ELOY – Echoes From The Past

Trackliste:

01. Conspiracy
02. Compassion For Misery
03. Echoes From The Past
04. Danger
05. Deceptive Glory
06. Warning Signs
07. Fate
08. The Pyre
09. Farewell

 

 

Spielzeit: 48:55 min – Genre: Artrock – Label: Drakkar Entertainment – VÖ: 23.06.2023 – Page: www.facebook.com/Official4Eloy

 

Die Pläne normaler Leute für den Zeitpunkt, wenn sie 78 sind: noch leben, vielleicht genug Rente für ein würdevolles Leben haben, körperlich halbwegs funktionieren und sich beim Einkaufen nicht verirren. Die Pläne von Frank Bornemann für diesen Zeitpunkt: sein 20. ELOY-Album veröffentlichen, dieses vorher als dritten Teil einer Trilogie textlich verdammt gut geplant und recherchiert und die Musik dazu mit viel Liebe, Sinn für Atmosphäre und tollem Songwriting komponiert haben. Kurz: Qualität in jeder Hinsicht abliefern. Manche Leute leben halt anders.
Nun ist er da, der dritte Teil der Konzeptalben-Reihe über Jeanne d’Arc, und krankt nicht mal am altbekannten Qualitätsabbau von mehrteiligen Sachen im Verlauf der Veröffentlichungen. Nee, „Echoes From The Past“ ist genau das, was man sich als ELOY-Fan wünscht. Ruhiger Artrock, der sich viel Zeit für seine atmosphärischen Parts nimmt, dann mal ausbricht in kraftvolle Phasen oder Band-fokussierte Midtempoparts, in denen die Band eben nicht das macht, was sie normalerweise im Rock so macht.
Sehr übersichtlich gestalten sich die einzelnen Teile der Songs, was am Songwriting und der guten Produktion liegt, und sind trotz der nicht seltenen Ruhe, die in ihnen liegt, bis an den Rand gefüllt mit kleinen konstruktiven Details. Etwa so, als würde man nachts entspannt auf einer Wiese liegen und den wolkenlosen Sternenhimmel angucken. Ist schon viel da, aber alles fügt sich wunderbar zu einem beruhigenden Ganzen zusammen.
Was ist sonst so da? Auf jeden Fall die ultra-geschmackvolle Synthsound-Auswahl hinsichtlich der Leads und Pads, die man nicht anders von ELOY erwartet. Orchestrale Elemente, aber vergleichsweise wenige. Franks Stimme, der man das fortgeschrittene Alter im positivsten Sinne anhört. Es wäre seltsam, „Echoes From The Past“ mit einem 35 Jahre alten Frank zu hören, seine Storytellingstimme passt hervorragend. Dann gibt es sphärische Frauenchöre, noch einige gesprochene Parts und folkige Melodieansätze, wie man das von den Vorgängern kennt, massenhaft gute Atmosphäre und coole Rockparts, die nicht zu knapp sind und ELOYig ausfallen, ohne dass man sie unter „zigfach gehört“ abspeichern müsste.
Kritik muss sich das Ding maximal für den Endtrack anhören, der doch mehr Radioballade ist als erwartet, und für den Über-Neun-Minüter „The Pyre“, der noch in der ersten Hälfte über anderthalb Minuten Druck aufbaut, um den Hörer anschließend nicht zu erlösen – danach weiterhin wirklich schön ist, aber ein bisschen wirkt, als habe er einen relevanten Teil seines Pulvers verschossen.

Fazit:
Aber noch nichtmal letztgenannte wären irgendwie schwache Songs (gerade „The Pyre“ ist an sich das komplette Gegenteil). Es ist schwer, mit seinem Debütalbum alles richtig zu machen, aber genauso schwer ist es, das mit dem 20. Album zu tun, das gerne mal in langweilige Selbstkopiererei ausartet. Das passiert bei „Echoes From The Past“ absolut nicht. Was Komposition, Arrangements und Gesangsleistung angeht (und nebenbei auch den Rest der Band), ist ELOY nach wie vor vielleicht DER Ansprechpartner für diese Art von Musik. Kein Sommeralbum, aber ein absolutes Sommernachtsalbum.

Anspieltipps:
Wenn man nicht die an dieser Stelle sehr sinnvolle „Ab Track 1 starten und dann mal gucken“-Methode fahren möchte, dann „Warning Signs“, „Danger“ und „Fate“

Jannis

ELOY – The Vision, The Sword And The Pyre (Part II)

Band: Eloy
Album: The Vision, The Sword And The Pyre (Part II)
Spielzeit: 52:33 min
Stilrichtung: Art Rock
Plattenfirma: Artist Station Records
Veröffentlichung: 18.10.2019
Homepage: www.eloy-legacy.com

Deckenlicht aus, Stimmungslampen, Kerzen und Kaminfeuer an, rein in den Sessel mit einer Tasse Tee, Handy auf Flugmodus – es gibt was neues von ELOY, einer der zu Unrecht nicht wesentlich mehr gewürdigten deutschen Rockbands, die es seit Ewigkeiten gibt (50 Jahre, Jesus Christus) und die sich im Verlauf ihrer Karriere einen unvergleichlichen Stil und Sound erarbeitet haben. “The Vision, The Sword And The Pyre (Part II)” ist der Nachfolger des ca. zwei Jahre alten ersten Parts, ein Konzeptwerk in zwei Teilen über das Leben von Jeanne D’Arc, das außergewöhnlich gut recherchiert ist, wenn man dem Promotext glauben will (Ich tu’s). Und wer hätte es gedacht: Die ELOY-Trademarks, die sich seit den späten 70ern Gott sei Dank nicht mehr groß verändert haben, stehen nach wie vor auf dem Programm. Viel Arbeit mit Tonika und Subdominante, eine gewisse hypnotisch-meditative Redundanz, die fesselnd wirkt und natürlich die großartigen Synthesizer, die noch genauso analog klingen wie vor 40 Jahren.
Wie bereits beim Vorgänger setzt man verstärkt auf orchestrale Sounds, die sehr gut gelungen sind, ab und an leicht mittelalterliche Melodien sowie Chorpassagen und einige Spoken-Word-Parts. Das Konzeptalbumformat hat einen gewissen Einfluss auf die Songstrukturen, schließlich ist “TVTSATPP2” die Hälfte eines Gesamtkunstwerks, und in Songs wie “Rouen” mit seinen dramatischen Chören, der Orgel und den präsenten Drums oder “Patay” oder “Armistice Of War” ist man tatsächlich verhältnismäßig rockig unterwegs.
Zu den einzelnen Songs Worte zu verlieren, die einer Rezension angemessen wären, ist bei der inzwischen 19ten Platte der Hannoveraner um Mastermind Frank Bornemann schwer. Wie ein langer Track zieht sie akut in ihren Bann, sehr dicht, sehr erwachsen, und macht den Blick auf die Trackliste zu einer störenden Ablenkung. Zusätzlichen Effekt hat dabei die starke Produktion. Die komplette Instrumentalfraktion (insbesondere die Drums) klingt edel und extrem natürlich bei gleichzeitiger Definiertheit – und Wumms hat sie auch noch. Franks Stimme findet tendenziell in weniger hohen Tonlagen statt, das verleiht ihr etwas von einer Geschichtenerzählerstimme und das ist im Kontext dieses Albums natürlich eine gute Sache.
Kritik: Nun, man könnte anmerken, dass abseits der kleinen Neuerungen keine großartige Weiterentwicklung stattgefunden hat, aber bei einer Band mit einem solchen Stil und Sound ist das herzhaftestens scheißegal. Auch könnte man anmerken, dass die Redundanz vielleicht etwas zu ausgeprägt ist, aber in der richtigen Stimmung kickt das Album so intensiv, wie die meisten anderen ELOY-Alben es tun. Ist jetzt nichts für die nächste Rockparty, aber als ELOY-, als Art-Rock- und als Nachfolger-Album von “TVTSATPP1” eine tolle Platte!

Ruhig, intensiv, schön und hervorragend umgesetzt; ELOY sind eine der Bands, die fast zwangsläufig an jedem Rheinstrandabend mit kleinem Lagerfeuer später am Abend angemacht werden müssen. Das ist beim neusten Release nicht anders. Atmosphärisch ohne Ende, hörbar wurzelnd in den grandiosen früheren Phasen der Band und mit den kleinen Neuerungen versehen, die bereits bei Part 1 top funktioniert haben!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. An Instant Of Relief… Still The War Rages On
02. Between Hope Doubts Fear And Uncertainty
03. Patay
04. Joy
05. Reims… The Coronation Of Charles VII
06. Résumé
07. Armistice Of War
08. Paris
09. Abandoned
10. Compiègne
11. Tormenting Imprisonment
12. Rouen
13. Eternity

Jannis