs ihre oftmals halsbrecherischen Rhythmusformen, vertrackten Arrangements und ungewöhnlichen Gesänge auch live mit einer beeindruckenden chirurgischen Präzision darbieten, dass einem immer wieder die Kinnlade runterfällt. Da es der Truppe tatsächlich gelingt, die Songs ähnlich sauber wie auf Tonkonserve runterzuholzen, ist im vorliegenden Fall das Videodokument der reinen Audio-Cd auf jeden Fall vorzuziehen. Die eindringlichen Bilder lassen dann auch ein wenig Emotionen in die ansonsten doch sehr unterkühlten Songbauten einfliessen. Bei Walzen wie „The Cloak“, „The Valley“ oder „Foe“ werden so auch endlich mal ein wenig die Menschen hinter dem Wahnsinn greifbar. Als Schmankerl gibt es Gastauftritte des früheren Schlagzeugers Tobias Ørnes Andersen und, sicherlich eines der absoluten Highlights des Abends und auch dieser Aufnahmen, vom Bandmentor Ihsahn, der völlig unaffektiert den Rausschmeisser „Contaminate me“ mit seinem Unverkennbaren Black Metal Gekreische adelt. Neben der perfekt aufspielenden Band ist es vor allem Fronter/Sänger/Keyboarder Einar Solberg, der solchen Pretiosen wie „Rewind“ oder „Third Law“ mit seiner eindringlichen, einmaligen Stimme eine Mordskraft verleiht. Die Band ist wunderbar aufeinander eingespielt, sodass es mit „Live At Rockefeller Music Hall“ ein Lehrstück in Sachen modernem Prog Metal, abseits der zur Genüge ausgetretenen Pfade zu bestaunen gibt.

Fans der Band haben die Veröffentlichung eh schon längst auf dem Einkaufszettel stehen, hier dürfte lediglich die Frage, in welchem der unzähligen Formate man sich das Ganze ins Regal stellt, wichtig sein. Alle anderen, die der Band bisher keine Chance gegeben haben, dürften sich bei einem Einstieg vielleicht anfangs etwas schwer tun. Da mit „Live At Rockefeller Music Hall“ aber ein durchweg hochwertiges Produkt in den Handel kommt, sollten auch Neueinsteiger hier voll auf Ihre Kosten kommen.

WERTUNG:

(ohne Wertung)

Trackliste:

01. The Flood
02. Foe
03. Third Law
04. Rewind
05. The Cloak
06. Acquired Taste
07. Red
08. Slave
09. The Price
10. Moon
11. Down
12. The Valley
13. Forced Entry
14. Contaminate me

Mario

VOLA – Inmazes

folderBand: Vola
Album: Inmazes
Spielzeit: 52:04 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Mascot Records
Veröffentlichung: 16.09.2016
Homepage: www.volaband.com

Aus Dänemark erreicht uns das Debüt des Quartetts VOLA nun über das Mascot Records Label. Über die Bandcamp-Page der Band ist das Album bereits seit 2015 erhältlich – nun kann man das feine Ding also auch als digitalen Download, auf CD oder sogar, ganz klassisch, als Doppel-LP erwerben (bei dem schnieken Cover ein ganz besonderes Schmankerl). Wenn das Label mit der Beschreibung "Pink Floyd meets Meshugga" wirbt, so ist das erst einmal ebenso verwirrend wie nichtssagend. Und doch kann man diese beiden Extreme durchaus in der Musik der Band wiederfinden – neben zahlreichen weiteren Reminiszenzen an Schwergewichte der Musikgeschichte. Im Grunde setzen die Jungs Ihre Musik aus den beiden Zutaten (extrem) tiefergelegte Rhythmusfiguren (ja, da ist viel Meshugga mit drin), bei denen einem schon beim Zuhören schwindelig wird, und weit ausgefahrene Breitwand Refrains mit absolutem Ohrwurm-Charakter zusammen. Das haben auch schon andere versucht, VOLA gelingt es auf diesem Erstwerk aber schon auf beeinduckend schlüssige Weise das Ganze nicht zu einem Stil-Puzzle ausarten zu lassen.

Das Album startet mit den beiden Highlights "The Same War" und "Stray The Skies" sehr vielversprechend – es sind gleich alle Stärken der Band ins rechte Licht gerückt: übelst schiebende Rhythmusgitarren, fette Drums, vertrackte Beats und die starke Stimme von Sänger/Gitarrist Asger Mygind, der in den Refrains dann gleich die ganz grosse Hookline-Keule auspackt. Ein ähnliches Prinzip wird dann auch für den Rest des Albums gefahren – mal mit mehr, mal mit weniger Variation und Geschick in der Treffsicherheit. "Your Mind Is A Helpless Dreamer" besipielsweise kann bei mir nicht richtig zünden, ebenso "Starburn", das das Niveau des Eröffnungsdoppels nicht ganz halten kann. Mit dem entspannten "Emily" setzen die Jungs aber den nötigen ruhigen Gegenakzent zum sonstigen Gewitter, mit "Owls" und "Gutter Moon" (in dem die Verwandschaft zu den Kollegen von Haken zutage tritt) sind noch weitere starke Heavy/Melodiöse Perlen vertreten, die aus "Inmazes" einen ernstzunehmenden Konkurrenten im Genre machen. Alles in Allem überwiegen auf VOLA's Debüt die Lichtmomente, die wenigen Schönheitsfehler können den absolut positiven Gesamteindruck nicht trüben.

Natürlich ist das, was VOLA hier vorlegen Geschmacksache. Wer seine Songs klar strukturiert, mit simpel nachvollziehbaren Rhythmen und sich sofort erschliessenden Arrangements braucht, der wird den Zugang zu "Inmazes" wahrscheinlich nicht finden. Muss man ja auch nicht – es gibt genügend Musik heutzutage für alles und jeden Bedarf. Wer aber prinzipiell mit den verschiedenen Arten des Extrem-Metal (und bei VOLA bezieht sich diese Bezeichnung ausschliesslich auf die instrumentale Grundierung, nicht auf den fast schon poppigen Gesang) etwas anfangen kann, der sollte hier auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Von dieser Band dürfen wir noch Grosses erwachten.

WERTUNG

8

 

 

Trackliste:

01. The Same War
02. Stray The Skies
03. Starburn
04. Owls
05. Your Mind Is A Helpless Dreamer
06. Emily
07. Gutter Moon
08. A Stare Without Eyes
09. Feed The Creatures
10. Inmazes

Mario

DGM – The Passage

folderBand: DGM
Album: The Passage
Spielzeit: 60:22 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music
Veröffentlichung: 26.08.2016
Homepage: www.dgmsite.com

DGM sind schon viel zu lange im Geschäft um noch irgendjemandem, der sich für progressive Metal interessiert, kein Begriff zu sein. Seit der Bandgründung im Jahr 1997 hat die von zahlreichen Musikerwechseln gebeutelte und oft ausgebremste Band immerhin 7 Studioalben Alben vorgelegt und auf unzähligen Tourneen, oft im Vorprogramm so namhafter Acts wie Symphony X oder auf Festivals wie dem Prog Power USA, die Welt bespielt. Die Jungs geniessen einen exzellenten Ruf und schicken sich an diesen auch mit ihrem mittlerweile 8. Werk zu untermauern.

Die neue Scheibe der italienischen Power Progger in die Nähe solcher etablierten Acts wie z.B. Symphony X zu stellen ist zwar auf der einen Seite hilfreich wenn es darum geht die generelle Richtung für Interessierte zu beschreiben. Zumeist gehen solche Vergleiche aber zugunsten der grossen Namen aus. Tatsächlich halten DGM mit dem letzten Album der Amerikaner im direkten Vergleich aber locker mit. DGM hauen ähnlich wie die Band um Wundergitarrist Michael Michael Romeo (der auf „The Passage“ ein Gast-Solo spielen darf) volle Lotte ins Met und bauen Ihre Songs in der Regel auf abgefahrene Frickelriffs auf, bei denen es einem beim Zuhören ganz schön schwindelig wird. Von angezogener Handbremse kann hier nun wirklich nicht die Rede sein, und man ist hier und da ein wenig an das fabelhafte letzte Solo Album von James Labrie erinnert, an dem Gitarrist/Produzent Simone Mularoni ja ebenfalls massgeblich beteiligt war. Gleich das Eröffnungsdoppel "The Secret" (Parts 1 und 2) ist eines der absoluten Highlights des Albums: DGM schaffen hier den perfekten Mix aus vertrackt proggigem Material, grossflächigen Arrangements und packenden Melodien die nie ins Kitschige abdriften. Ein bärenstarker Einstieg, dem dann auch gleich mit "Animal" einer jener Songs folgt, der den dezenten rockigen 80er Einfluss der Band aufs Beste präsentiert. Nicht jeder Track der Scheibe ist der absolute Volltreffer, Komplettausfälle gibt es keine zu vermelden und mit dem kurzen akustisch gehaltenen Intermezzo „Disguise“ und dem balladesken Rausschmeisser „In Sorrow“ haben DGM dann auch noch die nötige Gegenbalance zu dem ganzen hochintensiven Geballer im Köcher um die Hektik ein wenig herauszunehmen. Weitere Highlights sind das mitreissend hook-lastige „Fallen“ sowie der von Gastsänger Tom Englund (Evergrey) veredelte Song „Ghosts Of Insanity“. Neben Gitarrist Simone Mularoni kann vor allem Sänger Marco Basile überzeugen : seine immer wieder packenden Melodien werden stets songdienlich vorgetragen und nie zum Selbstzweck misbraucht – die Gesangsleistung auf „The Passage“ ist wirklich mehr als lobenswert.

Tja, was soll ich sagen? „The Passage“ ist ein verdammt geiles Album geworden, das zu den absoluten Highlights im Prog Genre des Jahres gerechnet werden kann. Die jahrelange harte Arbeit an sich selbst und dem Songmaterial haben sich definitiv ausgezeichnet. Mit einem solch starken Album in der Hinterhand sollte es DGM auch weiterhin gelingen sich an der Spitze neben den bekannten Acts zu etablieren.

WERTUNG

9

 

 

Trackliste:

01. The Secret (Part I)
02. The Secret (Part II)
03. Animal
04. Ghosts Of Insanity
05. Fallen
06. The Passage
07. Disguise
08. Portrait
09. Daydreamer
10. Dogma
11. In Sorrow

Mario

DEVIN TOWNSEND PROJECT – Transcendence

folderBand: Devin Townsend Project
Album: Transcendence
Spielzeit: 64:16 min
Stilrichtung: Progressive Metal, Symphonic metal
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 09.09.2016
Homepage: www.hevydevy.com

Er kann es einfach nicht lassen, der gute HevyDevy – mit "Transcendence" legt der umtriebige und masslos talentierte Kanadier sein mittlerweile 17. Studioalbum, bzw. das 7. welches er im Rahmen seines DEVIN TOWNSEND PROJECT eingespielt hat, vor. Bei dieser Menge an Material, die zahlreichen Gastspiele/Nebenprojekte oder die überaus ambitionierte Veröffentlichung des Live Spektakels "Ziltoid Live at the Royal Albert Hall" mal ganz ausser Acht gelassen, ist es eigentlich verwunderlich, das TOWNSEND es immer wieder gelingt qualitativ hochwertige Songs abzuliefern. Dies bedeutet allerdings auch, dass sich eine gewisse Routine in seinen "Solo" Werken eingeschlichen hat – der Junge weiss halt mittlerweile ganz genau was er zu erreichen versucht und wie er sein Ziel am besten umsetzt. Er gibt sich zwar Mühe seine Zuhörerschaft mit unerwarteten Genre-Schlenkern zu überraschen (und wahrscheinlich sich selbst zu fordern) wie z.B. mit dem fabelhaften 2014er Country Album Casualties of Cool geschehen. Seinen "regulären" Alben haftet mittlerweile dennoch ein wenig der Hauch des schon oft gehörten an. Das ist im Falle des sympathischen Unikums natürlich "meckern" auf extrem hohen Niveau. Sein Gespür für Melodien und knackiges Songwriting sind eine Klasse für sich. Auch wenn alle Mitmusiker des DEVIN TOWNSEND PROJECT beim Songwriting von "Transcendence" beteiligt waren (ein Novum für den Bandleader, der es gewohnt ist die Zügel feste in der Hand zu halten), so klingt das Endergebnis dann doch zu 100% nach DEVIN TOWNSEND.

Los geht's mit "Truth", einer Neueinspielung des Openers seines Solo Albums "Infinity" aus dem Jahr 1998. Ein guter Song bleibt ein guter Song, warum man den aber quasi deckungsgleich nochmals an ebenso exponierter Stelle auf einem weiteren Album platzieren muss ist mir ein wenig schleierhaft. Allerdings setzt der Track ganz gut den Ton des weiteren Albums, denn TOWNSEND & Co. haben mit "Transcendence" in gewisser Weise ein Konsens-Album eingespielt, dass die extremen Ausrichtungen die unser Held manchmal an den Tag legt links liegen lässt und vielmehr die erprobten Stärken ausspielt: "Stormbending", "Secret Sciences" oder der verwinkelte Titeltrack sind typische Breitwand Melodiewundertüten die man von DEVIN TOWNSEND (aber auch eben nur von Ihm) gewohnt ist. Das kurze und knackige Highlight des Albums ist für mich persönlich der schnelle, gradlinige Rocker „Offer Your Light“ der alle Register zieht und die vielfältigen Stärken des DEVIN TOWNSEND PROJECT äusserst effektiv bündelt. Auch hörenswert das Ween-Cover „Transdermal Celebration“, das dem Album zum Schluss noch eine interessante Note verleiht (ebenso wie die üblichen Gastmusiker wie z.B. die gewohnt starke Anneke van Giersbergen (u.a. The Gathering)).

Das von TOWNSEND auch soundtechnisch erstklassig umgesetzte „Transcendence“ ist ein (ja schon erwartungsgemäss) starkes, durchweg überzeugendes Album geworden, das Fans des DEVIN TOWNSEND PROJECT voll bedienen wird und hoffentlich auch noch den ein der anderen bekehren wird. Die Band hätte es auf jeden Fall verdient.

WERTUNG:

8,5

 

 

Track listing

01. Truth
02. Stormbending
03. Failure
04. Secret Sciences
05. Higher
06. Stars
07. Transcendence
08. Offer Your Light
09. From the Heart
10. Transdermal Celebration

Mario