01. Promised Paradise
02. Distance
03. Purpose
04. Confusion Reactor
05. The Singularity
06. Shape Of Life
07. DKE
08. Face The Rain
Spielzeit: 63:01 min – Genre: Progressive Metal – Label: Uprising Records – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.facebook.com/vicinityband
Man muss sich ja wirklich fragen, wie die Köpfe von Progressive-Metal-Musikern funktionieren, die alle paar Takte die Taktart wechseln, Zehn-Minuten-Songs rausbringen, die aus zehn unterschiedlichen Parts bestehen, und das dann noch live spielen können. VICINITY sind eine dieser Bands. Die Norweger gibt es seit 2006, jetzt steht mit „VIII“ ihr – Ihr erratet es nicht – drittes Album in den Startlöchern, und ab Minute eins ist klar: Da beherrscht jemand sein Handwerk.
„VIII“ ist gut produzierter Progressive Metal der (nicht zu) aktuellen Schule aus dem Lehrbuch. Schöne klare Vocals von Erling Malm, unnachvollziehbare Taktarbeit, edle und oftmals toll klassische Synthesizersounds, denen man angemessen Raum gibt. Dazu kommt eine Instrumentalfraktion, die aus Vollprofis besteht, Songs zwischen fünf und 13 Minuten und eine Gesamtlänge von knapp über 60 Minuten. Kompositorisch gibt es eine gute Mischung aus den „härteren“ Parts, die man von Alben von Bands wie THRESHOLD so erwartet, und ruhigeren Momenten, getragene Melodien mit Prototyp-Prog-Harmoniewendungen und eine angenehme Menge an positiv-durigeren Parts.
Kurz: „VIII“ macht handwerklich absolut gar nichts falsch und veranlasst zu beeindruckter Anerkennung.
Ein negativer Beigeschmack lässt sich dennoch nicht vermeiden. Die Platte ist eine von denen, deren höchstes der Gefühle technisch anspruchsvolles Abgehen ist, und darauf will dann auch jeder Song hinaus. Bestes Beispiel: „Shape Of Life“. Sehr schöne Ballade mit ordentlich Klavier, ruhig, emotional, und dann gibt man dem Drummer dreihundertachtundzwanzig Espressi und lässt ihn seinen Part aufnehmen. Und damit ist der balladige Charakter, der den Track von den anderen abgehoben hätte, dann eben auch dahin (was in der zweiten Hälfte eh der Fall ist, wenn die Balladigkeit dann verworfen wird). VICINITY lassen sich kaum Zeit, wirkliche Atmosphäre zu erschaffen, dabei darf gerade bei einem Progalbum mit überdurchschnittlich langen Songs ein Part abseits von Schema F auch gerne mal zwei, drei Minuten dauern.
Damit fehlt den Songs auf dem Album ein wenig ihre eigene Identität, da sie sich durchweg in die gleiche Richtung bewegen und ihre besonderen Parts durch eine „keine Sorge, gleich geht’s wieder ab“-Mentalität neutralisieren.
Schlecht ist „VIII“ damit keineswegs, dafür steckt zu viel gut eingesetztes Talent hinter der ganzen Sache, dafür fühlt es sich viel zu rund an. Aber während andere Progressive-Metal-Alben eine spannende Reise voller Überraschungen sind, ist „VIII“ eher die Autobahn, die in drei coolen Mustern angemalt wurde, die sich alle 1000 Meter abwechseln: Es macht Spaß, darauf zu fahren, aber man weiß halt auch genau, wie die Reise weitergehen wird.
Fazit:
Handwerklich top und nach allen Regeln der Kunst hat „VIII“ nicht ganz den Mut, seinen Songs eigenständigen Charakter zu geben. Für Fans von technisch ausgefeiltem melodischen Progressive Metal gibt es nichtsdestotrotz einiges zu hören, und eine Chance darf man der Platte gefahrlos geben!
Anspieltipps:
„Confusion Reactor“, „Promised Paradise“ und „Purpose“
Jannis
Mensch Jannis,
endlich ist das Teil raus, was hab ich rumgeschmachtet und war neugierig, was soll ich sagen – ich sitze hier glücküberströmt im Hörkeller und baller mir das Dingen in Live Lautstärke auf die Lauschmuskeln.
Das ist ganz genau meine Baustelle:) Für mich wäre das ein glatter 10/10 wenn mir nicht so vieles schon bekannt vorkäme, wo ich meine fast 1:1 schon bei Dream Theater, Redemption oder Fates Warning gehört zu haben.
Wer ja fürchterlich einen raushaut ist der drummer, dem müssen doch hinterher Hände und Füße abgefallen sein:)
Portnoysche Ausmaße!
Das ist so Mucke und Breitwandsound, woah schier zum Sterben gut, auch wenns das so ähnlich schon gibt – zumal der Sound ist hier ein Brett ohne Ende
Der Sänger hat auch richtig was auf dem Kasten – was will man mehr.
Für mich ein Megaalbum fahr ich voll drauf ab!
Ist das episch!
Geil geil geil !
Hahaaaa, so muss man sich bei einem neuen Album doch fühlen. 😀 Genieß es! 🙂