SKELETOON – The 1.21 Gigawatts Club

Band: Skeletoon
Album: The 1.21 Gigawatts Club
Spielzeit: 48:34 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 15.10.2021
Homepage: www.facebook.com/skeletoonband

SKELETOON sind eine der Bands, die man mit einem frühen und ziemlichen Knaller-Album kennenlernt (in meinem Fall “They Never Say Die” ), nach dem man zwei akute Optionen für die weitere Entwicklung prophezeien kann: Entweder die Band schafft sich mit zukünftigen Releases ihre eigenen stilistischen Eigenheiten, führt die positiven Faktoren des Albums weiter und kann so langfristig im musikalischen Überangebot dieser Zeit ihre Originalität behalten. Alternativ wächst sie mit späteren Releases aber auch immer mehr an die Einheitlichkeit dieses Überangebots heran und wird, im Fall von SKELETOON, eben eine “dieser” Power-Metal-Bands. Mit “The 1.21 Gigawatts Club” ist der Zeitpunkt gekommen, eine nett gemeinte Warnung auszusprechen. “They Never Say Die” war ganz im Sinne des aktuellen Longplayers klassisch-flotter Euro Power Metal, der nicht selten Parallelen zu Bands wie DRAGONFORCE aufzeigte, dabei jedoch hinsichtlich seiner Melodien viel frische Energie mit sich brachte. Klar, das Songwriting war jederzeit Power-Metal-kompatibel, aber liebevoll ausgearbeitet und mit hohen Ansprüchen an den Eigenheits- und Wiedererkennungswert angereichert.
Nun erscheint “The 1.21 Gigawatts Club” gerade einmal ein gutes Jahr nach seinem Vorgänger “Nemesis” und die besorgte Frage, inwiefern sich ein solches Songwriting-Niveau bei so kurzen Output-Abständen aufrecht erhalten lässt, ist berechtigt.
Nur, um das klarzustellen: Die Platte klingt bestens und ist nach allen Regeln der Genrekunst angefertigt worden. Der dritte Song muss langsamer sein als die ersten beiden Uptempo-Songs, Synthesizer-Sounds peppen das Klangbild der Songs auf, die Ballade kommt ca. bei Track Nr. 6 und wird fett und feierlich nach Klavierstart, am Ende ein Cover als Bonustrack, dazu noch ein +7-Minüter als Finale vor dem Bonustrack. Gleiche Professionalität findet sich bei den Strukturen der einzelnen Songs. Was bei dem Konzeptalbum über “Back To The Future” allerdings zu großen Teilen fehlt, ist die Individualität der Vergangenheit. “The 1.21 Gigawatts Club” ist zu häufig der Standard-DRAGONFORCE-Metal, der nach der düsteren Strophe einen fröhlichen Chorus bringt, weil das halt gut wirkt, es dabei allerdings kaum noch schafft, mal einen richtigen Ohrwurmpart, geschweige denn etwas Genregrenzen Bemühendes hervorzubringen.
Klar, komplett auf sicher und Routine ist das Ding auch nicht gemacht. “We Don’t Need Roads” kommt mit erfrischend anderer Stimmung (zumindest über einzelne Parts) daher und das finale lange “Eastwood Ravine” liefert nicht nur die Art von feierlichen Harmonien, die man erst im finalen langen Track auspacken darf, sondern bietet mit seinem Mittelteil auch den wohl spektakulärsten und interessantesten Part des Albums.

Fazit:
Insgesamt ändert das jedoch wenig daran, dass bei “The 1.21 Gigawatts Club” die angestrebten Selling Points wohl hauptsächlich waren, dass das Ganze verhältnismäßig AOR-synthig ist und dazu eben “Zurück in die Zukunft” behandelt. Wenn man diese beiden Faktoren mit professionellstem Power Metal kombiniert, den melodischen Charakter der Platte dabei allerdings vernachlässigt, bekommt man am Ende ein absolutes “Zum nebenbei Hören”-Album, dessen Oberfläche wunderbar bunt, poliert und cheesy ist, darunter allerdings nicht viel zu bieten hat. Aufmachung 9/10, Relevanz 4/10.

Anspieltipps:
“Eastwood Ravine”, “We Don’t Need Roads (The Great Scott Madness)” und “2204”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro: Unveiling Secrets
02. Holding On
03. Outatime
04. The Pinheads
05. 2204
06. Enchant Me
07. We Don’t Need Roads (The Great Scott Madness)
08. Pleasure Paradise (Oh Là Là)
09. The 4th Dimensional Legacy
10. Eastwood Ravine
11. Johnny B. Goode

Jannis

SKELETOON – Nemesis

Band: Skeletoon
Album: Nemesis
Spielzeit: 57:40 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/skeletoonband

Ein werter Rezensentenkollege eines anderen Magazins hat das neue Album “Nemesis” von SKELETOON mit gutem Sex verglichen: Er geht lang, macht Spaß und man wünscht sich am Ende, er wäre noch länger gegangen. Kann man so sehen, allerdings hat die Platte vielleicht noch größere Parallelen zu einer Stunde durchgängiger Highspeed-Masturbation mit gewaltiger Tonika-Ejakulation jedes Mal, wenn ein Refrain erklingt: macht auf jeden Fall Spaß, sorgt aber mit der Zeit auch für schmerzhaften Abrieb, wenn man diese Praxis nicht regelmäßig betreibt. Was bedeutet: Man sollte auf jeden Fall DRAGONFORCE zumindest in einer ihrer Phasen mögen, um von SKELETOONS Dur-Cheese-Hochgeschwindigkeits-Harmonie-Feierlichkeits-Bombast-Overkill-Metal nicht früher oder später ein wenig überfordert zu sein. Denn im Endeffekt sind SKELETOON das, was DRAGONFORCE heute wären, wären sie nicht zunehmend in die Belanglosigkeit abgerutscht. Kommen wir erstmal zu den Selling Points der Italiener. Die Produktion ist von vorne bis hinten knallend und definiert. Die Instrumentalleistung ist dem Speedlevel entsprechend spektakulär, die Vocals sind Prototyp-Power-Metal, Synths und Orchester sind präsent aber nicht übertrieben und durchgängig regiert ein hoher Spaß-und-Harmonie-Faktor. “Cold The Night” ist die einzige Ballade (und die ist über-feierlich), “Arcane Opera” überschreitet die acht Minuten Spieldauer und hat einen schön aufgebauten, anfangs orchestralen, später treibenden Mittelteil, der von dem kurzen und herausstechenden im vergleichsweise unkonventionellen “Carry On” noch übertroffen wird (die Kompositionsweise differiert hier doch auf jeden Fall in den instrumentalen Parts). Mit “Il Tramonto Delle Ere” gibt es einen Track auf italienisch und mit dem Titeltrack eine sehr willkommene Abwechslung, die recht langsam (im Vergleich abermals), elektronisch und düster ausfällt, mit mindestens zu 50% unklaren, bösen Vocals (wirklich!) und tollem Kontrastrefrain.
Ansonsten sollte wohl klar sein, was einen auf “Nemesis” erwartet: Das ist so ein Album, das sich auf positive Weise für nichts zu schade ist, alles Hemmungen in Sachen Kitsch-Melodien über Bord geworfen hat und durchweg auf einem liebevollen Niveau geschrieben wurde. Es ist allerdings, das muss man dazusagen, halt auch eins dieser sehr gelutschten, hochproduzierten Power-Metal-Alben, deren Absicht das Erzeugen von zentimeterdicker Gänsehaut ist, was vor allem durch dichten Gesamtsound und die spontane (nicht allzu unvorhersehbare) Durwendung spätestens im Refrain erzeugt wird. Das mag der ein oder andere im Verlauf des Albums ermüdend finden (dem sei dann zumindest zum Skippen zum letzten Song geraten), Fans dieser Art von Power Metal finden auf “Nemesis” jedoch ein knappes Duzend Songs, das genau diese Art von Power Metal hervorragend umsetzt.

Fazit:
So ist “Nemesis” subjektiv betrachtet ein kleines Bisschen schwächer als sein Vorgänger “They Never Say Die”, sollte von niemandem angefasst werden, der ab einem gewissen Unbösheits-Level keinen Bock mehr auf ein Album hat, ist aber nichtsdestotrotz eine vergleichbare größere Acts in den Schatten stellende, ziemliche Vollbedienung für alle, die es schnell, fröhlich und fett mögen. Herbie, der Käfer, als Album, quasi.

Anspieltipps:
“Nemesis”, “Carry On” und “Brighter Than 1000 Suns”

WERTUNG:

(Wenn man diese Art von Metal mag)

 

Trackliste:

01. Prelude: Falling Galaxies
02. Brighter Than 1000 Suns
03. Will You Save All?
04. Nemesis
05. Starseeker
06. Cold The Night
07. Follow Me Home
08. Wake Up The Fire
09. Il Tramonto Delle Ere
10. Arcana Opera
11. The NerdMetal Superheroes
12. Carry On

 

Jannis

 

SKELETOON – They Never Say Die

Band: SkeleToon
Album: They Never Say Die
Spielzeit: 59:14 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 08.03.2019
Homepage: www.skeletoonband.com

Es mag persönlichen Abneigungen des Rezensenten geschuldet sein, dass man beim Öffnen des Promotexts und der darin omnipräsenten Stil-Bezeichnung “Nerd Metal” akut Bock darauf bekommt, den Laptop aus dem Fenster zu werfen, EMP für ihre Zusammenführung von Metal und “Nerdkultur” anzuzeigen und aus Protest den Musikgeschmack zu wechseln. Das würde allerdings massive Kosten mit sich ziehen und den Chefredakteur frustrieren, also musste halt doch mal ein Ohr riskiert werden, in dieses Album von SKELETOON, das als Huldigung der Steven-Spielbergschen Goonies beworben wird. Was soll ich sagen. Gute Entscheidung. Über eine Stunde Spieldauer und mit Gästen wie Michele Luppi von WHITESNAKE, Giacomo Voli von RHAPSODY OF FIRE und Alessandro Conti von TRICK OR TREAT gewürzt ballert die Truppe von SKELETOON dem Hörer mit “Never Say Die” melodischen Power Metal aus dem Lehrburch um die Ohren. Die Produktion geht steil, Gesang und Instrumente klingen wie aus einem Guss (Die Vocals sind in tieferen Sphären voll okay, in höheren ganz bezaubernd) und das Gute-Laune-Power-Metal-Kitsch-Pedal wird bis zum Anschlag durchgetreten.
Innovativ ist das nicht. Viel Uptempo, viel Basstrommelmisshandlung, viel Eingängigkeit, viel Fröhlichkeit; die Beschreibung trifft auf einen Haufen Power-Metal-Alben zu, die alle ähnlich klingen und in den Tiefen YouTubes bis zur Umsetzung von Artikel 13 darauf warten, entdeckt zu werden. SKELETOON machen das allerdings tatsächlich arschgut. Die Refrains haben sehr oft eine Menge Wiedererkennungswert, die Melodien haben Charakter und die Umsetzung lässt eh keinerlei Kritik zu. Die Backing Vocals sind fett, die Orchester-Synths sind präsent aber nicht nervig und die anderen Synthesizer sporadisch und klug eingesetzt. Nach dem Prototyp-Opener “Hell-O”, der nicht das letzte Mal Erinnerungen an DRAGONFORCE wecken wird, geht es mit “Hoist Our Colors” in stampfendem Midtempo zunächst etwas höhepunktarm weiter. Dafür entschädigt “The Truffle Shuffle Army” (Herrgott) mit einem wirklich herausragenden Refrain und Vollgas, bevor es mit dem balladigeren “To Leave A Land” wieder etwas banaler, wenngleich kein bisschen scheiße wird. Mit Track 2 und 4 sind dann die schwächsten Songs auch abgehakt. Der folgende Titeltrack holzt wieder munter daher, abermals mit beglückendem Refrain und ebensolchem Synth-Solo, der Refrain von “Last Chance” macht die Platte endgültig zu einem heißen Kandidaten für das Power-Metal-Sommeralbum 2019 und “I Have The Key” punktet mit leichtem GAMMA-RAY-”Black Hole”-Feeling.
Weiter geht’s mit “The Chain Master” und man muss sich fragen, ob die Kombination von einem “The XY Master”-Titel und den musikalischen “Shelter From The Rain”-Anleihen einen Rückschluss auf AVANTASIAs “Scarecrow”-Album als innerhalb der Band gerne gehört rechtfertigt. Dann noch coole Strophenarbeit, Vielseitigkeit und Kurzweiligkeit im Acht-Minüter “When Legends Turn Real”, der perfekte Endtrack in Form des bombastischen “Farewell”, das als 6/8el-Version von MGMTs ”Kids” beginnt und temporär als Power-Metal-Version von “Life Eternal” von GHOST weitergeht, und der echte Endtrack, ein kurzer und sympathisch-überladener 80er-Disco-Metal-Track.

Anspieltipps:
“The Truffle Shuffle Army”, “Farewell”, “They Never Say Die”, “Last Chance” und “When Legends Turn Real”

Fazit:
Bestens produzierter und gespielter sehr fröhlicher Power Metal mit beachtlich wenigen Standard-Melodien, ordentlich Geschwindigkeit und massig Cheesyness. Das Konzept ist Geschmackssache, aber “They Never Say Die” ist ein Power-Metal-Album, wie es im Buche steht. Heftige Reinhörempfehlung!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hell-O
02. Hoist Our Colors
03. The Truffle Shuffle Army – Bizardly Bizarre
04. To Leave A Land
05. They Never Sax Die
06. Last Chance
07. I Have The Key
08. The Chain Master
09. When Legends Turn Real
10. Farewell
11. Goonies R Good Enough

Jannis