FLOTSAM AND JETSAM – The End Of Chaos

Band: Flotsam and Jetsam
Album: The End Of Chaos
Spielzeit: 49:21 min
Stilrichtung: Speed / Thrash Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 18.01.2019
Homepage: www.flotsam-and-jetsam.com

FLOTSAM AND JETSAM stehen defintiv nicht für Langeweile, auch wenn sich der Stil der letzten Alben kaum bis gar nicht geändert hat. Mit „End Of Chaos“ werden die Jungs auch dieses Mal sehr wahrscheinlich nicht den Olymp des Metal erklimmen, aber sie sind zumindest nahe dran. Sich nach fast 40 Jahren komplett neu erfunden haben sich FLOTSAM AND JETSAM nicht, aber es ist eine Rückbesinnung auf die ersten Tage erfolgt und das steht dem Album tatsächlich sehr gut. Und mit Eric A.K. Knutson hat die Band einen der besten Sänger in diesem Genre, was natürlich auch immer ein Garant für genial gute Songs und Alben ist. Und dass die Stimme nach den langen Jahren im Speed/Thrash Metal immer noch derart gut zu gebrauchen sind, grenzt schon fast an ein Wunder. An Strahlkraft und Energie hat A.K. definitiv nichts verloren. Immerhin haben sich FLOTSAM AND JETSAM bereits 1981 gegründet. Damals zwar noch unter dem Namen GANGSTER haben die Jungs ihre Heimat später als DREDLOX und DOGZ unsicher gemacht. Ihren endgültigen Namen bekamen die Jungs aus Phoenix/Arizona dann nach dem Einstieg von A.K. Der Name FLOTSAM AND JETSAM entstand aus dem gleichnamigem Song, der wie – so viele Bandnamen – natürlich von „Herr der Ringe“ inspiriert wurde. 1986 verließ dann Bandgründer und Hauptsongwriter Jason Newsted die Band um bei METALLICA den kurz zuvor verstorbenen Cliff Burton zu ersetzen. Trotz des herben Verlustes sind FLOTSAM AND JETSAM weiter ihren Weg gegangen und haben es in den letzten Jahrzehnten immer wieder geschafft, im Gespräch zu bleiben und mit guten Alben zu überzeugen. Leider ist der große Durchbruch nie wirklich gelungen und trotz des großartigen Eric A.K. Knutson und seiner Mitstreiter Steve Conlay und Michael Gilbert (der bereits mit 17 Jahren der Band beigetreten ist) an den Gitarren, sowie Jason Ward am Bass und Jason Bittner (Ex-Overkill) an den Drums, blieb den Jungs der Aufstieg in die A-Liga verwehrt. Auch der neueste Dreher „The End Of Chaos“ wird daran vermutlich nicht viel ändern.
Das Problem bei der aktuellen Scheibe ist leider auch, dass sie nicht direkt eingängig ist, sondern definitiv ein paar Durchgänge braucht um zu wirken. Aber wenn, dann knallts…
Während sich der Opener „Prisoner Of Time“ mit Hochgeschwindigkeit und harten Riffs zum Groove-Monster mit genialem Refrain entwickelt, haut einem der zweite Track „Control“ direkt die Knüppel um die Ohren. Die Drums hämmern sich in den Schädel und der Song verliert in keiner Sekunde an Geschwindigkeit. Etwas langsamer wird es bei „Recover“, aber hier kommt der richtige FLOTSAM AND JETSAM Vibe auf. Beim Rifflastigen „Prepare For Chaos“ kommt A.K.s Ausnahmestimme deutlich zur Geltung ohne an Härte zu verlieren.
Während „Slowly Insane“ ziemlich belanglos vor sich hin thrasht, ist „Architects Of Hate“ dann wieder ein Sahnehäubchen der Scheibe. Die Mischung aus Melodie, Power und einem Schuss Death Metal geht hier sehr gut auf. „Demolition Man“ geht in eine ähnliche Richtung, kommt aber nicht ganz an den Vorgänger ran. Auch die folgenden Songs (Unwelcome Suprise, Snake Eye, Survive) können dann doch auch irgendwie überzeugen, vor allem nach mehrmaligen Hören.
Mit dem Kracher„The End“ wurde ein Speedmetal-granatiger Abschied gefunden, der mit einem Mega-Chorus und genialen Gitarren glänzt und ein mehr als würdiger Abschluss eines wirklich sehr guten Albums ist.
Alles in Allem ist „The End Of Chaos” mit seinen knackigen 12 Songs ein geiles Teil, aber an einigen Ecken ist es einfach nicht rund genug und es dauert eine Weile, bis sich die Speed-/Thrash-Metal-Granate einem erschließt. Trotzdem denke ich, dass der aktuelle FLOTSAM AND JETSAM Dreher den Respekt und die Anerkennung bekommt, den es verdient und hoffe, dass wir noch einige Jahre was von den Jungs zu hören bekommen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Prisoner Of Time
02. Control
03. Recover
04. Prepare For Chaos
05. Slowly Insane
06. Architects Of Hate
07. Demolition Man
08. Unwelcome Surprise
09. Snake Eye
10. Survive
11. Good Or Bad
12. The End

Tänski

THEM -Manor Of The Se7en Gables“

Band: Them
Album: Manor Of The Se7en Gables
Spielzeit: 55:01 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Steamhammer / SPV
Veröffentlichung: 26.10.2018
Homepage: www.them666.com

Das Gefühl, als jahrelanger KING-DIAMOND-Fan THEM erst durch ihr neustes Album “Manor Of The Se7en Gables” kennenzulernen, ist in etwa mit dem vergleichbar, das einen als Altenpfleger während des Feierabends überkommt, wenn man merkt, dass man vergessen hat, Grandma aus ihrem Rollstuhl zu helfen, und deswegen extra nochmal zurück zum Heim fahren muss. Man bereut, es in der Vergangenheit nicht getan zu haben. Genug der holprigen Analogien. Die Bildungslücke wurde gefüllt, auf geht’s mit der Einschätzung!
Zuerst einmal das obligatorische Drumrum: Nachdem die Band ursprünglich als KING-DIAMOND-Tribute gegründet wurde, veröffentlichte man 2016 ein Konzeptalbum mit eigenen Songs, das dem Stil mehr oder weniger treu blieb, allerdings bereits mit einer ausreichenden Menge an eigenen stilistischen Merkmalen daherkam, um nicht als Kopie durchzugehen. Der aktuelle Release der deutsch-amerikanischen Truppe geht diesen Weg weiter. An der Produktion wurde geschraubt – das Ergebnis ist top – und man wurde härter, thrashiger, komplexer, ohne dabei das große musikalische Vorbild zu vergessen. Im Klartext: “Manor Of The Se7en Gables” hat alles, was ein KING-Fan auf Entzug braucht. Einen großartigen Sänger (KK Fossor), der Storytellingparts ebenso stimmungsvoll umsetzen kann wie hohe Falsetti, “Standard”gesang in mittleren Höhen und böses Gegrummel. Dazu sorgfältig ausgewählte Horrorsynths, die richtige Menge an Story-Parts, Friedhofsatmosphäre und ein wohliges Gänsehaut-Feeling, garniert mit einer coolen Bandoptik und einem fantastischen Cover. Auch die Melodielinien, die Backing Vocals, und die Songarrangements klingen gerne einmal, als sei das Album der schwarzen Feder von Herrn Petersen entsprungen. Hier schon einmal ein Zwischenfazit: Wer die Musik des Dänen mag, ist praktisch verpflichtet, hier zuzugreifen.
Doch wie schon beim Debutalbum bleibt es nicht bei stumpfer Stilkopiererei. Viel zu deutlich sind die US-Power- und die Thrash-Einflüsse, die in den alles andere als seltenen Doppelbass-Gewittern zutage treten. Und man glaube es oder nicht: Die Mischung funktioniert blendend.
Den unterschiedlichen Einflüssen entsprechend fallen auch die Songs auf “Manor” sehr vielseitig aus. Krönung des Albums sind wohl die Tracks vier bis sechs. “Witchfinder” könnte hinsichtlich seiner Komposition und Atmosphäre straight vom “Puppetmaster”-Album entsprungen sein, ebenso wie der Storyteller “A Scullery Maid”. Mit dem anschließenden “Ravna” werden ruhigere Töne angeschlagen, das Ding ist eine Halbballade in Bestform. An anderer Stelle wird mehr geballert. “Refuge In The Manor”, “Circuitous”, “As The Sage Burns” und “Seven Gables To Ash” demonstrieren die teils erbarmungslose Härte der Platte, ohne außergewöhnliche und eingängige Melodien zu vernachlässigen. Bei “Maleficium” wird auch mal ein Sechsertakt bemüht (muss.) und das schlussendliche “Punishment By Fire” erweist sich mit über acht Minuten Spieldauer als würdigster Endtrack, mit hypnotisch-redundanten Abschnitten, schnellem Geknüppel und starken Melodien. Von vorne bis hinten ein Level, das sich gewaschen hat – und spät im Jahr nochmal ein absoluter musikalischer Höhepunkt.

Anspieltipps:
“Witchfinder”, “Ravna”, “As The Sage Burns” und “Punishment By Fire”

Fazit:
Wie gesagt: KING-DIAMOND-Fans müssen hier eh zugreifen. Und alle, die Bock auf einen höchstwertigen Mix aus massiv produziertem Power und Thrash Metal mit jeder Menge Liebe zum Detail und haufenweise Atmosphäre plus eine stabile Dosis Theatralik haben, sollten diesem Gesamtkunstwerk dringend eine Chance geben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Residuum
02. Circuitous
03. Refuge In The Manor
04. Witchfinder
05. A Scullery Maid
06. Ravna
07. As The Sage Burns
08. The Secret Stairs
09. Peine Forte Et Dure
10. Maleficium
11. Seven Gables To Ash
12. Punishment By Fire

Jannis

HOPELEZZ – Stories Of A War Long Forgotten

Band: Hopelezz
Album: Stories Of A War Long Forgotten
Spielzeit: 51:45 min
Stilrichtung: Modern Metal, Thrash Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 24.08.2018
Homepage: www.hopelezz.de

Es ist schon sehr mutig, mit dem gerade mal dritten Studioalbum gleich ein Konzeptalbum rauszuhauen. Konzeptalben sind häufig eine sehr schwierige Sache und ebenso häufig geht die Musik einfach im Konzept unter. Und sehr häufig will man einfach nur noch weinen. Aber nicht bei diesem Werk. HOPELEZZ haben hier einiges komplett richtig gemacht. Mit ihrem neuen Werk „Stories Of A War Long Forgotten” geht das Quartett aus Wuppertal (Achtung: Schlechtes Wortspiel) definitiv nicht über die Wupper. Einiges ist vielleicht noch nicht ganz so ausgefeilt, aber für die erst dritte Scheibe – und das dann gleich als Konzeptalbum – ist den Jungs ein wirklich gutes Werk gelungen. Und mittlerweile scheint es auch, als ob HOPELEZZ nach ihrer Gründung 2008 so langsam ihren eigenen Stil finden, trotz der deutlichen Anleihen an MACHINE HEAD oder TRIVIUM. Der zweifache Emergenza-Bandcontest-Sieger ist auf einem guten Weg nach oben. Das zeigt sich auch als Support für Bands wie EKTOMORF, SOULFLY, WALLS OF JERICHO oder auch SIX FEET UNDER.

Inhaltlich beschäftigt sich „Stories Of A War Long Forgotten“ – wie der Name schon sagt – mit dem Krieg und zwar mit dem Krieg, der in die Welt entlassen wird um uns für die Sünden büßen zu lassen. Es ist der persönliche Krieg, die Kämpfe des Einzelnen, der Kampf zwischen Himmel und Hölle, der Kampf gegen die Verrohung der Gesellschaft. Das Konzept funktioniert größtenteils auch sehr gut, wobei aber noch ausreichend Luft gelassen wurde.

HOPELEZZ steuern auch gleich zwei deutschsprachige Songs bei, die stellenweise sehr platitüdenhaft sind und etwas mehr sprachliche Finesse vertragen könnten. Dennoch kann der Opener „Ich Bin Krieg“ überzeugen. Mit einschmeichelnder Stimme und leisen Tönen wird eine leicht unheilvoll melancholische Stimmung erzeugt, die sich dann urplötzlich dramatisch und mit kraftvollen Shouts unterlegt in die gefühlte Winternacht ergießt. Der Krieg ist in die Welt gekommen. Musikalisch ein guter Einstieg in das 12 Stücke umfassende Gesamtwerk.

Die nachfolgenden Songs können dann wieder mit Tempo, Härte, brachialen Riffs überzeugen. „War Against War“ oder „The Beast“ zeigen, wo HOPELEZZ hinwollen. Der Mix aus brachialem Metal und eindringlichen Melodien geht sofort ins Ohr und lässt einen nicht stillstehen. So richtig Thrashig wird es allerdings erst mit „Let Their Cities Burn“, allein der Refrain mit Klargesang und eingängiger Melodie unterbricht die thrashigen Strophen. Eine gekonnt gute Mischung. Das anschließende „Through Hell“ lässt einen mit seinem balladesken Einstieg kurz innehalten. Trotz des kraftvollen Gesangs ist der gesamte Song ruhiger, was bei HOPELEZZ aber definitiv nicht langweilig heißt.
Auch eine Coverversion, nämlich BONNIE TYLERs „Holding Out For A Hero“ hat es auf „Stories Of A War Long Forgotten” geschafft. Gut gemacht, aber stilistisch nicht ganz passend. Hier wäre mir ein eigener Song dann doch deutlich lieber gewesen. Den Abschluss nach knapp 50 Minuten bildet wieder ein deutschsprachiges Werk. „Vom Letzten Tag“ schließt die Erzählung der vergessenen Kriege perfekt ab und ist ein würdiger Abschluss für „Stories Of A War Long Forgotten“.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass HOPELEZZ trotz einiger kleiner (aber wirklich sehr kleiner) Schwächen ein doch sehr gutes drittes Album auf den Weg gebracht haben. Vielleicht sogar das Beste in ihrer noch kurzen Karriere. Wer die Jungs bisher noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte das schnellstens nachholen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ich Bin Krieg (Intro)
02. War Against War
03. The Beast
04. The Only Way
05. War Long Forgotten
06. Let Their Cities Burn
07. Through Hell
08. What You Deserve
09. A Prayer For Better Days
10. This Must Not Be The End
11. Holding Out For A Hero (Bonnie Tyler Cover)
12. Vom Letzten Tag

Tänski

BURDEN OF GRIEF – Eye Of The Storm

Band: Burden Of Grief
Album: Eye Of The Storm
Spielzeit: 42:56 min
Stilrichtung: Melodic Thrash / Death Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 04.05.2018
Homepage: www.burdenofgrief.de

BURDEN OF GRIEF hauen also ihr mittlerweile 7. Studioalbum raus und was die Nordhessen da präsentieren, kann sich auch durchaus sehen lassen. Zwar nicht immer das ganz große Kino, aber für einige Blockbuster reicht es auch bei „Eye Of The Storm“. Das letzte Album „Unchained“ liegt nun auch schon 4 Jahre zurück und so können wir uns endlich auf ein neues Album des Hessen-Fünfers freuen. Wie zu erwarten, lassen sich BURDEN OF GRIEF nicht in die Melo-Death Ecke drücken, dafür ist auch „Eye Of The Storm“ stellenweise zu thrashig. So ganz war Melodic Death Metal auch nie wirklich die passende Schublade für BURDEN OF GRIEF. Bereits 1994 im westfälischen Warburg gegründet, sind die Jungs nie wirklich dem Ruf nach Melodic Death Metal gefolgt. Bereits das zweite Album „On Darker Trails“ hatte deutlich mehr Thrash-Elemente als für das Genre üblich. Beständigkeit war und ist für BURDEN OF GRIEF ein Thema, kurzlebigen Trends sind die Jungs nie gefolgt. Und obwohl die musikalische Weiterentwicklung hörbar ist, ist Beständigkeit vermutlich eines der größten Probleme der Band. „Eye Of The Storm“ fehlt das letzte Fünkchen, das i-Tüpfelchen, die Sahne auf dem Kuchen, mit dem sich die Band von der Masse abheben und eigene Akzente setzen kann. Dabei ist das Gesamtwerk noch nicht mal schlecht. Handwerklich sehr gut gemacht, 1A Gitarrenarbeit, Melodien und Refrains bleiben hängen. Aber es fehlt einfach das gewisse Etwas, um vollends zu überzeugen. Zumal sich der Einstieg mit dem schlichtweg überflüssigen Intro „Inception“ und dem etwas zu durchschnittlich geratenen Titeltrack doch schwieriger als gedacht darstellt. Deutlich besser wird es dann mit Song Nummer 3. „The Angel“ wiegt einen erst in Sicherheit und wird dann schlagartig rabiater. Eine Nummer, die gefällt. So richtig geil wird es aber erst mit „Broken“, einem fies aggressiven Kracher und dem folgenden „Wolf Moon“, dem man eindeutig den schwedischen Schlag raushört. Bei beiden Songs überzeugen nicht nur die Melodie und der Death, sondern auch die wirklich guten und eingängigen Refrains. Und tatsächlich, „Eye Of The Storm“ wird nach hinten raus immer besser. Der Nackenbrecher „Breathe One’s Last“, gefolgt von dem brachialen Brett „A Dying Breed“ sind die besten Beispiele dafür. Mit „Zero Gravitiy“ wird es nochmals leicht schwedisch, der Song überzeugt mit feinem Death Metal. Zum Abschluss des 10 Stücke umfassenden Albums legen BURDEN OF GRIEF mit „The Funeral Cortege“ auch noch einen drauf. Das mit über 6 Minuten längste Stück auf „Eye Of The Storm“ ist ein würdiger Abschluss. Der balladeske Einstieg wird nach einer knappen Minute rigoros gekappt, Double Bass und fette Riffs zeigen dem geneigten Zuhörer zum Abschied noch schnell, wo der Frosch die Locken hat.
Alles in allem ist noch deutlich Luft nach oben. Ekstatische Begeisterungsstürme werden BURDEN OF GRIEF mit „Eye Of The Storm“ vermutlich nicht wecken, aber doch für einige genussvolle Stunden sorgen. Es wird nicht wirklich langweilig, die Songs wissen zu überzeugen. Die Melodien sind eingängig, handwerklich ein solides Album. Dennoch fehlen – wie bereits erwähnt – dann doch ein paar mehr Fünkchen um vollends zu überzeugen. Aber das hier ist immer noch Jammern auf höchstem Niveau!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Inception (Intro)
02. Eye Of The Storm
03. The Angle
04. Broken
05. Wolf Moon
06. Killing Spree
07. Breathe One’s Last
08. A Dying Breed
09. Maze Of Absurdity
10. Zero Gravity
11. The Funeral Cortege

Tänski

EKTOMORF – Fury

Band: Ektomorf
Album: Fury
Spielzeit: 33:25 min
Stilrichtung: Groove Metal, Neo-Thrash
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 16.02.2018
Homepage: www.ektomorf.com

Mehr als zwei Jahre Zeit haben sich EKTOMORF für ihr neuestes Werk „Fury“ gelassen und zwischendurch hat Sänger und Chef der Bande, Zoltán „Zoli“ Farkas, noch schnell sein komplettes Line-up getauscht. Ob und wieviel Anteil die drei neuen Mitglieder Szebasztián Simon (Gitarre), Attila Asztalos (Bass) und Dániel Szabó (Drums) am mittlerweile 14. Studioalbum haben, ist nicht bekannt. Das kein Meisterwerk entstanden ist, erkennt man allerdings schon nach dem ersten Durchgang. Die Ankündigung, dass mit „Fury“ das härteste Album der Bandgeschichte entstanden ist, bedeutet lediglich tiefer gestimmte Gitarren und etwas mehr Gekreische. Einen deutlichen Unterschied zu den Vorgängeralben ist leider nicht erkennbar. Klar, EKTOMORF liefern ihre gewohnte Qualität ab, aber mittlerweile wünscht man sich doch mal neues. Wenigstens ein bisschen. Etwas mehr Kreativität. Oder einfach mal was anderes. Aber der Reihe nach. 1994 von den Brüdern Zoltán und Csaba Farkas in Ungarn gegründet, folgte 2002 mit dem Album „I Scream Up To The Sky“ der endgültige Durchbruch in Europa. Seit jeher ist der Stil durch den Sinti-Hintergrund der Brüder geprägt, welcher sich sowohl musikalisch als auch textlich niederschlägt. Allerdings wird auch das nach 14 Alben etwas langweilig und könnte ein wenig mehr Pep vertragen. Schon der Opener „Prophets Of Doom“ hat nichts Prophetisches, sondern besticht lediglich durch seine tief gestimmten Gitarren und das einprügeln auf die Instrumente. Leider nicht die prophezeite Härte, aber auch nicht wirklich schlecht, sondern einfach EKTOMORF wie man sie kennt. Dabei ist „Prophets Of Doom“ zusammen mit den Hardcore-lastigen „Bullet In Your Head“ und „Blood For Blood“ sowie dem Titeltrack „Fury“ noch einer der besten Tracks auf dem aktuellen Dreher. Die restlichen Stücke auf dem tatsächlich nur 33 Minuten langen Album sind fast als Lückenfüller zu bezeichnen, weil sie einfach nicht wirklich was Neues zu bieten haben. Nicht wirklich schlecht, aber eben auch keine Knaller. EKTOMORF agieren gewohnt aggressiv und es dröhnt immer noch laut aus den Boxen, wenn Zoli mit seiner tiefen Stimme loslegt. Guter handgemachter Neo-Thrash gepaart mit Groove Metal und Hardcore-Einsätzen, gepaart mit den typischen EKTOMORF Riffs, die doch so stark an Soulfly erinnern. Nichts Neues aus dem Hause EKTOMORF eben. Vielleicht sind die knapp 25 Jahre seit Bandgründung nicht spurlos an Sänger und Bandleader Zoli vorbeigegangen und vielleicht bringt der komplette Austausch seiner Mitstreiter doch noch frischen Wind in die angestaubte Band. Das wird sich aber erst mit dem nächsten Album tatsächlich zeigen. Wir wünschen den Jungs viel Glück dabei, denn frischer Wind würde EKTOMORF gut zu Gesicht stehen.

WERTUNG: 

 

 

Trackliste:

01. The Prophet Of Doom
02. AK 47
03. Fury
04. Bullet In Your Head
05. Faith And Strength
06. Infernal Warfare
07. Tears Of Christ
08. Blood For Blood
09. If You’re Willing To Die
10. Skin Them Alive

Tänski

TRIVIUM – The Sin And The Sentence

Band: Trivium
Album: The Sin And The Sentence
Spielzeit: 57:54 min
Stilrichtung: Metalcore, Modern Metal
Plattenfirma: Roadrunner Records/Warner Music
Veröffentlichung: 20.10.2017
Homepage: www.trivium.org

Mit neuem Drummer melden sich TRIVIUM endlich wieder in gewohnter Stärke zurück. Nach Matt Heafys Stimmproblemen und dem eher schwachen Album „Silence In The Snow“ ist die Band mit ihrem aktuellen Dreher „The Sin And The Sentence“ endlich wieder da, wo sie hingehört, im musikalischen Metal-Olymp.
Mit dem jüngsten Bandzuwachs Alex Bent am Schlagzeug ist wieder viel frischer Wind und vor allem viel Geschwindigkeit in die seit 1999 bestehende Band gekommen. Bent scheint die in letzter Zeit fehlende Leidenschaft wieder neu entfacht zu haben, denn TRIVIUM sind besser denn je zuvor. Endlich sind die Shouts wieder da, Riffs als reine Spielfreude, Uptempo… „The Sin And The Sentence“ ist eine Verneigung vor den Fans, die an TRIVIUM den Sound und vor allem die komplette Bandbreite von Thrash über Death Metal bis Metalcore lieben. Metallische Attitüde gemixt mit genialem Songwriting lässt das Fan-Herz höher schlagen.
Auf ihrem 8. Studioalbum kombinieren TRIVIUM alles, was die Band ausmacht. Auf „The Sin And The Sentence“ werden alle Elemente der vergangen Jahre seit Bandgründung mit enorm viel Feuer eingebracht und man spürt, dass TRIVIUM hier noch lange nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen sind.
Schon der Opener und Titeltrack „The Sin And The Sentence“ zeigt, in welche Richtung es geht. Brachial und mit ein paar ordentlichen Screams zeigen Matt Heafy und Co. eindrucksvoll, dass sie wieder da sind und mit neuem Drummer in neuer Frische loslegen wollen und es auch können.
„The Heart from your Hate“ oder auch “Beyond Oblivion” zeigen, in welcher Liga sich TRIVIUM bewegen. Metallische Attitüde meets intelligente Songstrukturen. Perfekt abgestimmt und mit gefälligem Songwriting zeigen sich die beiden Titel des aktuellen Longplayers. Und falls das Gefühl einer Verschnaufpause aufkommen sollte, wird dieses sofort durch den brachialen Kracher „Betrayer“ zerstört. Mit Screams und Growls und doch auch melodischen Parts, die hier perfekt gemischt sind, lädt die Uptemponummer zum Circle Pit ein. Und wem das noch zu langweilig ist, der kann sich mit der folgenden Nummer „The Wretchedness Inside“ komplett wegballern lassen. Der härteste Song der Scheibe kommt mit fast durchgängigen Screams daher und erinnert ein wenig an die früheren Slipknot und mit „The Revanchist“ gibt es sogar progressive Anleihen. Kurz gesagt, TRIVIUM zeigen auf „The Sin And The Sentence“ ihr ganzes Spektrum und das macht das Quartett aus Florida auf genial-laute Weise. Man merkt dem aktuellen Dreher ganz deutlich die Detailverliebtheit in den Lyrics und Songstrukturen an. Wurden bei „Silence In The Snow“ die Lyrics erst kurz vor den Aufnahmen geschrieben, war die Band beim neuesten Werk intensiver und wesentlich besser vorbereitet. Zudem hat Basser Paolo Gregoletto die Songwriter-Zügel in die Hand genommen und Matt Heafy konnte sich ganz auf das Singen und shouten konzentrieren. Die sehr gute und frühe Vorbereitung – wie sie auch schon bei den Kracher-Alben „Shogun“ oder „In Waves“ erfolgreich war – hat auch hier funktioniert. Die euphorischen Fan-Reaktionen zum Video der ersten Single-Auskopplung des Titeltracks war gigantisch und hat die Band bestätigt. Innerhalb von nur 4 Wochen wurde das Video 2 Mio mal bei YouTube geklickt, Spotify vermeldete 1 Mio Streams dazu.
Einigen mag das neue Album „The Sin And The Sentence“ vielleicht zu abwechslungsreich sein, aber von einer Band, deren einzig verbliebenes Gründungsmitglied Sänger Matt Heafy ist, sollte man vielleicht nichts anderes erwarten. Vor allem das Drumkit scheint ein echter Schleudersitz zu sein, wenn man die häufigen Wechsel dort betrachtet. Bleibt zu hoffen, dass der gerade 25 Jahre alt gewordene Neuzugang Alex Bent der Band noch einige Zeit erhalten bleibt. Das Feuerwerk, welches er mit seinen Drums losstritt, verpufft nicht bei den übrigen Bandmitgliedern, sondern scheint ganz Trivium wieder zum Explodieren zu bringen. TRIVIUM haben sich nach dem eher schwachen Vorgänger mit „The Sin And The Sentence“ wieder ganz nach oben katapultiert und loten alle Spielarten des Thrash und Modern Metal aus. Man kann sich nur verneigen und das Werk genießen. Vielen Dank dafür, Jungs.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Sin And The Sentence
02. Beyond Oblivion
03. Other Worlds
04. The Heart From Your Hate
05. Betrayer
06. The Wretchedness Inside
07. Endless Night
08. Severe The Hand
09. Beauty In The Sorrow
10. The Revanchist
11. Thrown Into The Fire

Tänski

SQUEALER – Behind Closed Doors

Band: Squealer
Album: Behind Closed Doors
Spielzeit: 52:36 min.
Stilrichtung: Power Thrash Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 23.02.2018
Homepage: www.squealer.de

Liebe Metalbands dieser Erde: Manchmal ist kein Intro besser als ein uninspirierter Orchestral-Keyboard-Einminüter. Womit wir auch schon beim absolut nebensächlichen Hauptkritikpunkt von SQUEALERs neuem Longplayer “Behind Closed Doors” wären, denn der ein wenig billig klingende Synth-Opener schraubt die Erwartungen doch erst einmal runter, auch wenn das Motiv in Track 2 durch die Gitarren zugegebenermaßen sehr gut weiterentwickelt wird. Aber halten wir uns nicht am Intro auf. Das mitlerweile achte Album der Nordhessen ist eine extrem starkes Stück melodischen Thrash Metals mit Heavy- und Power-Einflüssen und für einige Überraschungen gut.
Die Produktion ist on Point, kombiniert druckvollen Sound mit einer leckeren Portion Natürlichkeit. Die Band kann nicht nur spielen, sondern hat zudem auch noch massig Talent hinsichtlich des Bastelns von Songstrukturen und Melodielinien im Gepäck. Nach dem Tod von Sänger und Gründungsmitglied Andreas “Henner” Allendörfer steht nun Sebastian Werner vor dem Mic, der sowohl bei melodischen als auch bei unmelodischen Gesangsparts ein stählernes Kehlchen vorzuweisen hat und mit Gespür für ein wenig Theatralik aus den Gesangslines das letzte herauszuholen weiß.
Musikalisch ist “Behind Closed Doors” wunderbar vielseitig. Während Songs wie “Dream Shot” oder “Brainwash” als klassische Thrasher daherkommen, mit angemessenem Gekeife und Zwei-Wort-Refrains, entpuppt sich “Time Goes By” als ein Song, der einer der stärksten auf GAMMA RAYs “No World Order” sein könnte.
“Into The Past” haut neben der super gestalteten Strophe und dem 1A-Power-Metal-Refrain noch einen nicht minder gelungenen an neuere RAGE erinnernden Mittelteil raus und der unnormal energiegeladene Chorus des ansonsten hörbar KREATORigen “Modern World Maniacs” sucht eh seinesgleichen.
Allgemein ist SQUEALER eine der Bands, die weder die Strophen im immer gleichen Rhythmus auf maximal zwei Akkorden runterbetet oder im Mittelteil notwendigerweise kurz ein obligatorisches Solo dahinknattert. “Behind Closed Doors” ist durchgängig unterhaltsam, leistet sich immer wieder Experimente und holt aus nahezu jedem Part alles raus, was in der heutigen Zeit des Zwei-Jahre-Veröffentlichungstakts nicht unbedingt die Normalität darstellt.
Und zu guter Letzt noch ein Wort zum letzten Track “MOTM”: Wem auf der Platte noch etwas Hard Rock, Midtempo-Heavy-Metal, leichte Stoner-Nuancen und ein ALICE-COOPER-Powerballadenchorus mit großartiger Orgelunterstützung und Gänsehautgarantie gefehlt haben: Bitte, da habt Ihr es. Das Ding rechtfertigt den Kauf einer Anlage mit Repeat-Funktion.

Anspieltipps:
“Dream Shot”, “Time Goes By” und “MOTM” – um mal einen Einblick in das Facettenreichtum dieses kleinen Underground-Meisterwerks zu bekommen.

Fazit:
SQUEALER sind eine dieser Bands, die seit einer Ewigkkeit existieren und dafür viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die Jungs können aggressive Härte ebenso gut wie spannende Melodien und die Vocals, mögen sie beim zweiten Track stellenweise noch etwas dünn klingen, runden die Sache auf edelste Weise ab. Ach ja, und für eine deutsche Metalband sind die Lyrics wirklich gut! Explizite Reinhörempfehlung!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Madnecessity
02. Behind Closed Doors
03. Time Goes By
04. Dream Shot
05. Foolish Man’s Invasion
06. Into The Past
07. Brainwash
08. Fate
09. Modern World Maniacs
10. Worlds Collide
11. M:O:T:M

Jannis

JACOBS MOOR – Self

Band: Jacobs Moor
Album: Self
Spielzeit: 60:03 min.
Stilrichtung: Power Thrash Metal
Plattenfirma: Bleeding Star Records
Veröffentlichung: 20.10.2017
Homepage: www.jacobsmoor.com

Oh je, ganz vergessen, JACOBS MOOR zu rezensieren. Nun, besser spät als nie widmen wir uns nun mal den fünf Österreichern, die uns bereits am 20.10. mit ihrem zweiten Album beehrt haben. Darauf bewegt man sich stilistisch irgendwo zwischen Thrash, Power, Progressive und Modern Metal und vereint das Ganze tatsächlich zu einem ziemlich harmonischen Gesamtsound. Hinsichtlich der Produktion lässt sich nicht viel meckern. Ein paar mehr Höhen wären schön gewesen, ansonsten klingt das Ganze jedoch durchaus druckvoll und man kann sich gerade hinsichtlich der Tatsache, dass die Band die Produktion selbst in die Hand nahm, überhaupt nicht beschweren.
Bei den einzelnen Songs lässt sich ein gewisses Schema erkennen, das über weite Teile des Albums kompromisslos verfolgt wird: eine Mischung aus unklarem und klarem Gesang, der etwas gewöhnungsbedürftig, dem Sound der Band jedoch durchaus dienlich ist. Dazu tendenziell melodische Refrains, ein Mix aus Midtempogedrumme und knatterndem Doppelbass, gerne garniert mit ein paar Blastbeats. Die Soli lassen selten zu wünschen übrig und die Ausflüge in progressivere Gefilde tun den Jungs aus Wien ebenfalls gut, gerade die kurze Prog-Eskalation im Mittelteil von “Delusion” sei hier lobend hervorgehoben.
Aus dem Schema brechen gerade die letzten zwei Songs aus, von denen ersterer überdurchschnittlich aggressiv, stellenweise beinahe black-metallisch anmutet, und letzterer als überlanger, streckenweise balladesker Track eh aus der Reihe fällt.
Macht das musikalische Konzept von JACOBS MOOR durchaus Spaß, so zeigt sich doch im Verlauf des Albums, dass etwas mehr Eigenständigkeit und Originalität die einzelnen Songs durchaus bereichert hätten. Denn innerhalb ihres speziellen Sounds agieren sie doch ein wenig zu brav, trauen sich oftmals zu wenig und hinterlassen nur als Gesamtkunstwerk einen bleibenden Eindruck. Natürlich, diverse Parts des Albums lassen sich während des Hörens absolut genießen. Der schön schrubbende Gitarrensound von “Watching Atrocities” zum Beispiel, die Gesangsharmonien im Chorus von “Distance”, der Breakdown der Geschwindigkeit im Prechorus von “Neglecting The Path Of The Sun”, um nur einige zu nennen.
Es ist ein gewisses Problem, dass sich JACOBS MOOR hinsichtlich der Findung ihres Stils so experimentierfreudig gezeigt, die Songs an sich aber mit recht wenigen Alleinstellungsmerkmalen versehen haben (von “Hopeless Endeavour” mal abgesehen). Dass sie das nötige Talent dafür hätten, zeigt sich gerade am finalen Track. Der Rest macht Spaß, hinterlässt aber kaum bleibende Eindrücke. Das ist aber nicht schlimm, wenn man beim Kauf von “Self” nicht unbedingt ein Album erwartet, das man sich konzentriert ohne jegliche Ablenkung abends am Kamin geben möchte.

Anspieltipps: “Hopeless Endeavour” und der Rest der etwas stärkeren zweiten Hälfte des Albums

Fazit: Doch, “Self” kann man schon echt machen. Unterhaltsam und stilistisch interessant ist JACOBS MOORs zweiter Longplayer geworden, professionell gespielt und ordentlich produziert. Der ganz große Wurf ist es leider nicht geworden, aber wer Modern-Metal-Melodien und progressive Einflüsse in seinem Geballer mag und sich nach dem neusten Streich von Anette Olzon doch mal wieder die Gehörgänge durchblasten möchte, der sollte hier durchaus mal ein, zwei Ohren riskieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. March Of The Flies
02. Watching Atrocities
03. The Absence Of Me
04. Self
05. Falling To Pieces
06. Distance
07. Neglecting The Path Of The Sun
08. Delusion
09. Hate Of A New Kind
10. Hopeless Endeavour

Jannis

COMMUNIC – Where Echoes Gather

Band: Communic
Album: Where Echoes Gather
Spielzeit: /
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 27.10.2017
Homepage: www.communic.org

Endlich liegt es vor: „Where Echoes gather“, das erste Album seit dem 2011er Kracher „The Bottom deep“ des überall hochgeschätzten Norwegischen Trios COMMUNIC (denen in Fan-Kreisen schon ein nahezu legendärer Ruf vorauseilt).

Um „Where Echoes gather“ (Album No. 5 seit Bandgründung Mitte der 2000er) schlussendlich fertig zu stellen, brauchte die Truppe um Gitarrist/Sänger Oddleif Stensland einige Anläufe. Zweimal kam die Geburt von Nachwuchs dazwischen, was die Band nötigte die Veröffentlichung zu verschieben, da man das Ganze nicht ohne Promotion durchziehen wollte. COMMUNIC bewegt sich halt in Grenzen, die es den Jungs erlauben die privaten/familiären Belange vor das Interesse der Band zu stellen. Das ist sympathisch und dem fertigen Produkt merkt man das jahrelange hin und her nicht an. Im Gegenteil, die Scheibe wirkt klar strukturiert, glänzend bis ins Detail ausgearbeitet und wartet mal wieder mit spielerisch hohem Niveau und, vor allem, sehr starken Tracks auf. COMMUNIC bewegen sich auch auf „Where Echoes gather“ wieder irgendwo zwischen den Welten, greifen aber, das wird manchen Fan der ersten Stunde freuen, auf teilweise schon sehr alte Songideen zurück. Das bedeutet, dass es stilistisch wieder etwas Richtung Frühwerk geht. Wie gehabt bauen COMMUNIC ihre Songs auf einem Thrash-Fundament auf, streuen gerne mal die ein oder andere Blackmetal Gitarrenlinie ein, setzen auf Gesang den man eher im geerdeten US-Metal verorten würde und scheuen sich nicht, progressive „Vibes“ zu versprühen. Das hat manchmal etwas von Queensryche spielen Thrash, auch wenn dies natürlich diese urwüchsig eigenwilligen Norweger nicht annähernd beschreibt. Der Großteil der Tracks besteht aus in jeweils 2 Teile gesplittete Songs, von denen vor allem das Eröffnungsdoppel „The Pulse of the Earth“ mit seinen Ohrwurmmelodien und dem geilen Riffing sofort hängen bleibt. Als Anspieltipp seien außerdem noch der (doppelte) Rausschmeißer „The Claws of the Sea“ mit seinen vertrackten Rhythmuswechseln und die (naja, nennen wir es mal in Ermangelung einer besseren Bezeichnung) Powerballade „Moondance“ genannt. Letzterer fährt ganz großes Kino auf und balanciert die Scheibe, die eine gesunde Portion Härte mitbringt (siehe das treffend betitelte „Black Flag of Hate“), gelungen aus. Der Rest der Songs ist ebenfalls starke Kost ohne nennenswerte Längen, die allerdings erarbeitet werden will und nix fürs Nebenbeihören ist. Man sollte also Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit mitbringen.

Da der Dreher von Eike Freese (u.a. Dark Age) in dessen Studio 3A/Chameleon Studios 1A abgemischt und gemastert wurde, das Artwork stimmig und der Inhalt weitestgehend über jeden Zweifel erhaben ist, bleibt es zu wünschen, dass diese großartige Band für Ihre Arbeit mit weiterer Aufmerksamkeit belohnt wird. Verdient hätten Sie es allemal. Beide Daumen hoch.

WERTUNG: 

 

 

Trackliste:

01. The Pulse of the Earth (Part 1 – The Magnetic Center)
02. The Pulse of the Earth (Part 2 – Impact Of The Wave)
03. Where Echoes Gather (Part 1 – Beneath The Giant)
04. Where Echoes Gather (Part 2 – The Underground Swine)
05. Moondance
06. Where History Lives
07. Black Flag Of Hate
08. The Claws Of The Sea (Part 1 – Journey Into The Source)
09. The Claws Of The Sea (Part 2 – The First Moment)

Mario

 

TANKARD – One Foot in the Grave

Band:  Tankard
Album: One Foot In The Grave
Spielzeit: 48:44 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 02.06.2017
Homepage:   www.tankard.info

 35 Jahre und kein bisschen leise. TANKARD begehen ihr 35. Jubeljahr mit einem ordentlichen Knall und einem der besten Thrash Alben der letzten Zeit. Bei Bandgründung 1982 haben die Frankfurter Jungs wahrscheinlich nicht geglaubt, 35 Jahre später immer noch astreinen und schnörkellosen Thrash ohne Schnickschnack abzuliefern und dafür von den Fans und Thrashfreunden ordentlich abgefeiert zu werden. TANKARD sind noch lange nicht mit „One Foot In The Grave“, ganz im Gegenteil. Dem mittlerweile 17. Album merkt man das Alter der Band keineswegs an. Die Tracks frisch, die Riffs hart, die Texte durchdacht. Zwischen Politik und Spaß, genauso wie man TANKARD kennt. Auch die Hopfenkaltschale kommt natürlich nicht zu kurz, ihr wird in „Secret Order 1516“ ausreichend gehuldigt. Aber selbst hier gibt es ernsthafte Zwischentöne, prangert der Song das Thema Fracking und die daraus entstehende Verschmutzung des Grundwassers an – immerhin ist sauberes Grundwasser ein extrem wichtiges Element zum Bierbrauen. 
Das Album selbst bietet wieder enorm viele Kracher, gleich der erste Track „Pay to Pray“ ballert mächtig rein. Auch der Titeltrack „One Foot In The Grave“, der zwar anfangs etwas bedächtig daherkommt, entwickelt sich zum amtlichen Brett mit Hymnencharakter und ist einer der besten Tracks des Albums.
„Arena Of The True Lies“ ist zwar musikalisch das schwächste Werk, was für dieses Album immer noch wahnsinnig gut ist, aber die Lyrics sind ernst und angesichts der aktuellen Nachrichten bzw. alternativen Fakten und Fake News sehr passend und gut gewählt. Auch „Syrian Nightmare“ spielt auf ein aktuelles politisches Thema an und prangert die Lage in Syrien, das Leid des Krieges und die Untätigkeit der westlichen Welt an. Der Song selbst startet eindrucksvoll mit einem Gitarrensolo und die weiteren Gitarrensoli und –riffs sind enorm stark und man hört deutlich Gerres Wut heraus.
Dagegen wartet der nachfolgende Song „Northern Crown“ mit  Anleihen von AMON AMARTH auf, ungewöhnlich aber klasse und knallig umgesetzt und natürlich mit einer ordentlichen Axt Ironie auf die schwertschwingenden Viking Bands. Mit der gleichen Ironie werden auch die Radiosender in „Don’t Bullshit Us!“ abgewatscht. Selbst Donald Trump bekommt mit „Lock ‘Em Up!“ sein Fett weg. „Lock ‘Em Up“ sowie die genial thrashigen Songs „The Evil That Men Display“ und „Sole Grinder“ (eine Hommage an Manager „Buffo“) sind wahre Abrissbirnen, die einen glatt vom Rollator hauen. 
Überhaupt sind die Songs alle erstklassig und von Produzent Martin Buchwalter mit einem frischen und druckvollen Sound in Szene gesetzt. Andis Riffs und Solis überraschen einen positiv, dazu Gerres energiegeladene Stimmen, man merkt der Band die 35 Jahre des Thrashens und Biertrinkens wahrhaftig nicht an. Die Texte sind genial durchdacht und haben genau die richtige Mischung aus Spaß, Politik und Alkohol. „One Foot In The Grave“ ist ein absolut bierstarkes Werk von Vollblutmusikern, denen man die Spielfreude und Kreativität auch nach dieser langen Bandgeschichte noch deutlich in jedem Song anhört. Nicht umsonst gehören die Frankfurter Metalurgesteine neben KREATOR, SODOM und DESTRUCTION zu den Big Teutonic 4. 
Also, Hoch die Humpen und auf die nächsten 35 Jahre TANKARD, Bier und Thrash.  

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01.  Pay To Pray
02. Arena Of The True Lies
03. Don`t Bullshit Us!
04. One Foot In The Grave
05. Syrian Nightmare
06. Northern Crown (Lament Of The Undead King)
07. Lock`Em Up!
08. The Evil That Men Display
09. Secret Order
10. Sole Grinder

Tanja