Band: Thundermother
Album: Heat Wave
Spielzeit: 49:19 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.07.2020
Homepage: www.thundermother.com, www.facebook.com/thundermother
Wie man anhand meiner bisherigen Reviews vermutlich schon bemerkt hat, Hardrock ist eher nicht so mein Ding. Mich drängt es dann doch – wie mein Chefredakteur so schön sagt – zum Ochsengekloppe. Aber selbst ich und mein doch sehr eingeschränkter Musikgeschmack kommen an THUNDERMOTHER einfach nicht vorbei.
Letztes Jahr bin ich zum ersten Mal auf die High-Voltage Girls aufmerksam geworden, als ich das Glück hatte die schwedischen Überflieger auf dem Reload Festival zu sehen. Und ich muss sagen, die Girls haben so viel Spaß und gute Laune verbreitet, das müssen gestandene Bands der Combo erstmal nachmachen. Mein lauter Ausruf „Das sind ja fünf DOROs *hierherzcheneinsetzen*“ wurde natürlich gleich mit „Das sind aber nur vier“ korrigiert. Aber was solls? THUNDERMOTHER rocken auch mit nur vier Mädels wie fünf DOROs, ich war sofort verliebt (inkl. Bandshirt-Kauf und wochenlanger Schwärmerei).
Und mit ihrem vierten Album (dem zweiten nach der kompletten Neugründung) legen THUNDERMOTHER auch noch eine Schippe drauf und hauen „Heat Wave“ passend zur beginnenden Hitzewelle raus. Das so etwas nach der beinahe Auflösung im Jahr 2017 überhaupt möglich war, damit hat vermutlich keiner gerechnet. Vermutlich noch nicht einmal Gründerin, Treiberin und Gitarren-Göttin Filippa Nässil (die sich biertrinkend und dabei Gitarre spielend durch die Menge tragen lässt).
Doch mit dem neuen Line-up ist ihr ein echter Glücksgriff gelungen. Die bluesgetränkte Stimme von Fronterin Guernica Mancini verleiht den Songs einen einmaligen und frischen Touch. Komplettiert werden THUNDERMOTHER von Majsan Lindberg am Bass und Drummerin Emlee Johansson, die Vier haben zusammen ihre Rocklinie und ihre Balance gefunden.
Erstmals seit der Bandgründung haben alle Bandmitglieder am Album mitgewirkt und mit viel Liebe zum Detail die Lyrics und Songs arrangiert. Unterstützt wurden sie dabei von Soren Andersen, dem Hitlieferanten und erfahrenen Producer aus Dänemark (u.a. GLENN HUGHES, DAVE MUSTAINE). Das perfekte Zusammenspiel zwischen den Schwedinnen und ihrem Producer wird in jeder Faser von „Heat Wave“ hörbar. Das Album ist ein frischer Mix aus AC/DC, MOTÖRHEAD, Blues und Rock. Die Mädels wollen nicht weniger als die Welt erobern „… unser Ziel ist kein geringeres als: Rock’n’Roll World Domination!“ und mit „Heat Wave“ sind sie auf sehr gutem Weg dahin. Schon der Opener „Live and Loud“ und das lässige und bereits vorab als Videoauskopplung veröffentlichte „Dog from Hell“ zeigen die Spiel- und Sangesfreude des Quartetts. Das sollte sogar den zuletzt ziemlich einfallslosen AIRBOURNE, der einstige Rock’n’Roll-Hoffnung, zu denken geben.
Und mit den beiden genannten Songs haben THUNDERMOTHER ihr Pulver noch lange nicht verschossen. Das Titelgebende „Heat Wave“, das ebenfalls vorab veröffentliche „Driving in Style“ mit seinem leichten Ska Punk Einschlag oder Filippa Nässils Lieblingssong „Free Ourselves“, welcher neben seinem energiegeladenen Sound auch mit einer politischen Botschaft aufwarten kann, sind nur ein paar prägnante Beispiele auf dem tatsächlich erst vierten Album der Band. Und auch die leisen Töne liegen den Mädels. Selbst die leicht ins Kitschige abtrudelnde Power-Ballade „Sleep“ und das ruhige JOAN JETTige „Purple Sky“ heben sich vom Rock’n’Roll Einheitsbrei vieler satter Bands ab. Die 13 Tracks auf „Heat Wave“ haben allesamt Ohrwurmpotenzial.
Fazit: THUNDERMOTHER kommen mit einer fast 50-minütigen Hitzewelle aus durchweg starken Songs über uns und wirkliche Ausreißer nach unten hat das Album nicht. Es gibt immer irgendwo Verbesserungspotenzial oder ein Stellschräubchen, an dem gedreht werden kann, aber was die ständig unter Strom stehenden Schwedinnen hier raushauen, ist so frisch und energiegeladen, kleinere Ausschläge nach unten werden hier einfach weggerockt. Für Rock’n’Roller, Bluesrock-Liebhaber und alle, die mit spritziger Musik etwas anfangen können, ein absolutes Muss und definitiv eines der Highlights in diesem Jahr!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Loud And Alive
02. Dog From Hell
03. Back In ‘76
04. Into The Mud
05. Heat Wave
06. Sleep
07. Driving In Style
08. Free Ourselves
09. Mexico
10. Purple Sky
11. Ghosts
12. Somebody Love Me
13. Bad Habits
Tänski
„Driving in Style“ von den schwedischen High-Voltage Girls: