Band: Toto
Album: XIV
Spielzeit: 56:25 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 20.03.2015
Homepage: www.totoofficial.com
Noch vor 2 Jahren hätte ich mir nicht erträumen lassen noch einmal eine Toto Scheibe mit brandneuem Material hören zu dürfen. Gitarrist Steve Lukather hatte die Band 2008, als alleinig verbliebenes Originalmitglied mit dem ihm eigenen öffentlichen TammTamm ad acta gelegt. So richtig traurig wird wohl kein Fan gewesen sein, denn was da unter dem Toto Banner durch die (immer noch großen, gut besuchten) Konzertsäle tourte und ein Album wie „Falling In Between“ eingespielt hatte, war denkbar weit von den alten Helden entfernt. Umso erfreulicher dann die Rolle rückwärts 2010, als Toto sich in beinahe-Originalbesetzung wieder zusammenfanden und die Bühnen der Welt erneut bespielten. Das letztjährige Live-Album „Live in Poland“ zeigte eine Band die vor Spielfreude nur so strotzte und die Gitarre endlich wieder zwischen die Keyboards und Synthies von David Paich und .. Porcaro ein zäumte. Seitdem hat sich das Besetzungskarussell wieder gedreht – der langjährige Schlagzeuger Simon Phillips hat den Hocker frei gemacht auf dem nun die Koryphäe Keith Carlock (u.a. Steely Dan, John Mayer, Sting) Platz genommen hat. Und als i-Tüpfelchen kam dann noch die Nachricht rein, dass Original-Bassist David Hungate während den Aufnahmen zu „XIV“ wieder zur Band gestoßen ist. Nach dem (zumindest soundtechnisch) arg durchschnittlichen letzten Studioalbum (Falling In Between, 2006) wurde die Aufsicht im Studio nun in die Hände von CJ Vanston gelegt (u.a. Richard Marx, Joe Cocker), der „XIV“ einen transparenten, dynamischen und gleichzeitig vielschichtigen, voluminösen Klang verpasst hat.
Ob man vollmundig von einem Album der Klasse „Toto V“ sprechen kann, wie es im Promosprech suggeriert wird, sei mal dahingestellt. Songs wie der an Lukather‘s Nebenprojekt Los Lobotomys einnernde „21st Century Blues“, der grandiose Opener „Running Out Of Time“ oder der wunderbare Ohrwurm „Orphan“ offenbaren aber wieder einmal das Ungewöhnliche, dass diese Band schon immer ausmachte und wohl auch diesmal wieder die ewigen Kritiker zu abfälligen Anmerkungen provozieren wird: über alle Zweifel erhabenes handwerkliches Können, perfekt durchdachte Arrangements und ein Songwriting, das der Konkurrenz immer einen Schritt voraus ist. „XIV“ vereint all die Zutaten, für die TOTO schon immer bekannt waren in einem perfekt ausgewogenen Mischungsverhältnis: Bombastischer AOR („Burn“), fragile Soft-Pop-Nummern („The Little Things“), smoother Westcoast Sound („Chinatown“), Led Zeppelin Akustik-Riffing („Unknown Soldier“) und die typischen Prog-Einschübe in „Great Expectations“. Es ist einfach eine Freude zu hören mit welcher Selbstverständlichkeit die alten Hasen Ihre Routine in formvollendete Songs und Melodien münden lassen ohne dabei in Selbstbeweihräucherung zu verfallen. Joseph Williams ist stimmlich bestens aufgestellt und gibt richtig Vollgas, Keith Carlock groovt wie die Hölle, Steve Lukather glänzt mit vorbildlich songdienlichem Spiel und exquisiten Gitarrensounds und das Tastenteam aus David Paich und Steve Porcaro verleiht dem Toto Sound endlich wieder das gewisse Etwas, dass auf den letzten Veröffentlichungen gefehlt hat.
Ich bin seit über 20 Jahren ein unbelehrbarer TOTO Fan. Seit „Kingdom Of Desire“ hat mich aber keine neue Scheibe der Band so gefesselt wie „XIV“. Wenn dies das letzte Studio-Werk der Truppe ist, kann ich damit gut leben, denn mit „Falling In Between“ hatten Luke & Co. noch einige offene Rechnungen hinterlassen. Kurz: mit „XIV“ legen TOTO eines ihrer stärksten Alben überhaupt vor, das von vorne bis hinten wie aus einem Guss klingt. Es fehlen vielleicht die Über-Hits die Alben wie „IV“ oder „The Seventh One“ zu Mega-Sellern machten. Nicht zuletzt dank der Gastbeiträge von Michael McDonald oder Tal Wilkenfeld ist „XIV“ aber zu einem feuchten Traum für jeden TOTO Fan geworden. Für mich bereits jetzt eines der, wenn nicht das, Highlight des Jahres.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Running Out Of Time
02. Burn
03. Holy War
04. 21st Century Blues
05. Orphan
06. Unknown Soldier
07. The Little Things
08. Chinatown
09. All The Tears
10. Fortune
11. Great Expectations
Mario
Kann ich nur zustimmen…