Band: Tesla
Album: Simplicity
Spielzeit: 67:25 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 06.06.2014
Homepage: www.teslatheband.com
TESLA waren eine der wenigen Hardrock Bands Mitte der 80er die das Erbe von Aerosmith verstanden und sich kreativ zueigen gemacht hatten. Nicht dass sie auf den Klassikern „Mechanical Resonance“, „The Geat Radio Controversy“ und „Psychotic Supper“ das Rad neu erfunden hätten. Aber der Mix aus packenden Twin-Guitars, jugendlicher Naivität, Steven Tyler ähnlichen Vocals sowie eigenständigen Texten und Melodien abseits des üblichen Glam-Einerlei sorgte immer für einen gewissen Abstand zu ähnlichen, eher uninspirierten Bands. Mit dem live unplugged Mitschnitt „Five Man Acoustical Jam“ setzen sich die Jungs aus Sacramento / USA dann selbst ein kleines Denkmal (MTV nahmen die Steilvorlage dankend an und machte Musikgeschichte daraus). Dann erwischte der Grunge-Boom auch TESLA, die mit dem nicht mehr ganz so starken „Bust A Nut“ den Abstieg in die Genre-Obskurität einläuteten. Ganz weg war das Quintett allerdings nie so richtig, von einer Auszeit Mitte der 90er mal abgesehen, auch wenn die Zeiträume zwischen den Veröffentlichungen immer länger wurden. Die letzte Scheibe „Forever More“ (2008) liegt nun auch schon wieder 6 Jahre zurück. Zeit also für neues Futter der Def Leppard Kumpels, die sich im Laufe Ihrer Karriere auch durch Ihre ausgesprochene Bodenständigkeit Sympathien und Respekt bei Fans und Kollegen erarbeitet haben.
In Analogie zum Plattentitel ist das Artwork von „Simplicity“ schlicht, man kann auch einfallslos sagen, geraten und ist im Vergleich zu früheren Covern definitiv ein Rückschritt. Da kann man dann schon fragen warum sich die Band im okayen Midtempo-Opener über lieblose, qualitativ minderwertige „MP3“ Files beschwert und den alten Vinyl Platten nachtrauert – dieses Artwork wäre auf LP-Größe nicht unbedingt ein schönerer Anblick. Ein wenig ernüchternd ist das Ergebnis dann leider auch bezüglich der Musik. Dass TESLA nie die härtesten der Harten waren ist klar, warum aber mit „Rise And Fall“, „So Divine …“, „Cross My Heart“ oder „‚Til That Day“ gleich eine ganze Reihe an Schunkel-Rockern der Kid-Rock Liga vertreten ist, darf diskutiert werden. In den ebenfalls über Gebühr vertretenen Balladen wie „Honestly“, „Other Than Me“ und “ Life Is A River“ ist die Band dann so nah wie selten zuvor an den übermächtigen Aerosmith, ohne aber die nötige Dramatik aufbauen zu können. Dem gegenüber stehen gute Rocker wie „Flip Side!“, „Ricochet“ oder „Time Bomb“ die aber leider in der Unterzahl sind und gegen die geballte Ladung an (altersbedingter) Nettigkeit nur wenig ausrichten können. Positiv sei angemerkt, dass die Scheibe schön rau und ungeschminkt, aber nicht billig, produziert ist und ganz ordentlich aus dem Boxen perlt. Dass wir uns nicht missverstehen – die Tracks auf „Simplicity“ sind durchaus gut, allerdings in das Energielevel. nahe dem Gefrierpunkt. Wer damit kein Problem hat, kann hier definitiv zugreifen und bekommt ordentliches Material zu hören. Trotz Produzent Tom Zutaut und einem Mix von niemand Geringerem als Michael Wagener ist noch einiges an unnötigem Ballast vorhanden der hätte gestrichen werden können.
Die Bezeichnung „Hardrock“ gibt’s jetzt mal ausschließlich aus nostalgischen Gründen, denn hart rocken tut auf „Simplicity“ so gut wie nichts mehr. Stattdessen bieten TESLA gut abgehangenen, aufs Nötigste reduzierten Allerweltsrock der nur durch die einzigartige Reibeisenstimme von Jeff Keith, die gewohnt geilen Gitarren und das immer noch vorhandene Gespür für gute Melodien vor der Belanglosigkeit gerettet wird. Dass TESLA auch früher schon das Gaspedal eher selten durchgetreten haben ist Fans bekannt. Auf „Simplicity“ klingt leider Vieles nach Frührente und Schwiegereltern-Nachmittag. So zahnlos möchte ich die Helden meiner Jugend dann doch eher nicht in Erinnerung behalten.
WERTUNG:
Trackliste:
01. M P 3
02. Ricochet
03. Rise And Fall
04. So Divine …
05. Cross My Heart
06. Honestly
07. Flip Side!
08. Other Than Me
09. Break Of Dawn
10. Burnout To Fade
11. Life Is A River
12. Sympathy
13. Time Bomb
14. ‚Til That Day
15. Burnout To Fade (Demo Version)
Mario