Band: The Night Flight Orchestra
Album: Amber Galactic
Spielzeit: 50:35 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 19.05.2017
Homepage: www.de-de.facebook.com/thenightflightorchestraofficial
“Internal Affairs” (2012) und „Skyline Whispers“ (2015) waren wunderbare Perlen in der Diskographie der ansonsten eher im Hartwurstsektor beschäftigten Björn "Speed" Strid (Soilwork), David Andersson (ebenfalls Soilwork) oder Sharlee D'Angelo (Arch Enemy). Ohne Zwänge oder Konzessionen lebten vor allem Sänger Strid sowie sein Bruder im Geiste, Gitarrist Andersson, Ihre Faible für den klassischen Rock und Disco/Pop der späten 70er/frühen 80er Jahre ungehindert aus. Dass dabei äußerst unterhaltsame Alben entstanden, ist nicht lange ein Geheimtipp geblieben, vor allem weil sich hier zur Abwechslung mal die Kritik und das Publikum einig waren und die Platten allerorts abfeierten. Wie es scheint waren die beiden Platten aber nur Fingerübungen für den neuesten Streich der Jungs, was bereits nach den ersten Tracks von „Amber Galactic“ deutlich wird. Die puren Classic Rock Reminiszenzen sind weitestgehend aus dem Sound des NIGHT FLIGHT ORCHESTRA verschwunden (was bei der Schwämme an Retro Bands die irgendwie alle gleich klingen kein großer Verlust ist). Dafür wurde der Fokus mit Präzision auf eingängige, tanzbare und mit hohem Suchtpotential versehene Hooklines gelegt. Die Hitdichte auf „Amber Galactic” ist eine Wucht und auch wenn die ein oder andere Strophe etwas beliebig erscheinen mag, so kann man sich doch sicher sein, dass der Refrain das Ganze wieder hell erstrahlen lässt.
Die Anspieltipps sind hier recht schnell abgefrühstückt, denn eigentlich ist so gut wie jeder Song ein Volltreffer. Besonders erwähnen sollte man aber auf jeden Fall das locker entspannte Melodie-Feuerwerk „Jennie“, den flotten Westcoast Kracher „Josephine“, die höllisch groovenden „Domino“ und „Gemini“ sowie den von einem himmlischen Refrain veredelten Rocker „Space Whisperer“. So sehr sich die einzelnen Tracks auch voneinander unterscheiden, als Ganzes funktionieren sie hervorragend und machen „Amber Galactic“, auf dem mit "Sad State of Affairs" wirklich nur ein schwächerer Track vertreten ist, zu einem absoluten Sahnestück im Melodic Rock Sektor.
Sonnenbrille auf, Cabrio aus der Garage (Fenster runter tut’s auch) und an der (imaginären) Küste dem Sonnenuntergang und der nächsten ausgelassenen 80er Party entgegen fahren – die perfekte Filmmusik zu diesem Tagtraum könnt ihr Euch mit „Amber Galactic“ in die Anlage schieben. Was die Jungs um Soilwork Brüllwürfel Björn "Speed" Strid auf ihren beiden ersten beiden (ebenfalls formidablen) Alben schon angedeutet haben, erblüht nun zu voller Reife. Hier wird nicht alter Kaffee lauwarm neu aufgewärmt, sondern die Qualität der Kompositionen lässt so manches Vorbild im direkten Vergleich ganz schön blass dastehen. Die Songs sind tatsächlich SO gut. Wer auch nur ansatzweise etwas mit AOR, Melodic Rock oder Westcoast Musik anfangen kann, sollte hier unbedingt zugreifen. Ihr werdet es nicht bereuen. Für mich schon jetzt DAS Highlight des Jahres 2017.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Midnight Flyer
02. Star Of Rio
03. Gemini
04. Sad State Of Affairs
05. Jennie
06. Domino
07. Josephine
08. Space Whisperer
09. Something Mysterious
10. Saturn In Velvet
Mario