MOTORPSYCHO – Yay!

Trackliste:

01. Cold & Bored
02. Sentinels
03. Patterns
04. Dark State
05. W.C.A.
06. Real Again (Norway Shrugs And Stays At Home)
07. Loch Meaninglessness & The Mull Of Dull
08. Hotel Daedalus
09. Scaredcrow
10. The Rapture

 

Spielzeit: 42:13 min – Genre: Psychedelic Pop Rock – Label: Stickman Records – VÖ: 16.06.2023 – Page: www.facebook.com/motorpsycho.official

 

Oha. Hab ich jetzt nicht so erwartet. Gut, ich bin auch kein MOTORPSYCHO-Kenner, aber bei dem Namen hab ich andere Sounds im Kopf. Immerhin nicht nur ich, sondern auch erfahrene MOTORPSYCHO-Fans, denen der Promotext lang und breit nahezulegen versucht, warum „Yay!“, der neue Longplayer der Norweger, denn nun so klingt, wie er klingt.
Mir muss man die Platte eigentlich nicht mehr extra schmackhaft machen, denn oh Junge, was ein schönes Ding.
„Yay!“ ist im Prinzip poppig-schöner Psychedelic Rock der alten Schule mit progressiven Einflüssen und unerwartet entspannt-ruhig. Damit meine ich, dass man ein Drumset und einen Bass erstmals in Track 3 (!) hört. Ein Großteil des Albums verlässt sich auf leicht zusammenzufassende Bestandteile: Akustik-Gitarren, Perkussionsinstrumente, warme, weiche Vocals mit einigem an Backing-Vocal-Verdichtung sowie kleine eher cleane E-Gitarren- und Keyboard-Elemente. Fertig. Bei „Real Again (Norway Shrugs And Stays At Home)“ bleibt es sogar komplett bei Vocals und Gitarre, und wenn man mal ganz krass drauf ist, kommt in wenigen Tracks sogar mal ein Bass und ein Schlagzeug dazu.
All das wird eingeordnet von einer wunderbaren, warm-breit-klaren Produktion, und all das wird dann wiederum verwendet, um wunderschöne ruhige, nachdenkliche, positive, ausdrucksstarke Melodien in Szene zu setzen.
Kurz und knapp: funktioniert bestens. Man kann komplett eintauchen in Aufbau und Klangwelten von „Yay!“, sich von dem Album tragen und treiben lassen, gleich einer guten Geschichte spannungsreichere und gechilltere Parts erleben. Zum Ende hin wird man vom Höhepunkt-artigen „Hotel Daedalus“ dann komplett überwältigt, dem mit Abstand härtesten, progressivsten und düstersten Track, um mit „The Rapture“ ein wunderbares Happy End erleben zu dürfen.
Trotz der poppigen Grundatmosphäre wird das Album zu keinem Zeitpunkt kitschig oder belanglos, dafür ist es zu psychedelisch und 70er. „Yay!“ ist ein Album für spät abends am Feuer, für die letzte Stunde auf dem Festival-Campingplatz vor dem Schlafengehen, würde aber bereits, wenn man es auf einem Sofa in der Mitte einer Autobahn hören würde, seine Wirkung entfalten. Vorausgesetzt, man hat kein gewisses Maß an Grundhärte, das man von seiner Musik erfüllt wissen möchte.

Fazit:
Schön. Ernsthaft, „Yay!“ ist schlicht und ergreifend schön geworden. Wäre es 30 Jahre früher rausgekommen, gäbe es jetzt ein GHOST-Cover davon. Psychedelisch, unaufdringlich 70er-progressiv, unmodern, hervorragend klingend, toll geschrieben. Bin wunschlos glücklich. Yay!

Anspieltipps:
Man sollte das Album eigentlich am Stück durchhören, daher am besten am Anfang starten und schauen, ob man überhaupt wieder ausmachen möchte!

Jannis