01. Start The Change
02. Roar Out Your Anger
03. The Gypsy Curse
04. Princess Of The Heart
05. Leather On Leather
06. Badass D
07. In My Mind
08. Arose From The Graves
09. Zeitgeist
10. Hero Of Your Dreams
Spielzeit: 46:51 min – Genre: Heavy/Power Metal – Label: Metalapolis Records – VÖ: 26.07.2024 – Page: www.facebook.com/thencomesthenight
Nicht selten sitzt man als Albumrezensator vor einem gut gemachten Metal-Album und fragt sich, was man dazu eigentlich großartig sagen soll. Da ist „Start The Change“ von THEN COMES THE NIGHT doch mal eine willkommene Abwechslung. Das ist das zweite Album der Baden-Württemberger, und eine nette Nostalgieveranstaltung in Sachen deutscher Power Metal plus X.
Die Jungs haben sich auf ihrem neuen Longplayer ordentlich ausgetobt und bedienen sich sowohl bei Rock’n’Roll-Vorbildern („Princess Of The Heart“), als auch bei Größen wie GAMMA RAY (deren Spirit insbesondere beim unbekümmert fröhlichen Opener zur Geltung kommt) und AVANTASIA (exemplarisch: Der Chorus von „Roar Out Your Anger“). Dazu kommt als besonderes Merkmal ein Hang zu musicalesken Kompositionen, der sich am deutlichsten beim hervorragenden und angemessen kitschigen „In My Mind“ zeigt. Dieser Hang zieht sich durch einen Großteil der Songs, nicht immer so brechhammerartig, oft auch subtiler, zeigt sich an kleinen unvorhergesehenen Wendungen, Tempowechseln und unkonventionellen Melodielines. Dazu kommen diverse feine Details wie Glocken, Glockenspiele, kleine elektronische Elemente, Streicher, Klavier und sparsam dosierte, dann aber auch voll reinhauende Chöre, wie beispielsweise beim finalen melancholisch-feelgoodigen „Hero Of Your Dreams“, das davon entscheidend bereichert wird.
Musikalischer Skill ist durch die Bank vorhanden, der Großteil der Songs entfaltet einen eigenen Charakter, der für Wiedererkennungswert schon nach dem ersten Hördurchgang sorgt.
Das alles ist in hohem Maße positiv und hebt „Start The Chance“ von vielen Heavy/Power-Metal-Alben ab. Klar, nicht jeder Part unterhält gleichermaßen und der ein oder andere Chorus wird überstrapaziert, aber die Platte hat ohne Frage mehr als genug von „dem guten Shit“ auf Lager.
Abstriche werden leider beim Sound gemacht. Nicht nur hat man sich dazu entschieden, auf die Snare fast durchgängig einen weiteren seltsamen Sound draufzulegen, an den zumindest ich mich bis zum Ende des Albums nicht gewöhnen konnte. Dazu scheint die eigentlich okaye wenngleich nicht final detaillierte Produktion von Song zu Song noch einmal zu variieren. Da fragt man sich nach dem nicen Basssound bei „The Gypsy Curse“ dann bei „Badass D“ doch, wo der Bass eigentlich geblieben ist. Hier wäre mehr Stringenz in der Produktion, ein vernünftiger Snaresound und etwas mehr Feinarbeit wirklich gut gewesen.
Fazit:
Aber immer, wenn man sich gerade über irgendwas am Sound aufregt und überlegt, die Gesamtwertung runterzufahren, kommt ein Part oder Detail in einem Song, von dem man dankbar ist, dass man ihn überhaupt mal zu hören bekommt. Fans, die Audioqualität an oberster Stelle sehen und sich lieber ein fett produziertes Standardalbum als ein soundtechnische Mängel aufweisendes kreatives Album mit Eigenständigkeitswert geben, werden mit „Start The Change“ wohl ihre Problemchen haben. Wer aber über ein paar Makel hinwegzusehen bereit ist, wenn er dafür etwas musikalisch besonderes und enorm unterhaltsames bekommen kann, dem sei die neue „Then Comes The Night“ wärmstens ans Herz gelegt!
Anspieltipps:
„Start The Change“, „In My Mind“, „Arose From The Graves“ und „Hero Of Your Dreams“
Jannis