SHAPE OF WATER – Lockdown On Mars (EP)

Band: Shape Of Water
Album: Lockdown On Mars
Spielzeit: 22:00 min
Stilrichtung: Electronic/Art Rock/Pop
Plattenfirma: Eclipse Records
Veröffentlichung: 12.02.2021
Homepage: www.facebook.com/shapeofwatermusic

Okay, Leute. Es tut echt weh, einer aufstrebenden und talentierten Band mit geilem Stil und Sound keine ihrer allgemeinen Qualität angemessene Bewertung zu geben. Daher hier noch einmal der Verweis auf die Rezension zum Album vor dieser EP (auf dem man vier von fünf Tracks als Originalversionen findet) und noch einmal kurz die Klarstellung der Bewertung dieses Albums:

 

 

Nun zur EP: Der zweite Streich des Manchesterer (Sagt man das so?) Duos SHAPE OF WATER ist 22 Minuten und fünf Songs lang. Durch ihr Debut “Great Illusions” erregten die Jungs nicht nur in der Rock Garage Aufmerksamkeit, mit einer starken und individuellen Mischung aus Art Rock, Synth Pop und Progressive-Elementen, durchdringender Atmosphäre und durchweg geilen Melodien. Nun bringt man vier der Songs des Albums in alternativen Versionen auf einer EP, dazu ein Cover vom NINE-INCH-NAILS-Hit “Hurt”. Das ist wie alle Songs auf “Lockdown On Mars” reichlich elektronisch und recht entspannt, aber auch nicht ganz spektakulär, zumal man den exzessiven regelmäßigen Basedrum-Bupp-Bupp-Bupp-Gebrauch beim dem Track als letztem der Platte schon relativ satt hat. Immerhin fettes Ende. Davor eine etwas orchestral aufgemotzte Version von “Still Karma” ohne großen Mehrwert und wiederum davor eine elektro-akustische (Betonung auf “elektro”) Version des sehr schönen “Perfect Love”, die als spacig-ruhiger Synthpop-Song durchaus ihre Berechtigung hat, gegen das Original allerdings nicht bestehen kann. Davor gibt es dann noch zwei Cinematic-Versionen vom Hit “Mars-X” und dem nicht wesentlich unhittigeren “The World Is Calling Me”, wobei “Cinematic” so viel wie “Trailer Music” bedeutet. Dementsprechend hat man beiden Songs mit starkem BRAAAM-Einsatz gepimpt (Das ist tatsächlich der wissenschaftliche Begriff für den typischen mächtigen “Inception”-Trailer-Soundeffekt, der seit besagtem Film in jedem Trailer auftaucht, nur nicht so übermäßig oft wie bei SHAPE OF WATER), mit einem standard-warmweichen Piano-Hooksound am Anfang von “The World Is Calling Me”, mit Orchestersounds, mit abermals quasi durchgehender Basedrum auf den Vierteln des Takts und, insbesondere bei “Mars-X” mit diesen typischen mächtigen Cinematic Drum Hits, die allerdings traurig unmächtig ausfallen und dem Rest der Musik echt keinen Gefallen tun.

Fazit;
Eine EP mit dem Konzept, bestehende Songs in ein anderes Genre umzudeuten, wird selten auch nur ansatzweise so gut wie das Originalmaterial. So auch in diesem Fall. Wer SHAPE OF WATER schon wegen “Great Illusions” mochte, der kann hier mal reinhören, wird aber nicht die Intensität des Debutalbums erfahren. Es ist ja auch verständlich, dass man als Band in Zeiten, in denen die Einnahmequelle des Tourens wegfällt, versucht, mit einer solchen EP ein paar Fans zu erfreuen und sich ein paar Mahlzeiten zu verdienen. Aber wer bislang noch nichts von SHAPE OF WATER gehört hat, dem sei statt “Lockdown On Mars” empfohlen, dieses Duo mit wirklich großem musikalischem Potenzial durch einen Kauf des grandiosen Debutalbums zu unterstützen und bei Gefallen eher anschließend mal zu checken, ob die EP vielleicht auch eine Investition wert wäre.

Anspieltipps:
„Great Illusions“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Mars-X (Cinematic Version)
02. The World Is Calling Me (Cinematic Version)
03. Perfect Love (Electro-acoustic Version)
04. The Great Still Karma
05. Hurt (Nine Inch Nails Cover)

Jannis

 

SHAPE OF WATER – Great Illusions

Band: Shape Of Water
Album: Great Illusions
Spielzeit: 46:56 min
Stilrichtung: Electronic Rock
Plattenfirma: Eclipse Records
Veröffentlichung: 12.06.2020
Homepage: www.facebook.com/shapeofwatermusic

Es gibt zwei Arten von synthlastigen Rock/Metalbands: die, die sich in leicht verdaulichem, dick angereichertem BummZapp-Metal auf der sicheren Seite wähnen und ihren Erfolg größtenteils der Erwartungserfüllung durch maximal geringe Weiterentwicklung verdanken, und die, die mit elektronischen Mitteln einen eigenen Stil erschaffen und wirklich noch mit dem Wunsch, etwas Neues zu erschaffen, ans Werk gehen. EVERFROST und JD MILLER wären Beispiele für letztere Kategorie und seit neustem auch SHAPE OF WATER. “Alternative Art Rock” sollten man 2020 natürlich generell mit Vorsicht begegnen, doch ist ein Deal bei Eclipse Records auch immer ein Gütesiegel und genau bei dem Label hat sich das Duo (ursprünglich aus Italien, nun verortet in Manchester) neben Größen wie HAKEN eingenistet.
Auf dem Programm steht gut produzierter und makellos gespielter und gesungener melancholischer synth-angereicherter Rock mit teils progressiven, teils metallischen, teils Synthpop- und teils modernen elektronischen Elementen, den sich entgehen zu lassen eine einigermaßene Schande darstellen würde. Allein schon wegen “Mars-X”, das ruhig mit Klavier und Gesang beginnt, dann einen pulsierenden Bass und die Basedrum draufhaut, und vor dem unerwarteten recht biestigen Metal/Alt-Rock-Part natürlich noch ein warmes Pad beisteuert. Grandioser Opener vor grandiosem “Scar”, das beschwingt-treibender ausfällt und mit dem Arpeggiator im Chorus den Vogel locker abschließt. “Perfect Love” ist weniger balladig als der Titel vermuten lässt, mit wunderschön getragenen Melodien vor recht poppigem Background, und “Still Karma” tut der Qualität der vorangegangenen Songs ebenfalls keinen Abbruch. “The World Is Calling Me” kommt unerwartet psychedelisch/stonerig und “Not All The Things” ist in der Strophe purer Synthpop mit im Vergleich ein wenig schwächelndem Refrain. Und “A Silvia” ist locker mal neun Minuten lang, in seiner Gesamtheit ein wenig zurückhaltender. Nimmt sich Zeit und weiß sie bestens zu nutzen.
Was “Great Illusions” zu einem kleinen Gesamtkunstwerk macht, ist die Homogenität, die trotz stilistischer Experimente jederzeit klar vorhanden ist; die melancholisch-traurig-fröhliche Stimmung, die sich durch das komplette Album zieht; die Qualität der Kompositionen. SHAPE OF WATER setzen Synthesizer nicht ein, um simple Tracks zu pimpen, das sind intelligente hammerscchöne Songs, denen man keinerlei Überheblichkeit anhört. Ohne Frage, dieses Album vermittelt Emotionen, wie man es von einem Debut kaum besser erwarten könnte, in einer Professionalität, die andere Bands in 20 Jahren nicht erreichen. Die wenigen schwächeren Parts fallen kaum ins Gewicht, man sollte aber bedenken, dass man keinen aussagekräftigen Einblick in die Platte bekommt, wenn man sich nur mal eben die beiden ersten Singles anhört, von denen insbesondere “Not All The Things” doch zu dem 30 schwächsten Prozent der Songs gehört.

Fazit:
SHAPE OF WATER machen auch so ziemlich das, worauf sie Bock haben, und das ist das beste, was eine Band machen kann. Und wenn sie dazu noch Bock auf diese Art von Musik haben, ist das Ding für jeden, der auf smartes Songwriting, geschmackvolle Synths und Atmosphäre hoch zehn steht, ein Pflichtkauf. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Offenheit, diese Unvoreingenommenheit auf den nachfolgenden Alben erhalten bleibt.

Anspieltipps:
In einem Durchgang zu Gemüte führen, ansonsten einfach mal in die ersten drei Tracks reinhören.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Mars-X
02. Scar
03. Perfect Love
04. Still Karma
05. In Your Arms
06. A Silvia
07. Not All The Things
08. Five Days To Shine
09. The World Is Calling Me
10. Great Illusion

Jannis