Band: Tommy Bolin
Album: Teaser (40th Anniversary Vinyl Edition Box Set)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Fusion / Hard Rock
Plattenfirma: UDR Records
Veröffentlichung: 15.05.2015
Homepage: /
David Coverdale versucht heuer auf seine Weise Profit aus dem 40-jährigen Jubiläum seines Engagements bei Deep Purple zu machen. Der vielleicht noch einschneidendere Besetzungswechsel bei Purple war aber wahrscheinlich nicht der Tausch Gillan -> Coverdale, bzw. Glover -> Hughes (unter der MK3 Besetzung) sondern der spätere kurzzeitige Wechsel an den 6 Saiten: in der nur kurzlebigen MK4 Besetzung stieß der noch blutjunge, aber ungemein talentierte Tommy Bolin zur Band. Es entstand mit „Come Taste The Band“ das wohl ungewöhnlichste Album der Band Geschichte. Bevor Bolin den abtrünnigen Blackmore ersetzte, hatte er aber bereits (nach Engagements bei James Gang und Billy Cobham) seine erste Solo Scheibe „Teaser“ eingetütet. Nach seinem Einstieg bei DP wurde dieser Platte natürlich so gut wie keinerlei Werbung von Seiten des Labels bzw. Live-Promo zuteil und das gute Stück wurde zwar veröffentlicht, ging aber sang- und klanglos unter. Da der Ruf der Platte über die Jahre gereift ist wie ein guter Wein und sich die Veröffentlichung nun zum 40 mal jährt, huldigen UDR Records der vergessenen Perle mit einer besonders leckeren Deluxe-Ausgabe: „Teaser (40th Anniversary Vinyl Edition Box Set)“ ist ein fettes Box-Set in dem ein 3fach Vinyl, 2 CDs mit Live-Material sowie ein tolles Farb-Booklet in LP Größe stecken. (Bemerkung am Rande: ein großes Lob und dickes Danke Schön ans Label für die Tatsache, dass uns hier ein echtes Muster zur Verfügung gestellt wurde! Das ist beileibe nicht alltäglich und hat die Besprechung um einiges einfacher und realistischer gemacht!)
Erstmal die trockenen Fakten: die Verpackung des Box Sets ist angenehm stabil und macht mit dem neuen Artwork richtig was her. Hat man das Ganze ausgepackt findet sich im Inneren neben den 3 LPs noch ein gutes Digipack mit einer randvollen Doppel CD („Best Of Live“, mit einigen tollen Aufnahmen aus verschiedenen Sessions), ein super aufgemachtes Artbook im 12″ Format mit ausführlichen Linernotes. So weit, so geil. Jetzt aber mal zum wirklich essentiellen, der Musik. Wer „Teaser“ noch nie gehört hat, hat definitiv etwas verpasst: Die oft in ausgedehnten Jams aufblühenden Songs sind natürlich Geschmacksache und nur für ein recht kleines Zielpublikum wirklich interessant. Wer auf Fusion/Jazz-Rock, psychedelische Spielereien und hypnotische Blues-Rock-Orgien steht, wird mit Songs wie dem flotten Titel-Track, dem ausgedehnten Instrumental „Flyin Fingers“, dem cool swingenden „Crazed Fandango“, der Reggea Nummer „People People“ oder der wunderbaren Ballade „Dreamer“ allerdings eine Vollbedienung erhalten. Im Vergleich zur original CD wurde die Songliste ordentlich aufgepumpt und die ursprüngliche Reihenfolge der Tracks völlig durcheinander gewirbelt. Auf die Gründe hierfür wird im eigentlich recht informativen Begleit-Booklet nicht weiter eingegangen, ebenso wenig inwiefern das Album soundtechnisch neu bearbeitet wurde. Allem Anschein nach wurde das gesamte Material aber unter Aufsicht von Bolins Bruder Johnnie neu abgemischt und neu gemastert. Unterm Strich verteilen sich nun insgesamt 15 Songs auf 6 LP Seiten, bei einer Gesamtspielzeit von fast 2 Stunden! Was die vorliegende Fassung aber letztendlich adelt ist der superbe Klang der schwarzen Dreher, die in einzelnen, individuellen Cover-Hüllen stecken. Die vorbildlich sauberen, flachen und schweren 180g Pressungen bieten einen formidabel runden, warmen und plastischen Klang der das Eintauchen in die wilden Gitarren-Eskapaden zum Genuss macht. Bolins Gitarre scheint regelrecht greifbar im Raum zu stehen, während die Begleitband wunderbar im Raum austariert ist. Wenn man sich vor Augen führt, dass die Aufnahmen 40 Jahre alt sind und dann z.B. die neue Whitesnake Scheibe („The Purple Album“) zum klanglichen Vergleich heranzieht, kommen einem die Tränen. Was heutigen Konsumenten da an neuen Aufnahmen für teures Geld geboten wird spottet jeder Beschreibung.
Wer also grade nicht weiß wohin mit seinem schwer verdienten Geld oder sich lieber anstelle einer Handvoll billig produzierter Homestudio-Platten etwas Hochwertiges zulegen möchte, an dem er auch tatsächlich tiefergehende Freude hat, kann hier bedenkenlos zugreifen. Der Strassenpreis von gut 60 Euronen mag hoch gegriffen sein. Für eine hochwertiges Produkt in einer ebensolchen Aufmachung geht das aber völlig in Ordnung.
WERTUNG: ohne Wertung
Trackliste (Album):
01. The Demon Strikes
02. How Did It Come To This?
03. The Bishop Of Lufford
04. Oblivious To The Night
05. No Chance Encounter
06. Markings On A Parchment
07. The Unquiet Sky
08. What Happened Before
09. Time Runs Out
10. Returning The Curse
11. Unexpected Dawn
12. Traveller Beware
Mario