Band: Windsor Drive
Album: Windsor Drive
Spielzeit: 43:41 min
Stilrichtung: Pop Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 27.03.2015
Homepage: www.facebook.com/windsordrive
Laut Wikipedia sind WINDSOR DRIVE eine „Indie-Rock Band“ aus Wisconsin in den USA. Über die Stil-Verortung kann man allerdings diskutieren. Die Jungs haben tatsächlich einen Gitarristen in ihren Reihen, der spielt sogar ab und an ein Solo – all das hatten Tears For Fears auch, aber auf die Idee das Ganze unter Rock zu kategorisieren wäre dennoch niemand gekommen. Was das junge Quartett auf dem selbstbetitelten Debüt abliefert ist völlig keimfreier, bis in die letzte Ecke glattgebügelter Pop. So richtig POP. Die beste Beschreibung die mir zu WINDSOR DRIVE einfällt ist „Keane mit Gitarren“ – allerdings ohne jeglichen Enthusiasmus in der Stimme oder den bei wirklich großen Bands immer greifbaren Weltschmerz. Empire Of The Sun kommen einem hier und da ebenfalls in den Sinn und das macht die Sache auch nicht besser. Wer neben all dem ach-so-wichtigen ultratrven dicke-Hose Metal, pseudo-wichtigem Nerd Prog und bis zum letzten Patch authentischen Retro Spandex auch mal Gefallen an sinnbefreitem Popcorn-Sound hat, der dürfte mit WINDSOR DRIVE allerdings ein paar vergnügliche Stunden verleben.
Mit Vollwertkost oder ernstzunehmendem musikalischen Handwerk hat die Chose selbstverständlich nichts am Hut. Ebenso wenig mit hartem Rock im weitesten Sinne. Dass WINDSOR DRIVE unter AOR abgeheftet werden grenzt an sich schon an Kabarett. Aber gut, eine Handvoll kompetent eingetüteter Pop Songs kriegt man geliefert, für die sonnige Sonntagstour, die entspannte Fahrtstuhlfahrt zum 50. Stock oder das Warten an der Käsetheke ist man da bestens gerüstet. Die 11 Songs auf „Windsor Drive“ (produziert von John Fields (Parachute, Switchfoot) und Bleu (Boys Like Girls, Air Traffic Controller)) tun niemandem weh, flutschen leicht bekömmlich vorbei und können, wenn schon kein bleibender Eindruck bleibt, doch durch einen gewissen Schönklang gefallen. Allerdings ist die Musik, selbst für AOR und seichtere Pop-Rock Verhältnisse, unverhältnismäßig kantenlos in Szene gesetzt. Keine Emotion und null Energie sind übriggeblieben, so dass die Scheibe so glatt wie eine polierte Billardkugel daherkommt. Songs wie „Going Under”, “Sleepwalking” oder “ Wish Me Well” haben durchaus gelungene Melodien zu bieten. Der furchtbare Schmusekurs, den die Jungs hier wohl bewusst fahren, lässt das ganze allerdings in die völlige Belanglosigkeit abdriften.
Wie man eine brauchbare Basis (potente Songs, halbwegs talentierte Musiker, ein erfahrenes Produktionsteam) nicht verwerten sollte zeigen WINDSOR DRIVE auf Ihrem Debüt eindrucksvoll. Die Band schöpft Ihre Inspiration tief aus dem Britpop Brunnen, kommt dabei leider wenig authentisch rüber. Zuckersüß produzierter Mainstream-Radio-Stoff mit äußerst geringer Halbwertszeit. Ich habe keine Ahnung ob sowas in den USA funktioniert, in Europa dürfte sich das Interesse in Grenzen halten.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Going Under
02. Sleepwalking
03. Bridges
04. Under The Weather
05. Wish Me Well
06. Skin To Skin
07. In Dreams
08. Wide Eyed At Midnight
09. Fall
10. Everything I Have
11. Chasing Shores
Mario