Band: White Widdow
Album: Victory
Spielzeit: 41:03 min.
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 19.10.2018
Homepage: www.facebook.com/whitewiddowaor
Keine Frage: Die fünf Australier von WHITE WIDDOW haben den großen Sprung in die hungrigen Ohren von AOR-Fans weltweit geschafft. Obwohl die in Melbourne geründete Truppe erst seit zehn Jahren besteht, hat man sich mit bislang vier, “Victory” eingerechnet fünf, Alben einen ansehnlichen Namen erspielt. Prognose: Tendenz steigend.
Was sich über die zehn Tracks und knapp über 40 Minuten Spieldauer von “Victory” abspielt, ist AOR ganz im Sinne der Klassiker des Genres. Auf großartige Modernisierung wurde verzichtet zugunsten eines authentischen 80er-Feelings, das WHITE WIDDOW niemand mit einigermaßen funktionsfähigem Gehör und zumindest ansatzweise gegebener Zurechnungsfähigkeit absprechen kann. Mit relativ guter Produktion (Die Snare hätte mehr knallen dürfen und ein paar Höhen weniger wären auch nicht übel gewesen), einer bestens passenden stimmlichen Leistung von Jules Millis und einer stabilen Instrumentalarbeit feiern die Melbourner die güldenen Achtziger – und zwar tatsächlich äußerst authentisch. Die massiven Saw-Synths machen’s, die Melodieführungen der meist im Midtempo gehaltenen Tracks, die Texte eh.
Der komplette Victory ist die Platte dennoch leider nicht. Zwar gibt es subjektiv betrachtet keinen Totalausfall, doch agiert “Victory” dabei durchgängig auf einem stabilen 7,5/10-Niveau. Denn so original die einzelnen Tracks auch wirken, so setzen sie doch nahezu alle auf das selbe Grundkonzept, zu 90% auf das selbe Synthesizer (Freunde, man kann bei den Dingern generell mehrere Sounds auswählen) und verdammt ähnliche Melodien. Klar gibt es Variationen, beispielsweise bei “Reach Up”, dem Song, der auf “Victory” dank seiner Drumarrangements am ehesten aus der Reihe fällt. Auch die Härte variiert: Von der gefühlvollen Ballade (“Anything”) über das ruhige und melancholische “Second Hand Heart” und das schlageresk-coole “Dance In The Moonlight” bis hin zum ganz ganz klassischen Titeltrack ist alles vorhanden – aber einfach ein wenig einfallsloser als bei vorherigen Alben, zum Beispiel dem starken “Crossfire”. Es entsteht leider das Gefühl, dass “Victory” eben die Genre-Fan-Bedienung ist, die nach Lehrbuch recht unkompliziert zu erschaffen ist.
Das macht “Victory” nicht zu einem schlechten Album. Im Gegenteil, Freunde der großen Vorbilder von WHITE WIDDOW werden an der Scheibe durchaus ihren Spaß haben. Es bleibt lediglich das ungute Gefühl, dass diese Band, wie sie auf vorangegangenen Veröffentlichungen gezeigt hat, eigentlich mehr auf dem Kasten hat und durchaus imstande wäre, ein abwechslungsreicheres Album zu produzieren, ohne dabei dem von ihnen auserkorenen Genre den Rücken kehren zu müssen.
Anspieltipps:
“Reach Up”, “Second Hand Heart” und “Danced In The Moonlight”
Fazit:
“Victory” ist ein gekonnt gemachtes AOR-Album, das unter Genrefans sicher auf positive Resonanz stoßen wird. Dicke Keyboards, ein paar Ohrwurmmelodien viel Midtempo, viel Harmonie – alles was fehlt ist ein wenig mehr Mut, von den Stil-Schemata auch nur ein klein wenig abzuweichen. So wie die Platte letztendlich klingt, ist sie einfach ein wenig zu sehr auf Sicherheit konzipiert. Das vermeidet schlechte Tracks, aber eben auch wirklich herausragende.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Victory
02. Fight For Love
03. Second Hand Heart
04. Late Night Liason
05. Danced In The Moonlight
06. Love And Hate
07. Reach Up
08. Anything
09. America
10. Run And Hide
Jannis