01. Beginners Eyes
02. The Dream
03. Hollow Man
04. Dr Ribedeaux
05. Mother Earth
06. The Queen
07. The Light In Your Eyes
08. Seasons End
09. Scars
10. Stronghold
11. Father Sky
12. Day For Peace
13. Look At You Now
Spielzeit: 67:36 min – Genre: Progressive Rock – Label: InsideOut Music – VÖ: 08.09.2023 – Page: www.facebook.com/TheFlowerKings
Inflation, alles wird teurer und auch der Prog-Rock-Fan muss schauen, dass er korrekt investiert und möglichst viel für sein Geld bekommt. Ein Anschaffungs-Kandidat wäre da „Look At You Now“ von THE FLOWER KINGS. 67 Minuten Spieldauer, 13 Songs, neun Musiker, die singen (mit ordentlich Backing Vocals) und Gitarre, Bass, Drums und Percussioninstrumente von Congas bis hin zu Xylophonen spielen, ergänzt um alles, was man mit elektronischen Tasteninstrumenten so an Klängen erzeugen kann: Orgel, Klavier, Synthesizer, Orchesterinstrumente und so weiter.
Auch Töne gibt es ziemlich viele auf „Look At You Now“. Hab selten einen Satz geschrieben, der in einem Prog-Rock-Review dümmer klingt, nebenbei. Will eigentlich sagen: Jeder der Beteiligten beherrscht sein Handwerk mit beachtlicher Virtuosität und lässt das auch ganz gerne raushängen.
Das ist schon ziemlich viel für’s Geld und stabil vom Sänger und Bandleader Roine Stolt produziert worden. Angenehm ist der Fokus auf Wärme und Vollheit im Sound. Hart ist die Platte überhaupt nicht, ich hab schon seit Ewigkeiten keine so weiche Basstrommel auf einem Rockalbum gehört, aber damit kommt schon einmal Gefühl in die Sache und das ist ja was Schönes.
Musikalisch ist man zwischen Neo Prog Rock und Jazzrock unterwegs, mit einem Hang zu ZAPPA-artigen kleinen Eskalationen einzelner Instrumente, wenn man es nicht erwartet. Bis zum Rand ist „Look At You Now“ gefüllt mit kleinen Details. Bandfundament ist da. Jetzt hier eine kleine Synth-Spielerei. Jetzt hier zwei andere. Jetzt ein kleines Percussion-Element. Und kurz noch etwas Klavier.
So positiv und entspannt 90es proggy das 16. Album der Schweden im Grunde ist, so viel passiert doch an Action. Dabei mag es vorkommen, dass unsere neun Virtuosen praktisch alle im selben Moment ein Kribbeln in den Fingern oder Stimmbändern bekommen, und dann wird „Look At You Now“ durchaus auch mal was chaotisch – siehe exemplarisch der erste Track. Oder man hat eine ruhige Passage, die durch ihre Ruhigkeit viel Wirkung hätte entfalten können, wenn man nicht das eine Synth-Arpeggio in der Mitte noch rein hätte ballern lassen. Das passiert lange nicht bei jedem Track in der Art, aber doch immer mal wieder. Derweil sind die Gesangsmelodien – auch nicht immer, aber schon häufiger als bei anderen Bands des Genres – sekundär, unterstützen die Stimmung, die die Musik hervorruft, ohne dass sie nachher tagelang im Ohr hängen bleiben würden.
Was nicht bedeutet, dass die Scheibe nicht funktionieren würde, im Gegenteil. Wenn man sie so richtig hart konzentriert genießt, wird man überwältigt sein von seinen Arrangements, von seinem Ideenreichtum auf instrumentaler Ebene. Wenn man es halb-konzentriert in gemütlicher Atmosphäre hört, wird man einen ziemlichen Atmosphäre-Verstärker vorfinden. Damit arbeitet „Look At You Now“ ähnlich wie sein Vorgänger „By Royal Decree“, wenngleich dieser in seiner Gesangsmelodie-Auswahl subjektiv etwas stärker ausfällt.
Fazit:
„Look At You Now“ ist nicht für jeden. „Look At You Now“ ist aber ein wahres Fest für jeden, der sich fragt, wie es klingen würde, wenn TRANSATLANTIC ein Album mit FRANK ZAPPA machen würden. Und es ist schon beeindruckend, das (gewollt oder ungewollt) zu simulieren!
Anspieltipps:
Die ersten drei Tracks. Und dann bei Gefallen einfach dranbleiben!
Jannis