WINGS OF DESTINY – Memento Mori

Band: Wings Of Destiny
Album: Memento Mori
Spielzeit: 46:24 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: WormHoleDeath
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.facebook.com/wingsofdestinyband

Klassischer Ablauf beim Auswählen der zu reviewenden Alben: Auswahlliste durchgehen, von jedem Album die erste Single anspielen, Auswahl treffen, Album erhalten, komplett vergessen, was man da jetzt eigentlich ausgewählt hat, Wochen später Ordner mit dem Album öffnen, Cover anschauen, erkennen, dass es blau-orange ist und dann angesichts seiner Wahl erst einmal eine halbe Stunde zusammengekauert in der Dusche sitzen, weil man weiß, dass man sich nun unweigerlich eine Stunde mit… naja, Blau-orange-Power-Metal auseinandersetzen wird, der erfahrungsgemäß sehr symphonic, bombastisch, ordentlich kitschig und substanzlos ist.
Doch sind solche Vorverurteilungen nicht immer angemessen, wie WINGS OF DESTINYs “Memento Mori” eindrucksvoll beweist. Seit 2013 gibt es die Truppe aus Costa Rica und seit 2015 bringt sie entspannt ein Album im Jahr raus, was sich normalerweise auf die Qualität der Musik auswirken müsste. Was sich beim preiswert klingenden und etwas uninspirierten Orchester-Intro zeigt und sich mit Einsatz der Band – komplett ändert!
Sound: stabil, nix groß dran zu meckern. Keyboard: vorhanden, präsent, meist als Orchester aber immer wieder auch mal als cool eingesetztes Lead/Arpeggio-Synth. Instrumentalskills: mehr als vorhanden, WINGS OF DESTINY verstehen ihr Handwerk absolut. Vocals: beeindruckend; ich bin absolut von mindestens zwei Sängern ausgegangen, von denen einer eher bis ziemlich unklar singt und zwischendurch auch mal gelungene Growls auspackt und einer für den Klargesang verantwortlich ist. Aber nein, das ist alles Anton Darusso, der eine bewundernswerte Bandbreite an Gesangsstilen beherrscht, die sich gerne mal fließend abwechseln und, zum Beispiel bei “Holy Grail”, musicalhaft im Sinne mehrerer sich ergänzender Sänger eingesetzt werden.
Und entgegen aller Erwartungen ist der Kitschfaktor kaum vorhanden, dafür aber viel Mut zu weniger konsonanten Passagen, teils für das Genre echt guter Härte, viel Virtuosität und heftigst unterhaltsamem Abwechslungsreichtum. “Memento Mori” rast durch unterschiedliche Parts, wirft den Hörer vom harmonischen Midtempo in erfreulich aggressives Gerase, streut zwischendurch neoklassische Elemente ein und ist insgesamt schlicht ein Album, das progressiv ist, ohne einem damit auf die Nerven zu gehen. Auch die immer wieder auftauchenden Synth-Sounds verDRAGONFORCEen die Platte nicht und jeder eintönigere Part wird durch kleine Details aufgewertet. Nein, das ist nicht der typische “Kadenz, Streicherteppich, Retortengänsehaut”-Metal, den man bei einem solchen Cover erwarten mag. Im Gegenteil, das ist praktisch durchgängig interessant komponierter und top arrangierter unkitschiger orchestraler Power Metal mit einer angenehmen Dosis an Aggressivität und Düsterkeit, der dennoch astrein als Power Metal durchgeht.

Fazit:
Unaufdringlich technisch intelligent, komplex, vielseitig, melodisch, opulent und sauber umgesetzt: Für WINGS OF DESTINY ist Power Metal nicht ein Regelwerk, das erfüllt werden muss, sondern ein Abenteuerspielplatz, der bei Kreativität der Spielenden unzählige Möglichkeiten bietet. Vielleicht brennt das ein oder andere Klettergerüst und das Karussell beschleunigt eigenständig auf 140, aber genau so macht die Sache halt auch Spaß!

Anspieltipps:
“Shadowland”, “Of Dwarves And Men”, “Memento Mori” und als poppigerer Ausgleich “Death Wish”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Playing With Fire
02. Death Wish
03. Holy Grail
04. Shadowland
05. Reborn Immortal
06. My Freedom
07. Of Dwarves And Men
08. Memento Mori
09. City On Fire
10. Theater Of Tragedy

Jannis