01. Crowdpiercer
02. Walk With Me Through Fire
03. Act/Live/Resolve
04. The Crossing
05. Voyage In Suffering
06. Black Elation
07. As Though The Dead Are Here
08. A Hint Of Solace
Spielzeit: 47:53 min – Genre: Power Metal – Label: El Puerto Records – VÖ: 31.03.2023 – Page: www.facebook.com/vanishmetal
Ich hoffe, es animiert Euch zum Weiterlesen, VANISH die Rezension mit einem schlechten Wortwitz beginne. Ich habe bislang erfolgreich vermieden, über das Stuttgarter Quintett zu stolpern, trotz der Tour mit RAGE 2020 – und trotz der Tatsache, dass die Band seit über 20 Jahren existiert. Dann hab ich die Rezension ihres vierten Longplayers „A Hint Of Solace“ übernommen, vergessen, was das eigentlich war und angesichts des Namens was in die Richtung Modern Alternative Rock erwartet.
Nuuuuuuuun. Modern kann man das in Teilen schon nennen, was die Truppe auf dem Album so macht. Die Synth-Arbeit und einige Rhythmus-Entscheidungen sind dafür verantwortlich, doch während diese Sachen zum Teil besagt modern ausfallen, erwartet den überraschten Redakteur an anderer Stelle eine klassische E-Orgel oder ein authentisches 90er-Prog-Rock-Synth. Das ist nicht beliebig unter der Musik verteilt sondern sinnvoll angewendet, und es veredelt acht Songs, die modern und oldschool, Heavy, Power und Prog gleichzeitig anmuten und eine erstaunlich gut funktionierende Stil-Mischung ergeben. Dass die so gut funktioniert, liegt zuerst einmal an den Beteiligten: an der schön rauen Power-Metal-Stimme von Bastian Rose, der gelegentlich durch unklare Vocals von Ben Galster unterstützt wird, aber lange nicht so oft, als dass letztere den Stil von VANISH entscheidend definieren würden, und der starken Instrumentalfraktion. Es liegt aber auch am Grundfeeling des Albums, das insgesamt tendenziell positiv und hoffnungsvoll klingt, sich seine Dur-Wendungen und Emotionen gönnt, ohne dabei in Power-Metal-Kitsch-Gefilde abzudriften oder auch nur die klassischen „positiven“ Wendungen des Genres zu bemühen (man höre zur Bestätigung dessen „Walk With Me Through Fire“).
Und wie gesagt, auch nur tendenziell. Düstere Parts und Härte sind ebenso präsent, nur dominieren sie nicht das Gefühl, das man über das Album hinweg von ihm letztendlich entwickelt.
Einflüsse sind dabei zahlreich, von einzelnen Songs wie „Act/Live/Resolve“ mit leichten RAGE-Merkmalen bis hin zum gelungenen frühe-HAKEN-Modus in Teilen der Power-Ballade „The Crossing“ (Für die Nicht-Französisch-Sprechenden: Das ist ein Frühstücksgebäck in Hörnchenform) und des wunderbaren ü-12-Minüters „ As Though The Dead Are Here“ mit seinem absolut Endtrack-würdigen Aufbau und Ende. Und praktisch die komplette Platte wächst über die ersten Hördurchgänge, abseits vielleicht die ein zwei Songs, mit denen man persönlich weniger warm wird. Musikalisch wie kompositorisch hab ich eigentlich echt nix zu meckern an „A Hint Of Solace“.
Nur: So stabil die Produktion im Großen und Ganzen ist, gibt es doch einige Songs, bei denen die Vocals und die kleinen Wischgeräusche beim schnellen Wechsel des Tons auf der Gitarrensaite (Ihr wisst, was ich meine) ein paar echt unangenehme Höhen innehaben, die beim Hören mit Kopfhörern dazu nötigen, den Song leiser zu hören, als man es als lärmophiler Metaller begrüßt. Das trifft gefühlt nicht auf alle, aber doch auf einige Songs zu und, muss man leider sagen, stört.
Fazit:
Aber weil „A Hint Of Solace“ mal wieder eines der Alben ist, das weitgehend unter dem Radar bleiben wird, obwohl eine große Menge Metalfans damit eine große Menge Spaß haben könnte, bewerten wir das Album einfach in der Boxen-Version. Und dann ist es schlicht ein mitreißender Ritt durch viele Dinge, die guten Power Metal ausmachen, und der es verdient, gehört zu werden.
Anspieltipps:
„Walk With Me Through Fire“, „The Crossing“, „Voyage In Suffering“ und „ As Though The Dead Are Here“
Jannis