Band: Van Halen
Album: Tokyo Dome In Concert
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Warner Bros.
Veröffentlichung: 27.03.2015
Homepage: www.van-halen.com
Die VAN HALEN Brüder haben ja einiges an Erfahrung in Sachen Geschichtsfälschung (siehe die unrühmliche Episode als man den ehemaligen Bassisten Michael Anthony aus allen LP Covern auf der Homepage retuschierte). Und auch was das Thema Verdrängung angeht sind die beiden ganz vorne mit dabei. So verwundert es wenig, dass auf dem vorliegenden Live Album ausschließlich Songs vertreten sind, die in Ihren Studioversionen mit dem Ur- und nun wieder aktuellen Frontturner David Lee Roth eingespielt wurden. Die Alben mit Sammy Hagar werden völlig außen vorgelassen (das mit Gary Cherone glücklicherweise ebenfalls). „Tokyo Dome In Concert“ dann großspurig als das erste VAN HALEN Live Album („mit David Lee Roth“ als minimal Fußnote) anzupreisen zeigt daher schon wo’s lang geht.
In der Tat muss sich „Tokyo Dome In Concert“ an dem gar nicht mal üblen „Right Here, Right Now“ aus dem Jahr 1993 messen lassen. Die Songauswahl zwischen beiden Scheiben ist unter den genannten Vorzeichen natürlich grundlegend anders, was für Fans schon mal ein deutlicher Kaufanreiz sein sollte. Neben den obligatorischen Hits wie „Jump“, „Dance The Night Away“, „Mean Streets“, „Panama“, „I’ll Wait“ und „Unchained“ gibt es eher selten gehörte Perlen wie „I’m The One“ oder „Women In Love“ sowie Songs vom letzten, okayen Album zu hören („Tattoo“, „Chinatown“). Die Songauswahl ist natürlich immer ein Diskussionspunkt – Fans der DLR Ära werden bei „Tokyo Dome In Concert“ allerdings voll auf Ihre Kosten kommen. Man mag nun darüber leidenschaftlich diskutieren ob es löblich war die Aufnahmen so rau zu belassen wie sie waren oder ob es nicht doch eine gute Idee gewesen wäre die ein oder andere Stelle etwas zu polieren. David Lee Roth jedenfalls klingt über weite Strecken des Konzerts nahe an, bzw. deutlich über seiner Grenze angelangt und krächzt bzw. hechelt sich durch die Texte dass es einem manchmal leidtun kann. Der Paradiesvogel hat seine stimmlichen Glanzzeiten augenscheinlich lange hinter sich gelassen. Dem gegenüber steht Eddie Van Halen, der deutlich besser in Form ist als in den letzten Jahren. Sein Sound schafft den schweren Spagat zwischen Vintage und modern und sein Spiel ist so genial wie in den guten alten Zeiten. Außerdem scheppert die Gitarre ganz schön ordentlich aus den Boxen – für Fans des Gitarrengenies ein Fest. Sein Spross Wolfgang Van Halen macht seinen Job am Bass mehr als ordentlich – dennoch ist es schade, dass der langjährige Bassist Anthony seinen Platz räumen musste. Sein Spiel und seine Backingvocals waren ein integraler Bestandteil des VAN HALEN Sounds den die Band zwar weitestgehend kompensieren, aber nicht wirklich ersetzen konnte.
„Tokyo Dome In Concert“ bietet Licht und Schatten – der Sound, bzw. die rohe Produktion der Scheibe lässt ein wenig zu wünschen übrig. Auf der Habenseite stehen dahingegen ein spielerisch glänzend aufgelegtes Instrumentalensemble und eine interessante Songauswahl. Als Video hätte das Package allerdings deutlich mehr Appeal – denn DLR war seinem Nemesis Sammy Hagar vor allem als Performer immer deutlich überlegen. Als Sänger konnte er ihm nie das Wasser reichen, was auf der vorliegenden Konserve leider mehr als deutlich wird. Für Fans der Band aber ein deutlicher Pflichtkauf.
WERTUNG: ohne Wertung
Trackliste:
01. Unchained
02. Runnin‘ With The Devil
03. She’s The Woman
04. I’m The One
05. Tattoo
06. Everybody Wants Some!!
07. Somebody Get Me A Doctor
08. China Town
09. Hear About It Later
10. (Oh) Pretty Woman
11. Me & You (Drum Solo)
12. You Really Got Me
13. Dance The Night Away
14. I’ll Wait
15. Cradle Will Rock
16. Hot For Teacher
17. Women In Love
18. Romeo Delight
19. Mean Street
20. Beautiful Girls
21. Ice Cream Man
22. Panama
23. Eruption (Guitar Solo)
24. Ain’t Talkin‘ ‚Bout Love
25. Jump
Mario