Band: U.D.O.
Album: Game Over
Spielzeit: 68:50 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.facebook.com/udoonline
Vielleicht gibt es eine Gleichung in der Art von “Innovation x Tradition x X” (auch wenn es diese wohl nicht ist), bei der, sagen wir, der Wert 100 rauskommen muss, damit ein Album verlässlich gut ist. X würde dabei für die generelle Geilheit der Band und ihres Sounds stehen, und je höher X ist, desto geringer kann der Wert für Innovation ausfallen, sollte aber nie unter einen gewissen Minimalwert sinken. Bei U.D.O. ist X verdammt hoch, was bedeutet, dass der Panzerfahrer unseres Vertrauens nur wenig darüber nachdenken muss, wie er seinen Stil revolutionieren kann, wenn er an einem neuen Album sitzt. Macht er auch nicht, wie er auf “Game Over” unter Beweis stellt, seinem 18. Soloalbum.
Eine der Änderungen liegt in der Produktion, die zweifelsohne knallt, bei der man aber die Vocals minimal hoch und die Gitarren minimal runter hätte drehen können. Aber nicht so schlimm, die Riffs wollen ja schließlich (zurecht) auch gehört werden.
Und was soll man sagen? “Game Over” ist einmal mehr genau das, was man als U.D.O./ACCEPT-Fan gerne möchte: wunderbare Riffarbeit, der druckvolle Mix aus Hard Rock und 80es Heavy Metal teutonischer Art, Midtempo in allen Unterkategorien und auch eine Dosis schnellerer Kram, fette Backing Vocals, Udos Lead Vocals in all ihren bekannten Facetten, hymnische Parts, Gangshouts, biestige Songtitel-Refrains, Strophen mit reduzierter Gitarrenpräsenz, eine schöne Ballade und, und, und.
Nun muss man anmerken, dass “Game Over” stolze 68 Minuten lang ist, und somit auf Dauer Gefahr läuft, dass der Innovationswert unter ein kritisches Minimum fällt. Das passiert auch sporadisch, vor allem gegen Ende der Platte, wenn bei Songs wie “Thunder Road” und “Speed Seeker” die Luft ein wenig raus zu sein scheint. Und bei “Midnight Stranger” mag sich der ein oder andere fragen, ob er denn auch movet. Auch sonst kennt man die ein oder andere Stelle auch irgendwie aus vergangenen Releases mit Udo, aber insgesamt ist das keineswegs gravierend. Denn über weite Teile vermag Udo auch dieses Mal seine Trademarks nicht nur souverän zusammenzufügen, sondern dies auch interessant und einfach arschcool zu tun, hinsichtlich von Riffs und Melodien immer noch Neues zu liefern, das perfekt in seinen Stil passt und den einzelnen Songs auch individuellen Charakter zu verleihen. Mehr will man von U.D.O. nicht, als dass sein Sound klassisch umgesetzt und kompositorisch 70% traditionell und 30% innovativ ist, ohne erzwungene Modernisierungen auf Kosten des U.D.O./ACCEPT-Feelings. Und das macht “Game Over” über zumindest 50 Minuten (also über eine normale Albumlänge hinweg) einfach bestens. Ohne Schnörkel, ohne sich zu verkünsteln, ohne Langeweile und in seiner unrevolutionären Art doch immer noch frisch und absolut entertainend.
Fazit:
(Notiz an mich: dieses Fazit für die nächsten Alben von U.D.O. als Vorlage benutzen; wird vermutlich immer akurat bleiben) Alles drin, was man sich als Udo-Fan wünscht, ansprechend aufbereitet mit dem richtigen Maß an unverbrauchten Songwriting-Ideen. Vielleicht hätte man auf drei der weniger herausragenden Songs verzichten können – 50 Minuten wären auch noch eine gute Spieldauer. Doch abgesehen davon: So und nicht anders muss ein U.D.O-Album aussehen und das Metal Heart pumpt nach all den Jahren noch so geschmeidig wie eh und je!
Anspieltipps:
“Empty Eyes”, “Unbroken”, “Time Control” und “I See Red”
WERTUNG:
Trackliste:
01. Fear Detector
02. Holy Invaders
03. Prophecy
04. Empty Eyes
05. I See Red
06. Metal Never Dies
07. Kids And Guns
08. Like A Beast
09. Don’t Wanna Say Goodbye
10. Unbroken
11. Marching Tank
12. Thunder Road
13. Midnight Stranger
14. Speed Seeker
15. Time Control
16. Metal Damnation
Jannis