Band: The Oneira
Album: Injection
Spielzeit: 47:41 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Rockshots Records
Veröffentlichung: 13.03.2020
Homepage: www.facebook.com/Theoneira
Es tut doch zugegebenermaßen gut, zwischen all dem Metal, den ich so rezensiere, auch mal was Entspannenderes vorgelegt zu bekommen, was nicht über weite Teile mit brachialer oder undergroundig-schroffer Produktion voranholzt. Somit passen mir THE ONEIRA bestens in den Kram. Das griechisch-italienische Quartett hat mit “Injection” jüngst sein drittes Album veröffentlicht und liefert darauf Musik, die dem Bandnamen (griechisch für “Traum”) alle Ehre macht. Denn in seiner Gesamtheit ist “Injection” ein warm produziertes, soft-beruhigendes Stück Retro-Neo-Prog-Rock (Falls es das Genre nicht gibt: jetzt schon), das absolut authentisch den Stil von Größen wie MARILLION, IQ und TRANSATLANTIC fortführt. Unaufgeregt, meist mit positiver Grundstimmung dank seiner präsenten aber nicht überpräsenten Dur-Harmonien, hochmelodisch und meditativ. Dafür ist zum einen der Sound der Platte verantwortlich. Die Produktion ist stark, die Vocals von Manuel Ruscigno sind meist weich und gefühlvoll, dabei auf den Punkt, und er verschmilzt komplett mit dem Gesamtsound, wozu auch die gelungenen Backing Vocals ihren Teil beitragen. Synthesizer gibt es so einige, allerdings nicht penetrant nervig sondern geschmackvoll eingesetzt als gleichberechtigtes Instrument. Die Soundauswahl passt ebenfalls, klingt sehr nach der oben genannter Bands und wiederholt sich nur selten so, dass es auffällt.
Der längste und der kürzeste Track des Albums sind instrumental gehalten, ersterer (“Injection”) als vielseitiger, im Härtegrad variierender Track, letzterer (“Behind The Sun”) in Teilen beinahe metallisch.
Der Rest der Tracks variiert in Strophen und Refrains ebenfalls gerne in Sachen Härte, beginnt mit oder findet im Verlauf des jeweiligen Tracks zu positiven Vibes, ohne sie dem Hörer mit aufdringlichem “Lach doch mal”-Verhalten aufzuzwingen. Einzelne Tracks fallen balladiger aus (“Paint Your Soul”, der balladigste, dabei aber immer noch eher ein ruhiger Prog-Rock-Song), andere rockiger (“Trust No One”), alle von ihnen garniert mit einer hörbaren und zweckdienlichen Dosis melodisch-smoother Jazz-Harmonien. Diese sind wohl hauptverantwortlich dafür, dass “Injection” nur wenige Ohrwurmmelodien zu bieten hat, während die Komposition aber zu jedem Zeitpunkt stimmig und nachvollziehbar wirkt. Im Endeffekt verschwimmen die Songs somit ein wenig in der Erinnerung, was das einzige Manko der Platte ist, denn ein wenig mehr Abgrenzung, vielleicht mal ein komplett ruhiger oder auch ein komplett härterer Song oder die ein oder andere einfache, Pop- oder Hard-Rock-lastige, eingängigere Melodie hätten den Wiedererkennungswert einzelner Tracks erhöht. Aber…
Fazit:
…so ist “Injection” eben eines der Alben, die man sich spät abends auf dem Sofa mit angenehm gedimmter Beleuchtung als Ganzes zu Gemüte führen kann und so in den Genuss einer wunderschön friedlichen atmosphärischen Prog-Rock-Platte kommt, deren Potenzial zur Stimmungserzeugung absolut verzeihen lässt, dass einzelne Tracks aus der Gesamtheit nicht wirklich herausstechen. Ein bisschen Punktabzug gibt’s trotzdem, ist ja immerhin ein Kritikpunkt, aber für jeden Freund oben genannter Bands und von ruhigem Prog Rock generell hier eine absolute Reinhörempfehlung!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Still Free To Choose
02. Know That Feeling
03. Edipsos
04. Behind The Sun
05. Make My Day
06. Paint Your Soul
07. Trust No One
08. Over The Mountain
09. Injection
Jannis