Band: Whitesnake
Album: Flesh & Blood
Spielzeit: 59.25 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 10.05.2019
Homepage: https://whitesnake.com
Lassen wir einmal das „Purple Album“ außen vor, liegt nach langen acht Jahren mit „Flesh & Blood“ das von vielen Fans sehnsüchtig erwartete zwölfte Studioalbum der weißen Schlange im Ausgabegerät.
Nach dem Ausstieg Brian Tichys und dem auf „Forevermore“ noch hauptverantwortlichen Gitarristen Doug Aldrich, geben mit Altmeister Aldridge am Schlagzeug und dem Neuen an der Klampfe, Joel Hoekstra, zwei entscheidende Neuzugänge ihre Arbeitsbescheinigung ab und es sei vorweggenommen, das machen sie in beeindruckender Manier. Wobei man eigentlich auch Reb Beach als weiteren Neuzugang sehen darf, hat der Chef ihm doch einen wesentlich größeren Verantwortungsbereich beim Songwriting zugesprochen, und der aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsste zahlt es mit brillant verknüpften Noten eindrucksvoll zurück.
Das sich WHITESNAKE nach dieser Pause nicht komplett neu erfinden würden, stand außer Frage, trotzdem durfte man gespannt sein, welchen musikalischen Anstrich David Coverdale seinem Vehikel verpassen würde. Traditioneller, knackiger mit viel Blues durchzogener Hardrock, wie es der stark verehrte Klassiker „Slide it in“ zum Besten gab, oder doch eher die etwas mainstreamigere, erfolgversprechendere „1987“ Variante? Vielleicht auch die etwas moderner klingende Ausgabe von „Slip of the tongue“ ? Coverdale und seine Mannen haben sich nicht mit weniger als einfach allem zufriedengegeben, „Flesh & Blood“ ist die perfekte Schnittmenge aus vergangenen Tagen.
Bezeichnenderweise wird der Vorhang mit „Good to see you again“ und „Gonna be alright“ aufgezogen und der Hardrock Fünfer zeigt keine Anlaufschwierigkeiten, offenbart direkt, was in ihm steckt. Gradlinig und sehr druckvoll geht es gleich von Anfang an zur Sache. Coverdales unverwechselbare Stimme ist nicht nur dermaßen Song prägend, dass er Michael Jackson „Beat It“ singen könnte, es würde nach Whitesnake klingen, nein, er weiß auch ganz genau, was er sich zutrauen kann, oder besser lassen sollte. Überraschend unverbraucht und frisch drückt er den weiterhin klischeehaften Texten seiner Songs den Stempel auf. Das vorweg ins Haifischbecken geworfenen „Shut up & kiss me„ brilliert durch sein ebenso einfaches wie geniales Gitarrenriff. Dem Ganzen wird noch ein passender Mitgöhlrefrain verpasst und fertig ist ein dreieinhalbminütiges Hardrock Kleinod. Ein wenig Schema F, aber extrem spassbringend. „Hey you“ schlägt in die gleiche Kerbe und macht nichts anderes, als in der Klammer steht (You make me rock). Nicht ganz überspringen kann der Funke bei „Always&Forever“, einem der wenigen schwächeren Momente des Albums. Auch im Titeltrack des Albums treibt der mittlerweile 67-jährige Bandleader mit einer unbeschreiblichen Power durchs Geschehen, wie es sicherlich die wenigsten noch für möglich gehalten hätten. Etwas ruhiger und getragener geht es in einem weiteren Highlight des Albums zu Werke. „Heart of Stone“ besitzt das typische Whitesnake Feeling, zeigt aber den Facettenreichtum der Band. Ein beeindruckendes Beispiel für einfach gutes Songwriting. Eine akustisch gehaltene Pause vom Griffbrettgewitter bietet das dezente, aber nicht weniger die Gehörgänge streichelnde „After All“ bevor das orientalisch, monumentale „Sands of Time“, welches eigentlich auf einem zweiten Coverdale/Page Album zu Ehren kommen sollte, zum krönenden Abschluss avanciert. Erwähnenswert auch die nicht zu unterschätzende Keyboardarbeit von Luppi, er ist nie vordergründig, sorgt aber für einen satten vollen Sound und bereitet das Spielfeld für die beiden Sechssaiter.
Man merkt der Band zu jedem Zeitpunkt des Albums an, dass sie zurecht mehr als zufriedenen ist, mit dem geschriebenen und darzubietenden Material. Whitesnake nehmen das Beste aus allen Jahrzehnten ihrer Karriere und dieses Gemenge klingt beeindruckend frisch und zeitgemäß.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Good To See You Again
02. Gonna Be Alright
03. Shut up & Kiss Me
04. Hey You ( You Make Me Rock)
05. Always & Forever
06. When I Think Of You ( Color Me Blue)
07. Trouble is Your Middle Name
08. Flesh & Blood
09. Well I Never
10. Heart Of Stone
11. Get Up
12. After All
13. Sands Of Time
Link zu “Shut up & kiss me :
Rüdiger König