Band: Tesla
Album: Shock
Spielzeit: 44:19 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Universal
Veröffentlichung: 08.03.2019
Homepage: www.teslabandshop.com
Nicht wenige Fans dürften sich irritiert am Kopf gekratzt haben als die Neuigkeit die Runde machte, dass das neue TESLA Album vom Def Leppard Gitarristen Phil Collen produziert würde. Dass beide Bands seit Ewigkeiten freundschaftlich verbunden sind und schon mehrere gemeinsame Tourneen absolviert haben ist bekannt. Ob eine solche Allianz aber auch auf kreativer Ebene funktioneren würde war fraglich. Nun, jetzt wissen wir es immerhin. Meine ganz persönliche Meinung zumindest lautet „nur bedingt“. Aber ganz so krass wie es sich liesst ist das Endergebnis dann doch nicht ausgefallen.
Wenn man mal von den inflationär vorhandenen balladesken Tönen absieht, dann haben TESLA auf „Shock“ tatsächlich ein paar gute Songs versteckt. Die beiden Rocker „You won’t take my alive“ und „Taste like“ machen schonmal aufgrund des breitwandig angelegten Sounds schnell klar, dass „Shock“ als die komplette Anti-These zu dem 2014er Album „Simplicity“ zu verstehen ist. Im Gegensetz zu dem auf dem mauen Vorgänger zelebrierten backtotheroots-Ansatz schlägt das Produktionspendel also diesmal bedrohlich in den Kitsch-Bereich. Will sagen: es gibt das ein oder andere Elektro-Drums Sperenzchen („Shock“) und mega-fette Chöre zu bestaunen. Besagte Chöre klingen dabei so verdammt nach „Hysteria“, dass es einem schon manchmal die Sprache verschlägt. Allerdings wurde die Platte nicht damit zugekleistert sondern das Ganze eher dezent als Stilmittel eingesetzt. Aber alles klingt halt schon relativ „produziert“. Immerhin ist es Collen nicht gelungen auch die Gitarren komplett glattzubügeln. Die rocken bei Tracks wie „The Mission“ oder „Tied to the Tracks“ immer noch schön dreckig aus den Boxen. Ob man auf einer TESLA Scheibe aber typische Def Leppard/Mutt Lange Chöre wie bei „Comfort Zone“ braucht sei mal dahingestellt. Nicht jeder Song ist ein zwingender Volltreffer. Besonders im Mittelteil der Platte gibt es mit „California Summer Song“ und „Forever loving you“ absolut verzichtbare Belangslosigkeiten zu hören. Unterm Strich macht mir „Shock“ tatsächlich aber mehr Laune als der hüftsteife Vorgänger. Das bereits erwähnte „You won’t take my alive“ z.B. ist ein feiner, straighter Gute-Laune Kracher, der knackig aus dem Autoradio kracht. Bei einer Spielzeit von knapp unter einer Dreiviertelstunde und insgesamt 12 Songs haben wir es einfach mit einer ordentlich produzierten, am Reisbrett entworfenen und (TESLA-typisch) kompetent eingespielten Rockplatte zu tun, die niemandem weh tut und wahrscheinlich auch recht schnell wieder vergessen ist.
Ganz so übel wie es zu befürchten stand ist „Shock“ zum Glück nicht geworden. Im Gegenteil, über weite Strecken können TESLA (wieder) überzeugen, auch wenn ich mir etwas mehr eigenes Profil und weniger Def Leppard Puderzucker gewünscht hätte. Da liegt wohl dann auch die Krux für die meisten Fans, denn es gibt auf „Shock“ durchaus Pasagen bei denen man schwören könnte Phil Collen’s Stammband zu hören … Ob man gewillt ist sich darauf einzulassen sollte jeder selbst entscheiden. An die ersten drei Klassiker der Band reicht das hier zwar nicht heran. Nach einigen Durchläufen findet man aber genügend gute Tracks die sich lohnen in die Playlist zu schaufeln.
WERTUNG:
Trackliste:
01. You won’t take my alive
02. Taste like
03. We can rule the World
04. Shock
05. Love is a Fire
06. California Summer Song
07. Forever loving you
08. The Mission
09. Tied to the Tracks
10. Afterlife
11. I want everything
12. Comfort Zone
Mario