OPERUS – Scores Of Nightmares

Band: Operus
Album: Scores Of Nightmares
Spielzeit: 50:27 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 19.06.2020
Homepage: www.facebook.com/Epic.Operus

OPERUS – Das klingt nach einer kleinen Power-Metal-Band, die gerne einen klassischen Musikstil plus eine Endung der Marke “ity” oder “ica” zu einem coolen Bandnamen kombinieren wollte und dies auf seltsam-originelle Weise tat. Tatsächlich ist die Truppe aber gar nicht mal so klein, beheimatet sie doch unter anderem Mitglieder aus den Häusern TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, ANNIHILATOR und SKULL FIST sowie aus Theater- und Musicalproduktionen. Das ist ein amtliches LineUp und dementsprechend hochprofessionell klingt auch OPERUS’ nunmehr drittes Album “Scores Of Nightmares”.
Zweifelsohne: Insbesondere die orchestralen Elemente klingen wunderbar und entweder nach echten Instrumenten oder zumindest arschguter und sehr, sehr teurer Software, wovon man sich beispielsweise beim Intro von “Lost” mit seinen tiefen Streichern überzeugen kann. Die Stimmung ist praktisch durchgängig und ziemlich penetrant Musical und die Vocals sind top auf den Stil der Band abgestimmt, mal straighter, aber beispielsweise bei “The Mirror” auch sehr theatralisch und vielseitig – dabei immer sitzend.
Zurück zum Stil: Jeder kennt diese klassisch-TIM-BURTONig-gruselig-wahnsinnig-spaßige Atmosphäre und eine solche vermittelt OPERUS’ “Score Of Nightmares”, ergänzt um eine teils ordentlich dreschende Metalband-Instrumentalfraktion. Das funktioniert auch soweit sehr gut. “Phantasia” legt nach orchestralem Cinematic Intro mit recht humorvollem Riff und gutem Ausblick auf das, was das Album so zu bieten hat, würdig los, “Dance With Fire” fällt insgesamt etwas melancholischer aus, “Echoes” ist ein ruhiges Klavierintermezzo, dessen Motiv von “Where Falcons Fly” übernommen wird, und “Book Of The Dead” ist verdammt düster. Praktisch immer gibt es dabei jene oben beschriebene Art von Musical-Komposition in Kombination mit klassischem symphonischem Power Metal. Die meisten Songs sind reich an kleinen unterschiedlichen Parts und, und hier beginnt die Kritik, die sind mal sehr gelungen, mal durchschnittlich. Das mag man mit bestem Recht als Komposition abseits der Norm bezeichnen, aber es sorgt auch dafür, dass die wenigsten Songs wirkliche Alleinstellungsmerkmale haben, die im Nachhinein hängen bleiben. Stattdessen gibt es einen Overkill an Dingen, die zum Großteil geil gemacht sind, dabei aber zu viel, ein bisschen wirr und im einzelnen in der Menge untergehend. Dazu kommt die Angewohnheit, jeden kurzen, geil stampfenden Midtempo-Part, von denen es durchaus einige gibt, vonseiten der Drums aus erst auf doppelte Geschwindigkeit und anschließend auf Doublebase-Niveau zu heben, gefühlt jedes Mal. Und auch Tempo definiert das Gefühl des Hörers zu einem Song, womit die meisten Tracks auf “Scores Of Nightmares” auch dahingehend leider fehlende Individualität aufweisen.

Fazit:
Darum auch ein langes Fazit: Ich erkenne die Leistung hinter diesem starken und echt schön wahnsinnig anmutendem Album absolut an und hab es gerne rezensiert. „Scores Of Nightmares“ klingt bis auf wenige Stellen Bombe, verbindet die gewählten Genres sehr gut und überzeugt auch mit starkem Orchestersound. Und klar, wenn man Wahnsinn und Albträume mit Power Metal, Orchester und Musical-Feeling kombinieren will, dann ist ein gewisses kontrolliertes Chaos vonnöten. Ein bisschen mehr Struktur innerhalb der einzelnen Songs, also nicht ein bisschen von allem in jedem Track, hätte den Wiedererkennungswert und innerhalb des Albums auch die Originalität der Songs allerdings wesentlich erhöhen können. Nichtsdestotrotz: Während des Hörens macht die Platte ordentlich Spaß und alleine der doch sehr spezielle Stil der Truppe ist ein Grund für jeden Symphonic-Power-Metal-Fan, hier mal ein Ohr reinhängen zu lassen!

Anspieltipps:
„Phantasia“, „Dance With Fire“ und „Book Of The Dead“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Overture Of Madness
02. Phantasia
03. Lost
04. Dance With Fire
05. Echoes
06. Where Falcons Fly
07. Nightmares
08. Book Of Shadows
09. The Mirror
10. Ruin
11. La Llorona

Jannis